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Einführung von Pater Paul N. Check

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»Unsere besten Botschafter sind unsere Mitglieder«, sagte Pater John Harvey OSFS, als er mir half, mich darauf vorzubereiten, seine Nachfolge als Geschäftsführer von Courage International im Jahr 2008 anzutreten. Nachdem ich seit 2003 als Kaplan der Diözese für das Apostolat gearbeitet hatte, konnte ich nach meiner Erfahrung Pater Harveys Ansicht vertrauen. Ich schätzte seinen jahrzehntelangen treuen Dienst in einem der anspruchsvollsten Bereiche der kirchlichen Seelsorge von heute. Durch meine Bekanntschaft mit Courage-Mitgliedern wusste ich um die besondere Herausforderung, der diese sich gegenübersehen. In ihrem Inneren können sie den Zusammenprall fühlen – wie es einer unserer Kapläne ausgedrückt hat – zwischen der Lehre der Kirche zur Homosexualität und den kulturellen Kräften, die resolut gegen diese Lehre kämpfen, zwischen den gelegentlichen Ratschlägen von Familie und Freunden und sogar einigen Klerikern, einen Partner zu finden, und ihrer eigenen erotischen Neigung zu Menschen desselben Geschlechts.

Trotz der oft schmerzvollen Auswirkungen dieses Zusammenpralls halten Courage-Mitglieder an ihrer Überzeugung fest, dass die Stimme der Kirche zum Thema Homosexualität die Stimme Christi ist. Sie bleiben standhaft in ihrem Streben nach Enthaltsamkeit – und darüber hinaus nach der Heiligkeit des Lebens – wegen ihres Glaubens an die Macht, die Weisheit, die Güte und das Erbarmen des gekreuzigten und auferstandenen Erlösers. In dieser Hinsicht sind sie beachtenswerte Vorbilder glaubwürdiger Jüngerschaft. Die Mitglieder von Courage und dem angeschlossenen Dienst EnCourage für Familienmitglieder von Menschen mit gleichgeschlechtlichen Neigungen haben meinen priesterlichen Dienst in herausragender Weise bereichert und gesegnet. Sie bieten der Welt ein glaubwürdiges, deutliches und dringend benötigtes »Zeichen des Widerspruchs« (Lk 2,34) in einer Zeit, in der wir leichtfertig über etwas so Grundlegendes wie die sexuelle Identität für die menschliche Person in die Irre geführt und getäuscht werden.

Aufgrund der neun Jahre, in denen ich in der Zentrale von Courage International gearbeitet habe, kann ich Pater Harveys Aussage nur bestätigen. Ich habe an vielen Konferenzen und Studientagen für Kleriker, Ordensleute und Laien teilgenommen, die treu ihren Dienst in einem Apostolat hier in den Vereinigten Staaten und auch im Ausland verrichten. Obwohl die verschiedenen Zuhörergruppen sich für meine Ausführungen über die christliche Anthropologie und die kirchlichen Normen für die Seelsorge interessierten, waren sie immer – und zu Recht – noch mehr daran interessiert, etwas von Courage-Mitgliedern über deren persönliche Erfahrungen mit gleichgeschlechtlichen Neigungen zu erfahren, aber auch etwas über die kirchliche Stellungnahme zu diesem Thema, besonders im Hinblick darauf, was sich als hilfreich und als nicht hilfreich herausgestellt hat. Während sich die stärksten Argumente für die kirchliche Lehre auf die menschliche Natur und die göttliche Offenbarung stützen, sind diese Argumente oftmals nicht überzeugend in einer Welt, in der wissenschaftliche Erkenntnisse und individuelle Erfahrungen wichtiger genommen werden als die Metaphysik, das Naturrecht und die Heilige Schrift, sogar unter einigen der »Glaubensgenossen« (Gal 6,10).

Die »Diktatur des Relativismus«, wie Kardinal Ratzinger die moderne moralische Methodologie bezeichnete1, ist tief in der Geschichte der Menschheit verwurzelt. Seit dem Fall Adams steht der Mensch in seinem Inneren der Wahrheit zwiespältig gegenüber, was beim hl. Markus in seiner Beschreibung der inneren Vorgänge in der Seele des Herodes, als er Johannes dem Täufers zuhörte, gut wiedergegeben wurde. Denn »Herodes fürchtete sich vor Johannes, weil er wusste, dass dieser ein gerechter und heiliger Mann war. Darum schützte er ihn. Wenn er ihm zuhörte, geriet er in große Verlegenheit und doch hörte er ihm gern zu« (Mk 6,20).

