Читать книгу Fidibus und der Engel von Reichenau - Denise Remisberger - Страница 11

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„Wen haben wir denn da?“, trat ein hagerer Kerl hinter einem Baum hervor und steckte sich ein paar Nüsse in den Mund, die er bedächtig zu kauen begann. Derweil spielte er ein bisschen mit einem langen Messer, das im diesigen Licht des Arboner Forsts gefährlich aufblitzte.

„Ich bin ganz harmlos“, stotterte der erschrockene Jüngling in den feinen Kleidern.

„Aber ich nicht. Ich bin ganz und gar nicht harmlos.“

„Er ist Räuber Dumpfbacke. Der gefürchtetste Räuber im weiten Arboner Forst“, lächelte ein weiterer Messerbewehrter süsslich, der gerade aus dem dichten Wald auf den Fusspfad, der von Steinach am Bodensee bis nach Sankt Gallen, dem Bach Steinach entlang, hinaufführte, gesprungen war und den Jungen interessiert musterte.

„Das ist Tropf, einer meiner zahlreichen Kumpane“, zeigte Dumpfbacke auf den Lächelnden.

„Oh, ich stelle mich wohl auch besser vor. Ich heisse Peter und komme aus dem Stammesherzogtum Sachsen.“

„Kenn ich nicht“, verliess Dumpfbacke langsam die Geduld.

„Ist das weit weg?“, wollte Tropf wissen.

„Sehr weit weg, ja.“

„Und was willst du hier bei uns?“, forschte Tropf weiter, den ein ungutes Gefühl beschlichen hatte.

„Ich möchte meinen Onkel besuchen, Josef von der Altenburg zu Cannstatt.“

„Was?!“, schrie der oberste Räuber. „Den Einsiedler?“

„Ja. Ich wollte mich zu ihm durchfragen.“

„Josef ist ein Freund von uns. Wir bringen dich zu ihm. Komm.“

Und die drei ungleichen Männer liefen zusammen durch den riesigen Arboner Forst, über Wildwechsel hügelauf, bis sie schliesslich auf der Lichtung anlangten, auf der die Hütte des Einsiedlers stand.

„Josef!“, klopfte Dumpfbacke an die Holztüre, woraufhin ihm jemand öffnete.

„Räuber Dumpfbacke! Bringst du dem armen Josef wieder irgendwelches gestohlene Zeugs, das er euch abkaufen soll?“, versenkte die Frau ihre Hexenaugen tief in die des Räubers.

„Trude! Nein, nein, gar nicht. Wir haben eher was gefunden. Den Jungen hier. Ist der Neffe Josefs. Heisst Peter“, zitterte der grosse Räuber ein klein wenig beim Anblick der mächtigen Zauberfrau, mit der er zwar auf gutem Fuss stand, doch vor der er sich immer eine Spur fürchtete.

„Kommt rein!“, rief Josef aus der Hütte.

Nachdem sich die drei neuen Gäste auf die lange Bank, die an die eine Hüttenwand gestellt worden war, gesetzt hatten, sprudelte Peter los: „Onkel Josef, ich brauche deine Hilfe. Ich und mein Mitschüler Sigmund sind aus der Malschule auf der Insel Reichenau geschmissen worden. Dabei haben wir gar nichts Böses getan. Wir waren nur ein Weilchen spazieren. Und dann haben wir einen Engel gesehen. Und Hubertus, unseren Lehrer.“

„Und was haben die beiden getan?“, wollte Josef wissen, dessen verknackster Fuss gerade von Trude mit einer dicken Schicht Beinwellwurzel-Brei zugedeckt wurde.

„Hubertus hat von Liebe gesprochen.“

Fidibus und der Engel von Reichenau

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