Читать книгу Crime Collection IV - Danuta Reah - Страница 11

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Es war dunkel, die Finsternis drang bis in die Winkel hoch oben unterm Dach, in die letzten Ecken und zu den schweren, verhüllten Formen. Hinter den geschlossenen Fensterläden hörte man Wasser, tropf… tropf… tropftropftropf … tropf. Nur die glühenden Kohlen gaben ein schwaches Licht. Die Asche fiel flüsternd durch den Rost in die Feuerstelle. Die Wärme des Feuers ließ bereits nach, aber selbst als es noch lodernd brannte, hatte es die Schatten nicht weit zurückdrängen können. Die Steinplatten des Fußbodens waren feucht, das Gebälk vermodert und zerfallen, das Eisengitter verrostet. Aber der metallene Gegenstand davor glänzte, Flammen spiegelten sich in der Schneide, wurden von dem hellen Stahl eingefangen und ließen ihn tiefrot glühen. Stimmen hallten in seinem Kopf:

Wann?

Bald, Ashley, bald.

Wie bald?

Jetzt gleich.

VORSICHT, WENN IHR ALLEIN DURCH DIE

SCHREBERGÄRTEN GEHT!

Die Worte waren mit rotem Filzstift auf ein liniertes DIN-A-4-Papier geschrieben, das beim Parkeingang an einem Schild mit der Aufschrift HUNDE AN DER LEINE FÜHREN befestigt war. Das Stück Papier strahlte hell in der Sonne, die Schrift war ungelenk wie die eines Kindes. Es hatte in der Nacht geregnet, aber das Papier war nicht nass und die Schrift nicht verwischt. Es hatte gegen fünf Uhr morgens aufgehört zu regnen. An diesem Tag waren die Männer um sechs Uhr mit dem Reinigungsfahrzeug durchgekommen, hatten die Abfallkörbe geleert und herumliegenden Müll und Glasscherben aufgesammelt. Ein Mädchen, das Zeitungen austrug, sah die Notiz, als sie auf ihrem Weg zum nächsten Häuserblock durch den Park ging. Sie blieb stehen, las den Zettel, zuckte die Schultern und ging weiter.

Das Blatt Papier war immer noch da, als Suzanne kurz nach zehn vorbeikam. Sie hatte sich vorgenommen, durch die beiden Parks zu joggen, die sich – in der Nähe ihrer Straße mit Reihenhäusern aus rotem Backstein – wie grüne Finger zur Stadt ausstreckten. Hin und zurück waren es etwa drei Kilometer, und gestern hatte sie sie beinahe ohne Pause geschafft. Heute würde sie es hinkriegen und dann versuchen, ihre Route durch den Wald noch ein Stück auszudehnen. Sie ließ sich den Plan für den heutigen Tag durch den Kopf gehen. Freitag war eine Menge zu tun. Sie war an der Reihe, Michael für das Wochenende zu nehmen, und sie plante solche Wochenenden gern vollkommen durch, so dass sie ausgefüllt waren mit Orten, die man besuchen, und Leuten, mit denen man Zeit verbringen konnte.

Der Zettel fiel ihr ins Auge, sie blieb stehen und las ihn.

Merkwürdig. Was war denn nur geschehen, dass jemand eine solche Warnung aufhängte? Sie blickte den großen Weg neben dem gemähten Gras und den schön bepflanzten Blumenbeeten entlang, der schmaler und dunkler wurde und sich schließlich im Schatten unter den Bäumen verlor. Vor ungefähr einem Jahr war in diesem Waldstück eine Frau überfallen worden. Sie sah sich um. So früh am Morgen war der Park leer, aber durch die strahlende Sonne des Frühsommers, die Blumen und das frische Grün der jungen Blätter wirkte der Wald sanft und freundlich. Warum die Schrebergärten? Sie waren auf der anderen Seite des Flusses.

Sie hätte nicht stehen bleiben sollen. Ihr wurde kalt, und sie spürte die Müdigkeit. Sie hätte ewig weiterlaufen können, wenn sie nur nicht angehalten hätte. Ihr Blick wanderte wieder zu dem Zettel, und ihr war unbehaglich bei dem Gedanken an den einsamen Weg durch den Wald, der an Wochenenden, wenn Familien den Pfad am alten Damm entlangspazierten, so bevölkert war, und während der Woche, wenn die Kinder in der Schule und ihre Eltern bei der Arbeit waren, so verlassen. Schluss damit!

Sie joggte in flottem Tempo weiter, und als sie aus der Sonne heraus unter die Bäume lief, geriet sie tiefer in die Schatten. Es war windstill, und der Weg lag ruhig und mit sonnigen Flecken vor ihr. Die frühen Spaziergänger mit ihren Hunden waren schon weg und die Nachzügler noch nicht da.