Warum hat Herodes Johannes »gerne« zugehört? Weil Herodes für die Wahrheit bereit war und erkennen konnte, dass Johannes ihm die Wahrheit mit offensichtlicher Nächstenliebe verkündete. Deshalb fühlte Herodes sich zur Wahrheit hingezogen. Aber gleichzeitig war Herodes auch »durcheinander«, weil Johannes ihn aufforderte, sich von etwas zu distanzieren – dem Ehebruch – und auch von jemandem – der Frau seines Bruders, Herodias –, die Herodes’ Seele Schaden zufügte und die ihrerseits auch von Herodes verletzt wurde durch ihre unkeusche Beziehung. Beide Männer fallen auf unterschiedliche Weise den Gefahren zum Opfer, die von der sexuellen Unmoral ausgehen: Herodes enthauptet Johannes, weil sein Wille schwach ist, und bleibt ein Gefangener seiner Leidenschaften. Johannes wird ein Märtyrer der Enthaltsamkeit, die Jesus bald als menschliche Tugend, die notwendig ist für die Freiheit, den Frieden und die Erlösung eines jeden Menschen, verkünden wird.

»Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen«, sagte Jesus (Lk 21,33). Der Inhalt der Heiligen Schrift bleibt für die Christen von prophetischer Gültigkeit, weil wir glauben, dass sie uns unsere eigene Geschichte erzählt, die Geschichte der Kinder Gottes, in deren Herzen oft Tugend und Laster nebeneinanderstehen. Für uns ist es vorteilhaft, wenn wir über Herodes nachdenken, weil wir in Demut und Aufrichtigkeit wissen, dass wir in Bezug auf die Wahrheit die gleiche Erfahrung der Zwiespältigkeit machen, wie es bei ihm der Fall war. Nicht jeder ist ein Ehebrecher, das ist klar, aber wir alle sind von unserer menschlichen Schwachheit in dieser oder jener Ausprägung betroffen. Sogar der hl. Paulus hat demütig eingeräumt: »Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will, das vollbringe ich« (Röm 7,19).

Ich führe Herodes als ein Beispiel für unsere Kultur an, obwohl ich den hl. Paulus vorziehen würde. In so vielen Bereichen unseres Lebens ist unser Verhältnis zur Wahrheit sowohl ein »Ja« als auch ein »Nein«. Wir freuen uns über die Wahrheit, aber zur gleichen Zeit bringt sie uns auch durcheinander. Wir bewundern diejenigen, die ihre Versprechen auch unter Schwierigkeiten halten, und würden sie auch gerne nachahmen. Tatsächlich erwarten wir, dass die anderen ihre Versprechen uns gegenüber halten. Aber wir wollen uns auch von unseren eigenen Versprechungen frei machen. Wir schätzen demütige und dankbare Leute und hätten diese Charakterzüge gerne selbst. Aber was uns betrifft, sind wir geneigt, unseren Stolz und unseren Egoismus zu entschuldigen. Wir bewundern diejenigen, die die größten Opfer bringen, und hoffen, dass wir selbst zu gegebener Zeit so edel wären. Aber wir vermeiden es, etwas von unserem Überfluss abzugeben. Wir verlangen von anderen Wahrhaftigkeit und möchten gerne als integre Personen anerkannt werden. Aber wir selbst entsprechen diesen Idealen nicht.

Vielleicht bleibt uns ja trotz allem eine Hoffnung, dass selbst in einer Atmosphäre des moralischen Relativismus niemand sich selbst gerne als Heuchler sieht oder von anderen als ein solcher bezeichnet werden will. Tief im Herzen hat jeder den Wunsch, das Richtige zu tun, und auf diese Weise können wir uns – Gott sei Dank – mit teilweisem Erfolg der Erkenntnis entziehen, dass unsere Worte, Taten und unser echtes Verlangen nicht immer deckungsgleich sind. Die Frage stellt sich dann, welchen Weg wir wählen, den des Herodes oder den des Paulus?

Die Geschichte des Herodes lehrt uns etwas, jedoch ist er für Christen kein bewundernswerter Held. Wir brauchen den hl. Paulus und den hl. Johannes den Täufer und andere Stimmen, die, »von der Liebe geleitet, die Wahrheit bezeugen« (Eph 4,15), um uns von unseren selbst auferlegten Widersprüchen und unseren inneren Konflikten zu befreien. Es scheint mir, dass diese Selbstverletzung, die im Gegenzug auch andere verletzt und unseren Schöpfer beleidigt, nirgends offensichtlicher hervortritt als in Dingen, die die Sexualität betreffen. Was diesen Bereich angeht, so sind wir hier in besonderer Weise selbst die Ursache für unser Unglück, weil wir dazu neigen, »das Böse gut [zu] nennen« (Jes 5,20). Sicher ist, dass wir auch in der Lage sind, das »Gute böse« zu nennen (ebd.). Was in früheren Zeiten als sexuelle Promiskuität – Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe – betrachtet wurde, ist nun zur akzeptierten Norm geworden. Auf der anderen Seite werden Jungfräulichkeit, Enthaltsamkeit, Treue, Reinheit des Herzens und Bescheidenheit im Auftreten und in der Sprache mehr und mehr als eigenartig oder sogar anormal empfunden.

