Читать книгу Hygienearzt in zwei Gesellschaften - Dietrich Loeff - Страница 48
Lehrerin in Demmin
ОглавлениеMeine Freundin hatte ihre Lehrertätigkeit im September 1960 an der Erweiterten Oberschule (EOS) begonnen, die damals den Namen Goethes trug, noch trägt und jetzt natürlich Gymnasium heißt. Hauptsächlich gab sie Latein, das im Lehrerkollegium und bei den Eltern noch den Ruf genoss, eine wichtige Grundlage für moderne romanische und auch andere Sprachen zu bilden. Ihr Hauptfach Französisch konnte sie dagegen kaum zur Geltung bringen. Zwar hatte eine Analyse der Universität Greifswald ergeben, dass nach der internationalen Verbreitung der Sprachen, dem politischen Gewicht Frankreichs und den Außenhandelsbeziehungen der DDR auf sieben Schüler, die Englisch lernen, drei kommen müssten, die Französisch können, aber wie das im Leben so ist: Aus dem Wichtigeren wird das Einzige und das Zweitwichtigste geht unter. Weder Eltern noch Pädagogen waren an Französisch interessiert. Der Zusammenbruch des französischen Kolonialreiches (Vietnam 1954, Algerien 1962) unterstrich die Abwendung von der einstigen Diplomatensprache, während Englisch durch die Macht der USA bis heute ungebrochen die große Weltsprache ist(2).
Das kollegiale Klima an der Erweiterten Goethe-Oberschule war gut. Es hatte nur einen Haken: die abendlichen pädagogischen Beratungen, deren Uhrzeiten sich oft nach Männern richteten. Wir hatten ein Theateranrecht auf Vorstellungen die monatlich einmal durch das Theater Greifswald in einer Schulaula stattfanden. Von den Veranstaltungen eines Jahres haben wir drei versäumt, weil ich Bereitschaftsdienste im Krankenhaus nicht verlegen konnte und fünf fielen Zusammenkünften des Pädagogischen Rates zum Opfer. Dagegen wurden bei den Terminen der pädagogischen Beratungen selbstverständlich die Fußballspiele im Fernsehen berücksichtigt. Die Anpassung an diese Situation kostete uns beide allerlei Nerven.