Читать книгу Mein großes Rückenbuch - Dietrich Grönemeyer - Страница 10
Beste Grüße ans Gehirn
ОглавлениеDer aufrechte Gang ist aber nicht nur eine mechanische Leistung des Skeletts, sondern auch ein Meisterstück des Gehirns und der Nerven: Ohne das ununterbrochene Rechnen und das ständige Feedback von Sinnesorganen und Körperreaktionen würden wir die Balance verlieren und umfallen. Das Gehirn wird also bei jeder Bewegung gefordert. Schon bald reichte unseren frühen Vorfahren die Energie von Blättern und Früchten nicht mehr aus, sie jagten nun Tiere. Erst die Fettsäuren aus Fleisch und Fisch waren es, die zu einer Umbildung des Gehirns führten und den Menschen zu dem machten, was wir heute den Homo sapiens sapiens nennen – ein wissender, reflektierender Mensch. Der Preis für diesen evolutionären Schub aber waren auch: Rückenschmerzen. Denn dort, wo sich der Affe aufrichtete, unmittelbar über dem Kreuzbein, biegt sich unsere Wirbelsäule nun vertikal ab – statt wie bei den Vierbeinern in der Horizontale zu bleiben. Dieser „Karriereknick der Menschheit“ wiegt in mehrfacher Hinsicht schwer: 100 Kilogramm lasten auf der Wirbelsäule im Übergang zum Becken, wenn wir stehen, 90 im Sitzen, 220 sogar, wenn wir uns bücken. Die Last drückt vor allem auf die Bandscheiben, jene gallertartigen Puffer zwischen unseren Wirbelknochen, die dafür nicht gerade konstruiert zu sein scheinen. Sie haben einen sehr mäßigen Stoffwechsel, der nur durch Bewegung aktiviert wird, und sind schnell abgenutzt.
GUT ZU WISSEN
Kostenfaktor Rückenschmerzen
An jedem Arbeitstag fehlen fast 70 000 Beschäftigte in Deutschlands Betrieben, so listet es die Techniker Krankenkasse in ihrem Gesundheitsreport 2017 auf. Bei den Hauptursachen von Krankschreibungen rangieren Rückenschmerzen demnach hinter Atemwegsinfektionen auf Platz zwei. Hochgerechnet auf die rund 31 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland, entfielen damit mehr als 25 Millionen Fehltage allein auf die Einzeldiagnose „Rückenschmerzen“.