Es gibt mehrere Anzeichen für Not und Elend, wenn es um den Missbrauch der Sexualität geht. Da ich einen Großteil meines priesterlichen Dienstes der Lehre der Sexualethik und der Heilung der Wunden von Sünden auf dem Gebiet der Sexualität gewidmet habe, will ich hier einige erwähnen: Einsamkeit, gebrochene Herzen und enttäuschte Liebe. Man könnte diese Merkmale anhand statistischer Daten überprüfen. Aber ich glaube, dass die Geschichten von Leuten aus unserem Umfeld oder vielleicht unsere eigene Geschichte genügen, sie zu bestätigen, und hoffentlich etwas dagegen zu unternehmen.

Johannes konnte Herodes aufrufen, von seiner sündhaften und zerstörerischen Beziehung abzulassen, und zwar genau aus dem Grund, weil es eine Norm gab – und gibt –, auf die er ihn hinweisen konnte, eine Norm, die tief in seinem Wesen eingeprägt war, weil er nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen war (vgl. Gen 1,26). Jesus tat das Gleiche mit der Ehebrecherin (vgl. Joh 8). Wir sind erleichtert und dankbar, wenn wir hören, wie Jesus zu ihr sagte: »Auch ich verurteile dich nicht« (Vers 11). Auf der anderen Seite stellen die verbleibenden Worte des gleichen Verses »Geh und sündige von jetzt an nicht mehr« für uns eine Herausforderung dar, selbst wenn wir sicher sind, dass wir die Gnade erhalten werden, unser Leben zu ändern. Werde ich mein Geburtsrecht wählen oder ein Linsengericht? (Vgl. Gen 25,29–34).

Die Worte Christi würden keinen Sinn ergeben, wenn es nicht etwas – tatsächlich eine Tugend – in der menschlichen Natur gäbe, was erkennbar und erreichbar ist: jene Tugend der Enthaltsamkeit, eine Norm, die in jedem menschlichen Herzen verankert ist, auch in Herodes’ Herz, im Herzen der Frau aus dem 8. Kapitel des Johannesevangeliums und in Ihrem und meinem Herzen. Der Herr weiß, dass wir im Hinblick auf sexuelle Sünden besonders verletzlich sind, weil wir für die Liebe und die Beziehung geschaffen sind. Aber ein berechtigtes Verlangen kann leicht das Ziel verfehlen, wenn die Enthaltsamkeit fehlt.

Das Beispiel Jesu von der Ehebrecherin ist meiner Meinung nach ein katechetisches Modell in Bezug auf die sexuelle Sünde. Christus kam, um die Herzen und nicht Diskussionen zu gewinnen, und wir können hier viel von seiner Methode lernen. Vers 11 aus Johannes 8 wird auch »Evangelium im Miniaturformat« genannt, der gleichzeitig zu Mitgefühl und Umkehr aufruft. Jesus bringt auf liebevolle, aber auch klare und bestimmte Weise eine Seele auf den Weg der Reinheit und Freiheit. Er kennt die Verwirrung des menschlichen Herzens, aber auch seine edle Gesinnung (vgl. Jer 17,9 und Mt 5,48). In Treue zum Herrn soll unsere »Katechese klar aufzeigen, welche Freude auf dem Weg Christi zu finden ist und welche Forderungen er stellt«.2

Die Lehre der Kirche bezüglich der Keuschheit bietet ein in sich konsistentes und kohärentes Konzept, weil es aus dem Geist des Herrn stammt. In der Bergpredigt erläuterte Jesus die Zehn Gebote und er gab auch eine Erklärung zum sechsten Gebot: »Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau ansieht, um sie zu begehren, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen« (Mt 5,28). Christus bringt die Dinge wie immer auf den Punkt. Das Grundproblem aller sexuellen Sünden ist die Lust, und deswegen muss er keine besondere Aufzählung der Möglichkeiten vorlegen, wie wir gegen dieses Gebot verstoßen können. Sie sind alle in seiner Lehre gegen die Begierde der Sinnenlust enthalten.

Eine angemessene Auslegung dieser Lehre wird dazu beitragen, dem außergewöhnlichen Missverständnis vorzubeugen, welches davon ausgeht, dass die Kirche streng auf eine bestimmte Gruppe von Menschen fokussiert sei – jene, die gleichgeschlechtliche Neigungen haben. Um den Tatsachen gerecht zu werden, muss ich hier »Nein!« sagen. Während im sechsten Gebot Ehebruch, eine Sünde gegen die Ehe, verboten ist, sind ebenfalls Sünden gegen die Keuschheit und gegen die Natur der Ehe untersagt, und das sind leider viele: Lust, Masturbation, Unzucht, Pornografie, Prostitution, Vergewaltigung, homosexuelle Handlungen3, Empfängnisverhütung und Sterilisation4 sowie Ehescheidung5.

