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Es liegt an mir, oder nicht?

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In meinem ganzen Leben bin ich davon ausgegangen, dass ich einmal heiraten würde. Obwohl meine Neigung zu Männern in meiner High-School-Zeit exponentiell wuchs, fand ich einige Mädchen ziemlich nett, sodass ich daran glaubte, eines dieser Mädchen näher kennenlernen und später heiraten zu können, zumindest wenn sie auch an mir interessiert wäre. In der 5. Klasse hatte ich einmal eine Freundin namens Katy. Die Beziehung dauerte gerade einmal zwei Tage und für den Rest meiner Schulzeit wurde sie der Kategorie »Lass uns einfach nur Freunde sein« zugeordnet.

Der Druck, mit jemandem zu gehen, verdoppelte sich, sobald der Ball am Ende des Jahres der High-School näher kam. Als dieser Ball für die Abschlussklassen näher rückte, entschied ich mich, Katy nochmals zu fragen, ob sie mit mir zusammen dorthin gehen wolle. Sie war Mitglied derselben Band, in der ich Posaune spielte. Im Sport war ich überhaupt nicht gut, aber in diesem letzten Schuljahr an der High School wurde ich von der »Detroit News« als »Herausragender Absolvent in der Sparte Musik im State Michigan« ausgezeichnet. Von 33 000 Studenten des staatlichen Musikprogramms war ich der King. Da auch Katy wie ich Musik studieren wollte, glaubte ich auf naive Art, dass mein Können als Posaunist meine Attraktivität für ein Mädchen aus der Band irgendwie steigern könnte.

Ich fasste mir also ein Herz und fragte sie. Sie sagte, dass sie sich geschmeichelt fühle, aber sie bat mich zu warten, bis sich herausgestellt hätte, ob Chad sie einladen würde. Chad lud sie ein – und sie ging mit ihm, nicht mit mir. Es machte absolut Sinn: Chad war Kapitän eines Football-Teams, gute Statur, athletisch. Ein richtiger Mann eben. Ich war nur ein Junge.

Als ich 21 Jahre alt war, wollte ich eine Beziehung mit einem Mädchen beginnen. Ich arbeitete den Sommer über am Epcot Center und spielte im All-American-College-Orchester im amerikanischen Pavillon. Da in diesem Bereich eine harte Konkurrenz herrschte, freute ich mich riesig, zu diesem Auftritt im Sommer eingeladen worden zu sein. Und dort verliebte ich mich.

Ich ging mit der ersten Posaunistin, einem Mädchen, das von einer prestigeträchtigen Musikschule aus dem Osten kam, aus. Sie war meine erste richtige Liebe. Wir waren sechs Wochen lang zusammen und ich glaubte, dass sie die Antwort auf all meine Gebete war. Ich wünschte mir nur eine Frau, zu der ich mich hingezogen fühlte. Ich musste nicht für alle Frauen attraktiv sein, nur für die eine, die dann auch meine Frau werden könnte.

Da ich in einer christlichen Familie aufgewachsen war, erinnerte ich mich an Jeremia 29,11 aus meiner protestantischen High School und klammerte mich an diese Zusagen wie an einen Rettungsring der Hoffnung, sodass ich es schaffte, meine Studienkollegen davon zu überzeugen, dass wir ihn als Motto auswählten: »Denn ich, ich kenne die Gedanken, die ich für euch denke – Spruch des HERRN –, Gedanken des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben.«

Die einzige Hoffnung und Zukunft, an die ich glaubte und die mich zuversichtlich stimmte und nicht beschwerte, lag darin, die eine Frau zu finden, die ich lieben und mit der ich eine Familie gründen konnte. Ich dachte, dass die Frau vom Epcot Center diejenige war, auf die ich gehofft hatte, sodass ich mir in diesem Sommer ein Leben mit ihr zusammen ausmalte. Aber all diese Träume platzten auf einem frisch gemähten Rasen im Herzen des Epcot Centers.

»Wir müssen miteinander reden«, sagte sie. Und sie fuhr mit Worten fort, die schon so viele Menschen vor mir gehört hatten: »Es liegt nicht an dir – es liegt an mir.«

Als ich herausfand, dass sie mit mir Schluss gemacht hatte, weil sie eine Beziehung zu einem Mädchen begonnen hatte, glaubte ich ihr ihre Begründung nicht – es lag an mir. Ich war als Mann offenbar so wertlos, dass sie mir eine Frau vorzog – zumindest redete ich mir das in meinem Schmerz und meiner Unsicherheit ein.

Ich war am Boden zerstört. Es bestätigte alles, was ich immer über mich gedacht hatte: wie wertlos ich als Mann war. Frauen verunsicherten mich und erschienen mir unerreichbar. Mein Verlangen nach Männern wuchs.

