Читать книгу Athanor 4: Die letzte Schlacht - David Falk - Страница 10

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Ratssitzungen waren Mahalea stets ein Gräuel gewesen, doch diese übertraf ihre schlimmsten Erwartungen. Sie hatte damit gerechnet, dass man ihr scharfe Fragen stellen und Vorhaltungen machen würde. Als Kommandantin trug sie die Verantwortung dafür, dass die Grenzwache den Giganten nicht früher bemerkt und aufgehalten hatte. Daran gab es nichts zu rütteln. Obwohl es nicht an ihren Fähigkeiten, sondern der geringen Truppenstärke und dem völligen Fehlen von Grenzposten entlang der Küste gelegen hatte, lastete diese Schuld schwer auf ihren Schultern. Aber das Ausmaß an Zorn und irrwitzigen Vorwürfen, das ihr seit Beginn dieser Sitzung entgegenschlug, traf sie unerwartet hart. Selbst aus den Reihen der Abkömmlinge Heras ertönten verletzende Zwischenrufe, wann immer sie angesprochen wurde oder das Wort ergriff. Dabei ging es längst nicht mehr um das tragische Erlöschen des Ewigen Lichts, sondern um Astarions Vorschlag, nach Norden zu ziehen, den der Erhabene unterstützte.

»Wie kann von einer sicheren Reise für mein ganzes Volk die Rede sein, wenn uns dieselben Versager beschützen sollen, die schon unsere Heimat nicht verteidigen konnten?«, stichelte Therianad, der oberste Ratsherr der Abkömmlinge Ameas.

»Wollt Ihr darauf antworten?«, fragte Peredin Mahalea. »Ich weise noch einmal darauf hin, dass jeder das Recht hat, unangemessen formulierte Äußerungen zurückzuweisen.«

In Mahalea regte sich Trotz. Alle, die sie so hart angingen, hatten sich nie zuvor für die Belange der Grenzwache interessiert. Stets war sie als lästige Mahnerin gemieden worden, weil sie darauf hingewiesen hatte, wie gefährlich unterbesetzt die Grenzposten waren. Selbst ihre eigene Tante, die ermordete Erhabene Ivanara, hatte ihre Warnungen stets ignoriert. Und jetzt spielten sich dieselben Ratsmitglieder als Richter über sie auf. Es reicht! »Ich werde antworten«, erwiderte sie und stand auf, um bis in die hintersten Reihen gehört zu werden. »Ich habe dazu nur zwei Dinge zu sagen. Seit mein Vater im Krieg gegen die Trolle starb, kreisten meine Gedanken stets nur um das Wohl und die Sicherheit unserer vier Völker. Niemand in diesem Saal hat sich so eingehend mit der Verteidigung der Elfenlande beschäftigt wie ich. Wer etwas anderes behauptet, belügt sich selbst.«

Sofort wurden wieder empörte Stimmen laut, doch Peredin gebot mit energischer Geste Schweigen, was zumindest einige der Nörgler verstummen ließ.

»Schon lange bevor ich Kommandantin wurde, habe ich in diesem Rat eindringlich vor den Schwächen unserer Verteidigung gewarnt. Wieder und wieder! Deshalb muss ich als Zweites sagen: Nicht die Grenzwache hat versagt, sondern dieser Rat – der ihr seit Jahrhunderten die Mittel verweigert, um für unsere Sicherheit zu sorgen!«

Mahalea setzte sich, ohne dem ausbrechenden Tumult zu lauschen. Sie nahm den geifernden Ton der Stimmen und die Lautstärke des Gebrülls wahr, doch sie achtete nicht auf die Demütigungen, die den aufgebrachten Ratsmitgliedern über die Lippen kamen. Sicher forderten sie jetzt ihren Rücktritt, aber so leicht würde sie es ihnen nicht machen. Wenn sie sie bestrafen wollten, mussten sie ihr den Posten schon durch Amtsenthebung entreißen. Bei dem Gedanken stahl sich ein verächtliches Lächeln in ihr Gesicht, das die Eiferer noch weiter anstacheln würde. Eine Amtsenthebung des Kommandanten hatte es noch nie gegeben, aber für das Erlöschen des Ewigen Lichts konnte man sie als angemessen betrachten. Sollte doch Therianad den Befehl über die Grenzwache übernehmen, wenn er sich dazu für befähigt hielt.

Astarion schien ähnliche Gedanken zu hegen, doch Mahalea hörte ihren Ältesten erst, als er sich zu ihr herüberbeugte und sie am Arm berührte. »Ich erwäge vorzuschlagen, die Grenzwache hier in den Elfenlanden zurückzulassen«, rief er ihr zu, um den Aufruhr zu übertönen. »Würdet Ihr dem zustimmen und eine neue Wache anführen, die uns auf der Reise verteidigt?«

Es klang verlockend. Wenn ihnen ohnehin keine andere Wahl blieb, als die Heimat zu verlassen, konnten sie die Grenzwache ebenso gut auflösen. Aber eine Spaltung? »Sind wir schon so weit, die Einheit unserer Völker aufzugeben?«

In Astarions blassblauen Augen spiegelte sich ihr eigener Schmerz, ihre Enttäuschung darüber, keinen anderen Ausweg mehr zu sehen. Doch sie sah auch die Entschlossenheit darin, den unbedingten Willen, sich nicht in ihr Schicksal als sterbendes Volk zu fügen. »Wir Abkömmlinge Heras waren stets die kühnsten Denker unter den Elfen. Unsere Gedanken sind frei und beweglich wie der Wind. Es ist unsere Pflicht, das Neue zu wagen, wo die anderen beharren wollen.«

Mahalea nickte. Nur am Rande nahm sie wahr, dass es in der Halle stiller wurde. Wenn es zu einer Spaltung kam, würden ihr die meisten Grenzwächter folgen. »Aber der Hohe Rat muss zustimmen, dass es sich um eine freie Gewissensentscheidung handelt«, forderte sie. »Niemand darf sich dazu verpflichtet fühlen, hier zu bleiben, nur weil er der Grenzwache angehört. Sonst stürzen wir meine Leute in ein noch schlimmeres Dilemma.«

»Ich verstehe«, versicherte Astarion. »Es untergräbt zwar das Gewicht unseres Zugeständnisses, aber ich werde dafür sorgen, dass am Ende eine freie Entscheidung steht. Der Dienst in der Wache war seit jeher freiwillig. Daran soll sich auch …«

Allmählich schlich sich in Mahaleas Bewusstsein, dass sich die Stimmung im Ratssaal verändert hatte. Die zornigen Töne waren aufgeregten und furchtsamen gewichen. Viele waren verstummt, andere flüsterten. Aus dem Tuscheln und Raunen schälte sich das Schaben schwerfälliger Schritte heraus. Kälte streifte Mahalea und legte sich wie Schnee auf ihre Haut. Im gleichen Augenblick bemerkte sie die Gestalten, die sich durch die Reihen der Ratsmitglieder bewegten.