Der Weg gabelte sich. Sie konnte hier den Fluss überqueren und auf der anderen Seite weitergehen, wo der Pfad schmal und schlammig war. Der Porter Brook floss ruhig durch den Wald und die Parks, doch in früheren Jahren hatten an seinen Ufern kleine Wasserräder und Fabriken gestanden, die die Wasserkraft des Flusses für die Schmiedehämmer und Schleifscheiben der frühen Industrialisierungszeit nutzbar machten. Man konnte die Überreste der alten Anlagen sehen, wo der Fluss gestaut und in Kanäle umgeleitet wurde und die alten Teiche verlassen dalagen, die jetzt verschlammt oder in Spielplätze umgewandelt waren. An Wochenenden und während der Ferien gingen die Besucher an den Teichen entlang und fütterten die Wasservögel, die sich dort niedergelassen hatten, ließen kleine Boote fahren oder angelten.

Suzanne blieb einen Moment stehen und folgte dann dem Weg über die Brücke zu dem schmalen Pfad, der an den Schrebergärten entlangführte. Sie umrundete vorsichtig die Pfützen, die durch die Reifen der Mountainbikes im zerwühlten Matsch entstanden waren. Der Pfad lag noch im Schatten der Bäume, aber auf die Schrebergärten fiel schon die Sonne. Sie warf einen Blick auf die Gärten. Manche waren sorgsam gepflegt, mit ordentlichen Reihen von Grün, gejätet, mit dem Rechen geglättet und in Beete aufgeteilt. Aber die meisten waren vernachlässigt oder aufgegeben, und Büsche, Brombeeren und wilde Himbeeren wuchsen zwischen alten Hütten und Geräteschuppen und manchmal sogar aus ihnen hervor. Es war still. Ein älteres Paar, in Pullover und Gummistiefeln, arbeitete in einem Garten am Bach, aber die anderen Schrebergärten waren leer. Eine dünne Rauchsäule stieg vom Dach einer Hütte auf. Sie fragte sich, ob sie das Paar wegen der Warnung ansprechen sollte. Vorsicht …

Sie runzelte die Stirn und bemerkte, dass ihre Schritte so langsam geworden waren, dass sie fast stehen geblieben wäre, und sie joggte wieder entschlossen auf dem Pfad weiter. Sechs Schritte joggen, sechs Schritte gehen, sechs Schritte joggen, sechs Schritte gehen. Es war friedlich im Park, weit weg von den Anforderungen durch Arbeit und Haushalt. Sie konnte die Gedanken frei schweifen lassen, die Muster des Sonnenlichts auf dem Weg und die Strudel und Wirbel des Wassers auf den Steinen und am Ufer betrachten. Es war fast wie in der Bibliothek. Ein Ort, an dem sie einfach nur da sein konnte, ohne voraus oder zurück zu denken.

Einige ihrer besten Ideen kamen ihr in der Bibliothek und im Park. Suzannes Leben konzentrierte sich derzeit auf die Forschung über jugendliche Straftäter, junge Männer mit krimineller Vergangenheit, in deren Kindheit Vernachlässigung und Gewalt immer wieder eine Rolle gespielt hatten. Junge Männer wie ihr Bruder Adam. Sie hatte zu ihrer intuitiven Überzeugung, dass viele dieser jungen Männer Probleme mit Sprache und Kommunikation hatten, eine These erstellt und ausgearbeitet und wollte prüfen, ob sich das Ergebnis ihrer empirischen Beobachtungen auch mathematisch erfassen und messen ließ. Die monatelange Arbeit in der Bibliothek, wo sie über Zeitschriften gehockt, telefoniert und mit anderen Wissenschaftlern diskutiert hatte, die mit jungen Straffälligen arbeiteten, hatte sich gelohnt und sie war aufgrund dieser Forschungsidee für einen Studiengang mit Magisterabschluss angenommen worden. Es war ihr gelungen, ein kleines Stipendium zu erhalten, und sie arbeitete jetzt an einem Programm für jugendliche Straftäter, dem Alpha-Projekt, mit. Wenn ihre Arbeit überzeugte – und überzeugen konnte Suzanne –, würde sie eine Verlängerung des Stipendiums bekommen und promovieren können.

Sie befand sich auf der Höhe von Shepherd Wheel, einer der alten Werkstätten, die man in wohlhabenderen, optimistischeren Zeiten wiederhergestellt hatte. Man hatte hier noch nach einem regelmäßigen Tagesrhythmus gearbeitet, der davon bestimmt wurde, wann man das Wasser aus dem Teich auslaufen ließ, das das Rad in Bewegung setzte, wodurch über die Zahnräder und Riemen die Schleifsteine angetrieben wurden. Aber eine Kürzung der Mittel hatte diesem extravaganten Projekt der Denkmalschützer ein Ende gesetzt, und mittlerweile war das Gebäude geschlossen, die Türen waren verriegelt, die Fensterläden zu, und das Wasserrad war dabei zu verrotten. Sie verlangsamte ihre Schritte wieder und ging, einem plötzlichen Impuls folgend, den Pfad zur Werkstatt entlang, die Stufen hinauf und durch das Tor, das zum Hof hinter der Mühle führte.

