Читать книгу Praxisbuch Naturfotografie durchs ganze Jahr - Daan Schoonhoven - Страница 51
Naturphänomen im Februar 2.2Schneelandschaften
ОглавлениеBob Luijks
Erst bei Schnee und Eis ist das Wintergefühl vollständig. Leider fehlt es in den niedrigen Lagen der Niederlande und Belgiens ziemlich häufig an Schnee. Zum Glück liegt das Hohe Venn »um die Ecke«. Mit einer Höhe von beinahe 700 Metern gibt es hier jeden Winter einige Wochen lang Schnee – regelmäßig mit einer Dicke von vielen Dezimetern!
Schnee hat etwas Magisches, und sei es nur deshalb, weil wir hier so wenig davon haben. Alle störenden Elemente verschwinden aus dem Bild, übrig bleiben Ruhe und Einfachheit. Im Einfachen liegt auch sofort die größte Herausforderung – es lauert Langeweile. Je weißer, desto lieber haben wir es oft. Es muss aber schon so etwas wie ein Motiv übrigbleiben. Suchen Sie deshalb im Schnee nach interessanten Windmustern, nach Vegetation oder Wasser, die dem Auge im Vordergrund einen »Landeplatz« bieten oder es durch das Foto führen können. Ein markanter Baum im Hintergrund erledigt den Rest.
Schnee ist weiß, während jede Kamera in Richtung Grau strebt. Deshalb muss man kompensieren (überbelichten), damit der Schnee wirklich weiß bleibt. Wie viel man überbelichten muss, ist in hohem Maße vom Wetter und von der Menge an Weiß im Bild abhängig. Peilen Sie im Allgemeinem mindestens + 1 Belichtungsstufe an, behalten Sie dabei aber immer das Histogramm im Auge. In einem überbelichteten Foto sind im Weiß keine Details mehr sichtbar.
Auch mit dem Weißabgleich hat die Kamera in einer beschneiten Landschaft ihre Mühe: Der Schnee wird sehr schnell blau. Stellen Sie beim Weißabgleich »bewölkt« ein oder korrigieren Sie hinterher, wenn Sie im RAW-Format fotografieren. Es ist im Übrigen ein Märchen, dass Schnee immer weiß ist, denn Schnee reflektiert einfach das Licht. Bei blauem Himmel ohne direkte Sonneneinstrahlung fungiert genau dieser blaue Himmel als primäre Lichtquelle (blaue Lampe) – mit blauem Schnee als Folge. Das Gleiche gilt für orange- oder rosafarbigen Schnee bei einem farbintensiven Sonnenauf- oder -untergang.
Das Fotografieren bei Schneefall liefert ein grafisches Bild. Benutzen Sie ein Teleobjektiv, um die kräftigsten Elemente in der Landschaft heranzoomen zu können. | Nederweert | Bob Luijks | Canon EOS 5D III mit Canon 70–200 mm 1:2,8L bei 160 mm, 1/250 s, Blende 4,5, ISO 800
Viele Menschen ziehen los, sobald eine schöne Schicht Schnee liegt, und am liebsten noch bei freundlichem Sonnenschein. Doch obwohl so fröhliche Fotos entstehen, passen Schnee und Sonne nicht gut zusammen. Selbst bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt taut der Schnee schon bald von den Zweigen. An grauen Tagen hingegen bleibt er dort liegen. Dieser Wettertyp hat noch zwei weitere Vorteile: zum einen das Fehlen großer Kontraste, zum anderen noch mehr Ruhe im Bild. Sie haben nun beinahe ein leeres weißes Zeichenblatt, worauf Sie Ihr Motiv projizieren können.
Noch schöner wird es, wenn es schneit. Die Schneeflocken fügen der Landschaft etwas Kunstvolles hinzu und verhüllen alles in der Ferne. Die Tiefenwirkung nimmt wie bei Nebel zu. Mit einer kurzen Verschlusszeit friert man die fallenden Schneeflocken im Bild ein (Punkte), mit einer etwas längeren Belichtung verwischen sie zu Streifen. Jede der beiden Varianten erzeugt im Bild eine völlig andere Stimmung: märchenhaft die eine, rau die andere.
Tiere entdeckt man im Schnee einfacher, und sie sind oft auch weniger scheu. Ein kräftiger Schneeschauer ist in der Tierfotografie nicht nur ein schönes Stimmungsmittel, er betont auch stärker das Ursprüngliche.
Schnee hat die Tendenz, überall hineinzukriechen. Schützen Sie Ihre Ausrüstung deshalb gut mit einer Schutzhülle oder einer Plastiktüte. Wenn Sie wieder nach Hause kommen, lassen Sie die Kamera besser eine Weile im Rucksack in einem kühlen Raum stehen, sie ist schließlich noch kalt. Im Warmen würde sich sofort Kondenswasser bilden – mit allen damit verbundenen Risiken.
Um die Aufmerksamkeit in dem weißen Feld zu halten, muss im Vordergrund etwas passieren. Offene Wasserflächen sind dazu gut geeignet. | Baraque Michel | Bob Luijks | Canon EOS 5D II mit Canon 16–35 mm 1:4L bei 23 mm, 1/200 s, Blende 11, ISO 800