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Untergang in Athen

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Cruyffs Barça erreicht in der Saison 1993/94 ein zweites Mal das Finale der europäischen Königsklasse. Gegner ist der AC Mailand, und nicht nur der „kicker“ spricht vom „Duell der Giganten“ und „Traumfinale“: „Im Olympiastadion von Athen prallen am Mittwoch zwei verschiedene Systeme und Spielauffassungen aufeinander. Barça-Trainer Johan Cruyff ist ein glühender Verfechter des Offensivstils, seine Mannschaft spielt wohl den attraktivsten Fußball in Europa, die Abwehr um den langsam gewordenen Holländer Ronald Koeman aber gilt als Achillesferse. Umgekehrt hat sich Milan nach dem Ausfall der niederländischen Achse Gullit/Van Basten/Rijkaard zu einem Minimalisten-Team entwickelt.“

Unter Arrigo Sacchi, einem der ersten „Systemtrainer“, hatte der AC Mailand einen für italienische Verhältnisse überraschend offensiven und unterhaltsamen Fußball gespielt und 1989 und 1990 den Europapokal der Landesmeister gewonnen. 1991 übernimmt Sacchi Italiens Nationalmannschaft, aber für den Fußball, mit dem er in Mailand die Welt begeistert hat, fehlen ihm fortan seine drei niederländischen Stars.

In Mailand folgt ihm Fabio Capello als Trainer, unter dem die Rossoneri zum alten Defensivstil zurückkehren. In der Saison 1993/94 gewinnt die Mannschaft die italienische Meisterschaft mit nur 36 Toren in 34 Spielen, kassiert aber auch nur 15. Was bedeutet, dass bei einem Spiel mit Beteiligung des Capello-Teams im Schnitt nicht mehr als 1,5 Tore zu erwarten sind. Noch nie zuvor war in Italien mit so wenigen Toren und Gegentoren eine Meisterschaft gewonnen worden.

Cruyff erhebt das Finale zu einem ideologischen Gefecht und giftet gegen den Gegner: „Milan ist eine vulgäre Mannschaft, die in die Zeiten des Catenaccios zurückgefallen ist. Unter Sacchi spielte Mailand attraktiv und erfolgreich, unter Capello nur noch erfolgreichen 1:0-Fußball.“

Aber in Athen kommt dann alles ganz anders. Vor 65.000 Zuschauern glänzt nicht der FC Barcelona, sondern der AC Mailand durch ideenreiche Angriffe. Barças so häufig gerühmtes Kombinationsspiel wird durch Milans Pressing bereits im Keim erstickt, wodurch Romario und Stoichkov, von den Medien als gefährlichstes Angriffsduo der Welt gerühmt, meistens in der Luft hängen bleiben. Das Spiel demonstriert, in welchem Ausmaß Barças Spiel von technisch brillanten, wendigen und handlungsschnellen Akteuren abhängt. Ronald Koeman zeigt sich im Finale ziemlich hüftsteif, ebenso sein Nebenmann Nadal. So wird Barças Mittelfeld mit Guardiola, Guillermo Amor und José Maria Bakero von Milan überrannt. Das Spiel liefert eine weitere Blaupause für den späteren Coach Guardiola, der mit seinem Team an diesem Abend maßlos enttäuscht. Der AC Mailand gewinnt völlig verdient – nicht mit 1:0, sondern mit 4:0.

Nach diesem Fiasko und dem Ende der Saison 1993/94 schickt Johan Cruyff Guardiolas „großen Bruder“ Zubizarreta weg. Guardiola ist verstört und deprimiert. Weinend sitzt er allein in einer Ecke, als die Mannschaft den langjährigen Keeper mit einem Dinner verabschiedet.

Zubizarreta wird noch vier Jahre für den FC Valencia spielen und an den WM-Turnieren 1994 und 1998 sowie der EM 1994 teilnehmen. Nebenbei erwirbt er an der Universität in Valencia einen Abschluss in Geschichte. Durch den Weggang von „Zubi“ steigt Guardiola in der Teamhierarchie nach oben. Nun ist er der neue Anführer.

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