Undeutlich war tief unten in einem schmalen Schacht das Rad zu sehen. Sie konnte die Schaufelkammern erkennen, die das Wasser auffingen und das Rad drehten – sie waren leer. Suzanne beugte sich über die Mauer und spähte in die Dunkelheit um das Rad hinunter. Das Schleusentor, das das Wasser zurückhielt, war oberhalb von ihr, und der feuchte, bemooste Stein unter ihr. Ein verschwommenes Spiegelbild glänzte zu ihr herauf. Sie winkte, und ihr Spiegelbild winkte zurück. Ein modriger Geruch von stehendem Wasser drang zu ihr herauf. Sie schauderte. Da unten herrschte die Dunkelheit eines Ortes, den niemals ein Sonnenstrahl traf.

Sie wandte sich wieder dem Weg zu und ging am Damm entlang weiter. Vor gerade mal ein paar Wochen war das Wasser hier praktisch noch ein See mit Fischen und Wasservögeln gewesen. Jetzt, im trockenen Sommer, war es nur ein Rinnsal, das sich seinen Weg durch dicken Schlamm suchte. Suzanne betrachtete die frischen Vogelspuren, die sich bereits mit Wasser füllten und verschwanden. Näher am Ufer war der Schlamm zerfurcht und das grüne Moos an der Oberfläche aufgewühlt, als hätte hier jemand gegraben. Da man den Damm jahrelang vernachlässigt hatte, waren in seinen Steinmauern Risse und Spalten entstanden. Sie lief weiter und gelangte zum Ende des Parks, wo der richtige Wald anfing. Beinahe hätte sie in einer Anwandlung von Trotz die Straße überquert, als der Gedanke an ihre angefangene Arbeit sie stehen bleiben und umkehren ließ. Sie lief wieder schneller und fing an zu joggen. Auf dem Rückweg ging es immer nur abwärts, und das war leicht zu schaffen.

Als sie zum zweiten Mal am Shepherd Wheel vorbeikam, sah sie aus dem Hof mit dem Rad hinter dem Haus, wo sie selbst kurze Zeit zuvor gewesen war, einen Mann herauskommen. Ihr Herzschlag stockte, und es lief ihr eiskalt über den Rücken. Vorsicht … Dann dachte sie einen Moment, sie hätte ihn erkannt, einen der jungen Männer vom Alpha-Projekt, Ashley Reid. Sie sah ganz kurz das blasse Gesicht unter dem dunklen Haar und wollte ihm schon zulächeln und winken, als sie erkannte, dass es ein Fremder war, ein anderer junger Mann mit blassem Gesicht und dunklen Augen. Sie sah schnell weg, da ihr bewusst wurde, dass sie ihn angestarrt hatte.

Lucy saß auf der Schaukel und schwang so weit zurück, wie es ging. Dann hob sie die Beine hoch und lehnte sich auf dem Sitz weit nach hinten. Zurück lehnen und nach vorn fliegen, zurück lehnen und wieder nach vorn fliegen. Am Anfang des Sommers hatte sie noch nicht allein schaukeln können. Jetzt konnte sie sich selbst abstoßen und viel höher schaukeln, als wenn Emma sie anschob. Emma würde sauer sein – Mums Lieblingswort. »Warte auf dem Spielplatz«, hatte Emma gesagt. Sie hatte den kleinen Spielplatz gemeint, aber Lucy hielt sich nicht daran. Sie ging lieber auf den großen, auch wenn er weiter weg war. Sie hatte ärgerlich und verdrossen auf dem kleinen Spielplatz gewartet. Es war unfair! Dann war er plötzlich da – »Schnell, Lucy, komm schnell!« –, und sie liefen los auf einen verzauberten Rundgang über den Spielplatz, durch den Wald und über die große Straße, die sie allein nicht überqueren durfte.

Emma würde sie schon finden. Zuerst auf die Schaukeln, dann auf die große Rutschbahn, danach ein Eis. Wenn Emma nur nicht zu sauer war. Zurücklehnen und nach vorn fliegen. Die Schaukel schwang hoch hinauf. Lucy überlegte, dass, wenn sie sich nicht festhalten müsste, sie vielleicht die Blätter berühren könnte. Sie schloss die Augen und spürte das flimmernde Licht auf ihren Lidern. Zurück lehnen und nach vorn fliegen. Sie strengte sich noch mehr an, flog immer höher und hörte die Ketten in der Aufhängung knirschen. Hoch genug! Sie schwang wieder nach unten und ließ sich erneut hochtragen, und einen Augenblick schien es ihr, als stehe sie still und der Spielplatz drehe sich um sie wie ein verschwommener Wirbel. Die Schaukel schwang nach unten und flog hoch, nach unten und wieder hoch, doch jedes Mal ein bisschen weniger, und Lucys Schuhsohlen schleiften über den Boden, sobald sie am niedrigsten Punkt angelangt war. Sie hielt die Schaukel an, saß leicht schwankend da und schaute hoch. Sie hatte angefangen, sich zu drehen, um sich dann in die andere Richtung herumwirbeln zu lassen, als sie sah, dass jemand sie beobachtete. Er stand neben der Bank am Rand des Spielplatzes, wo der Wald anfing. Es war der Ashman. Sie drehte sich weiter auf der Schaukel, versuchte, die Kette weiter zusammenzudrehen, damit sie schneller herumgewirbelt würde. Als sie sich in die andere Richtung drehte – die Schaukelketten waren wirklich nicht so gut wie die im Garten ihrer Freundin Lauren, denn sie ruckelten unregelmäßig hin und her –, überlegte sie, wo Emma war.

