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Gustave Doré – Maler und Illustrator

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Mit der Illustration der „Göttlichen Komödie“ realisierte der am 6. Januar 1832 in Straßburg geborene Gustave Doré einen lang gehegten Plan. Schon als 10-Jähriger hatte er erste Zeichnungen zu Dante angefertigt, die jedoch noch keinen kohärenten Bildzyklus ergaben. Eigentlich war der Sohn eines staatlichen Brücken- und Straßenbauingenieurs für ein klassisches Literaturstudium und den Staatsdienst vorgesehen. Aufgewachsen in Straßburg und Bourg-en-Bresse und geprägt von der mittelalterlich-romantischen Umgebung der Vogesen und Burgunds, soll er schon als Schüler seine Hefte mit Skizzen und Karikaturen gefüllt haben. Anfang 1847 erschien in Paris unter dem Titel „Les Travaux d’Hercule“ (dt. „Die Heldentaten des Herkules“) das erste Album mit Lithographien des 15-Jährigen, die an den Stil der beliebten Bildergeschichten Rodolphe Töpffers angelehnt waren.

Im folgenden Jahr unterzeichnete sein Vater in Paris einen Vertrag mit dem Herausgeber des renommierten Satiremagazins „Journal pour Rire“, in welchem sich der junge Doré während der folgenden drei Jahre zur wöchentlichen Ablieferung einer Zeichnung verpflichtete. Während die Karikaturen seinen Lebensunterhalt sicherten, arbeitete Doré, der nie eine Kunstakademie besucht hat, an einer „ernsthaften“ Karriere als Maler und Illustrator. Obwohl er seine Gemälde bereits ab 1848 in den wichtigen jährlichen „Salon“-Ausstellungen präsentieren konnte, blieb ihnen die Anerkennung der Kritik lange versagt. Zeitlebens kämpfte Doré um seine Akzeptanz als Maler in seinem Heimatland Frankreich, das in ihm vor allem den begnadeten Karikaturisten und Illustrator sah: „Deine Art zu zeichnen ist gut, aber deine Malerei taugt nichts.“ Dieses Urteil seines frühen Förderers Paul Lacroix steht stellvertretend für die Sicht der französischen Kritiker, die Doré jedoch nicht davon abgehalten hat, seinen Traum vom Malen hartnäckig zu verfolgen.

Zunächst widmete er sich jedoch den großen Illustrationsprojekten, die ihn buchstäblich über Nacht berühmt machten. Den Beginn machte 1854 ein Klassiker der französischen Literatur, Rabelais’ „Gargantua und Pantagruel“, in dem der junge Illustrator – Doré war gerade 22 Jahre alt – erstmals seine Imaginationskraft und sein Erzähltalent unter Beweis stellte. Trotz einer mangelhaften Ausstattung mit schlechter Papierqualität sorgte der Band unter den Bibliophilen für Aufsehen. Doré sollte später allerdings nie wieder mit dem Verleger Bry zusammenarbeiten.

Wohl ermutigt vom großen Erfolg seines Rabelais, fasste Doré 1855 den ehrgeizigen Plan einer Bibliothek der Weltliteratur in 30 illustrierten Folioausgaben. Die Verwirklichung des Projekts zog sich allerdings mehrere Jahre hin, da viele Verleger angesichts der enormen Investitionskosten, des unberechenbaren Sammlermarkts und letztlich wohl auch der Jugend des Illustrators vor dem Vorhaben zurückschreckten. Doch dieser ließ sich nicht von seiner Idee abbringen und finanzierte schließlich selbst den ersten Band: Im Frühjahr 1861 erschien mit Dante Alighieris „Enfer“ nach anderthalbjähriger Arbeit das erste Werk der geplanten Klassiker-Reihe und sorgte umgehend für Furore. Hatte Doré dem Verleger Hachette einen Verkauf von 400 Exemplaren in den ersten Wochen zugesichert, so war die Gesamtauflage von 3000 Exemplaren tatsächlich innerhalb einer Woche ausverkauft, obwohl die Bände mit 100 Francs pro Exemplar weit über dem durchschnittlichen Preis eines illustrierten Buches lagen. Dennoch sollte es weitere sieben Jahre dauern, bis 1868 mit dem „Fegefeuer“ und dem „Paradies“ die Dante-Ausgabe Dorés vollständig vorlag.

Die „Hölle“ brachte dem Illustrator jedoch schon kurz nach Erscheinen eine unverhoffte Ehrung ein: Am 24. August 1861 wurde er vom französischen Kaiser Napoleon III. zum Ritter der Ehrenlegion ernannt, in der Ernennungsurkunde wird er explizit als „Zeichner, Schöpfer des ‚Dante illustré‘“ aufgeführt. In den Jahren ab 1862 arbeitete Doré fieberhaft an der Verwirklichung seiner illustrierten Bibliothek der Weltliteratur, in die er neben französischen Klassikern auch deutschsprachige Titel, etwa „Münchhausens Abenteuer“ (1862) aufnahm. 1866 publizierte er in dieser Reihe auch die großformatigen Ausgaben der „Bibel“ und Miltons „Das verlorene Paradies“, dessen Illustrationen nicht nur aufgrund des ähnlichen Jenseits-Themas vielfach an die Bilder der „Hölle“ erinnern. Trotz seines ungebremsten Schaffensdrangs und seines Mottos „J’illustrerai tout!“ („Ich illustriere alles!“) schaffte er es nicht, die geplanten 30 Bände seiner Weltliteratur-Serie zu veröffentlichen. Am 23. Januar 1883 starb Doré im Alter von 51 Jahren in Paris an einem Herzschlag. Damit verlor Frankreich seinen produktivsten Bild-Chronisten und Illustrator, bei dem die Fachwelt bis heute streitet, ob sie ihn eher als Romantiker, als Realisten oder Phantasten einordnen soll – am ehesten vereinte Gustave Doré alle diese Tendenzen in einer Person.


Gustave Doré: Das Pferd an der Kirchturmspitze. Holzstich-Illustration zu „Abenteuer und Reisen des Freiherrn von Münchhausen“ (dt. Ausgabe Stuttgart 1872).

Die göttliche Komödie

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