Der weitverbreitete Gebrauch von Verhütungsmitteln, auch unter praktizierenden Katholiken, hat den Weg für die Akzeptanz von gleichgeschlechtlichen Verbindungen bereitet. Wenn wir die Meinung hinnehmen, dass die Ehen »besser werden«, wenn die Sexualität bewusst von der Zeugung getrennt wird (was nicht stimmt), dann werden wir bald die Sexualität von der Ehe trennen und dann die Sexualität von dem Entwurf, der uns durch die Vernunft vorgegeben ist und von der göttlichen Offenbarung bekräftigt wird: »Mann und Frau, die ein Fleisch sein werden« (Gen 2,24), immer offen für das Leben.

Als ein weiteres Beispiel kann die Scheidung in gegenseitigem Einvernehmen (allgemein akzeptiert als angebliche Verbesserung in Bezug auf die Herausforderungen des Ehelebens, was ebenfalls nicht stimmt) angeführt werden, die mit zur Akzeptanz von gleichgeschlechtlichen Verbindungen beiträgt. Wenn der Ehemann und die Ehefrau eigenmächtig bestimmen können, wann ihre Ehe »vorbei« ist und auf diese Weise die Ehe – unabhängig von der Unauflöslichkeit – neu definieren, dann stellt sich die Frage, weshalb nicht auch die Heirat selbst auf eine andere Weise und von anderen Leuten »neu definiert« werden kann.

Was ich in den zwanzig Jahren, in denen ich als Priester tätig bin, über den Nutzen der Enthaltsamkeit und den Schaden, der bei deren Verkehrung ins Gegenteil angerichtet wird, erfahren habe, darüber würde ich mich gerne mit jedem austauschen, der daran interessiert ist. Aber für viele bin ich kein glaubwürdiger Zeuge. Ich bin ein zölibatär lebender Mann, ein Priester, der gerade jene Institution repräsentiert, die versucht, das Glück von vielen zu verhindern, wenn man der kulturell vorherrschenden Meinung folgt. Fairerweise muss man jedoch auch zugestehen, dass das sexuelle Fehlverhalten von Priestern die Glaubwürdigkeit des Klerus zu diesem Thema auf ernsthafte Weise untergraben hat.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich jedoch die Menschen – unabhängig von ihren sexuellen Neigungen – vor dem Leid schützen, das unvermeidlich die Folge von unkeuschem Verhalten jeglicher Art ist. Mit mütterlichem Herzen möchte die Kirche uns vor einer Gefahr warnen und uns den Weg zur Freude weisen. Aus den Worten ihres Begründers weiß sie, dass Freude und Erfüllung nur mit Gottes Gnade erlangt werden können, indem wir seinem Plan folgen und ihn beachten (vgl. Joh 15,9–11). Für uns, die wir in der Verantwortung stehen, die Herde Jesu zu hüten und sie zu lehren, stellt sich die Frage: Haben wir das Vertrauen verloren, dass Enthaltsamkeit, auch wenn sie eine Herausforderung darstellt, ein Teil der Frohen Botschaft Jesu Christi ist? Enthaltsamkeit führt zu Freiheit und Frieden. Darüber hinaus stellt sie sicher, dass Menschen in erster Linie dafür geliebt und angenommen werden, wer sie sind, und nicht für das, was sie tun können. Ist das nicht etwas, was wir alle uns wünschen?

Damit komme ich auf die klugen Worte von Pater Harvey zurück. Die glaubwürdigsten Zeugen für die Richtigkeit der Lehre der Kirche bezüglich der Homosexualität sind heute die Menschen mit gleichgeschlechtlichen Neigungen, die überzeugt sind, manchmal nach einer schmerzlichen persönlichen Vorgeschichte, dass diese Lehre richtig und wahr ist – und dass dies nicht nur auf sie zutrifft. Dan Mattson ist einer dieser Zeugen, und ich bin dankbar für sein Zeugnis, das ich gehört und von dem ich gelernt habe und für dessen Verbreitung ich mich nun schon seit mehreren Jahren einsetze. Ich hoffe, dass die Menschen, die persönliche Erfahrungen sehr schätzen, Dan und einigen seiner Brüder und Schwestern vom Courage-Apostolat, die uns genauso großzügig an ihrer Geschichte teilhaben lassen, Gehör schenken werden.

Nach wie vor müssen wir ein wenig über die Metaphysik wissen, denn von den philosophischen Wissenschaften hat sie den stärksten pastoralen Charakter: »Das Handeln folgt dem Sein.« Wir werden nur dann wissen, wie wir richtig leben sollen, wenn wir wissen, wer wir sind, sowohl von Natur aus als auch durch die Gnade. Wir müssen begreifen, dass unsere christliche Anthropologie in Jesus, dem neuen Adam, gegründet ist. »Christus, der neue Adam, macht eben in der Offenbarung des Geheimnisses des Vaters und seiner Liebe dem Menschen sich in umfassender Weise kund und erschließt ihm seine höchste Berufung.«6 Es ist zu unserem Vorteil, wenn wir die Geschichte unserer Erschaffung kennen, wie sie in der Genesis (Kapitel 1 bis 3) überliefert ist, weil wir dort den Vers entdecken, der heute am meisten kontrovers diskutiert wird: »Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie« (Gen 1,27). Ob die Kontroverse mit der biblischen Aussage, dass der Mensch einen Schöpfer hat, beginnt oder mit ihrer Lehre, dass die zweifache Ausprägung der menschlichen Natur männlich und weiblich ist (und nicht heterosexuell und homosexuell), so hängt »die Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes« (Röm 8,21) von der natürlichen und geoffenbarten Wahrheit ab und nicht vom Wohlwollen einer Zivilgesellschaft.