Vier Elfen – drei Männer und eine Frau – schritten auf einem der Gänge zwischen den Sitzen in die Mitte der Halle. Es war ungewöhnlich genug, dass jemand durch Herumlaufen die Ratssitzung störte, aber noch merkwürdiger war, dass der Erhabene keinen Einspruch erhob. Stattdessen starrte Peredin die Neuankömmlinge mit geweiteten Augen an. Gebannt beobachtete Mahalea, wie sie zwischen dem kleinen Springbrunnen im Zentrum und dem Sitz des Erhabenen Aufstellung nahmen. Allen vier hing altes Laub im ungekämmten Haar. Ihre Gewänder waren verdreckt, zerrissen und mit längst getrocknetem Blut befleckt. Selbst ihre fahle Haut hätte sich vielleicht noch anders erklären lassen, doch was sie unzweifelhaft als Leichen auswies, waren die Wunden, aus denen kein Blut lief. Raben und Krähen hatten an ihren Gesichtern gepickt und tiefe Löcher hinterlassen. Woran der Sohn Heras, den sein Waffenrock aus Rohseide verriet, gestorben war, vermochte Mahalea nicht zu erkennen. Der Unterkiefer des Sohns Ameas bestand dagegen nur noch aus zermatschtem Fleisch und Knochentrümmern. Bei der Tochter Piriths verdeckte das graue Gewand die Wunden, doch von der Taille abwärts war es mit großen, bräunlichen Flecken bedeckt, die Übles darunter erahnen ließen. Vielleicht war sie ebenso unter einen Fuß des Giganten geraten wie ihr Verwandter in der rot lackierten Rüstung. Sein Brustkorb war so flach, dass bei dem Anblick auch Mahaleas Atem stockte. Lugten nicht sogar gesplitterte Rippen aus der beschädigten Rüstung?

Gespenstische Stille legte sich über die Versammelten. Vor Theroia hatte Mahalea genug Untote gesehen, um gefasster als die meisten anderen zu reagieren, doch jene Wiedergänger waren Menschen gewesen und alte, ausgetrocknete Leichen dazu. Der Troll hat uns gewarnt. Nun erhoben sich auch tote Elfen. Zu welchem Zweck? Als Kommandantin war sie die Einzige mit einer Waffe im Saal und tastete nach dem Schwertgriff.

Endlich fand der Erhabene seine Stimme wieder. »Wir alle sind Zeugen eines denkwürdigen Tages in der Geschichte dieser Halle. Nie zuvor sind unsere Toten aufgestanden, um vor den Rat zu treten.«

Und niemand hat diesen Tag erleben wollen, ergänzte Mahalea im Stillen. Dass sich Peredin weder Abscheu noch Furcht anmerken ließ, bewunderte sie umso mehr.

»Ich frage mich jedoch, weshalb ihr hergekommen seid«, fuhr der Erhabene fort. »Welches Anliegen wollt ihr vortragen? Oder wurde euch aufgetragen, uns eine Botschaft zu überbringen? Und wie soll dies geschehen? Mir wurde berichtet, dass ihr nicht sprechen könnt.«

Der Sohn Heras, der sie anführte, nickte stumm.

Erneut herrschte einen Moment lang Schweigen, dann erhob sich einer der Schriftführer, deren Aufgabe es war, möglichst viel des Gesagten wortwörtlich festzuhalten, damit in späteren Sitzungen darauf zurückgegriffen werden konnte. Zögernd hob er Feder und Papier. »Vielleicht können sie schreiben?«

Fragend sah Peredin die Wiedergänger an. Der Sohn Heras trat vor und beugte sich mit der Feder über ein Pult. Noch immer war es so leise, dass das Kratzen des Gänsekiels im Saal widerhallte. Die Bewegungen des Toten wirkten steif und linkisch, doch es gelang ihm offenbar, leserlich zu schreiben, denn als er das Blatt dem Schriftführer reichte, verkündete jener: »Wir können das Ewige Licht nicht finden.«

Kurz schloss Mahalea die Augen. Es ist also wahr. Die Seelen gingen nach dem Tod ins Ewige Licht, doch nun war es nicht mehr da, und sie würden suchend umherirren – bis sie ein Seelenjäger fand. Überall in der Halle flüsterten sie es sich zu. Sie hatten versagt. Die Grenzwache. Der Hohe Rat. Sie alle.

Wir werden ein Land der Toten, die nicht wissen, wohin. Sie konnten nicht bleiben. »Wir müssen sie nach Norden führen«, sagte sie mehr zu sich selbst, doch die Umsitzenden hörten es.

Überrascht hob Astarion die blonden Brauen. »Auch die Toten?«

Alle vier Wiedergänger wandten sich ihnen zu.

Mahalea nickte. »Zählt nicht jede einzelne Seele, die wir retten können?«

* * *

Wann immer Ameathar zwischen den Bäumen am Ufer auftauchte, behielt Laurion den Gefangenen beunruhigt im Auge. Angeblich stellte er auf diese Entfernung keine Gefahr dar, aber Laurion hätte ihn lieber in Bleihandschellen gesehen. Nichts hinderte einen Magier verlässlicher am Zaubern. Doch es war nicht Aufgabe der Grenzwächter, Elfen zu jagen, weshalb sie für solche Fälle keine Ausrüstung besaßen. Sie hatten sich damit beholfen, ihn auf einem Pferd festzubinden, sodass er den Menschen nicht mehr zu nahe kam.

Nemera folgte Laurions Blick. »Der Urmutter sei Dank, dass er nicht mehr bei uns auf dem Boot ist.«

Laurion nickte, aber es fiel ihm schwer, den Maßnahmen der Elfen zu vertrauen. »Ich hoffe nur, dass er nicht entkommt, indem er seinen Bewachern dasselbe antut wie Otreus.«

»Müsst Ihr Euch immer das Schlimmste ausmalen?«, beklagte sich Nemera schaudernd.

»Ihr müsst mir versprechen – du auch, Rhea –, dass Ihr mir sofort sagt, falls Euch seltsam zumute wird!«

Zu Laurions Überraschung legte ihm Nemera eine Hand auf den Arm, und sogleich schämte er sich wieder für seine blutfleckige Robe.

»Ich wollte Euch nicht kränken«, versicherte sie und sah ihn eindringlich an. »Ohne Euch hätten uns die Mörder doch längst erschlagen. Ohne Euch wären wir nicht einmal aus Dion entkommen, denn Ihr habt die Schiffe vor den Drachen gerettet. Ich bin sehr froh, dass Ihr bei uns seid.«

»Ich auch!«, krähte Rhea.

Selbst Djefer nickte, und so konnte ihm Laurion nicht einmal verübeln, dass er nur seinetwegen die Etikette wahren musste. Wie gern hätte er Nemeras Hand ergriffen. Stattdessen lächelte er sie an, aber sie wandte sich bereits ab und nahm die Finger von seinem Arm, denn Djefer reichte ihr den geschnitzten Fisch, an dem er in der vergangenen Nacht gearbeitet hatte.

»Für Euch, Herrin. Möge Euch die Urmutter segnen.«

»Ich hab auch schon einen bekommen!« Prahlerisch zog Rhea das kleine Fischamulett hervor, das sie an einer Schnur unter dem fleckigen Kittel trug.

»Vielen Dank, Djefer. Du bist ein echter Künstler.« Beeindruckt betrachtete Nemera die detailreiche Figur.