»Emma ist fort.« Sie sah sich um. Er stand hinter ihr und starrte auf sie hinunter. »Wir haben Emma verloren«, sagte er. Lucy saß ganz still. Sie mochte den Ashman nicht. Er sah ihr weiter zu, ergriff dann die Ketten der Schaukel und drehte sie so hoch nach oben zusammen, dass Lucys Füße den Boden nicht mehr berührten. Als sie herumwirbelte, wurde ihr schwindelig. »Wir haben Emma verloren«, sagte er wieder.

Lucy sah zu ihm auf. Sein Haar warf Schatten auf sein Gesicht. Er hatte es zweimal gesagt. »Ich weiß «, erwiderte sie.

Es war halb elf, als Suzanne wieder am Parktor ankam. Im Kreisverkehr bei Hunters Bar fuhren jede Menge Autos, und nach der sauberen Luft im Park war es hier heiß und roch nach Metall. Sie ging die Brocco Bank hinauf und bog in die Carleton Road ein, die kurze, steile Straße, in der sie wohnte. Es war eine für Sheffield typische Straße mit Reihenhäusern aus rotem Backstein, die an einem Abhang standen, der Gehweg war ein Puzzle aus Steinplatten und Asphalt mit Unkraut und Gräsern in den Ritzen und an der Wand.

Sie sah ihre Freundin und Nachbarin Jane mit einem Skizzenblock auf der Treppe vor dem Haus sitzen, ihre Tuschefläschchen standen auf der Stufe neben ihr. Jane war Grafikerin, ihre Zeichnungen erschienen hauptsächlich in Kinderbüchern. Sie lächelte, als sie Suzanne sah. »Warst du im Park?« Suzanne nickte und blieb stehen, um sich mit ihr zu unterhalten, und lehnte sich an die Wand. Jane sah auf ihren Zeichenblock hinab. »Diese Schatten hier«, sagte sie, »ich will das Rot des Backsteins und den schwarzen Schatten einfangen, solange die Sonne genau richtig steht. Meine Auftraggeber möchten ›eine Kombination des Alltäglichen mit dem Unheimlichen‹.« Sie sah einen Moment auf ihre Zeichnung und legte dann den Pinsel auf dem Rand des Fläschchens ab. »Was hast du gestern Abend gemacht? Das war ja ein ziemlich protziger Range Rover, der dich nach Hause gebracht hat.«

Suzanne seufzte. Jane führte zurzeit einen Feldzug, um das Leben ihrer Freundin etwas aufregender zu gestalten. Die beiden Frauen hatten vor sechs Jahren, kurz nach Michaels Geburt, Freundschaft geschlossen. Sie hatten sich im Park kennen gelernt, wo Jane zur Erheiterung der sechs Monate alten Lucy die Enten mit Brot fütterte. Für Suzanne mit ihrem chaotischen Familienleben, die nach der Geburt mit Depressionen zu kämpfen hatte, war Janes madonnenhafte Abgeklärtheit wie eine Oase des Friedens gewesen.

»Es war nur Richard Kean vom Alpha-Projekt«, antwortete Suzanne. Richard war einer der Psychologen des Zentrums und einer der wenigen Menschen, die ein echtes Interesse an Suzannes Arbeit hatten.

»Richard? Ist das der große dunkelhaarige Typ? Wieso hat er dich mitten in der Nacht heimgebracht?«

»Es war halb zehn«, gab Suzanne gereizt zurück.

»Für deine Verhältnisse ist das mitten in der Nacht«, sagte Jane verständnisvoll. Sie hielt nichts von Suzannes enthaltsamem Leben.

»Hm«, antwortete Suzanne, ohne sich festzulegen. Es gab nichts zu erzählen. Sie hatte an einer abendlichen Versammlung im Rahmen des Alpha-Projekts teilgenommen, und Richard hatte sie auf dem Heimweg abgesetzt. Sie wollte Jane ablenken und sagte daher: »Als ich im Park war, habe ich etwas gesehen …«

Jane unterbrach sie. »Hast du Em und Lucy gesehen?«

»Ist Em wieder da?« Emma, Janes Babysitter, war die Woche zuvor weg gewesen, und Jane hatte nur durch flexible Zeiteinteilung und fremde Hilfe einen bald fälligen Abgabetermin einhalten können. Von einer Atmosphäre der Konzentration umgeben, hatte Jane es wie immer geschafft.