Die besten Werkzeuge zur Vermittlung einer Lehre, die jemals erdacht wurden, sind die Gleichnisse Jesu. Ihre Einfachheit und ihr Reichtum nehmen die Vorstellungskraft so gefangen, dass wir zum Beispiel rasch die Bedeutung der Begriffe »verlorener Sohn« oder »guter Samariter« erfassen.7 Eingehüllt in die menschliche Lebenswirklichkeit finden wir Wahrheiten in diesen Geschichten, deren Aufruf und Kraft universal gültig sind, weil sie Zeiten und Kulturen überschreiten. Auf anziehende Weise führen sie in komplexe Sachverhalte ein. Die Gleichnisse offenbaren uns unsere Geschichte, die in die Geschichte Gottes hineingenommen ist, in die Menschwerdung. Die Gleichnisse erzählen von uns selbst, von der menschlichen Natur, aber sie offenbaren auch das Wirken der Gnade, der Barmherzigkeit und des Friedens Gottes, unseres Vaters, der seinen geliebten Sohn gesandt hat, um uns von falschen Vorstellungen zu befreien, denen wir durch die Welt, das Fleisch und den Teufel zum Opfer fallen (vgl. 1 Joh 2,16).

Ein gutes und brauchbares Zeugnis ist wie ein Gleichnis. Sein Wert liegt in der Art, inwieweit die persönliche Geschichte uns nicht ablenkt, sondern vielmehr Raum lässt für die allgemeingültige Wahrheit, um uns zu erbauen, zu ermutigen und aufzuklären. Die menschlichen Elemente regen unsere Vorstellungskraft an, sodass der Verstand und der Wille in der Lage sind, das Wahre und Gute aufzunehmen. Die Erfahrung einer einzelnen Person lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die allgemeinen menschlichen Erfahrungen, zum Beispiel auf unser Bedürfnis nach Demut, Heilung, Umkehr des Herzens und insbesondere nach der Gnade. Ein gutes Zeugnis von einem Menschen zu hören, der »gerne« seine Erfahrungen mit anderen teilt, ist ein guter Beginn. »Irritiert zu sein« kann auch eine gute Reaktion auf ein solches Zeugnis sein, wenn man nicht dabei stehen bleibt. Ein gutes Zeugnis lenkt uns hin zu dem Einen, der uns helfen kann, unseren Erfahrungen einen Sinn zu verleihen, indem wir uns klar werden, welche falsch sind und welche zur menschlichen Reifung und der Erfüllung unserer Herzensbedürfnisse jetzt und in der Ewigkeit führen. Ein gutes Zeugnis kann ebenso wie ein Gleichnis einen Menschen ansprechen, wenn er es zulässt.

Dan Mattson gibt uns ein solches Zeugnis. Ich traf ihn zum ersten Mal, als er dabei war, sich der Kirche wieder anzunähern. Diese Geschichte werden Sie auf den folgenden Seiten lesen. Später hat er sehr bereitwillig meine Einladung angenommen, in der Gruppe der Sprecher des Courage-Apostolats mitzuwirken. So ist seine Geschichte eine von drei Personen, die in der von Courage International produzierten Dokumentation Desire of the Everlasting Hills8 erzählt wird.

An Dan bewundere ich, dass er sein Verständnis vom Wesen des Menschen immer mehr vertieft, wie es uns von den großen Schriftstellern und Heiligen gelehrt wird. Er perfektioniert seine Fähigkeit, indem er anderen zuhört, sodass er ein noch glaubwürdigeres und fruchtbareres Instrument der Vorsehung Gottes zum Wohl für viele sein kann. Keineswegs stellt er sich als ein Mitglied der »Kirche der Geretteten« dar, sondern als ein Mitglied der streitenden Kirche – der Kirche, die vom Herrn gegründet wurde (vgl. Mt 24,13). Durch seine Lebensart bezeugt Dan die Weisheit Papst Benedikts XVI.: »Gewiss, wir haben die Wahrheit nicht, aber sie hat uns: Christus, der die Wahrheit ist, hat uns bei der Hand genommen, und wir wissen auf dem Weg unseres Ringens um Erkenntnis, dass seine Hand uns festhält.«9

