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FLEXIBLE STOSSDÄMPFER: DIE BANDSCHEIBEN

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Jeder Wirbel wird von dem darüber- oder darunterliegenden Nachbarn durch einen elliptischen Puffer getrennt: die Bandscheibe. Wie ein Kugellager ermöglichen diese flexiblen Stoßdämpfer zwischen den Wirbeln, dass das Rückgrat sich sowohl drehen, beugen und neigen als auch Erschütterungen abfangen kann. Die Bandscheiben selbst bestehen aus Knorpel: Der äußere, faserhaltige Ring wird als „Anulus fibrosus“ bezeichnet und schließt sich an das Knorpelgewebe der Wirbelkörper an. Die gallertartige Masse (Nucleus pulposus) im Inneren ähnelt in ihrer Zusammensetzung der des Auges und enthält vor allem Wasser: 90 Prozent bei einem Baby und immer noch 70 Prozent bei einem 70-Jährigen. Das macht die Bandscheiben zu einer unverzichtbaren Federung.

Weil dieser wichtige Teil der Wirbelsäule zu etwa 10 Prozent aus elastischen Fasern besteht, kann sie sich je nach Art der Belastung zusammenziehen oder ausdehnen. Sie ist äußerst belastbar und außerdem stärker und stabiler als die Wirbelknochen. Bei jungen Menschen hält sie 800 Kilo Druck aus, bei älteren immer noch mehr als die Hälfte: nämlich 450 Kilo. Last und Entlastung führen zu einem osmotischen Prozess (es wird regelrecht Wasser in die Bandscheibe gesaugt), der die Bandscheibe mit wertvollen Nährstoffen versorgt: Aminosäuren, Glukose und Sauerstoff. Regelmäßige und ausreichende Bewegung ist deshalb wichtig, vor allem mit zunehmendem Alter, wenn die für die Federung wichtige wässrige Substanz verloren geht. Die Bandscheibe baut dann stärker kollagenhaltiges Gewebe auf und lagert mehr Kalzium, Phosphat, Fluor und Magnesium ein. Das nimmt ihr die Elastizität. Noch schlimmer als eine Überbeanspruchung ist es deshalb für die Bandscheibe, wenn sie unterfordert wird – auch wenn es vor allem bei Schmerzen oder stärkeren Verspannungen schwerfällt, dagegen anzugehen.

Trotzdem braucht sie regelmäßige Ruhephasen, weil sich im Liegen ihr Wassergehalt wieder reguliert. Im Laufe des Tages schrumpft jede Bandscheibe durch den ständigen Druck und den damit verbundenen Flüssigkeitsverlust um etwa 10 Prozent. Deshalb ist man morgens etwas größer als abends. In der Nacht nimmt sie dann wieder Flüssigkeit und Nährstoffe auf und gleicht den Größenverlust aus. Bei orthopädischen Untersuchungen werden Höhe und Elastizität sowie das Ausmaß der Vorwölbung oft fehlinterpretiert, weil nicht auf den Wassergehalt geachtet wird. Diesen kann man jedoch mittels Kernspintomografie (MRT) genau bestimmen. Die Bandscheibe selbst besitzt keine Nerven und ist auch nicht durchblutet – deshalb tut sie nur selten weh. Wenn im Rückgrat starke Schmerzen auftreten, rühren sie auch daher, dass eine Bandscheibe so verformt ist, dass sie auf die Außenhülle des Rückenmarks oder den im Wirbelaustrittsloch (Foramen) austretenden Nerv drückt. Ein anderer Grund ist, dass der faserhaltige Ring gerissen ist. Dann drückt abgerissenes oder vorgewölbtes Bandscheibengewebe in die Zwischenräume der Wirbelsäule und reizt die Nerven oder den Nervensack (Dura).

GUT ZU WISSEN

Ein Gelenk als Kraftverteiler

Kaum jemand kennt seinen Namen. Es führt ein unauffälliges Dasein und macht sich nur bemerkbar, wenn etwas nicht mehr stimmt. Dann wollen meine Patienten wissen: Wo liegt denn dieses Iliosakralgelenk? Was macht es eigentlich? Ach, es gibt sogar zwei davon? Ja, so ist es, und die sind ganz wichtig. Würden die beiden Gelenke behaupten „Wir halten den ganzen Laden hier zusammen“, hätten sie recht. Sie verteilen alle Kräfte zwischen Beinen und Oberkörper und müssen viel Druck aushalten, wenn der Oberkörper sich bewegt. Sind die Iliosakralgelenke (kurz ISG) gesund, federn sie dies ab wie ein Stoßdämpfer im Auto. Unterstützt und gesichert werden sie dabei von einem Netz aus Bändern und Muskeln. Bei Frauen sind diese Gelenke etwas flexibler als bei Männern, was für die Geburt wichtig ist.

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