Читать книгу Sterbenden nahe sein - Daniela Tausch - Страница 7

An den Leser

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Sie zögern vielleicht noch, dieses Buch zu lesen – da ist vielleicht die Unsicherheit und die Frage in Ihnen: Wird es nicht zu belastend und schmerzlich für mich? Wird es mich nicht zu traurig machen?

Wenn ein von uns geliebter Mensch von einer lebensbedrohlichen Krankheit betroffen ist und wir wissen, dass er bald sterben wird, oder wenn wir erfahren, dass unsere eigene Lebenszeit nur noch sehr begrenzt ist, haben wir zunächst den Wunsch zu fliehen, wollen es nicht wahrhaben. Wir versuchen, die Gedanken hieran zu verdrängen, so als ob wir dadurch das Geschehen verhindern könnten.

Ich habe jedoch für mich persönlich, aber auch in der Begleitung sterbender Menschen und ihrer Angehörigen immer wieder die Erfahrung gemacht, dass wir Kraft erhalten, wenn wir uns an unsere Angst und unseren Schmerz schrittweise herantasten, etwa in Gesprächen oder im Lesen von Büchern. Indem wir uns den belastenden Gefühlen stellen, wird es uns möglich, die innere Dunkelheit und die Verzweiflung zu durchschreiten.

Es ist für mich immer wieder erstaunlich, wie viel Kraft uns in diesen schwierigen Situationen zuwächst, wie wir handeln und dasein können, in einer Weise, die wir uns nie von uns selber hätten vorstellen können. Wir wachsen in diesen Zeiten gleichsam über uns selbst hinaus.

In diesem Buch beschreiben Menschen ihre Erfahrungen, die sie in der Begleitung Sterbender machten. Die Erfahrungsberichte sind zum größten Teil von den Freiwilligen Helfern des Hospiz-Dienstes in Stuttgart. Der Hospiz-Dienst möchte Menschen in der Zeit des Sterbens und der Trauer begleiten (s. Anhang). Einige wenige Texte beschreiben das Sterben des eigenen Angehörigen.

Die Begleitungen sind sehr unterschiedlich, weil der Weg des Sterbens von jedem anders beschritten wird. Es gibt kein „richtiges“ oder „falsches“ Sterben. Es geht viel mehr darum, dass wir dem Anderen helfen, sein ganz eigenes Sterben zu leben. Gerade die Vielfältigkeit der Begleitungen kann uns ermutigen, den Sterbenden nicht in Theorien einordnen und verändern zu wollen, sondern mit offenem Herz hinzuhören, welchen Weg er gehen will.

Mit den im Buch beschriebenen Begleitungen möchten wir nicht etwas darstellen oder zur Schau stellen, sondern es war uns wichtig, den verstorbenen Menschen, sein Leben und den gemeinsamen Lebensabschnitt nachmals zu würdigen. Für manche von uns war es beim Schreiben so, als ob der Verstorbene ganz nah sei, gleichsam eine nochmalige Begegnung mit ihm.

Mit diesen Gedanken möchte ich Sie ermutigen, sich auf die Begleitungen einzulassen, vielleicht können sie beim Lesen auch für Sie zu Begegnungen werden.

Sie werden selbst spüren, wie viel Sie auf einmal lesen möchten.

Vielleicht haben Sie auch schon nach dem Lesen einer Erfahrung das Bedürfnis, das Buch erst mal beiseite zu legen und das Gelesene in sich nachklingen zu lassen. Die kleinen Zeichen am Ende der Texte können ihnen helfen, nach den einzelnen Begegnungen einen Moment inne zu halten und nachzuspüren, was die jeweiligen Menschen in Ihnen angesprochen haben.

Das Kapitel Gedanken zur Begleitung möchte Ihnen einige Impulse und Hinweise für die Begleitung geben.

Sterbenden nahe sein

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