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Frisch verlobt

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Nun waren wir also verlobt und ich werde hier nicht mehr von meiner Freundin reden, sondern von Brunhilde, meiner ehemaligen Verlobten und seit dem 23.12.1961 meiner ersten, einzigen und immer noch Ehefrau.

Im Krankenhaus gratulierten mir nicht nur die Ärzte und Schwestern. Bei der nächsten Visite stand mir an einem Krankenbett die Stationsschwester ziemlich im Weg. Erst als ich mit dieser jungen Patientin fertig war, kam die Überraschung. Unter dem Beifall des Vierbettzimmers überreichte diese junge Frau mir im Namen der Patienten einen herrlichen Blumenstrauß, den sie hinter den Rücken der Stationsschwester gehalten hatte. Mein freudiger Dank machte sie glücklich. Nach der Visite gab mir die mitverschworene Stationsschwester Aufklärung. Ihr feines Gefühl hatte ihr längst verraten, dass sich diese junge Patientin in mich verknallt hatte. Ich selbst hatte das gar nicht bemerkt, denn Liebesgeschichten zwischen Arzt und Patient soll man generell vermeiden. Diese Patientin hatte sich auch in meiner Abwesenheit ausbedungen, mir die Blumen zu überreichen, was jede andere Patientin ja auch gekonnt hätte. Es war wohl ein wenig Abschied von ihrem flüchtigen Traum dabei und das auf eine hochanständige Art und Weise. Ihren Namen und ihr Gesicht habe ich vergessen, aber ich wünsche ihr noch heute, dass sie ihre große Liebe fürs Leben gefunden hat.

Ein paar Entscheidungen ergaben sich aus dem Verlöbnis. Brunhilde und ich waren evangelisch-christlich getauft, eingesegnet und nie unter denjenigen Spöttern, die Religionen nur lächerlich finden. Aber eine glatte Übernahme des tradierten Glaubens war uns nicht mehr möglich. Zusätzlich bot das Verhalten einzelner Pfarrer Kritikpunkte. Beide waren wir, noch ehe wir uns kannten, aber noch nicht aus der Kirche ausgetreten, weil wir auf einen noch unbekannten Ehepartner in diesem sensiblen Punkt Rücksicht nehmen wollten. Nun jedoch war alles klar und beide beendeten wir unsere Mitgliedschaft in der evangelischen Kirche offiziell und schriftlich.

Mit der FDJ verfuhren wir weniger untadelig. Kein Mensch in Demmin wusste, ob wir je da drin waren und so ließen wir die Mitgliedschaft einfach einschlafen, indem wir uns an keinen FDJ-Funktionär wendeten. Es kam auch keiner zu uns, um uns zu fragen oder zu werben. Diese Art, aus Organisationen heraus zu kommen war damals weit verbreitet und ist wohl auch heute nicht unüblich, was dieses Verhalten aber nicht gerade korrekter macht.

Hygienearzt in zwei Gesellschaften

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