Читать книгу Mörder im eigenen Dezernat - Denise Remisberger - Страница 3

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Der Verstorbene Kaspar Senn sass gerade mitten in der Altstadt von St. Gallen, allerdings in einer ganz anderen Dimension. Er hörte die vorbeieilenden, miteinander redenden Leute nicht wirklich. Auch der Motorenlärm, der vom Oberen Graben her durch die Luft vibrierte, war ihm ziemlich fern. Dafür wurde er von den Gedanken der Menschen akustisch bombardiert, als befände er sich in einem 3-D-Actionfilm.

Kaspar war noch nicht lange tot. Vor etwa zwei Monaten wurde er erschossen, als er, gutgläubig, wie er war, freundlich auf seinen Arbeitskollegen Servus Blom zuging.

«Es war stockdunkel gewesen und Kaspar hat nichts gesagt. Ich dachte, er wäre ein Bösewicht, der mich umbringen will.»

Da Servus Blom ein Drogenfahnder der Kantonspolizei Zürich war, und das seit über zwanzig Jahren, wurde ihm geglaubt. Er verlor weder seine Arbeit, noch kam er ins Gefängnis. Er wurde einfach nach St. Gallen versetzt. Wie wenn ihn die dort gebrauchen könnten.

«Es war ein Unfall gewesen», wurde befunden und damit hatte es sich gehabt.

Nun aber, im Tod, konnte Kaspar Senn Gedanken lesen. Und die Gedanken des Servus Blom waren nicht nett gewesen, als er gestern über ihm schwebte.

«Ich habe dich gekillt, und niemand hat ’s bemerkt, du naive Nuss. Alle mochten dich. Mich mochte niemand. Ha, das hat dir auch nichts gebracht, deine Allseits-Beliebtheit. Jetzt habe ich dieses stechende Gefühl endlich nicht mehr. Weg ist es. Niemand mehr da, um mich im Neid leiden zu lassen.»

Kaspar Senn war schockiert gewesen, nachdem er dies vernommen hatte, und erholte sich nun im Ansturm von völlig alltäglichen Kopfstimmen, die vom Einkaufen, Kochen und vom Fernsehprogramm erzählten.

Mörder im eigenen Dezernat

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