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Valentin Faber, 1985

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Valentin Faber hatte sich entschieden. Endlich. Viel zu lange hatte er ein Leben geführt, in das er einfach hineingeraten war und über das er irgendwann die Kontrolle verloren hatte. Damit sollte nun Schluss sein, alter Ballast musste über Bord geworfen und das Schiff gesäubert werden. Auch wenn man in seinem Alter eine Lebensentscheidung nicht mehr leichtfertig traf, so musste er doch einsehen, dass er sich davor gedrückt hatte. Er war mit den Jahren feige geworden. Kaum jemand wusste von dem Teil seines Lebens, unter den er nun, im Herbst des Jahres 1985, einen Schlussstrich ziehen wollte. Er nahm all seinen Mut zusammen und griff zum Telefon.

«Ich will mit dir reden», sagte er, als jemand abgehoben hatte.

Als er den Hörer zurück auf die Gabel legte, atmete er auf. Er hatte lange genug sein Leben einfach so geschehen lassen, es wie ein Außenstehender betrachtet, nun wollte er es wieder selbst in die Hand nehmen. Sein Gesprächspartner würde nicht darüber erfreut sein.

Gegen 18 Uhr erhielt er einen Anruf – Treffen erst um 22 Uhr. Die Verschiebung kam ihm nicht ungelegen. Sie ließ ihm Zeit für ein Zwiegespräch mit dem Weingeist. Der Gedanke, dass er auf das Auto angewiesen war, kam ihm nicht. Die Zeit war sein Gegner, nicht das Gesetz. Gegen 21.30 Uhr trank er den letzten Brandy, zog den Mantel an, verabschiedete sich von seiner Frau und rannte durch die Dunkelheit zu seinem Auto.

Es regnete in Strömen, Sturzbäche rannen die Bordsteine hinunter. Hektisch quietschten die Scheibenwischer seines alten VWs. Der Sturm peitschte die Blätter und klatschte sie gegen die Windschutzscheibe. Entgegen seiner Gewohnheit sang Valentin nervös die Lieder aus dem Radio mit. Der Brandy zeigte seine Wirkung. Valentin Faber war aufgekratzt. Er bog in die stockfinstere Straße ein, die durch den Wald führte. Nur undeutlich konnte er vor sich den kurvigen Straßenverlauf im Scheinwerferlicht erkennen. Er musste die Augen zusammenkneifen, um überhaupt noch etwas zu sehen.

Plötzlich blendete ihn gleißendes Licht. Noch nie in seinem Leben hatte er in ein solch grelles Licht geblickt. Unwillkürlich dachte er an das Fernlicht eines Autos, doch dafür war es viel zu intensiv. Er konnte die Straße nicht mehr sehen. Seine Augen brannten. Kurz schloss er sie, doch die Lichtreflexe ließen nicht nach. Panisch betätigte er die Lichthupe, aber nichts geschah. Das Licht schien auf ihn zuzurasen. Eben noch nahm er die Umrisse eines Menschen wahr. Geblendet schlug er die Hände vors Gesicht und schrie. Dann spürte er nichts mehr.

Das Geheimnis der Väter

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