Laurion wartete vergeblich auf einen weiteren vertraulichen Moment. Stattdessen kam Wind auf, der die Schiffe gegen die Strömung vorantrieb, und die Grenzwächter gestatteten ihm, über die Bordwand seine Robe zu waschen. Strahlend weiß wurde sie nicht mehr, aber die übelsten Flecken verblassten. Nun musste er nur noch die neuen Risse und Löcher flicken, um etwas von seiner Würde zurückzuerlangen. Verständnisvoll überließ ihm Maraya Nadel und Garn.

Am Abend rasteten sie, um den Pferden und Greifen Ruhe zu gönnen. Die Grenzwächter hielten sich abseits der Dörfer, an denen sie im Lauf des Tags vorübergekommen waren. Einige hatten aus Pfahlhäusern bestanden, in denen wohl Abkömmlinge Ameas lebten, aber außer staunenden Blicken war ihnen dort nichts Ungewöhnliches begegnet. Offenbar wollten es die Grenzwächter gern dabei belassen.

Die Amea-Krieger waren immer noch hinter ihnen, doch sie hielten nun von selbst den nötigen Abstand, während der Gefangene mit seinen Bewachern weiterreiten musste und erst ein gutes Stück flussaufwärts absteigen durfte. Als der Mond am Himmel stand, stiegen sie wieder in die Boote. Kein Elf murrte darüber oder sah müde aus. Umso unruhiger verbrachte Laurion die Nacht, mal abwechselnd mit Djefer als Wächter, mal auf seiner Bank sitzend und dösend. Eine Weile leistete Maraya ihnen Gesellschaft. Nemera und Laurion erzählten ihr, woher sie kamen und wie die Drachen sie aus ihrer Heimat vertrieben hatten. Die anderen Elfen hörten es schweigend mit an, denn in der nächtlichen Stille konnten ihnen die Worte nicht entgehen. Ob sie nun endlich Mitgefühl empfanden? Ihre unbewegten Gesichter verrieten es nicht.

* * *

Vedsevia kehrte nicht zurück. Die Sonne ging unter, die Dämmerung brach an, und als die Schatten mit der Dunkelheit zur Nacht verschmolzen, befahl Theremon, Nehoras einziges Tor zu schließen. Das Einrasten des großen Riegels kam Leones vor wie ein Urteil. Wer sich jetzt noch außerhalb der Festung befand, gehörte nicht mehr zu ihnen.

»Sie wird sicher noch kommen«, beteuerte Perian.

»Dann kann sie anklopfen – wie jeder andere auch«, befand der Erste.

Danael und Keatos waren längst eingetroffen und halfen, den Unterstand der Greife zu zerlegen. Balken um Balken, Stück um Stück des strohgedeckten Dachs schleppten Leones und Perian auf den Wehrgang, während Die Faust auf dem Nordturm Wache stand. Selbst Theremon legte Hand an, füllte sorgsam bemessene Rationen Lampenöl in Eimer und Kürbisflaschen ab.

»Wir sollten nach ihr suchen«, drängte Perian, als sie zum wiederholten Mal an Theremon vorüberkamen. »Vielleicht wurde sie von einer Vorhut der Orks angegriffen.«

»Ich habe sie nach Osten geschickt«, erwiderte der Erste. Er sah nicht einmal von seiner Arbeit auf.

»Leones könnte doch eine Runde mit dem Greif drehen.«

Theremon bedachte den Heiler mit einem zornigen Blick. »Sie hatte klare Anweisungen. Die anderen kamen rechtzeitig zurück, obwohl sie die gefährlicheren Routen hatten. Ich will nichts mehr davon hören, verstanden?«

Perian nickte nur, aber als sie begannen, auch die Scheune zu zerlegen, sägte er so verbissen, dass die Späne wie Schneetreiben zu Boden rieselten. Von wem er sich mehr verraten fühlte, von Vedsevia oder dem Ersten, sagte er nicht. Leones zweifelte keinen Moment daran, dass sie abgehauen war. Ihr Wahrtraum – oder was auch immer es gewesen war – hatte sie schon vor der Nachricht aus Anvalon in einen Zwiespalt gestürzt. Wer ist jetzt hier der Verräter?, dachte er mit grimmigem Lächeln.

Kurz darauf befahl ihm Theremon, einen kurzen Spähflug zu unternehmen, jedoch nicht nach Osten, sondern nach Westen. »Wir müssen sichergehen, dass die Untoten noch so weit weg sind, wie wir glauben.«

Sturmlöwe grunzte missmutig, schwang sich dann aber doch auf den Wehrgang hinauf.

»Ich weiß, was du denkst«, behauptete Leones, während er auf Sturmlöwes Rücken sprang. »Schon wieder ein Nachtflug. Bedank dich bei diesen verfluchten Orks! Wenn wir sie finden, brat ich dir einen zum Frühstück.«

Mit einem neuerlichen Grunzen stieß sich der Greif von der Mauer ab. Dieses Mal musste er flattern, um ihren Fall abzubremsen. Mit kräftigen Flügelschlägen hielt er sie danach in der Luft und gewann langsam wieder an Höhe. Leones lenkte ihn in weiten Bögen gen Westen, um einen Blick auf möglichst viele Lichtungen zu werfen. Nur dort konnte er darauf hoffen, die Wiedergänger zu entdecken.

Da! Leones beugte sich vor, um genauer hinzusehen. Leises Grollen bewies, dass auch Sturmlöwe sie bemerkt hatte. Dunkle Gestalten bewegten sich im Mondlicht. In einer steilen Kehre lenkte Leones Sturmlöwe zurück und ließ ihn noch einmal niedriger über die Lichtung jagen. Unter ihnen stieß jemand Warnschreie aus. Mit trippelnden Schritten hasteten die Wesen auf den Waldrand zu. Faune. Offenbar auf dem Weg nach Osten. Waren sie bereits auf der Flucht, oder ahnten sie noch nichts von der wahren Gefahr, die ihnen drohte? Leones verlagerte das Gewicht, um den Greif in einem Bogen zurückzulenken, doch die Faune waren bereits unter den Bäumen verschwunden.

Grummelnd kämpfte sich Sturmlöwe wieder in die Höhe, als über ihnen aufgeschrecktes Quäken ertönte. Überrascht blickte Leones auf. Gänse, die in Pfeilformation angeflogen kamen, stoben vor dem Greif hektisch auseinander und versuchten, an ihm vorbei- und nicht zu nahe zu kommen. Es war nicht ungewöhnlich, dass sie ihren Zug nach Süden bei Nacht fortsetzten, und doch weckte es Leones’ Misstrauen. In Theroia waren die Tiere vor den Untoten geflohen. In den leeren Wäldern hatte sich nicht einmal mehr ein Käfer gerührt.

Schnatternd flatterten die Gänse gen Südosten davon, während Leones Sturmlöwe wieder nach Westen lenkte. Die wenigen Sterne, die gegen Mondlicht und Dunstschleier ankamen, wiesen ihm den Weg. Bald jedoch konnte er sich an den Vögeln orientieren, die ihnen vom Moor her entgegenkamen. Majestätische Reiher, krächzende Raben, Adler einträchtig neben Enten und Tauben, ganze Schwärme kleinerer Vögel, die den Greif umflossen wie Wasser einen Fels. Leones hörte das Schwirren ihrer unzähligen Flügel, während sie ihn wie eine flüchtige Wolke umgaben. Sogar schwerfällige Auerhähne flatterten gen Osten, dabei schafften sie es sonst nur bis auf den nächsten Baum. Schon äugte Sturmlöwe zu ihnen hinunter.

