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Dorés „Divine Comédie“ in der Geschichte der Dante-Illustration

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Wie kaum eine andere mittelalterliche Dichtung hat Dantes „Göttliche Komödie“ Generationen von Künstlern inspiriert. Bereits kurz nach Fertigstellung des Textes entstanden die ersten illustrierten Handschriften. Umfangreiche Miniaturzyklen wurden vor allem in der Frührenaissance in Florenz in Auftrag gegeben, erhalten hat sich etwa eine von Giovanni di Paolo bebilderte Prachtausgabe (um 1438–1444) in der British Library in London. Der wohl berühmteste Zyklus wurde von Sandro Botticelli um 1480/1481 geschaffen. Erhalten sind 92 Zeichnungen auf Pergament, heute im Berliner Kupferstichkabinett und der Biblioteca Apostolica Vaticana, bei denen es sich wohl um die unvollendeten Unterzeichnungen zu Miniaturen handelt. Einige der Kompositionen wurden vermutlich vom Florentiner Stecher Baccio Baldini in Kupferstich-Illustrationen umgewandelt, mit denen die italienischen Inkunabeldrucke der „Komödie“ ausgestaltet wurden. Auch von Michelangelo heißt es, dass er von der „Göttlichen Komödie“ begeistert war und eine Handschrift in seinem Besitz mit Illustrationen verziert hatte, die jedoch bei einem tragischen Schiffsunglück vernichtet wurde.

Während des 16. und 17. Jahrhunderts erschienen nur wenige Dante-Ausgaben, bei deren Illustrationen es sich meist um Nachdrucke der Bilder der älteren Ausgaben handelte. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde Dante von den Klassizisten und Frühromantikern wiederentdeckt. Dabei scheint der visionäre Text besonders die Maler und Graphiker nördlich der Alpen angesprochen zu haben. Zu den Künstlern, die sich intensiv mit der „Göttlichen Komödie“ auseinandergesetzt haben, gehören der Schweizer Romantiker Johann Heinrich Füssli, der deutsche Klassizist Joseph Anton Koch – erhalten sind zwölf Vorzeichnungen für Wandbilder und eine Edition – und der Engländer John Flaxman, der 1793 insgesamt 111 Illustrationen für alle drei Teile der „Komödie“ schuf, welche von Tommaso Piroli in Form von Umrissstichen umgesetzt wurden. Sie zählen neben den sieben Kupferstichen des englischen Malers William Blake, welche dieser 1826/1827 zur „Hölle“ schuf, zu den bekanntesten Dante-Illustrationen der Romantik.

Gustave Doré war erst 29 Jahre alt, als er 1861 seine Illustrationen zur „Hölle“ veröffentlichte. Viele Kritiker sahen später in den jungen Jahren des Künstlers einen Grund, die mangelnde „Reife“ und „Tiefe“ einiger Kompositionen zu bemängeln. Sicher mögen einige Illustrationen, besonders im „Fegefeuer“ und „Paradies“ etwas konstruiert und inhaltlich oberflächlich erscheinen, doch wird vielfach übersehen, dass sich die ihnen innewohnende Dramatik oft erst auf den zweiten Blick entfaltet. Doré kam es mehr auf die Atmosphäre als auf detaillierte Wiedergabe einzelner Episoden und Handlungen an, immer lässt er dem Betrachter den Freiraum seiner eigenen, individuellen Imagination. Es ist diese Tendenz, welche in den folgenden Illustrationszyklen von den Künstlern des späten 19. und 20. Jahrhunderts fortgeführt werden sollte. Gustave Doré kommt das Verdienst zu, den bis dahin umfangreichsten Bildzyklus zu allen drei Kapiteln der „Göttlichen Komödie“ geschaffen zu haben, der aufgrund seiner hohen Verbreitung in zahlreichen Sprachen und bald auch populären Ausgaben viele Leser für Dantes Werk begeisterte und dem annähernd 700 Jahre alten Text eine bis heute andauernde Faszination verlieh.


Gustave Doré: Holzstich-Illustration zu „Der kleine Däumling“ in Dorés „Märchen nach Perrault“ (dt. Ausgabe Stuttgart 1872). Die Zeichnung Dorés wurde vom Stecher H. Pisan in ihren Hell-Dunkel-Effekten kongenial umgesetzt.

Alle Abbildungen Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg (G. Ulrich Großmann)

Die göttliche Komödie

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