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Dantes Leben
ОглавлениеDante Alighieri wurde 1265 in Florenz geboren. Seinen Taufnamen Durante verkürzte er auf Dante und übernahm von seinem Vater und Großvater den Beinamen Alighiero. Seine Familie gehörte dem niederen Stadtadel an und war als Parteigängerin der Guelfen in den aufflammenden Machtkonflikt zwischen den verfeindeten Familienclans der Guelfen und Ghibellinen verwickelt. Über Dantes familiäre Herkunft ist wenig Genaues bekannt, gleiches gilt für seine 1285 geschlossene Ehe mit Gemma di Manetto Donati und seine vier Kinder.
Umso mehr weiß man über seine Liebe zu Beatrice, welche um 1283 einsetzt und über den frühen Tod der Geliebten 1290 hinaus Dantes gesamtes dichterisches Werk einschließlich der „Göttlichen Komödie“ durchzieht. Die Identität Beatrices ist allerdings umstritten: Während einige sie mit Verweis auf eine Behauptung von Dantes Biographen, des berühmten Dichters Giovanni Boccaccio, mit Bice Portinari, der Tochter des einflussreichen Kaufmanns Folco Portinari, identifizieren, halten viele Danteforscher sie mittlerweile eher für eine literarische Fiktion. In jedem Fall verkörpert Beatrice durch Schönheit, Liebreiz und Tugendhaftigkeit die Vorstellung einer Idealfrau und Künstlermuse der Frührenaissance. Seit dem ihr gewidmeten Gedichtband „Vita Nuova“ (dt. „Das neue Leben“; entstanden um 1292/1295) gingen Dante und Beatrice als ideales Liebespaar in die Geschichte ein.
Dante Alighieri: „La Divina Commedia“. Faksimile-Holzschnitt zum 1. Gesang nach der Zeichnung von Sandro Botticelli, Handpressendruck der Officina Serpentis, Berlin 1925.
Unerschöpfliche Grundlage für Dantes literarisches Schaffen waren seine umfassende Bildung und sein nahezu enzyklopädisches Wissen, welches er durch seinen Kontakt zu den „Kulturgrößen“ der Zeit stetig erweiterte, darunter vermutlich der Philosoph Brunetto Latini und die volkssprachlichen Dichter Guido Cavalcanti und Cino da Pistoia. Vor allem die „Göttliche Komödie“ lässt sich als eine „Summa“ des Wissens der Zeit verstehen, welche dem Leser auch eine Orientierung durch den bereits vor 700 Jahren beklagten „Wissensdschungel“ bieten sollte. Aus Dantes Dichtungen, unter anderem dem „Convivio“ (dt. „Gastmahl“; entstanden um 1306/1309), lässt sich entnehmen, dass er vermutlich ein Studium generale in den „Schulen der Mönche“ absolviert hat, sehr wahrscheinlich in den damals weithin renommierten Lehrstätten der Franziskaner und Dominikaner in Florenz. Angesichts des Stils des „Gastmahls“ und anderer Werke in lateinischer Sprache wird angenommen, dass er auch ein Universitätsstudium absolvierte, wobei vor allem Aufenthalte an der damals führenden Universität in Bologna und – mit Verweis auf eine Bemerkung bei Boccaccio – auch in Paris infrage kommen.