»Dass du mir nicht auf dumme Gedanken kommst! Wenn wir nicht bald umkehren, glaubt der Erste, dass wir uns auch aus dem Staub gemacht haben.« Nachdrücklich verlagerte Leones das Gewicht, um Sturmlöwe auf Kurs zu halten.

Sie passierten letzte Nachzügler der fliehenden Vögel, dann war der Himmel wie leergefegt. Leones sah nach unten. Der Flickenteppich aus Wald und Wiesen war offenerer Landschaft gewichen. In den Senken glänzten die ersten Tümpel. Vereinzelte schwarze Flecken rührten sich nicht, es waren Büsche, keine Orks. Vorsichtshalber zog Leones noch eine niedrigere Schleife, dann kehrte er um. Heute Nacht würden die Untoten Nehora nicht erreichen. Theremon musste möglichst schnell davon erfahren, denn die flüchtenden Vögel würden Nehora vor ihnen erreichen und den baldigen Angriff befürchten lassen.

Als er in der Ferne zwei Signalfeuer auf den Türmen entdeckte, wusste er, dass er den Ersten richtig eingeschätzt hatte. Die Flammen waren Teil ihres Plans. Sie galten nicht anderen Elfen, die sie längst gewarnt hatten, sondern sollten die Orks nach Nehora locken. Seht her, hier sind wir! Kommt und tötet uns, wenn ihr könnt!

* * *

Als Laurion erwachte, schimmerte die Sonne bläulich rot durch den Nebel. Erneut fuhren sie ohne Segel stromaufwärts, immer weiter gen Norden. Nemera und Rhea bewunderten gerade einen Hirsch. Er war wohl zum Trinken ans Ufer gekommen und äugte nun beunruhigt zu den Schiffen herüber.

»Sieh mal!«, rief Rhea. »Der Gazelle wachsen Äste aus dem Kopf. Wie bei einem Baum.«

»Das ist keine Gazelle«, erklärte Nemera, »sondern ein Hirsch. In Ehala hatten wir ein paar solcher Geweihe im Palast. Es waren Geschenke der Fürsten vom Oberlauf des Mekat.«

»Und sie können die Geweihe auch abwerfen«, fügte Laurion hinzu. »Ich habe selbst gesehen, dass sie dann wieder nachwachsen.«

»Bekommen sie auch Blätter?«, staunte Rhea.

»Natürlich nicht«, antwortete er belustigt.

»Es sind doch Tiere«, ergänzte Nemera. Sie wirkte so unbeschwert, dass Laurion die Gefahren wieder einfielen. Rasch drehte er sich um, doch Ameathar und seine Bewacher waren gerade nicht zu sehen. Die Sümpfe entlang der Ufer zwangen sie ständig zu Umwegen. Laurion fiel auf, wie schmal der Fluss geworden war. Ein geübter Krieger wie der Kaysar konnte ihn mit einem Speerwurf überwinden. Noch besaß er für ihre Schiffe ausreichend Tiefe, doch die Sandbänke machten es unmöglich, sich gegenseitig zu überholen. Stets musste im Bug jemand Ausschau nach ihnen halten.

Der Schrei eines Greifs lenkte Laurions Aufmerksamkeit nach oben. Drachenauges Chimäre begrüßte jene des zurückkehrenden Spähers. Im Flug rief der Kundschafter seinen knappen Bericht, und der Anführer nickte und sah zu den Schiffen hinab. »Hinter der nächsten Biegung legen wir am Westufer an!«, verkündete er laut.

»Wir fahren nicht bis Yirgalem?«, fragte Maraya überrascht.

»Nein«, antwortete einer der Grenzwächter. »Dort könnten die Menschen zu viel Aufsehen erregen. Wir wollen unsere alten Verfolger nicht gegen neue eintauschen.«

Maraya wirkte betroffen. »Euer Misstrauen gegen mein Volk schmerzt mich, aber angesichts der Ereignisse kann ich es Euch nicht verübeln.«

»Sollt Ihr uns nicht an einen Ort namens Anvalon bringen?«, wunderte sich Laurion.

»Das werden wir«, bestätigte der Grenzwächter. »Aber von jetzt an müsst ihr zu Fuß gehen.«

»Ist es weit?«, erkundigte sich Nemera.

»Zwei, drei Tagesmärsche.« Der Elf grinste spöttisch. »Kommt darauf an, wie schnell ihr seid.«

»Dann sehen wir den Kaysar bald wieder«, freute sich Rhea.

»Drei Tage zu Fuß durch die Gegend stapfen«, brummte Djefer. »Ich bin Fischer, kein Eseltreiber.«

Laurion schüttelte den Kopf. »Möchtest du lieber auf dem Fluss bei diesen Wahnsinnigen bleiben?«

Djefer grummelte eine unverständliche Antwort. Zur Linken kam eine flache Stelle in Sicht, die sich zum Anlegen anbot. Während hinter ihnen langsam die Amea-Krieger nahten, lenkten die Schiffsführer die drei Boote aufs sandige Ufer. Grenzwächter sprangen ins knöcheltiefe Wasser, um die Schiffe so weit wie möglich auf den Strand hinaufzuziehen. Drachenauge landete und glitt von seinem Greif. »Alle runter von den Booten! Kurze Rast, dann geht es weiter!«

»Nehmt alles mit, was euch wichtig ist!«, rief Nemera ihren Untertanen zu. »Der Kaysar erwartet uns, und wir werden wohl nicht mehr hier herkommen.«

Bevor Laurion von Bord sprang, schätzte er den Abstand der Verfolger. Vielleicht würde endlich alles gut werden, wenn sie den Fluss hinter sich ließen. Um Nemera zu einer würdigen Landung zu verhelfen, reichte er ihr eine Hand. »Gibt es etwas, das ich Euch von der Kemethoë holen soll?«

»Nein, Sirkit wird sicher an alles denken.«

Dennoch ging Laurion zur Kemethoë hinüber, die ihn immerhin treu über den Ozean getragen hatte. Auch wenn sie nur aus totem Holz bestehen mochte, verspürte er den Drang, über die Planken zu streichen und ein letztes Mal die Magie zu spüren, die darin eingewoben war. Was immer nun aus Eleagons stolzem Schiff werden würde, sie schuldeten ihm Respekt und Dank. Mögest du noch lange die Meere befahren!

Einen Augenblick lang schien es, als bebe das Holz zur Antwort unter seinen Fingern, doch dann hörte er das Trommeln eiliger Hufe und merkte, dass auch der Sand unter seinen Füßen zitterte. Alarmiert sah er sich nach den Pferden um, die im Galopp durchs Unterholz brachen. Gefolgt von ihrer kleinen Herde lediger Tiere kamen die beiden Reiter herangeprescht.

»Der Gefangene ist entkommen!«, rief einer von ihnen.

Drachenauge entfuhr ein Fluch. »Wie konnte das passieren?«

Sein Untergebener sah ihn trotzig an. »Der verlogene Kerl hat mich überrumpelt! Er sagte, er müsse sich erleichtern, also wollte ich ihn absteigen lassen. Kaum hatte ich seine Füße losgebunden, hat er mir gegen das Kinn getreten, dass ich hintenüber gefallen bin.« Das rote Mal in seinem Gesicht war unübersehbar.

