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Die Wahl der Liebesschlüssel

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Im zweiten Teil des Buches sind die Liebesschlüssel unter neun allgemeinen Überschriften aufgeführt: Augen, Atem, Kommunikation, genitales Bewusstsein, Berührung, Entspannung, weiche Penetration, tiefe Penetration und rotierende Positionen. Jeder dieser Liebesschlüssel hilft uns, durch den Körper in den Moment zu kommen. Wenn du die einzelnen Liebesschlüssel durchliest, wirst du sehen, dass in jedem Schlüssel jeweils andere enthalten sind. Jeder Liebesschlüssel gibt praktische Vorschläge, die ihr unmittelbar ins Liebemachen integrieren könnt.

Diese Kapitel enthalten viel Material, denke also nicht, dass du alle Liebesschlüssel die ganze Zeit anwenden musst, und lass dich nicht von ihnen überwältigen. Schau einfach, welche Schlüssel dich beim Lesen ansprechen, welche sich richtig anfühlen und welche dich neugierig werden lassen. Und mit ihnen fängst du an. Wenn du dich dann nach und nach mit ihnen vertraut fühlst, nimmst du neue dazu. Nach einer Weile des Experimentierens machen die Schlüssel immer mehr Sinn, du wirst mehr und mehr verstehen oder dich für etwas interessieren, was dich vorher nicht angesprochen hat.

Es ist ein besonderer Tanz, eine Reise, ein Abenteuer. Durch dein Experimentieren wird sich deine Erfahrung vertiefen und damit auch deine Wahrnehmung. Auch wenn du am Anfang nur zwei beliebige Liebesschlüssel auswählst, zum Beispiel, den Augenkontakt halten und tief und langsam zu atmen, wirst du höchstwahrscheinlich eine qualitative Veränderung beim Liebemachen feststellen. Du musst also nicht gleich alles ab sofort miteinbeziehen, sondern kannst dir etwas aussuchen. Es ein Lernprozess, der seine Zeit braucht, denn vor uns liegt kein plötzlicher Bruch, sondern eine Veränderung des Bewusstseins.

Ich erinnere mich an ein Paar, das ein Jahr nach seinem ersten Workshop erzählte, sie hätten ziemlich viel mit den Liebesschlüsseln experimentiert, würden es aber immer noch genießen, Orgasmen zu haben. Die Liebesschlüssel ermöglichten ihnen, präsenter und liebevoller zu sein und den Liebesakt an sich zu verlängern, was wunderschön war. Am Ende hatten sie dann – sozusagen als „Sahnehäubchen“ – einen Orgasmus. Sie nahmen an einem weiteren Workshop teil und forschten weiter. Dann, zweieinhalb Jahre nach unserem ersten Treffen, sagte die Frau plötzlich am Telefon zu mir: „Weißt du was, keiner von uns interessiert sich mehr für einen Orgasmus! Das ist unglaublich, weil es immer so wichtig gewesen ist. Aber jetzt haben wir langsam herausgefunden, wie wir einfach nur präsent sein können, das ist so viel schöner, wir entspannen uns besser. Wen schert da noch der Orgasmus! Und wir sind so glücklich, so verliebt.“

Das Schöne ist, wenn erst einmal Bewusstheit in den Sex gekommen ist, wird ein Prozess in Gang gesetzt, der die alten Gewohnheiten oder Muster langsam ganz von selbst aus dem System verschwinden lässt. Es gibt so viele neue Erfahrungen und das Bewusstsein vertieft sich. Habt also keine Angst, einige der Liebesschlüssel auszuprobieren. Versucht es mal mit einem oder zweien, und seht einfach, was passiert. Wenn ihr als Paar experimentiert, besprecht zuerst, welchen der Schlüssel ihr ausprobieren wollt. Es kann die sexuelle Energie verstärken, wenn beide Partner denselben Liebesschlüssel benutzen, wie zum Beispiel die Verbindung der positiven Pole oder das Atmen, aber das ist nicht wirklich wesentlich.

Auch wenn ihr euch nicht im Voraus entscheidet oder du keinen festen Partner hast, mit dem du experimentierst, fühlst du dich plötzlich dazu inspiriert, etwas auszuprobieren. Und vielleicht erlebst du eine Überraschung. Eine Freundin von mir, die in einem Workshop davon hörte, dass die Liebesschlüssel in Sachen Entspannung auch die Entspannung der vaginalen Muskeln meinen, wollte es nicht recht glauben. In dem Moment sagte sie nichts, aber später dann, als sie mit ihrem Partner Liebe machte, fiel ihr dieser Vorschlag wieder ein und sie entspannte ganz bewusst ihre Vagina. Als die sich weitete und öffnete, konnte der Penis sofort in die Tiefe ihrer Vagina eintauchen, bewegte sich forschend weiter und war fast dankbar vor Vergnügen.

Wenn du einen besonderen Liebesschlüssel auswählst, lass die Bewusstheit sich durch den ganzen Körper ausbreiten. Zum Beispiel wenn du dir aussuchst, deine Aufmerksamkeit auf deinen positiven Pol zu richten, solltest du dich nicht alleine auf diesen Bereich fokussieren. Lass es nicht so weit kommen, dass du nichts anderes mehr wahrnimmst, sonst spannst du dich eher an, statt dich in deinen Körper hineinzuentspannen. Wenn du feststellst, dass du zu angestrengt daran denkst, dann entspanne dein Gehirn, stell dir einfach vor, wie es sich auffächert und ausbreitet. Wandere mit deiner Bewusstheit durch den ganzen Körper, vom Kopf bis zu den Zehen, und verbinde die Teile mit dem Ganzen. Das verteilt die sexuelle Energie, lässt sie sich ausdehnen und macht aus dem Körper wieder eine organische Einheit.

Zeit für Liebe

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