Читать книгу Zeit für Liebe - Diana Richardson - Страница 28

Sei dir deiner selbst bewusst

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Um uns zu helfen, in den Moment zu kommen, rät Tantra, unsere Aufmerksamkeit und Bewusstheit bei uns selbst zu lassen. Beim konventionellen Sex ging es mir generell so, dass die Aufmerksamkeit vor allem beim Partner war. Wir konzentrieren uns auf seinen oder ihren Genuss. Wie geht es ihm? Fühlt er sich gut? Mache ich es richtig? Er war fast wichtiger als ich. Während ich meine Aufmerksamkeit auf die eine oder andere Weise auf meinen Partner gerichtet habe, ist mir aufgefallen, dass ich keine echte innere Verbindung zu meinem eigenen Körper hatte und nicht das Gefühl, dass ich nach innen und unten geerdet war. Ich war mit meiner Energie nach oben und außen gerichtet, und im Grunde habe ich für jemanden anderen Liebe gemacht.

Durch Tantra habe ich gelernt, meine Aufmerksamkeit zu mir zurückzubringen, den Mann zu vergessen und mich zunächst um meine eigene Energie zu kümmern. Ich habe gelernt, meine Aufmerksamkeit nach innen und in den unteren Bereich meines Körpers zu lenken, meinen Bauch und meinen Atem zu spüren, mich für mich selbst zu interessieren, bevor ich mich dem anderen zuwende. Das klingt vielleicht verrückt, aber genau darin besteht der Unterschied! Daraus erwachsen eine Leichtigkeit und eine Entspannung, aus denen ganz natürlich Intimität und Anziehung entstehen und in denen sich Unsicherheiten leicht in nichts auflösen. Das heißt, dass ich zuerst meinem eigenen Körper Energie gebe und mich mit ihm eins fühle, bevor ich mit einem Partner zusammen bin. Ich nähere mich mit meinem Körper meinem Partner, bin innerlich in Einklang mit mir, lebendig, und voller Vorfreude, Liebe zu machen. Mit dieser Haltung, sich selbst an erste Stelle zu setzen, sich zu erden und zu zentrieren, kann beim Liebemachen so viel mehr geschehen.

Das wurde mir klar, während ich als Körpertherapeutin arbeitete und unterrichtete. Mein ganzes Leben lang schon habe ich es genossen, Massagen zu geben. Ich beschloss, mich so gut wie möglich zu qualifizieren. Also lernte ich viele neue anspruchsvolle Techniken. Doch bald stellte ich fest, dass Genuss und Freude des Gebens verschwanden, sobald ich ein bestimmtes Resultat vor Augen hatte. Nach einiger Zeit entschied ich, die ganzen tollen Techniken, die ich gelernt hatte, beseite zu lassen und kehrte zur Essenz der Massage in ihrer Einfachheit zurück, folgte den abenteuerlichen Konturen des Körpers, strich und glitt die Muskeln entlang. Ich spürte die wunderbaren Oberflächen, jede eine interessante Geschichte für sich, während ich nach Knoten und verhärteten Sehnen suchte. Für mich waren das die interessantesten Stellen, und dann habe ich bald gar nicht mehr daran gedacht, mit welcher Technik ich es tat. Stattdessen begann ich mich ganz darauf zu konzentrieren, was ich berührte. Wie fühlte sich das Gewebe darunter an? Wie konnten die Fingerspitzen ihre Suche am meisten genießen? Was würde sich für mich am besten anfühlen, wenn ich dort liegen würde? Wo wollten meine Hände unbedingt hin, und wie?

Ich habe angefangen, nicht an denjenigen zu denken, den ich massierte, sondern mich nur mit den Bewegungen meines eigenen Körpers, meiner Atmung, meiner inneren Entspannung und dem Inneren des Körpers unter meinen Händen zu beschäftigen. Je mehr ich mich auf meinen Körper, meine Hände konzentrierte, desto mehr entspannte sich der Empfänger, und manchmal stieg eine fast hörbare Stille auf. Den Klienten tat es sehr gut, sie fühlten sich tief entspannt, gelassen und erfrischt. Ihr Gefühl von Zeit veränderte sich, eine Stunde körperloser Unendlichkeit.

Je mehr ich bei mir und im Moment war, desto mehr konnte der andere sich entspannen und zu sich zurückkommen. Ich erinnere mich, dass ich mich etwas schuldig fühlte, wenn ich während einer Behandlung nicht mehr an ihre körperlichen Probleme dachte, aber immer, wenn ich es einfach nur genossen hatte, ihre Körper zu berühren, fühlten sich die Leute besser, sogar bereichert. Heute bringe ich meinen Massageschülern bei, sich auf sich selbst zu fokussieren, auf die unschuldige Freude der Berührung und des Gebens ohne Agenda. Aufhören, sich über Techniken den Kopf zu zerbrechen, und einfach mit Liebe und Bewusstheit zu berühren.

Natürlich haben Techniken ihren Wert, aber der Mensch, der die Technik ausübt, ist noch viel wichtiger.

Zeit für Liebe

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