»Ich bin ihm sofort gefolgt«, verteidigte sich der andere Wächter. »Aber er hat sein Pferd in den Fluss getrieben und sich ins Wasser gestürzt. Seitdem haben wir ihn nicht mehr gesehen.«

»Wir haben lange Ausschau gehalten und alles abgesucht«, versicherte sein Kamerad. »Er ist wie vom Erdboden verschluckt.«

»Vielleicht ist er ertrunken. Immerhin war er gefesselt. So lange kann doch niemand die Luft anhalten.«

»Soll ich das etwa hoffen?«, empörte sich Drachenauge. »Dass Elfenblut an unseren Händen klebt?«

Beschämt blickten die beiden Reiter zu Boden.

»Ihr habt’s gehört!«, wandte sich ihr Anführer an alle. »Ich will sofort vier Wachen rund um das Lager! Ihr beide werdet ab jetzt die Nachhut übernehmen. Die Kommandantin erwartet, dass wir diese Menschen lebend nach Anvalon bringen, also werden wir genau das tun!«

»Ich werde Euch begleiten«, verkündete Maraya.

»Aber wir wollten doch nach Everea zurück«, protestierte der Sohn Ameas, der sich am Steuer mit ihr abgewechselt hatte.

»Hast du die Lehren des gütigen Alfars von Wey vergessen? Für das Töten der Fische stehen wir beim Sein in besonderer Schuld. Wir dürfen unsere Brüder und Schwestern – und diese Menschen – nicht im Stich lassen. Schon gar nicht, wenn sie einer der unseren angreift.«

»Womöglich stachelt er die anderen wieder gegen uns auf«, fürchtete Drachenauge. »Wir müssen vom Fluss weg. Esst unterwegs! Wir brechen auf!«

* * *

Das Heer der Orks erstreckte sich, so weit Leones’ Blick reichte. Die schwarzen Gestalten bedeckten das Moor wie Ameisen ihren Hügel, nur dass sie sich alle in dieselbe Richtung bewegten. Dieses Mal schenkten sie dem Greifenreiter keine Beachtung. Er flog zu hoch über ihnen, um ein lohnendes Ziel abzugeben, und doch konnte er sie im Sonnenlicht deutlich sehen. Ohne Eile stapften sie voran, aber auch ohne Unterbrechung. Sie kannten weder Hunger noch Müdigkeit, nur den Durst nach Rache. Wahrscheinlich waren sie in der Schlacht am Fallenden Fluss gestorben – hatte zumindest der belesene Perian gesagt. In jenem Krieg, der keinen Namen trug, weil niemand über ihn sprach. Der Krieg, der das Zeitalter der Elfen beendet hatte.

Perian. In bitterem Spott verzog Leones das Gesicht. Noch so ein Verräter. Während sie den ganzen Vormittag Kiefern gefällt und mithilfe der Pferde zur Festung hinaufgezogen hatten, war er davongeschlichen. Ohne Erklärung, ohne ein Wort des Abschieds. Verdammter Feigling! Hatte ihn die Flucht der Tiere so erschreckt? Seit dem Morgen waren sie durch die Wälder am Fuß Nehoras gehetzt. Wolfsrudel, Elche, schweißnasse Hirsche und Rinder, hechelnde Füchse, denen die Zunge bis zum Boden hing. Hatte er sich von ihrer Angst anstecken lassen? Er war ein Sohn Ardas und ein Heiler dazu, vielleicht hatte ihm auch das Töten der Bäume den Rest gegeben, ihm gezeigt, dass er in der Wache seit jeher fehl am Platz war. Auch Leones hatte es geschmerzt, die Axt in die Leiber der jungen Kiefern zu treiben, denen das Sein noch ein jahrhundertelanges Leben zugedacht hatte. Aber um die Wiedergänger zu bekämpfen, brauchten sie so viel Brennbares, wie sie nur auftreiben konnten – und sie brauchten jeden Mann …

Wie eine langsam ansteigende Flut überschwemmten die Orks nun das wellige Land vor den Ausläufern jener Wälder, die auch die Hügel der Elfenlande bedeckten. Leones lenkte Sturmlöwe noch einmal niedriger über die Reihen der Untoten hinweg. Während sie in Nebel und Dunkelheit alle gleich ausgesehen hatten, entdeckte er nun deutliche Unterschiede. Manche wirkten, als bestünden sie aus dunklem Leder, andere waren aufgeschwemmt wie eingeweichtes Brot und hätten bei jedem Schritt zerfallen müssen, doch sie taten es nicht. Wie in Theroia hielt sie eine rätselhafte Macht zusammen. Dieselbe Macht, die sie immer wieder aufstehen ließ. Schaudernd erinnerte sich Leones an die Wehrlosigkeit, als damals seine Magie zur Neige gegangen war. Wollte er das wirklich noch einmal erleben? Wollte er sein Leben opfern, um ein paar dieser Untoten mit ins Nichts zu nehmen? Oder sollte er es Vedsevia und Perian gleichtun?

Zweifelnd blickte er wieder hinab. Wenn man es nicht besser wusste, sahen die Orks nach erbärmlichen Gegnern aus. Nicht alle trugen die üblichen Lederharnische, viele nicht einmal mehr Gürtel oder Stiefel. Etliche Fäuste umklammerten einen Axtkopf oder eine rostige Klinge ohne Griff, andere hielten nur noch die Stiele einstiger Waffen. So manchem fehlte eine Hand oder ein Arm, oder die Verwesung hatte seinem Körper großflächig zugesetzt. Gelblich verfärbte Knochen ragten aus ihren faulenden Leibern, doch obwohl das ganze Heer so widerlich stank, dass es Leones fast den Magen umdrehte, umschwirrte nicht eine Fliege die Leichen.

Erst als Sturmlöwe wieder an Höhe gewann und es dennoch wärmer wurde, merkte Leones, welche Kälte von den Untoten ausging. Fröstelnd lenkte er den Greif nach Osten zurück. Sie würden sich über die Elfenlande ergießen wie die Flutwelle über die Küste – und sämtliche Dörfer und Städte vernichten. Sie würden nicht ruhen, bis sie jeden niedergemetzelt hatten, selbst die Frauen und Kinder. Betroffen schüttelte Leones den Kopf. Weglaufen war töricht. Es gab kein Entkommen. Aber jeder Ork, den er heute Nacht verbrennen konnte, war ein Untoter weniger, der nach Osten vordrang. Ein Mörder weniger, der die Wehrlosen dort erreichte. Ich werde so viele ins Nichts schicken, dass mich die Seelenfänger im Gewimmel übersehen. Einen Moment lang bereitete ihm die Vorstellung diebische Freude, doch dann erinnerte er sich, dass es nichts nützen würde. Es gab kein Ewiges Licht mehr, in das er sich retten konnte. Egal, was er tat, seine Seele war verloren. Ernüchtert kehrte er nach Nehora zurück. Er war noch immer entschlossen, aber die grimmige Vorfreude wollte sich nicht mehr einstellen.