Die literarische Stilisierung der eigenen Lebensumstände in seinen Werken macht es im Rückblick schwierig, biographische Tatsachen und dichterische Fiktion zu trennen. Sehr viel besser als über Dantes geistige Ausbildung und persönliche Entwicklung sind wir über seine politische Karriere informiert. Sie vollzog sich vor dem Hintergrund des in der Toskana herrschenden Machtkampfes zwischen der Partei der Guelfen und jener der Ghibellinen. Dante kämpfte 1289–1290 auf der Seite der Florentiner Guelfen in der Schlacht von Campaldino, in welcher den in Arezzo und Pisa regierenden Ghibellinen eine schwere Niederlage zugefügt wurde. Mit seinem Eintritt in die Zunft der Ärzte und Apotheker 1295 erwarb er die Berechtigung, ein politisches Amt zu übernehmen. Bereits im November 1295 wurde er Mitglied im Rat des Capitano del Popolo, im Sommer 1296 war er im Rat der Hundert vertreten. Im Sommer 1300 ist er als eines von sechs Mitgliedern des Priorats, des höchsten Gremiums der Stadt, bezeugt. Während dieser Zeit kam es anlässlich eines Besuches des päpstlichen Legaten Matteo d’Acquasparta zu Unruhen zwischen den innerhalb der Guelfen-Partei rivalisierenden Gruppen der Weißen und der Schwarzen, die vom Papst unterstützt wurden. Gegen die Anweisung des Legaten verbannte das Priorat die Anführer beider Parteien aus der Stadt, worauf Florenz vom Papst mit dem Kirchenbann belegt wurde. Im November 1301, als eine städtische Gesandtschaft, darunter Dante, zu Verhandlungen mit Bonifatius VIII. in Rom weilte, nahm der vom Papst zu Hilfe gerufene französische König Karl von Valois die Stadt ein, um die Macht der Schwarzen wiederherzustellen und damit Florenz dem Kirchenstaat einzuverleiben.
Der Sieg der päpstlichen Partei hatte nicht nur für Dantes politische Karriere dramatische Folgen. Im Januar 1302 wurde er in Abwesenheit von allen Ämtern ausgeschlossen und zu einer Geldstrafe von 8000 Florin verurteilt, andernfalls würde sein Besitz konfisziert. Zusammen mit 14 anderen Weißen wurde er im März 1302 zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Dante kehrte nicht mehr nach Florenz zurück, sondern wählte das Exil. Auch seine Söhne mussten mit dem 13. Lebensjahr die Stadt verlassen, während seine Ehefrau in Florenz blieb.
Wo genau sich Dante in den folgenden Jahren aufgehalten hat, lässt sich nur mühsam und ungenau aus den Anspielungen auf Personen und Orte in seinem literarischen Werk rekonstruieren, da archivalische Nachweise fast vollständig fehlen. Wahrscheinlich blieb er vorwiegend in Ober- und Mittelitalien, wo er unter anderem wohl 1303/1304 in Verona bei Bartolomeo della Scala, 1304–1306 in Treviso bei Gerardo da Camina und danach in der Lunigiana im Norden der Toskana bei dem Markgrafen Franceschino Malaspina Aufnahme fand. Hier entstand ab 1307 die „Göttliche Komödie“, in welcher er nicht zuletzt seine persönlichen Erfahrungen mit der politischen Krisensituation und seinem unsteten Wanderleben verarbeitete.
Möglicherweise im Gefolge des Grafen Malaspina begegnete er 1311/1312 dem deutschen König Heinrich VII., der sich mit einem Heer seit Oktober 1310 in Oberitalien befand, um den Bürgerkrieg zu beenden, die französischen Besatzer zu verjagen und die Ansprüche des römisch-deutschen Kaiserreichs wiederherzustellen. Dante begrüßte Heinrich VII. in mehreren an diesen gerichteten Briefen und Dichtungen als Retter Italiens und huldigte ihm persönlich als Bewahrer des Weltkaisertums. Nach seiner Kaiserkrönung in Rom am 29. Juni 1312 zog Heinrich, auch von Dante brieflich dazu aufgefordert, gegen Florenz, doch scheiterte seine Belagerung der Stadt im Herbst 1312, und mit dem frühen Tod des Kaisers 1313 zerschlugen sich auch Dantes Hoffnungen auf eine Rückkehr in seine Heimatstadt. In der etwa zeitgleich verfassten „Göttlichen Komödie“ setzte er Heinrich VII. als „alto Arrigo“ ein literarisch stilisiertes Denkmal. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Dante wohl teilweise am Hof der Scala in Verona und ab 1318 bei Guido Novello da Polento in Ravenna, wo er nach der Rückkehr von einer Reise im Auftrag Guidos in der Nacht vom 13. auf den 14. September 1321 starb und auch begraben wurde.