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Das Fußballhirn

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Ein großer Fan Guardiolas ist Jorge Valdano, der als Spieler 1986 mit Argentinien Weltmeister wurde, von 1994 bis 1996 Real Madrid trainierte und danach für einige Jahre dort als Sportdirektor amtierte. In Spanien und Lateinamerika firmiert Valdano, der auch feuilletonistische Betrachtungen zum Spiel verfasst, als „Philosoph des Fußballs“. Über Guardiola schreibt er: „Der Fußball kreist um Pep. In diesem Fußball von unterwürfigen und vorhersehbaren Fußballspielern bleibt er immer noch ein Subversiver, der originelle Standpunkte vertritt. Schon seit Langem haben wir uns damit abgefunden, dass die Mannschaften von hinten nach vorne aufgestellt werden. Guardiola analysiert das Spiel von seinem Platz (dem Mittelkreis) aus und kommt zu einem anderen Schluss: ‚Fußball beginnt auf zwei Flügeln.‘ Das heißt, er analysiert den Fußball mit dem Ball am Fuß, mit dem Blick auf das gegnerische Tor und im Wissen, dass man im Angriff die ganze Breite des Spielfelds ausnutzen muss. Der Fußball ist Täuschung: eine Sache auslassen, um etwas anderes zu Ende zu führen. Er brachte diese trügerische Logik ins Spiel seiner Mannschaft ein: Er fing an, auf einer Seite zu suchen (um abzulenken), und tauchte überraschend auf der anderen Seite auf. Könnte der Ball denken, würde er in dem Moment, wenn er zu Guardiola käme, drei Dinge wissen: dass er sofort wieder losgeschickt würde (Pep hat viele Ballkontakte, behält den Ball aber nur kurz), dass sein Weg von Guardiola zum Fuß eines Mitspielers kurz sein wird (er tritt ihn flach, stark und hart) und dass er ihn von einer gesicherten Position aus spielen wird, denn seine Spezialität sind die freien Räume.“

Gianluca Vialli, der Guardiola im Europapokalfinale 1992 begegnete, erinnert sich an ihn als einen der „einflussreichsten Mittelfeldspieler im Weltfußball. Er besaß ein überragendes Fußballhirn und die Fähigkeiten, seine Gedanken in die Tat umzusetzen. Aber er war weder kräftig noch beweglich. Und ich kann mir vorstellen, wie ihn die heutigen Scouts und Juniorentrainer betrachten würden. Da sie sein Hirn und seine Füße nicht auf einen anderen Spieler übertragen können, wäre für Guardiola kein Platz unter den Topfußballern.“ Vieles von dem, was über Guardiolas Spielweise geschrieben wird, trifft auch auf seinen Nachfolger Xavi zu. Und beschreibt exakt den Fußball, den der Trainer Guardiola später bevorzugt.

Aber noch spielen nicht alle so beim FC Barcelona. Cruyffs Entdeckung Guardiola ist ein Vorgriff auf die Spieler, die das Barça der Jahre 2008 bis 2012 prägen werden. Und es wird noch einige Jahre dauern, bis der Cruyff’sche Fußball auch im restlichen Spanien und der spanischen Nationalmannschaft Fuß fasst.

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