Читать книгу Guardiola - Dietrich Schulze-Marmeling - Страница 17
Teambuilding
ОглавлениеNach seinem Amtsantritt hatte Cruyff den Kader von Barças 1. Mannschaft kräftig umgebaut. 13 Spieler mussten gehen, elf neue kamen. Das Team, das Cruyff nun zusammenstellt, ist eine ideale Mischung. Es besteht aus jungen Akteuren, die der Trainer aus dem B-Team in die 1. Mannschaft hochgezogen hat (Guardiola, Albert Ferrer, Guillermo Amor und zunächst auch Luis Milla), zähen Basken (José Marí Bakero, Andoni Goikoetxea und Txiki Begiristain), ausländischen Superstars (Ronald Koeman, Michael Laudrup und Hristo Stoichkov) und erfahrenen Akteuren (Andoni Zubizarreta, Eusebio Sacristán, Julio Salinas und José Ramón Alexanco). Das Team ist nicht gerade groß gewachsen: Ferrer und Eusebio messen nur 1,70 Meter, Begiristain 1,72, Amor 1,73, Bakero 1,76. Nur Keeper Zubizarreta (1,87), Nando (1,87) und Salinas (1,88) haben Gardemaß, Laudrup und Guardiola stellen den Mittelbau.
Cruyff beweist bei der Spielerauswahl einen guten Instinkt – sportlich wie politisch. In den fünf Jahren vor seinem Amtsantritt haben mit Lattek, Menotti und Venables drei Ausländer den FC Barcelona trainiert. Das Schicksal des Klubs lag auf den Schultern ausländischer Akteure wie Bernd Schuster, Diego Maradona, Steve Archibald, Mark Hughes und Gary Lineker. Nicht nur war deren sportliche Bilanz eher mager, auch die Identifikation der Mitglieder und Fans mit dem Team nahm ab. Immer weniger Zuschauer besuchten die Heimspiele im Camp Nou. Cruyff zieht daraus seine Schlüsse: „Überall auf der Welt möchten die Fans Spieler sehen, die ihre Mentalität teilen – vorzugsweise Spieler aus ihrem eigenen Land. Wenn ein Trainer die Wahl zwischen einem ausländischen Akteur und einem heimischen hat und die Qualität der beiden identisch ist, sollte er den heimischen verpflichten. Die Fans pfeifen dann nicht so schnell, wenn es nicht so gut läuft.“
Jungprofi Guardiola bewundert vor allem seine sieben bzw. zehn Jahre älteren Mannschaftskameraden Laudrup und Zubizarreta. Laut Barça-Biograf Jimmy Burns liefern sie ihm ein Beispiel dafür, „was gut und nobel im Fußball ist – in der Kabine und draußen auf dem Feld“. Der intelligente Däne Laudrup ist ein torgefährlicher Mittelfeldspieler, den Cruyff 1989 von Juventus Turin geholt hat. Der Baske Zubizarreta ist auf dem Weg zum spanischen Torwartdenkmal. Bis 1998 wird er 126-mal das Tor der Selección hüten.
Laudrup und Zubizarreta sind – wie Guardiola – kulturbeflissene Profis. Der Däne spielt Klavier und ist ein Kenner des edlen Tropfens. Noch als Profi baut er in Kopenhagen einen Importhandel mit spanischen Weinen auf. Mit Zubizarreta verbindet Guardiola das Interesse an Literatur. Guardiola liest gerne Hermann Hesse. Beispielsweise „Das Glasperlenspiel“, „weil er das Zusammenspiel von sich und der Welt, vom Ich und Du und von sich mit sich selbst verstehen wollte“ (Cathrin Gilbert). Zu Zubizarretas bevorzugten Autoren gehört der deutsche Nobelpreisträger Heinrich Böll. Das Lieblingsbuch des Torwarts ist Bölls „Ansichten eines Clowns“. Nach dem Ende seiner Karriere wird Zubizarreta auf einer Konferenz einen Vortrag über Böll halten.