Читать книгу Fidibus und der Engel von Reichenau - Denise Remisberger - Страница 9
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Оглавление„Er sagt nichts“, machte sich Pirmina, Burgherrin in der Nähe von Magdeburg, wirklich Sorgen.
„Malen kann er; das ist es also nicht“, sagte ihr Mann Gundert.
„Wie sollen wir es bloss aus ihm herauskriegen?“, rang Pirmina die Hände.
„Wir müssen ihn in Ruhe lassen. Er wird von selbst zu uns kommen und uns sagen, was auf dieser Insel Reichenau wirklich vorgefallen ist.“
Der schweigende Junge sass derweil auf der Hurde der elterlichen Holzburg, schaute in die Weite Ostfalens im Stammesherzogtum Sachsen und dachte an die seltsame Nacht, in der er, Sigmund, und sein Mitschüler Peter einen Engel gesehen hatten. Er und Peter hatten sich mitten in einer mondhellen Nacht aus dem Schlafsaal der Schüler geschlichen, um auf Abenteuerreise zu gehen. Die ganze Insel Reichenau erkunden. Nicht nur in der Malschule hocken. Also waren sie von Mittelzell nach Niederzell gewandert, schön am Ufer des Bodensees entlang, und hatten schliesslich die Kirche Sankt Peter und Paul entdeckt. Irgendwann einmal musste es hier gebrannt haben, denn das Gebäude sah nicht so aus, wie eine Kirche aussehen sollte. Das Dach schien irgendwie lädiert zu sein. So genau hatten sie es im Mondlicht auch nicht sehen können. Nur den leuchtenden Engel mit ihrem Mallehrer. Die beiden hatten sie ganz genau gesehen. Und dann hatten sie auch noch etwas gehört.