Als Sturmlöwe in den Hof hinabstieß, scheuten die Pferde und versuchten zu fliehen. Von den Wänden hallte das Klappern ihrer Hufe wider, dass selbst Theremons zornige Stimme darin unterging. Während Leones gereizt von seinem Greif sprang, marschierte Keatos ungerührt zwischen den panischen Tieren hindurch, und wie auf ein geheimes Zeichen hin schlossen sie sich ihm an. Sie äugten zwar weiterhin misstrauisch zu Sturmlöwe herüber, trotteten jedoch hinter Keatos her in die entfernteste Ecke des Hofs und blieben dort stehen. Niemand sonst unter den Kameraden besaß so große Macht über Pferde.

»Wozu sind sie noch hier?«, wollte Leones wissen, als er zu Theremon trat. Das Tor Nehoras war bereits geschlossen, und wenn die Tiere nicht gebraucht wurden, weideten sie für gewöhnlich frei im Wald.

»Haben wir denn noch Zeit für Erklärungen?«, fragte der Erste mit strengem Blick. Vermutlich hatte er seit drei Tagen nicht mehr geschlafen, weshalb seine Haut grau wie Asche aussah.

»Ja, Erster. Sie werden nicht vor der Abenddämmerung hier sein. Spätestens aber bei Mondaufgang.«

Theremon nickte. »Gut, dann können sie unsere Feuer nicht übersehen.«

Falls solche Kategorien für Untote überhaupt galten. Leones wusste nicht, wie sie ihre Umgebung wahrnahmen. Immerhin besaßen die meisten von ihnen keine Augen mehr. Dennoch entging ihnen scheinbar weniger als so manchem Lebenden.

»Wenn es die Angreifer über die Mauer schaffen, sollen uns die Pferde den Rückzug ermöglichen«, eröffnete ihm der Erste und deutete zu Keatos und Rhayuna hinüber. Die Faust und der Sohn Ameas zurrten eine Plane über einem Haufen Stroh fest, den sie auf der Ladefläche des großen Karrens aus der abgebauten Scheune aufgetürmt hatten. »Das Tor und die Tiere werden unser einziger Weg aus der Falle sein.«

Leones brummte etwas, das Theremon als Zustimmung deuten konnte. Es war beruhigend und seltsam enttäuschend zugleich, dass der Erste keinen Heldentod für sie plante, aber dort draußen rückten zu viele Wiedergänger an, um auf ein Entrinnen zu hoffen.

»Los, komm!« Theremon bedeutete Leones, ihm zu folgen. »An die Arbeit!«

Drei der fünf gefällten Kiefern lagen bereits ohne Äste auf dem Hof. Leones schnappte sich eine Axt und half dem Ersten, auch die verbliebenen Bäume ihrer Kronen zu berauben. Während Danael Wache hielt und Keatos sämtliche Körbe aus den Kellern und Kammern der Festung zusammentrug, holte Die Faust das kleine Teerfass aus der Werkstatt und bestrich die entasteten Stämme mit der klebrigen, schwarzen Masse. Sorgfältig ließ sie jene Stellen frei, an denen sie die Rinde noch berühren mussten. Wer vorhatte, mit Brandpfeilen zu hantieren, sollte besser keinen Teer an den Fingern haben.

Als die Sonne bereits tief über dem westlichen Horizont hing, versuchten sie, den ersten Stamm auf den Wehrgang zu hieven. Doch obwohl sie zu viert an den Stricken zerrten, gelang es ihnen nicht. Sie fluchten, schwitzten, stemmten sich in die Seile. Der Baum hob sich kaum eine Handbreit.

»So wird das nichts«, ächzte Theremon schließlich. »Wir vergeuden nur unsere Kraft.«

»Verdammt!«, fluchte Leones und hätte am liebsten nach etwas getreten. Es war sein Einfall gewesen. Sollte die ganze Arbeit nun umsonst gewesen sein? Mithilfe einer Holzkonstruktion und umgelenkten Stricken hätten sie die Pferde einsetzen können, aber für solche Bauten blieb keine Zeit mehr.

»Ich kann sie heben«, merkte Danael vom Turm herab an.

Überrascht blickten alle nach oben.

»Durch Magie?«, fragte Theremon.

Danael nickte.

Düster runzelte der Erste die Stirn. »Das gefällt mir nicht. Du wirst dich erschöpfen, und wir brauchen dich im Kampf. Dank deiner Luftmagie bist du unser bester Schütze.«

»Jeder dieser Stämme wird etliche Pfeile ersetzen, und schießen kann ich auch ohne Magie«, wehrte Danael ab.

Theremon wog die Worte einen Moment lang ab. »Also schön, komm runter! Ich übernehme so lange deinen Posten.«

Zwiegespalten sah Leones ihm nach. Warum hatte er nicht ihn auf den Turm geschickt? Wollte sich der Erste eine Pause gönnen, oder steckte mehr dahinter? Noch nie hatte er Leones für die Wache eingeteilt. Er vertraut mir immer noch nicht. Seit zwei Tagen schufteten sie Seite an Seite, treulose Kameraden setzten sich einfach ab, Danael hatte seine Unschuld bestätigt, und doch hegte Theremon Misstrauen gegen ihn, gegen den nie überführten Verräter. Mürrisch packte Leones wieder mit an. Was beklagte er sich? Der Erste hielt ihn für das, was er war.

Dank Danaels Magie wurden die Stämme so leicht, dass es ihnen gelang, sie auf die drei wichtigsten Wehrgänge zu ziehen und dort an den Mauerkanten abzulegen. Danaels Macht versetzte Leones in Staunen. Aus irgendeinem Grund war er immer davon ausgegangen, dass sein Kamerad nur den eigenen Körper beeinflussen konnte, denn dieses Kunststück beherrschten die meisten Abkömmlinge Heras – von Rhayuna abgesehen, weshalb sie am Boden umso erbitterter kämpfte.

»Das sind sie!«, rief Theremon plötzlich.

Alle erstarrten in der Bewegung. Leones’ Herz hämmerte gegen die Rippen, als wäre er gerannt. Für einen Lidschlag zerrte das volle Gewicht des Baumstamms an den Seilen, dann hatte sich Danael wieder gefangen.

»Macht weiter!«, schimpfte der Erste. »Sie sind noch weit weg. Aber beeilt euch gefälligst!«

Hastig zogen sie den letzten Stamm in Position. Über ihnen loderte das Signalfeuer des Nordturms auf. Auch wenn die Sonne gerade erst unterging, sollte Nehora nicht zu übersehen sein. Theremon hetzte die Stufen herab. »Rhayuna, Südturm!«, schnappte er nur, und Die Faust eilte davon, um das zweite Feuer zu entfachen. »Danael, ruh dich aus! Ihr anderen kommt mit mir. Schafft so viele Körbe herauf, wie ihr könnt!«

Leones stürmte hinter dem Ersten in den Hof hinunter. Gemeinsam mit Keatos klaubte er herumliegende Kiefernzweige auf, stopfte sie in Körbe, und Theremon kleckerte Teer darüber. Sobald ein Brandkorb fertig war, schleppten sie ihn nach oben, allein oder zu zweit, je nach Größe und Schwere. Danael saß auf der Mauer, trank Wasser und stopfte sich blindlings getrocknete Beeren in den Mund, während sein Blick auf den Wald zu Füßen des Hügels gerichtet war.

