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Der Schutz, der keiner ist

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Die Schaltzentrale im Kopf versucht, die Situation durch weitere Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit der Wirbelsäule zu entschärfen. Die Muskelketten des Rückens werden angeregt, mehr zu arbeiten. Der Atem wird flacher, Nacken-, Schulter- und Kreuzschmerzen stellen sich ein. Hochgezogene Schultern zum Beispiel, eine typische Abwehrhaltung bei Belastungen jeder Art, bremsen die Flexibilität des Brustkorbs. Auch die Arme lassen sich nicht mehr frei bewegen und die Drehbewegungen zwischen Hüfte und Schultern werden immer anstrengender. Oft führen auch Schutzhaltungen als Folge früherer Verletzungen dazu, dass die Beweglichkeit stark eingeschränkt ist und wirkliche Entspannung immer schwerer fällt. Das kann zu den unterschiedlichsten Symptomen führen, die nicht selten falsch diagnostiziert werden. Deshalb ist es wichtig, jeden Menschen und seine Geschichte als Ganzes zu betrachten.

Eine 72-jährige Patientin etwa, der ein arthrotischer Verschleiß ihrer Hüftgelenke attestiert wurde, leidet – wie sich herausstellte – in Wirklichkeit unter den Folgen einer jahrzehntelangen Fehlbelastung der Wirbelsäule. Die Muskeln, die an den Gelenken ziehen, üben Druck auf die Sehnen aus, bringen diese aus dem Gefüge und lassen sie schließlich verschleißen. Ihre leichte Schieflage und Verdrehung nimmt die Patientin selbst nicht mehr wahr, weil ihr Gleichgewichtssinn durch die Gewöhnung an diese einseitige Haltung bereits verzerrt ist. Sie leidet an einer „sensomotorischen Amnesie“, an einer Funktionsstörung des Nervensystems. Ihr körperliches Wohlbefinden gewinnen solche Patienten erst dann zurück, wenn sie wieder neu lernen, ihren Körper wahrzunehmen und ihre innere wie äußere Balance zu finden.

Viele körperliche Symptome, die dem Alter zugeschrieben werden, wie etwa ein Verschleiß der kleinen Wirbelgelenke, sind im Wesentlichen eine Folge falschen Lernverhaltens: Nicht unsere Kräfte und Fähigkeiten verkümmern, sondern wir geben im Laufe der Jahre immer mehr Aktivitäten auf. Vor allem vernachlässigen wir zunehmend den notwendigen Ausgleich zwischen Ent- und Anspannung: Wir verharren immer mehr in unserer individuellen „Verkrampfung“. Nicht nur die Überbeanspruchung, sondern das Nichtnutzen führt zum Verschleiß der Gelenke und zur Arthrose. Der Gedanke „Ich muss mich schonen, ich habe ja Schmerzen“ ist in den meisten Fällen falsch. Viel wirkungsvoller ist es, sich rechtzeitig um seinen Rücken zu kümmern.

Mein großes Rückenbuch

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