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WENN DER RÜCKEN REDEN KÖNNTE ...

… würde er viel verraten. Er braucht in der Regel weder dauerhaft Medikamente noch Operationen, sondern Achtsamkeit und Fürsorge. Bei der Schmerzbehandlung gehen wir heute neue Wege und geben die Verantwortung an die Betroffenen zurück. Sie haben es selbst in der Hand!

Könnte Ihr Rücken reden, würde er Ihnen so viel erzählen über das, was ihn bedrückt und was ihn erfreut. Die Wirbelsäule ist wie ein offenes Buch. Wir sollten genauer darin lesen, wenn etwas passiert, wenn Sie sich um Ihr Leben Sorgen machen, wenn Ihnen die Angst im Nacken sitzt, weil Sie vielleicht Ihren Arbeitsplatz verlieren, weil ein Mensch, dem Sie vertraut haben, Sie maßlos geärgert hat oder Ihnen sogar in den Rücken gefallen ist? Sorgen um die Karriere lassen möglicherweise Ihren Nacken steif werden. Wenn Sie versuchen, andere zu überzeugen, und Sie hilflos und frustriert werden, weil der Versuch ergebnislos endet, ja, dann kann auch der Rücken schmerzen.

Ständiges Sitzen, nonstop acht Stunden an einer Stelle im Büro, ohne zwischendurch zu entspannen, ohne sich zu bewegen, ohne bestimmte Übungen zu machen, ohne zu lachen oder mit anderen die Arbeit auch zu genießen, sich zu besprechen, verstanden zu werden, an der richtigen Stelle am Arbeitsplatz eingesetzt zu sein – all das kann Ihrem Rücken Schmerzen bereiten. Und das würde er Ihnen so gerne erzählen, deshalb meldet er sich ja auch zwischendurch immer wieder. Es zwickt und zwackt, es drückt, der Rücken sagt: Aufstehen, bewegen, lachen, springen, hüpfen, spazieren gehen – all das verrät er Ihnen. Sie müssten nur genau hinhören, in sich hineinhören, in das wunderbare Hörbuch Ihrer Wirbelsäule.

EIN EMPFINDSAMES PSYCHOSOMATISCHES ORGAN

Die Zeiten, in denen jemand mit „Rücken“ zum Arzt kam, nach einer schnellen Spritze verlangte, um sich erst einmal ein paar Wochen Bettruhe und schmerzstillende Medikamente verschreiben zu lassen, sind vorbei. Viele Operationen, die früher im blinden Glauben an die Möglichkeiten der modernen Medizin als Heilsbringer galten, erwiesen sich als wirkungslos oder sogar kontraproduktiv. Rückenschmerzen sind inzwischen keine Alterserscheinung mehr. Schon Kinder und Jugendliche leiden darunter. Jedes dritte Schulkind klagt bereits über Rückenschmerzen. Junge Erwachsene in der Mitte des Lebens sind am häufigsten betroffen, weil sie fast rund um die Uhr unter Druck stehen. Unser Rücken ist ein empfindsames psychosomatisches Organ, über das wir kaum etwas wissen.

DER WAHRE ARZT IST JEDER FÜR SICH SELBST

Wir verknacksen uns in der Regel nicht den Rücken, lassen uns nicht von einer „Hexe“ beschießen oder den Ischias einklemmen. Die meisten Rückenbeschwerden haben keine eindeutige Ursache. Heute weiß man, dass die Gründe sehr vielfältig sind. Im Beruf und in der Freizeit zwischen Computer und Smartphone, zwischen Kindern, Konsum und Karriere, ein Alltag in Eile, Multitasking auf der Überholspur. Statt mal zur Ruhe zu kommen, begeben wir uns auf Ärzte-Odyssee, wenn es wehtut, und hoffen auf Hightech. Dabei ist eigentlich etwas ganz anderes gefragt: Unser Rücken wünscht sich Aufmerksamkeit und Aufklärung. Er braucht oft ganz dringend Bewegung und wenig später vielleicht eine Pause. Er liebt Berührungen, Wärme, hin und wieder auch Kälte, Abwechslung, schützende Muskeln, gesundes Bindegewebe, gut versorgte Sehnen, Bänder und Faszien. Rund um die Wirbelsäule wirkt alles auf alles. Entsprechend viel kann jeder für sich tun, um sich langfristig selbst zu heilen. Der wahre Arzt, der kleine Medicus für sich selbst, sind Sie.

Rückenschmerzen sind nicht tödlich

Meine Grönemeyer-Anti-Schmerz-Methode stellt diese Erkenntnisse in den Mittelpunkt – nach dem Motto „Keine Angst, Rückenschmerzen sind nicht tödlich“. Es gibt zahlreiche Techniken, um akute und chronische Schmerzen zu beseitigen. Sie müssen sie nur kennenlernen und bereit sein, geduldig aus- zuprobieren, was Ihnen guttut. Im Mittelpunkt des Grönemeyer-Programms stehen 20 Punkte – von Bewegung und Muskelaufbau über Wärme, Massagen, Atmung, Medikamente und Ernährung bis zu Stressreduktion und Achtsamkeit. Sinnvolle Hilfe von Experten verschiedener Fachrichtungen (wie Hausärzte, Orthopäden, Neurologen, Neurochirurgen, Mikrotherapeuten, aber auch Physiotherapeuten und Psychologen) gehört ebenso dazu wie alternative Heilmethoden. Ich bin ein Fan von Therapien mit den Händen wie Massagen, Osteopathie oder Tuina. In nur drei bis fünf Prozent aller Fälle muss heute tatsächlich operiert werden. Alles andere lässt sich mit individuellen Maßnahmen lösen, die Ihren Rücken stärken. Dabei kommt es vor allem auf eins an: auf Ihre Haltung.

Ein neues Bewusstsein entwickeln

In diesem Buch erfahren Sie alles, was Sie wissen müssen, um ein neues Bewusstsein für Ihren Rücken zu entwickeln und ein möglichst schmerzfreies Leben zu führen. Sie werden staunen, wie alles funktioniert und zusammenhängt. Meine Erkenntnisse, Tipps und Übungen geben den neuesten Stand der Forschung wieder – von der Anatomie des Rückens über das Zusammenspiel von Nerven, Triggerpunkten, Rückgrat, Hüfte, Muskeln, Bandscheiben und Psyche bis zu praktischen Tipps, die Sie sofort umsetzen können. Denn es sind vor allem Sie selbst, die die Verantwortung für Ihre Gesundheit tragen. Hoffen Sie nicht auf eine Wunderheilung über Nacht, auf Blitzgenesung durch eine OP oder auf die Entwicklung immer neuer Medikamente, sondern setzen Sie auf sich selbst. Dieses Buch liefert Ihnen das nötige Wissen dazu. Denn: Rückenschmerzen sind wirklich kein Schicksal.

Mein großes Rückenbuch

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