Bevor er Papst wurde, sagte Kardinal Ratzinger, dass heute eines der wenigen glaubwürdigen Argumente für den Glauben die Gemeinschaft der Heiligen sei. Der Katechismus ist unerlässlich, um Sicherheit im Glauben zu erlangen. Aber die Heiligen und diejenigen, die sich bemühen, heilig zu werden, geben der Lehre des Katechismus ein »menschliches Gesicht«, machen ihn ansprechend und zugänglich. Papst Paul VI. drückte es so aus: »Für die Kirche ist das Zeugnis eines echt christlichen Lebens mit seiner Hingabe an Gott in einer Gemeinschaft, die durch nichts zerstört werden darf, und gleichzeitig mit einer Hingabe an den Nächsten in grenzenloser Einsatzbereitschaft der erste Weg der Evangelisierung. ›Der heutige Mensch‹, so sagten Wir kürzlich zu einer Gruppe von Laien, ›hört lieber auf Zeugen als auf Gelehrte, und wenn er auf Gelehrte hört, dann deshalb, weil sie Zeugen sind.‹«10 Dan möchte ein Heiliger werden, ein gläubiger Zeuge Jesu Christi, aber er weiß auch, dass er viel Gnade braucht, so wie wir alle, um dieses höchste aller Ziele zu erreichen. Das macht ihn zu einem guten Zeugen und sein Zeugnis zu einem guten »Gleichnis«, über das wir nachdenken sollten.

Als Priester, der Dan und einige andere gebeten hat, mit ihren Geschichten an die Öffentlichkeit zu gehen, möchte ich einige Hinweise als Ausdruck meiner geistigen Vaterschaft und christlichen Mitsorge zu bedenken geben. Es ist eine besondere Art von Mut und Demut notwendig aufzustehen, auch vor einem wohlgesonnenen Publikum, und die eigenen Kämpfe und Rückschläge in Bezug auf die sexuelle Enthaltsamkeit öffentlich zu machen. Aber nicht jeder wird diesen Mut und diese Demut gutheißen. Einige werden behaupten, dass Dan und seinesgleichen voll Scham und Selbsterniedrigung und sich selbst gegenüber nicht aufrichtig, dass sie niemals wirklich »schwul« gewesen seien und dass sie nun nur aus einer Art »katholischer Schuldgefühle« heraus handeln würden.

Keines dieser Argumente beschreibt meine Erfahrung mit Dan und anderen, aber es ärgert mich, dass seine Vorträge und Schriften und die seiner Mitstreiter und Freunde die Ursache für solche Angriffe auf deren Persönlichkeiten sind. Ich glaube, dass sich solche Angriffe in der Anfangsphase der Veröffentlichung dieses Buches verstärken werden. Natürlich verdient jede Geschichte eine respektvolle Kritik und sogar einen mutigen Austausch. Mich ärgern der Spott, die Verachtung und Herablassung, mit denen Dan konfrontiert wird, in manchen Fällen wiederum aus den eigenen Reihen. Tatsächlich scheinen wir uns in eine Richtung zu bewegen, in der einige Ansichten und die damit verbundenen Aussagen nicht mehr länger geschützt sind. Möge Gott Dan und die anderen für ihre Bereitschaft, ihre Geschichten zu erzählen, segnen und belohnen, weil er weiß, wie sie an manchen Orten behandelt werden.

Ich habe noch andere Bedenken, die auf fast 15 Jahren Arbeit in diesem Bereich basieren. Wenn ich Vorträge gehalten habe, besonders für meine Mitbrüder im priesterlichen Dienst, dann habe ich oft darauf hingewiesen, dass ich weniger ein Fürsprecher für ein spezielles Apostolat, sondern eher ein Fürsprecher für eine unterversorgte Bevölkerungsgruppe bin: Männer und Frauen mit gleichgeschlechtlichen Neigungen, die bei der Kirche Hilfe, Verständnis und Führung suchen. Sie tun dies mit unterschiedlichen Überzeugungen und Unsicherheiten hinsichtlich der Lehre der Kirche. Meine Bedenken bestehen darin, inwieweit wir ihnen als der mystische Leib Christi mit Nächstenliebe und Klarheit antworten, wie es dem Meister würdig wäre, der das geknickte Rohr nicht zerbricht und den glimmenden Docht nicht auslöscht (vgl. Mt 12,20). Unsere Richtschnur sollte das Beispiel Jesu in der Geschichte von Johannes 8 sein, über die wir bereits nachgedacht haben: ihnen ein ebensolches Maß an Einfühlungsvermögen und Ermutigung entgegenzubringen, um eine Sinnes- und Herzensverwandlung zu ermöglichen.

