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Rock Hudson, Rambo und Aids

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Beim Heranwachsen, zu Beginn meines Hingezogenseins zu Männern, wusste ich noch nicht einmal, was »schwul« bedeutete. Ich bemerkte nur, dass Männer auf mich sexuell anziehend wirkten. Ich hatte nicht wirklich eine Idee davon, was ich mit einem Mann hätte anstellen sollen, wenn ich wirklich jemals mit einem zusammen gewesen wäre, außer ihn zu berühren.

Bis dahin hatte ich ein sehr beschütztes Leben geführt. Ich weiß nicht einmal, wann ich zum ersten Mal die Worte »schwul« oder »Homo« oder »queer« oder gar das Wort »homosexuell« gehört hatte. In den 70er- und frühen 80er-Jahren wurde über Homosexualität einfach nicht viel gesprochen, zumindest nicht in meiner geschützten Umgebung. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als ich zum ersten Mal erfuhr, was Männer, die andere Männer lieben, am liebsten miteinander machen. Ich fand es heraus in den Mathematikstunden bei Mr Potter in meinem zweiten Jahr an der High School.

Es war 1985 und die Nachrichten über Aids kamen überall im Fernsehen. Ich begann, mehr und mehr über Schwule zu erfahren, jedoch waren diese Nachrichten meistens mit Gerüchten verbunden, dass diese Menschen an einer schrecklichen neuen Krankheit starben. Es war auch das Jahr, in dem Rock Hudson an Aids starb.

In jenem Jahr kam auch gerade der neue Film Rambo II heraus und auf skurrile Art und Weise erfuhr ich dadurch, worum es eigentlich beim schwulen Sex ging.

Als wir uns vor dem Unterrichtsbeginn trafen, sagte einer der Jungs, dass er uns einen Witz erzählten wollte: »Wisst ihr, dass Sylvester Stallone und Rock Hudson zusammen einen Film gedreht haben?«, fragte er.

»Wie heißt der Film?«, fragte ein anderer.

»Ramm-Po!« Alle lachten. Mich eingeschlossen. Aber ehrlich gesagt, habe ich den Witz gar nicht verstanden. Trotzdem lachte ich mit den anderen mit und tat erst mal so, als ob ich ihn verstanden hätte.

Ich lehnte mich dann zu einem meiner Mitschüler hinüber und fragte ihn: »Ramm-Po? Was ist der Witz daran?«

»Meinst du das im Ernst?«, fragte er mich.

»Ja wirklich, ich verstehe ihn nicht! Was ist so witzig daran?«

»Nun ja, du weißt doch, was Schwule machen, oder?«, fragte er.

»Wovon redest du? Nein, ich hab keine Ahnung!«, sagte ich und wurde jetzt ein bisschen verlegen.

»Hm, du weißt schon, sie haben doch keinen richtigen Platz, wo sie ihn sich hinstecken können!« Dies sagte er und schaute mich fragend an, ob ich es schon kapiert hätte. »Komm schon, was denkst du, wo sonst sie ihn reinstecken als dort hinein, hm?«

Allein die Vorstellung fand ich schrecklich und mir wurde fast übel.

Heute denke ich an diesen Moment zurück und betrachte ihn mit den Augen von G. K. Chesterton, der in seinem Buch Der unsterbliche Mensch von 1925 über die Liebe zwischen Männern im alten Griechenland schrieb. Er schreibt von einem jungen Menschen, der zum ersten Mal von den Mythen von Zeus und Ganymed1 hörte, dem jungen Mann, der von Zeus entführt und zu seinem Mundschenk und Liebhaber wurde. Chesterton schreibt:

»Jeder junge Mensch, der das Glück hatte, gesund und schlicht in seine Tagträume von Liebe hineinzuwachsen, und der zum ersten Mal von dem Kult des Ganymed hörte, wird nicht nur empört sein, sondern es wird ihm einfach übel werden. Und jener erste Eindruck ist, wie wir das schon so häufig von ersten Eindrücken berichtet haben, der richtige. Unsere zynische Gleichgültigkeit ist eine Täuschung; sie ist die schwerste aller Täuschungen, die Täuschung der Vertrautheit.«2

Im Jahr 1985 war ich dieser Junge, der unbescholten und naiv mit Tagträumen der Liebe aufgewachsen war. Ich mag Männer attraktiv gefunden haben, aber der Gedanke, mit einem anderen Mann Analverkehr zu haben, war mir nicht ansatzweise in den Sinn gekommen. Ganz im Gegenteil, es war eine ekelhafte Vorstellung für mich. Ebenfalls konnte ich nicht verstehen, dass zwei Männer, die sich liebten, so taten, als ob es die gleiche Liebe wäre wie die Liebe zwischen Mann und Frau. Wie und warum sollte das so sein? Das ergab einfach keinen Sinn für mich.

Dieser Vorfall in der zehnten Klasse war entscheidend für mein weiteres Leben. Die Abscheu, die ich damals bei dem Gedanken an Analverkehr empfand, war instinktiv richtig. Ich glaube, wenn ich mich damals an diesen ersten Eindruck gehalten hätte, wären mir viel Kummer und Schmerz in meinem späteren Leben erspart geblieben. Zweifelsohne verspürte ich jedoch tief in mir bereits die Neigung zu anderen Männern. Ich habe es mir nicht ausgesucht, mich zu Männern hingezogen zu fühlen, ebenso wenig wie das bei anderen Männern der Fall ist.

Aber wir haben die freie Wahl. Wir entscheiden selbst, was wir tun oder lassen. Deshalb bin ich mir auch meiner Schuld bewusst. Dass die Neigung zu Männern in meinem Leben immer mehr wuchs, hat sich nicht komplett meiner Kontrolle entzogen. Was dazu beitrug, dass sie Wurzeln in mir schlagen konnte, war eine Menge Pornografie.

Warum ich mich nicht als schwul bezeichne

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