»Siehst du was?«, keuchte Leones im Vorübereilen.

Danael schüttelte den Kopf.

»Sie müssen jeden Augenblick am Waldrand auftauchen«, prophezeite Theremon und stellte einen letzten Korb neben dem Aufgang zum Turm ab. »Alle Mann auf den Wehrgang! Du auch, Rhayuna! Dort oben nützt du uns nichts mehr.«

Keatos half Danael auf die Beine und musterte ihn besorgt, doch der Sohn Heras wich dem Blick aus. »Es geht schon«, murmelte er leise. Theremon schien nichts davon zu bemerken. Angestrengt starrte er in die Dämmerung hinab.

»Wird das auch funktionieren?« Skeptisch deutete Die Faust in einen der Körbe.

»Mit gewöhnlichem Feuer vielleicht nicht«, gab Leones zu. Aus grünem Holz stieg meistens nur Dampf auf. Die Flammen mussten es trocknen, damit es in Brand geriet. Doch Leones griff sich eine Fackel und beschwor magisches Feuer. Es verbrannte selbst Stein, wenn man ihm lange genug Zeit ließ. Leones konnte die Hitze bereits spüren, er konzentrierte seine ganze Kraft darauf. Nur den talentierteren Magiern war dieser Zauber gegeben, und Leones gehörte zu jenen, denen er gerade so gelang. Erleichtert sah er, wie eine kleine blaue Flamme aus dem Harz sprang. Zischend fraß sie sich ins Holz und breitete sich aus.

»Nicht übel«, befand Die Faust.

Leones grinste, aber es kam ihm vor wie eine Grimasse. Das kleine Flämmchen war nur ein Funken in der anbrechenden Nacht. Um dieses Heer zu besiegen, hätten sie Dutzende besserer Magier gebraucht als ihn. Während er die Scheite in den beiden Feuerschalen in Brand setzte, an denen sie ihre Brandpfeile anzünden wollten, deutete Theremon jäh in die Ferne.

»Dort!«

Leones trat zu ihm hinter den Kiefernstamm, von dem beißender Teergestank aufstieg. Der Wald am Fuß des steinigen Hangs war nur noch ein dunkler Streifen im Grau. Dennoch glaubte auch er, davor schwarze Schemen zu erkennen.

»Unsere letzte Gelegenheit, um ungeschoren zu entkommen«, mahnte Keatos.

Wutschnaubend fuhr Theremon zu ihm herum. »Tod verdammt, Keatos, wenn du dich verpissen willst, dann verpiss dich! Für Feiglinge ist hier kein Platz.«

Der Sohn Ameas presste nur die Lippen aufeinander und legte den ersten Pfeil auf.

»Warum bist du zur Wache gekommen, wenn’s dir nicht ernst damit ist?«, zischte Die Faust.

»Schnauze jetzt!«, blaffte der Erste. »Schussbereit machen! Auf mein Kommando versengt ihr den Schweinefratzen den Pelz!«

Leones steckte die Fackel in eine der Feuerschalen, hob seinen Bogen auf und schob einen Pfeil auf die Sehne. Insgeheim gab er Rhayuna recht. Keatos gehörte nicht hierher, nicht mit ihnen auf diese Mauer. Schon gestern hatte er sie überreden wollen abzuhauen. Warum war er Grenzwächter geworden, wenn er nicht bereit war, sich zu opfern? Leones blickte den Hang hinab und sah die dunklen Gestalten kommen. Er machte sich nichts vor. Er war hier, um zu beweisen, dass er doch kein Verräter war. Über Theremon flüsterte man, dass er Schuld am Tod seines jüngeren Bruders trug. Auch er war also hier, um sich von einem Makel reinzuwaschen.

»Danael schießt zuerst«, raunte der Erste. »Wenn er trifft, haben wir anderen eine Fackel, die unsere Ziele beleuchtet. Los!«

Mit in sich gekehrtem Blick hielt Danael seinen Pfeil an das magische Feuer. Wie schaffte er es, gleichzeitig zu zaubern und zu schießen? Eine Flamme sprang auf den Brandpfeil über, und sofort schwenkte Danael den Bogen wieder gen Westen, zog dabei bereits die Sehne zurück und ließ sie im nächsten Augenblick los. Leones’ Blick folgte dem etwas verwaschenen Leuchten durch das blaugraue Dunkel. Schnell wie eine Sternschnuppe entschwand es in die Tiefe. Einen Moment lang war es verschwunden, von marschierenden Orks verdeckt, doch dann loderten Flammen auf und tauchten Untote in bläuliches Zwielicht.

»Jetzt!«, rief Theremon, der selbst Pfeil und Bogen in den Händen hielt.

Leones drehte sich zur Feuerschale. Gierig erfasste das magische Feuer die öl- und teergetränkte Spitze seines Pfeils. Rasch wandte er sich wieder dem Feind zu, zielte kurz, schoss. In die Wiedergänger war mehr Bewegung gekommen, sie rannten jetzt den Hang herauf. Leones wartete nicht, ob er traf. Seine Finger zogen den nächsten Pfeil aus dem Köcher, legten ihn auf, während er sich wieder den Flammen zuwandte. Das Verdrehen war mühselig, kostete unnötig Zeit und Kraft. Sie hätten mehr Feuerschalen oder Helfer mit Fackeln gebraucht, aber sie waren nur fünf Wächter gegen eine ganze Armee.

In schneller Folge jagte Leones drei Pfeile in den Pulk der anrennenden Feinde. Drohend schwangen sie ihre Waffen, die im Schein des magischen Feuers aufglänzten. Die vordersten Gegner waren bereits den halben Hang herauf.

»Zeit für die Walzen.« Theremon steckte den Baumstamm vor ihnen in Brand. Auf der mit Teer beschmierten Rinde breiteten sich die Flammen rasch aus. Leones ließ den Bogen sinken und griff sich wieder die Fackel. Drei Stämme lagen auf diesem Wehrgang, und er war mit Rhayuna dazu eingeteilt, den nördlichsten auf den Weg zu bringen. Noch während sie auf ihren Posten rannten, hörte er hinter sich ein Poltern. Nicht umsehen! Schneller! Wenn der Feind zu nah war, entwickelten die Walzen nicht genug Schwung. Im Laufen zog er die Fackel über Rinde und Teer, richtete sich am Ende auf und stemmte einen Fuß gegen den Stamm. Die Faust tat am anderen Ende das Gleiche.

»Warte!« Mahnend hob Leones die Hand mit dem Bogen. Sie mussten den Flammen ein wenig Zeit geben, sich festzufressen, sonst erloschen sie womöglich wieder. Über ihren Stamm hinweg sah er die erste Walze in die Reihen der anstürmenden Gegner rumpeln. Die Vordersten versuchten auszuweichen, warfen sich zur Seite, doch es gab nicht genug Platz.