»Ja. Sie ist heute früh einfach so wieder aufgetaucht.« Jane runzelte die Stirn und zog mit dem Finger eine Linie auf ihrem Blatt nach. »Hat nicht mal angerufen oder so. Aber eigentlich war es ganz praktisch.« Sie sah stirnrunzelnd und immer noch unzufrieden auf die Zeichnung. »Ich krieg das nicht richtig hin. Ich weiß nicht recht, was ich will.« Sie sah zu Suzanne auf. »Lucy hat einen Termin in der Klinik. Sie wollte nicht gehen, da habe ich ihr eine Stunde mit Em im Park erlaubt und hinterher noch ein Eis.« Suzanne zuckte verständnisvoll die Schultern. Lucy litt an schwerem Asthma und hasste die ständigen Klinikbesuche. Das Eis war ein großes Zugeständnis, denn Jane lebte fanatisch gesund.

Jane fragte noch einmal: »Du hast sie nicht gesehen? Sie sind zum Spielplatz gegangen.« Suzanne war dort vorbeigekommen, aber er war leer gewesen. Jane runzelte die Stirn und riss sich von ihrer Zeichnung los. Ihr unbestimmter, zerstreuter Blick wurde klar und konzentriert. »Sie hätten dort sein sollen. Ich hab Emma gesagt , dass sie nicht mit ihr ins Café gehen soll… Du weißt ja, ich bin nicht glücklich mit der Situation. Na ja, es ist nichts Ernstes«, fügte sie hinzu. »Es geht nicht so sehr darum, dass sie einfach verschwindet, es ist nur…«

Im vergangenen Monat hatte Emma jeden Tag ein paar Stunden auf Lucy aufgepasst. Davor hatte Jane Sophie als Babysitter engagiert, eine Studentin im ersten Semester, die eine Einzimmerwohnung in einem Studentenwohnhaus nebenan gemietet hatte. Sie war kurz vor Vorlesungsbeginn bei Jane erschienen, hatte sich vorgestellt und ihre Dienste als Babysitter angeboten. Nachdem Jane mit ihren Eltern, Kleinbauern an der Ostküste, gesprochen hatte, nahm sie das Angebot erfreut an, und die Sache hatte für beide gut funktioniert. Sophie hatte keine Erfahrung und war ein eher schlichtes Gemüt, aber sie war intelligent, vernünftig und lustig. Jane mochte sie, und Lucy himmelte sie an, sie wohnte nebenan und konnte sich Janes häufig wechselndem Zeitplan anpassen. Aber dann brach sie ganz plötzlich ihre Kurse ab und ging weg.

Emma war eine Mitstudentin. Sie war oft als Besucherin zu den Studenten nebenan gekommen – ein Haus, in dem viele ein und aus gingen. Aber Jane und Suzanne hatten Emma bis nach Weihnachten, als Sophie sie vorstellte, eigentlich nicht kennen gelernt: »Geht es in Ordnung, wenn Emma mich und Lucy begleitet?« Und so war sie fast unmerklich in ihr Leben eingetreten, eine ruhige, ziemlich ernste junge Frau im Gegensatz zur munteren Sophie. Sie war im März in das Nachbarhaus gezogen und hatte sich etwas zaghaft als Ersatz für Sophie angeboten, als diese ging. Jane war zuerst froh gewesen, besonders darüber, dass sie ein Mädchen hatte, das sie und Lucy schon kannten, aber allmählich kamen ihr Bedenken. Emma war jünger als Sophie und, wie Suzanne bemerkte, weniger verantwortungsbewusst. Sie hörte mit wachsendem Unbehagen zu, als Jane über ihre Zweifel sprach. Seit Sophie nicht mehr hier war, war Emma launisch und unzuverlässig geworden. Lucy hatte immer öfter Albträume von Monstern, von dem »Ashman«, wie Jane sagte, und davon, dass Emma von Monstern verfolgt wurde. Manchmal kam sie, den Geruch von Zigaretten in den Kleidern, vom Park zurück. »Ich weiß, dass Em raucht«, sagte Jane. »Ihre Lunge ist ihre eigene Sache. Aber sie weiß doch, dass sie in Lucys Nähe nicht rauchen soll.«

»Was hat sie dazu gesagt?«

»Ach, sie sagte, sie hätte gemeint, draußen im Freien würde es nichts ausmachen. Ich glaube … ich weiß nicht … ich will nicht, dass Lucy schon wieder einen Wechsel verkraften muss. Sie mag Emma. Es ist nur…«