Einige Jahre später, als ich 28 Jahre alt war, versuchte ich in Worte zu fassen, wie wertlos ich mich gegenüber Mädchen immer gefühlt hatte und wie impotent ich mich im Kreis anderer Männer fühlte. Ich schrieb ein Gedicht und nannte es einfach »Widder-Gedicht«:

»In diesem Ritual der Widder spiele ich keine Rolle.

Die Brunft hat begonnen – ich wende mich ab, um wegzulaufen.

Anderen begegne ich, die zum Schlachtfeld eilen:

Sie beugen ihre Köpfe, um meinen Mut auf die Probe zu stellen.

Aber ich, kein Widder – nur ein ausgestoßenes Lamm –,

halte mich dicht am Boden vor Angst,

kauere dort angesichts ihrer gewaltigen Macht.

Sie sind entschlossen, einen würdigen Gegner zu finden,

während ich, nur ein Kind, weit entfernte Klippen erklimme.

Und doch höre ich das Krachen ihrer Hörner, jedes noch so entfernte Echo,

das meine Seele zerspringen lässt und laut mich anklagt:

›Eunuch! Du bist unwürdig! Oh, hornloser Widder: Du bist nur ein Schaf!‹

Indem ich diese Worte höre, lege ich mich nieder, lecke die Wunden meiner Seele,

dort, wo sich niemand um mein trauriges Meckern kümmert.«

Das erste Gekritzel meines Entwurfes zeigt, wie ich mich selbst fühlte:

»Ein Widder bin ich,

auch wenn manche meinen, ich sei bloß ein Schaf,

ein Eunuch oder Lamm bin ich,

welches Schaf würde mich als ›seines‹ rufen?«

Ich schrieb: »Die Hörner, die diese Stirn schmücken, / scheinen nur eine wertlose Krone zu tragen. / Ich trage diese Hörner voller Scham.« Es spielte keine Rolle, dass ich den Körper eines Mannes hatte – ich fühlte mich immer noch wie ein Junge.

Mein Gekritzel zeigt, wie sehr ich mich danach sehnte, »einer dieser Kerle« zu sein, genauso wie die anderen Männer, mit denen ich mich immer verglichen hatte. Selbst deutlich jüngere Männer als ich schienen mir männlicher zu sein. »Ich renne schon vor Jugendlichen weg / die jubelnd ihr Geweih beim Rammen testen / dicht an dicht, Horn an Horn / in ihrem atemlosen Wettstreit, der perfekte Widder zu sein.«

Ich erinnere mich, dass ich, als ich älter wurde, neidvoll auf jüngere Männer blickte, die offensichtlich ein natürliches und gutes Selbstvertrauen hatten, das mir so schmerzlich abging. Wie waren sie aufgewachsen, dass sie solche Männer werden konnten? Ich fühlte mich wie ein Junge unter Männern, und nun wurden die jüngeren Kerle, die während meiner High-School-Zeit Kinder waren, zu Männern, während ich ein Junge blieb.

Ich schrieb, neidisch auf das Selbstvertrauen, das ich bei ihnen bemerkte:

»Ihre Aggressivität – sie erschreckt mich,

obwohl ich mich danach sehne, ihr Spiel zu spielen,

den anderen von oben bis unten zu mustern

mit gesenkten Hörnern, trotzig schnaubend.

Oh! Um dann zu rennen, wie ein Einpeitscher,

mit voller Kraft, um auf sie loszugehen!

Krachend – schallen die Echos von Klippe zu Klippe,

und verkünden: ›Wir sind richtige Widder!‹«

Ich konnte nicht gegen andere Männer antreten, wenn es um Frauen ging. Das wusste ich jetzt.

Obwohl ich mich auf diesem Gebiet nicht mit anderen messen konnte, wollte ich dennoch an die Spitze kommen. Nach der vernichtenden Niederlage, die ich bei meinen romantischen Bemühungen im Epcot Center hinnehmen musste, beschloss ich, keine weiteren Verabredungen mit Frauen zu treffen. Statt mich weiter auf die Suche nach einer Frau zu machen, die ich heiraten konnte, verwandte ich meine ganze Energie für die Musik. Ich war wohl nicht in der Lage, mich in Liebesdingen mit anderen zu messen, doch beim Posaunenspiel konnte ich im Wettbewerb mit anderen bestehen. Sechs Jahre später war ich mit dem Studium fertig und mein Traum hatte sich erfüllt: Ich war ein festes Mitglied eines Orchesters und verdiente mein Geld als Posaunist.

Und dann wurde mir klar, wie unglücklich und einsam ich war.

Warum ich mich nicht als schwul bezeichne

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