Leones riss sich von dem Anblick los und senkte den Bogen. »Jetzt!« Rasch lehnte er sich vor, setzte sein Gewicht ein, doch irgendetwas blockierte. Der Stamm rollte nicht. »Verdammt!« Hastig ließ er Fackel und Bogen fallen und sank auf die Knie, um mit den Armen zu schieben. Die Faust folgte seinem Beispiel. Im Licht der sich ausbreitenden Flammen sah er, wie sich ihr Gesicht vor Anstrengung verzerrte. Mit den Füßen suchte er Halt, um sich noch fester gegen die Walze zu stemmen. Das magische Feuer kam näher. Er konnte die Hitze bereits spüren. Seiner Kehle entrang sich ein Ächzen, aber im gleichen Moment gab der Stamm endlich nach. Statt zu rollen, rutschte er über die Kante, doch Leones war es gleich. Keuchend rappelte er sich auf, klaubte Bogen und Fackel vom Boden, während der Stamm mit dumpfem Poltern am Fuß der Mauer aufschlug. Selbst jetzt drehte sich die Walze nicht so recht, sondern holperte und sprang über den felsigen Untergrund. Da der Hang hier noch steiler war als unter dem Südturm, entwickelte sie dennoch gewaltigen Schwung. Statt die Orks zu überrollen, prallte sie wie ein Hieb auf die vorderen Reihen. Etliche Untote gingen zu Boden, bevor der Stamm im Chaos aus Flammen und Leibern verschwand.

»Komm schon!« Die Faust eilte durch den Nordturm auf den nördlichen Wehrgang weiter.

Leones folgte ihr und überholte hinter dem Turm, um die nächste Walze in Brand zu setzen. Hier waren die Orks noch etwas weiter weg, doch die Flut schwarzer Gestalten hatte sich am Fuß des Hangs geteilt und schwappte allmählich auch auf dieser Seite empor. Leones gab das Signal. Dieses Mal war kein Aststumpf im Weg. Der Baumstamm rollte über die Kante und fiel flammend in die Tiefe. Ihm nicht nachzublicken, kostete Leones Überwindung, doch sie mussten rasch auf ihren Posten zurück.

Die anderen hatten die dritte Walze vom westlichen Wehrgang gestoßen und rannten gerade auf die Südmauer hinüber, wo der letzte der Stämme bereitlag. Von unten drangen nur Rumpeln und Schritte herauf, kein wütendes Gebrüll, keine Schmerzensschreie. Leones fehlte das Lärmen lebendiger Gegner. Die Stille wirkte, als hätte er mit seinem Plan nichts erreicht, doch er musste nur nach unten sehen, um sich das Gegenteil zu beweisen. Überall auf dem Hang wälzten sich brennende Untote im Staub. Vergeblich versuchten sie, das magische Feuer zu ersticken. Viel zu schnell breitete es sich auf ihren Körpern aus.

Grimmig legte Leones den nächsten Brandpfeil auf. Verglichen mit der heranstürmenden Masse waren es noch viel zu wenig Opfer. Pfeil um Pfeil jagte er in die Menge. Die Orks waren so nah, dass er mit jedem Schuss traf. Er konnte das Knirschen ledriger Haut hören, das Schmatzen faulenden Fleischs und das Zischen der Flammen. Aus dem Augenwinkel sah er Theremon, Keatos und Danael zurückkehren. Die beiden jüngeren Männer wollten ebenfalls nach neuen Pfeilen greifen, aber der Erste gebot ihnen mit einer Geste Einhalt. »Sie sind fast da. Haltet die Brandsätze bereit!«

Hastig zwängte Leones Kopf, Arm und Schulter zwischen Bogen und Sehne hindurch, um die Hände freizubekommen, und streifte Handschuhe über. Während sich Die Faust und Danael einen der Körbe griffen, trat er an die Innenseite der Mauer. Sogleich blickte Sturmlöwe wachsam zu ihm auf. Leones klopfte mit der Linken auf das rechte Handgelenk – das Zeichen für den Greif, zu ihm zu fliegen. Flatternd sprang Sturmlöwe auf den Wehrgang herauf. Unten brandeten die Orks an die Mauer wie eine schwarze Woge.

Theremon half Leones, sich die schwere Tasche mit ölgefüllten Kürbisflaschen umzuhängen. »Lass sie leuchten wie Festlaternen!« Ermunternd schlug er Leones auf die Schulter.

Als sich Leones auf Sturmlöwes Rücken schwang, begriff er, dass der Erste die Untoten meinte. Er war schon so sehr in seine Magie vertieft, dass er Theremons Worte kaum wahrgenommen hatte. Sturmlöwe brüllte beim Anblick der Orks, dass es von den Türmen widerhallte. Schon stieß sich der Greif mit den Hinterbeinen ab und half sofort mit den Schwingen nach, um nicht zu niedrig über den Feind zu gleiten. Leones lenkte ihn auf einen Kreis über dem Hang, fischte dabei eine der Flaschen aus der Tasche und richtete bereits seine Magie darauf. Sofort wurde sie in seiner Hand wärmer und wärmer. Immer stärker wurde der Drang, sie fallen zu lassen, bevor sie ihm die Finger verbrannte. Ewiger Tod! War das heiß! Vor Schmerz spreizte er die Finger, die Flasche entglitt ihm. Er sandte ihr seine Magie nach, aber es war noch zu früh. Sie verschwand aus seiner Reichweite, bevor sich das Öl entzündete. »Verdammt!«

Zornig zerrte er eine neue Flasche hervor. Vor der Mauer drängten sich die Orks nun so dicht, dass sie tatsächlich wie ein dunkles Meer aussahen. Erst weiter hinten hatte das magische Feuer Lücken gerissen, um die sich die nachrückenden Wiedergänger nun teilten, so gut es ging. Einige wurden jedoch in die Flammen gedrängt, und auch die brennenden Baumstämme lagen noch weiter unten auf dem Hang und wurden für manche Gegner zur Falle. Auf dem Wehrgang hatten seine Kameraden Brandkörbe angesteckt und schleuderten sie in die Menge. Die Orks waren zu eingekeilt, um diesen Geschossen zu entkommen. Fauchend sprangen mannshohe Flammen auf und tauchten die Mauer in bläuliches Licht.

Die Flasche in Leones Hand erhitzte sich noch schneller als die erste. Er biss die Zähne zusammen und lenkte Sturmlöwe in neuem Winkel zur Festung zurück. Dort, wo die anderen mit ihren Körben Feuer säten, herrschte unter den Wiedergängern Panik und Chaos, doch beim Nordturm stiegen die Orks ungestört aufeinander, krabbelten wie Ameisen übereinander hinweg. »Nur noch ein bisschen«, ächzte er und hoffte, dass ihm das Öl nicht in der Hand explodierte. Er wollte die Flasche nicht zu früh fallen … Au! Seine Hand gehorchte nicht mehr, schüttelte sich einfach, und die Flasche flog davon. Brenne, verdammt! Das Öl entzündete sich so plötzlich, dass der Kürbis barst. Ein Regen aus weißen Flammen ging auf die Untoten nieder.

»Ja!«, entfuhr es Leones, doch das brennende Öl ging zu weit vor der Mauer nieder. Es traf nicht jene, die mit ihren Körpern die Leiter bildeten. In einer scharfen Kehre jagte er Sturmlöwe zurück. »Da hinten kommen sie hoch!«, brüllte er Theremon zu und deutete zum Nordturm. Der Erste nickte, dann war Leones vorbei. Seine Hand griff bereits nach der nächsten Flasche.

Athanor 4: Die letzte Schlacht

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