»Die Monster?«

»Ja …« Jane sah stirnrunzelnd auf ihr Bild und wischte dann eine winzige Spinne weg, die darüber lief. »Nein.« Sie sah zu Suzanne auf. »Ich habe mich entschieden. Ich lasse Emma nicht mehr auf sie aufpassen. Ich werde ein anderes Mädchen suchen.«

Nach Suzannes Gespräch mit Jane war es fast elf. Suzanne ging durch die Hintertür ins Haus und stieg über den Haufen Schuhe auf der Fußmatte. Das Geschirr vom Frühstück stand noch in der Spüle; die Arbeitsplatte, wo sie gefrühstückt hatte, war mit Toastkrumen, Butter und einer eingetrockneten Pfütze aus Milch und Zucker besudelt. Eine Fliege hockte darauf, und Suzanne holte aus, um sie totzuschlagen. Aber sie flog auf, erfüllte die Luft einen Moment mit ihrem lauten Summen und ließ sich wieder nieder.

Suzanne ging durch das mittlere Zimmer zur Seitentür, um die Post zu holen. Drei braune Umschläge lagen auf der Matte. Sie hob sie auf und sah sie flüchtig durch. Rechnungen, aber keine Mahnungen. Sie legte sie in die Ablageschale, die immer auf dem Esstisch stand. Die neu hinzugefügten Rechnungen ließen den Stapel einstürzen, und sie sammelte einen Stoß vom Boden auf und warf alles in die Schale zurück.

Sie musste sich an die Arbeit machen.

Oben in ihrem Arbeitszimmer schloss sie die Tür hinter sich und tauchte in eine Atmosphäre von Ruhe und Frieden ein. Ihr Arbeitszimmer war der kleine Raum unterm Dach. Es hatte ein hohes, schmales Gaubenfenster, gerade in der richtigen Höhe, um, die Arme auf das Fenstersims gestützt, über die Dächer hinaussehen zu können. Dies tat sie jetzt und freute sich über den weiten, wolkenlosen Himmel und das glänzende Sonnenlicht auf den nassen Dächern, die sich gegenüber auf der ansteigenden Seite des Tals aneinander reihten. Direkt vor ihr fiel das Schieferdach ihres eigenen Hauses zur Regenrinne ab und verdeckte die Sicht auf die Straße. Wenn sie sich vorbeugte, konnte sie Jane auf ihren Stufen sitzen sehen, die in ihre Zeichnung vertieft war.

Aber sie musste arbeiten. In ihrem Arbeitszimmer war es kühl und schattig. Ihr Schreibtisch befand sich im Licht, das vom Fenster hereinfiel. Weiter hinten standen an den Wänden Bücherregale mit den nach Themen und Autoren geordneten Büchern. Ein praktischer, grauer Metallaktenschrank stand an der schmalen Wand, und in einer Ecke bildete ein feuerroter Sessel unter einer kleinen Leselampe einen Farbtupfer. Neben ihrem Schreibtisch war ein Regal mit den Kassetten, deren Aufnahmen die Grundlage ihres Forschungsprojekts bildeten.

Wenn sie die Kommunikationsfähigkeit der jungen Männer im Alpha-Projekt untersuchen wollte, musste sie Tonbandaufnahmen machen und ihre Sprache analysieren, um zu sehen, ob sie alle Strategien und Fähigkeiten zur Verständigung einsetzten, die die Forschung im Lauf der Jahre herausgearbeitet hatte. Wenn der Umgang miteinander in Gewalttätigkeiten ausartete, geschah das deshalb, weil sie kämpfen, sich behaupten und ihre Dominanz festigen wollten? Oder passierte es, weil sie die feinen Sprachsignale nicht verstanden, die solche Sätze wie: »ich bin höflich; was du sagst, gefällt mir nicht; ich bitte dich, etwas zu tun« ausdrücken? Wenn sie etwas nicht zu verstehen schienen und nur vage zustimmend nickten bei etwas, das sie nicht gehört oder begriffen hatten, wollten sie dann einfach nichts hören, oder wussten sie selbst nicht, dass sie nichts verstanden hatten, oder konnten sie dies nur nicht zum Ausdruck bringen? Und war es dann die Frustration, die sich in dieser Situation in asozialem Verhalten entlud?

Als ersten Schritt hatte sie einige ziemlich unpersönliche Gespräche und Befragungen der jungen Männer, die am Programm teilnahmen, auf Band festgehalten. Man hatte ihrer Bitte entsprochen, mit den Männern arbeiten zu dürfen, die bereits am schwersten oder häufigsten vorbestraft waren. Einer der frustrierenden Begleitumstände war, dass sie nicht wusste, was sie tatsächlich getan hatten, und es vielleicht nie erfahren würde, wenn sie es nicht aus freien Stücken selbst erzählten. Die Leiter des Projekts hatten ihr die Erlaubnis nur zögernd gegeben und auf strengster Vertraulichkeit bestanden.

