Читать книгу Mörder im eigenen Dezernat - Denise Remisberger - Страница 10

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Als Gregor Bohlbrühl erwachte, war alles ungewohnt weiss. Weisses Bettzeug und weisse Wände ohne Bilder oder kostbare Schränke von vor ein paar Jahrhunderten, die den weissen Verputz auf angenehme Weise unterbrochen hätten. Und metallfarben. Bettgestell, Tischchen, beides metallen. Hier sah es aus wie in einem Spital. Also musste er sich wohl auch in solch einem befinden.

Gregor Bohlbrühl versuchte, sich zu erinnern. Doch es kam ihm nichts in den Sinn. Ausser, dass er die Polizeiwache morgens um kurz vor drei Uhr verlassen hatte, um in seine Altstadtwohnung im obersten Stock zu laufen.

Gregor Bohlbrühls Herkunft war nicht dieselbe wie die seiner Arbeitskolleginnen und -kollegen. Seine Mutter, Frau Professorin, und sein Vater, der ein Vermögen verdient hatte mit Public Relations, hatten seine Wahl, zur Polizei zu gehen, für ziemlich blöde gehalten.

Er drückte einmal auf die Klingel über seinem Bett und wartete.

«Was ist passiert?», fragte er die hereinkommende Schwester mit brüchiger Stimme.

«Einen Moment bitte, ich hole den Doktor.» Und schon war sie wieder weg.

Nach etwa einer Viertelstunde stand ein Mann neben seinem Bett, der einen weissen Kittel trug, mit schwarzen Haaren und einer schwarzen Hornbrille, und der sein Sohn hätte sein können.

«Was ist passiert?», wiederholte Gregor Bohlbrühl mit böser Vorahnung.

«Sie sind überfallen worden. Jemand hat versucht, Sie zu erstechen. Der Mordversuch ist aber misslungen.»

«Nicht so schnell, junger Mann», lächelte Gregor, «da müssen erst Beweise her.»

«Na hören Sie mal. Sie verbluten fast und erfrieren beinahe und liegen jetzt hier in diesem Zimmer und wollen noch mehr Beweise? Hätte Sie Frau Peter nicht sofort gefunden, wären Sie jetzt schon tot.»

«Frau Peter? Laura hat mich gerettet? Oh. Wo ist sie denn?»

«Soviel ich mitbekommen habe, ist sie heute Morgen um acht Uhr mit angsterregendem, äusserst grimmig entschlossenem Gesicht aus diesem Zimmer hinausmarschiert, um diesen Fall hier zu lösen, obwohl sie gar nicht im zuständigen Dezernat arbeitet.»

«Oh. Und ich kann mich an keinen Überfall erinnern.»

«Das ist nur psychisch. Ihr Kopf ist unverletzt.»

«Mein junger Herr Doktor, der Körper in allen Ehren. Aber mein Lebensalter hat mich gelehrt, dass die Psyche den Menschen ausmacht. Wenn die Schaden nimmt, kann das ganze Leben aus sein. Wenn die Psyche angegriffen ist, geht der ganze Mensch zu Grunde. Vielleicht langsamer, aber völlig unentdeckt. Und dann wirkt sich ein psychisches Problem auch noch psychosomatisch aus. Und die Überwindung, diesen Sog in die Tiefe zu stoppen, ist wohl das Allerschwierigste auf der Welt.»

Mörder im eigenen Dezernat

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