Auch etwas anderes ist notwendig, damit wir nicht in der Nächstenliebe versagen, indem wir schwere und unerträgliche Lasten den Menschen auf die Schultern legen, selbst aber keinen Finger rühren, um ihnen zu helfen (vgl. Mt 23,4). Die Kirche hat eine Lehre bezüglich der Homosexualität, die für manche schwer zu akzeptieren und im Leben zu verwirklichen sein mag. Schon aus Gründen der natürlichen Gerechtigkeit, geschweige denn der übernatürlichen Liebe, muss die Kirche – wenn sie in einem bestimmten Moment der Heilsgeschichte eine herausfordernde Wahrheit verkündet – auch die praktischen Mittel bereitstellen, um diese umzusetzen. Meines Erachtens versagen wir hierin schrecklich, obwohl es in unserer Macht stünde, uns damit zu befassen.

Uns allen ist der Druck des gesellschaftlichen Widerstands oder der Ablehnung der Lehre der Kirche zu Ehe und Sexualität bekannt. Die Gegenkräfte sind gewaltig. Aus Angst, als »hasserfüllt« oder als »homophob« bezeichnet zu werden oder vor noch schlimmeren Konsequenzen, verhalten wir uns still und sind nicht bereit, die Fahne der Wahrheit in mitfühlender und kluger Weise hochzuhalten. Wir sind »ratlos«. Und so gibt es heutzutage ein anderes und vielleicht noch schwerwiegenderes Problem, das uns daran hindert, Mitgefühl zu zeigen und zur Umkehr aufzurufen, wie wir dies in der Begegnung Jesu mit der Frau in Johannes 8 sehen können. In diesem Fall wird Dans Stimme ebenso als wenig hilfreich oder unangemessen angesehen werden, weil sie von vielen Christen als eine unerbetene Bewertung aufgenommen werden wird.

Das Problem ist die Sentimentalität. Die Sentimentalität ähnelt dem Mitgefühl – sie ist gekennzeichnet durch eine gefällige Freundlichkeit –, aber ihr fehlt es an Wahrhaftigkeit, die dem Mitgefühl seine Substanz und Stärke verleiht. Versuchen Sie sich vorzustellen, dass Jesus zur Ehebrecherin nur gesagt hätte »Auch ich verurteile dich nicht« ohne die zusätzliche Aufforderung »Geh und sündige von jetzt an nicht mehr«, und Sie haben eine entsprechende Definition. Unter dem Eindruck von Sentimentalität ist es dem Menschen erlaubt, weiter in einer sündhaften und selbstzerstörerischen Verhaltensweise zu verharren, weil es sich für ihn »richtig« anfühlt. So wird den Leidenschaften der Vorrang gegenüber der Vernunft eingeräumt und den Gefühlen der Vorrang gegenüber der Lehre Christi und seiner Kirche, und das, weil wir der persönlichen Erfahrung zu viel Gewicht beimessen.

Wir können sentimental werden aufgrund unserer Bindungen an Menschen, die wir kennen und lieben und die gleichgeschlechtliche Neigungen haben (oder jene, die keine gleichgeschlechtlichen Neigungen haben, aber in anderen unkeuschen Beziehungen leben), die diese Neigungen ausleben und von unserer Seite her Zustimmung und Unterstützung voraussetzen. Sentimentalität beginnt mit einer Stärke – mit jenem Respekt und jener Zuneigung, die wir richtigerweise für uns nahestehende Menschen empfinden –, aber diese Stärke wendet sich gegen uns, weil wir das Vertrauen in das Vorhandensein einer allgemeingültigen Wahrheit über die menschliche Sexualität verloren haben, wie sie von Jesus und der Kirche gelehrt wird. In dem Maß, in dem wir anstelle von Mitgefühl Sentimentalität setzen, haben die Worte Jesu ihre Macht verloren: »Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch befreien« (Joh 8,32). Die Sentimentalität ist sowohl die Ursache wie auch die Folge der »Diktatur des Relativismus«. Diesen Begriff benutzte Joseph Kardinal Ratzinger in seiner Predigt zur Eröffnung des Konklaves, aus dem er als Papst Benedikt XVI. hervorging. Zwei Wochen zuvor sagte er etwas, was für uns von Interesse ist: »Sehr bald wird man nicht mehr sagen dürfen, dass Homosexualität, wie die katholische Kirche lehrt, eine objektive Unordnung in der Struktur der menschlichen Existenz ist.«11 Jesu Christi prophetische Stimme in der Kirche hat immer – wie Johannes des Täufers Stimme bei Herodes – die verschiedensten Reaktionen in den Herzen der Menschen ausgelöst.

Solche Menschen mögen das Evangelium »gerne« hören, können aber auch »verwirrt« sein, eine Reaktion, die auch zu stärkeren und noch gewaltsameren Emotionen führen kann, wie wir sie von der Geschichte des Täufers kennen. Diese Emotionen wurden durch seine Botschaft über die Keuschheit hervorgerufen. Da der »schmale Weg« (Mt 7,14; vgl. Lk 13,24) der bürgerlichen Gesellschaft sogar noch mehr abzuverlangen scheint, sollten wir uns in Erinnerung rufen, dass die Lehre Johannes’ des Täufers in seiner pastoralen und brüderlichen Nächstenliebe für Herodes begründet lag und dass Johannes darauf vorbereitet war, die Konsequenzen zu tragen, die seine Nächstenliebe aus der Treue zum Herrn nach sich zog.