Sie holte die Bänder mit den Aufnahmen aus ihrer Tasche. Eigentlich durfte sie sie nicht nach Hause nehmen. Offiziell mussten sie in der Universität eingeschlossen werden. Sie hatte bis jetzt mit drei der jungen Straftäter Gespräche geführt und sie aufgezeichnet. Dean, siebzehn, für den die Teilnahme am Programm zu den Bewährungsauflagen gehörte, schätzte sie so ein, dass er mit Sicherheit gewalttätig werden konnte. Er war einsilbig, verdrossen und manchmal aggressiv gewesen. Dann hatte sie mit Lee gesprochen, der ebenfalls siebzehn, intelligent und lebhaft war und immer irgendwelchen Ärger hatte. Er schien ab und zu plötzlich einsichtig, wenn er auf seine manische Neigung zum Herumalbern verzichtete. Und Ashley. Das Gespräch mit ihm war merkwürdig gewesen. Sie kannte Ashley besser als die anderen, aber trotzdem erzählte er nur stockend, und das was er sagte, war unzusammenhängend und widersprüchlich. Seit der Zeit vor vier Wochen, als sie die Aufnahmen gemacht hatte, hatte sie sie mehrmals abgehört, aber immer noch Schwierigkeiten, den Sinn zu verstehen.

F: Erzähl mir von deiner Familie, Ashley .

A: Äh … Sie ist nicht…

F: Tut mir Leid, du brauchst es mir nicht zu sagen, wenn du nicht möchtest .

A: Ja.

F: Willst du es mir erzählen ?

A: Brüder und Schwestern?

F: Wenn…

A: (lacht) Brüder und Schwestern.

F: Sorry, Ashley, ich verstehe nicht .

A: Äh … so … em … los …

F: Was ?

A: Simon.

F: Simon ist dein Bruder ?

A: Ja.

F: Erzähl mir von Simon .

A: (lacht) Simon sagt…

F: Ja ?

A: Nicht viel. (lacht)

Damals hatte sie immer wieder gedacht, wie merkwürdig er klang. Schließlich war ihm immer unbehaglicher geworden, und er hatte das Gespräch abgebrochen. Sie fragte sich, ob er sie noch einmal eine Aufnahme machen lassen würde. Er wäre vielleicht der Erste, der ihr Material liefern würde, mit dem sich ihre Theorie untermauern ließ. Ironischerweise hatte sie gezweifelt, ob er für ihr Forschungsprojekt geeignet sei, da man ihm bescheinigt hatte, dass er »Lernschwierigkeiten« hätte, und sie war sich nicht sicher, ob das ihre Ergebnisse verfälschen würde. Sie brauchte mehr Hintergrundwissen über Ashley, bevor sie ihrer Analyse trauen konnte. Sie dachte an die neuen Erkenntnisse, die durch ihre Arbeit gewonnen werden könnten und die die Voraussetzungen der Jugendkriminalität besser erklären und vielleicht dazu führen würden, Jungen wie ihrem Bruder Adam besser helfen zu können, bevor… Tagträume! Sie zwang sich, zu ihrer Arbeit zurückzukehren.

Um halb eins räumte sie alles zusammen. Sie musste zur Universität gehen. Sie spulte das Band zurück, notierte die Ziffer auf dem Zähler und steckte es wieder in ihre Aktentasche. Sie fühlte sich angeregt und optimistisch, genoss diese Stimmung, und das Gefühl der Leichtigkeit war dauerhaft. Es war, als sei in letzter Zeit etwas Dunkles, Schweres, dessen sie sich nicht bewusst gewesen war, von ihr gewichen, und als verstünde sie erst jetzt, wie sehr es sie belastet und eingeengt hatte. Sie dachte an das Wochenende mit Michael, und statt der Ängstlichkeit und Spannung, die ihr sonst wie ein Kloß im Hals saß, merkte sie, dass sie sich fast darauf freute.

Vielleicht konnte sie doch mit der Verantwortung fertig werden. Vielleicht gab es keinen Grund, zu befürchten, dass etwas Schreckliches geschehen würde. Vielleicht machten sich alle Mütter Sorgen um ihre Kinder. Vielleicht, sie wagte es kaum auszusprechen, war sie normal. Sie fuhr sich mit dem Kamm durch die Haare und band sie zurück, überlegte, ob sie Make-up auflegen sollte, und entschied sich dagegen. Vielleicht hatte Jane Recht. Vielleicht war es an der Zeit, aus sich herauszugehen. Sie nahm ihre Aktentasche, lief nach unten, holte Tasche und Schlüssel und ging los. Als sie die Tür hinter sich abschloss, sah sie Jane an ihrem Tor stehen und ängstlich die Straße hinunterblicken. »Hi«, grüßte Suzanne mit fragendem Unterton. »Ist etwas los?«

Jane strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Emma und Lucy sollten längst zurück sein.« Sie sah auf die Uhr.

»Wann hätten sie denn da sein sollen?«, fragte Suzanne.