Der hl. Paulus war ebenfalls ein Mann von großer Nächstenliebe, dem auch ein starker Widerstand gegen seine Verkündigung des Evangeliums entgegenschlug. In seinem Brief an die Römer schreibt er umsichtig: »Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden!« (Röm 12,18). Und im zweiten Korintherbrief warnt er uns davor, jemandem in unserem Dienst Anstoß zu geben (vgl. 2 Kor 6,3), aber er sagt auch »Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!« (1 Kor 9,16) sowie »Und wenn die Trompete unklare Töne hervorbringt, wer wird dann zu den Waffen greifen?« (1 Kor 14,8).

Deshalb stellt sich die Frage, wie wir – der Klerus, die Ordensleute und die gläubigen Laien – die verständliche Tendenz, unserer prophetischen Rolle aus dem Weg zu gehen, überwinden können. Ist es ein Mangel an Entschlossenheit oder an Worten oder an beidem, die Wahrheit zu erklären oder zu verteidigen? Zunächst einmal sollte das Beispiel von Dan Mattson und anderen Zeugen uns bestärken und motivieren, ihnen zur Seite zu stehen, indem wir für die Wahrheit einstehen. Ihre Bereitschaft, ihre Geschichten der Umkehr im Herzen und im Leben zu erzählen, verdient mehr, als nur von gläubigen Jüngern dankbar angehört zu werden. Diese großherzigen Menschen rufen uns auf, großzügiger, vertrauensvoller und opferbereiter zu sein für den einen, der alles für uns hingegeben hat. Wir müssen allerdings damit rechnen, dass unsere Zögerlichkeit und Wankelmütigkeit in gleichem Maß zunehmen wird, wie die Feindseligkeit gegenüber der Lehre der Kirche zur Homosexualität sich verstärkt.

Ich für meinen Teil schaue auf meinen Schutzheiligen, den hl. Paulus, der über die »Kraft« des Kreuzes Christi (1 Kor 1,17.18) geschrieben und sie an sich selbst erlebt hat und von ihr umgeformt wurde. »Denn wenn ich schwach bin«, sagte er, »dann bin ich stark« (2 Kor 12,10). Das Kreuz ist der gemeinsame Nenner, der Schnittpunkt von Himmel und Erde, von menschlicher Freiheit und dem Willen Gottes. Aus ihm leiten die Christen nicht nur die Bedeutung des Leidens her, sondern auch die Stärke – die Stärke des gekreuzigten und auferstandenen Erlösers. Ich zitiere noch einmal Kardinal Ratzinger, diesmal mit seiner Betrachtung der 12. Station des Kreuzwegs, als Jesus am Kreuz stirbt: »Er nimmt das ganze leidende Israel in sich auf, die ganze leidende Menschheit, die Not ihrer Gottesfinsternis und lässt so dort Gott erscheinen, wo er endgültig besiegt und abwesend scheint.«12 Das Christentum ist eine Religion der Paradoxe, aber es ist auch eine Religion, in der Gottes Verheißungen eingehalten werden. Jesus hat versprochen: »Ich werde euch nicht als Waisen zurückzulassen« (Joh 14,18), besonders in Trübsal und Leiden.

In dem Seminar, in dem ich zurzeit tätig bin und lehre, haben wir eine prächtige Kapelle, die dem Heiligen Kreuz geweiht ist. Dies erinnert die Mitglieder der Fakultät und die Seminaristen an die zentrale Rolle des Kreuzes Christi im österlichen Mysterium, in der Kirche und im Leben des Priesters.

In dieser Kapelle gibt es einige schöne Bleiglasfenster. Ein Fenster stellt die Szene von Johannes 8 dar, die wir betrachtet haben. Hier bückt unser Herr sich, um mit dem Finger in den Sand zu schreiben (vgl. Joh 8,6.8). Das Evangelium lässt den Eindruck entstehen, dass Christus immer noch schrieb, als er schließlich zu der Frau sprach, die – genau wie wir – Mitgefühl und Umkehr nötig hatte. In Vers 10 heißt es, Jesus habe sich aufgerichtet, als er sagte: »Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt?« Ich bin dankbar, dass diese Szene in unserer Kapelle abgebildet ist, da sie uns daran erinnert, dass Gott nicht nur vom Himmel herabgekommen ist, um uns zu erlösen, sondern dass er sich auch herabgebeugt hat, um uns zu retten – in Demut, im Dienen und im Opfer und in der Liebe.

Nun ist es an uns, Jesus als den guten Samariter nachzuahmen, wir müssen aufstehen und genauso handeln.

Father Paul N. Check Rector, St. John Fisher Seminary Residence Diocese of Bridgeport Vorstandsmitglied von Courage International Mariä Verkündigung, 25. März 2017

Warum ich mich nicht als schwul bezeichne

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