Jane sah noch einmal auf die Uhr. »Vor über einer Stunde. Lucys Arzttermin war um Viertel vor zwölf.«

Suzanne erinnerte sich an die frühere Unterhaltung und fühlte ein schleichendes Unbehagen in sich aufsteigen. Monster … sie versuchte, beruhigend zu reagieren. »Ich würde mir keine Sorgen machen«, sagte sie. »Lucy ist wahrscheinlich weggerannt und hat sich versteckt, und die arme Emma ist außer sich. Wir könnten mal nachsehen.« Beide Frauen waren an Lucys Versteckspiele gewöhnt.

Janes Gesicht war angespannt. »Ich bin gerade zurückgekommen. Ich bin schon durch beide Parks gegangen. Sie waren nicht da. Ich hab im Café nachgefragt. Da sind sie nicht gewesen. Dann dachte ich, sie seien vielleicht zurückgekommen… Ich weiß nicht, was ich tun soll.«

Suzanne überlegte. »Em weiß Bescheid, dass Lucy sich oft versteckt, oder?«

»O ja. Sie hat Sophie geholfen, damit fertig zu werden. Ich hab ihr das Handy gegeben. Nur für alle Fälle.« Sie sah Suzanne an und schüttelte den Kopf. »Ich hab die ganze Zeit angerufen, aber niemand nimmt ab.«

Das ließ Suzanne aufhorchen. Dafür gab es keine gute Erklärung. »Vielleicht ist der Akku leer. Oder sie hat es irgendwo unten in ihrer Tasche vergraben, und es hat sich abgeschaltet. Vielleicht ist es gestohlen worden …« Ihre Ideen klangen lahm, und sie sah, dass Jane gleich widersprechen würde, deshalb redete sie schnell weiter. »Aber ich meine, du solltest trotzdem jemanden anrufen. Nur für den Fall. Vielleicht ist ein Unfall passiert.«

Jane sah jetzt bestürzt und erschrocken aus. »Ich weiß nicht …«, sagte sie.

Suzanne war überfordert. Normalerweise war sie diejenige, die gestresst und aufgeregt wurde, und Jane blieb ruhig und gelassen. »Komm«, sagte sie. »Bestimmt ist es nichts. Du wirst am Ende schrecklich wütend auf Lucy sein und dich fragen, warum du dich so aufgeregt hast. Aber lass uns auf Nummer sicher gehen. Wenn wir angerufen haben, gehe ich in den Park zurück und sehe nach.«

»Du warst doch schon im Park.« Janes weit aufgerissene Augen waren voller Angst. »Und du hast sie auch nicht gesehen, oder?«

Suzanne schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich habe sie auch nicht gesucht.«

»Wenn Lucy weggelaufen wäre, sich versteckt und Em dich gesehen hätte, dann hätte Em dich um Hilfe gebeten. Wir haben doch beide nachgesehen. Sie sind nicht dort.«

Suzanne führte Jane ins Haus zurück und zum Telefon. »Doch, sie sind dort«, sagte sie. »Wir haben sie nur nicht gesehen. Der Park ist groß. Soll ich anrufen?« Jane schaute sie voller Panik an. Suzanne zögerte. Sie war nicht sicher, welche Nummer sie wählen sollte. Sie mussten Kontakt mit der Polizei aufnehmen. Als sie über die Situation nachdachte, wurde sie besorgter. Es stimmte, der Park war groß, aber von der Form her war er schmal, und sie kannte die Plätze, wo Em und Lucy oft hingingen. Wenn sie dort gewesen wären, hätte sie sie gesehen, oder die beiden hätten Suzanne gesehen. Lucy hätte sich unter den Umständen wahrscheinlich nicht bemerkbar gemacht, aber Em wäre froh und erleichtert gewesen, Suzanne zu sehen, falls Lucy ihr einen ihrer Streiche gespielt und sich versteckt hatte. Sie dachte an Lucy, ihre spindeldürren, zerbrechlichen Gliedmaßen, ihren eisernen Willen. Sie nahm den Hörer ab und probierte es mit Janes Handynummer. Sie ließ es klingeln. Keine Antwort. Dann rief sie 999 an. Entweder klärte sich die Sache bald auf, oder es war ein ernster Notfall.

Die Werkstatt von Shepherd Wheel stand dunkel unter den Bäumen. Die Türen waren mit Vorhängeschlössern gesichert, das helle Metall der Bügel glänzte. Die Fensterläden waren geschlossen und verriegelt. Die Bäume schwankten leise in der Brise und warfen tanzende Schatten auf das Wasser und das moosbedeckte Dach. Und da war es wieder, schwach, gerade noch hörbar über dem Geräusch, das der Bach machte, gerade noch wahrnehmbar für jemanden, der neben den Fenstern mit den geschlossenen Fensterläden gestanden hätte, gerade noch zu hören von jemandem mit guten Ohren, der lauschte. Das Klingeln eines Telefons.

Crime Collection IV

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