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Bei Ajax

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Johan Cruyffs Vater Manus betreibt einen kleinen Gemüsehandel und nennt sich „Hofleverancier van Ajax“ (Hoflieferant von Ajax). Er arbeitet hart und verdient wenig. In Betondorp gibt es zwei Schulen, eine öffentliche und eine protestantische. Johan Cruyff besucht bis zum zwölften Lebensjahr die Groen van Prinstererschool am Zaaiersweg. Die Schule ist ähnlich bibelfest wie ihr Namensgeber, und wenn es später um Cruyffs angeblichen „Geiz“ und „Geldgier“ geht, wird man diese häufig auf seine (angeblich) kalvinistische Erziehung zurückführen.

Guillaume Groen van Prinsterer (1801-1876), der Namensgeber von Johans Schule, war ein Staatsmann, Geschichtsschreiber und Publizist und erklärter Gegner des Liberalismus. Van Prinsterer beeinflusste stark den protestantischen Theologen und Politiker Abraham Kuyper, der 1879 die Anti-Revolutionaire Partij (ARP) gründete. Das „antirevolutionär“ bezog sich auf die Ablehnung der Ideen der Französischen Revolution. Van Prinsterer wie Kuyper wollten die niederländische Gesellschaft zu einer kalvinistischen, am Ideal des 17. Jahrhunderts orientierten Nation unter Führung des Hauses Oranien formen, die aber Fremde und Minderheiten respektierte.

In der Zeit der Besetzung durch Nazi-Deutschland spielte die orthodoxe Strömung der Niederländischen Reformierten Kirche eine eher positive Rolle. Viele „Antirevolutionäre“ beteiligten sich am Widerstand und versteckten jüdische Mitbürger. Für den britischen Holocaust-Forscher Bob Moore ragten „die Leistungen der Orthodoxen weit über die anderer Glaubensgemeinschaften hinaus“. Der niederländische Schriftsteller und Chronist seines Landes, Geert Mak, vermutet, dass die Orthodoxen zur Hilfe bereit waren, „weil sie im Schicksal der Juden ihr eigenes Selbstbild als verfolgtes Volk Gottes wiedererkannten. Trotz des Misstrauens gegenüber den jüdischen ‚Fremden‘ empfand man es fast als religiöse Pflicht, in diesen Zeiten höchster Not an der Seite des alten Volkes Abrahams, Isaaks und Jakobs zu stehen.“ Außerdem hätten die Orthodoxen „ganz und gar allergisch auf jede staatliche Einmischung und überhaupt auf Eingriffe von oben reagiert. Sie hatten ja nicht ohne Grund den sicheren Hafen der Staatskirche verlassen, um überall ihre eigenen Gemeinden zu gründen, und das Gleiche galt für die eigenen Schulen, die eigenen Zeitungen und all die anderen Einrichtungen, die sie unter großen Opfern ins Leben gerufen hatten. Das totalitäre Nazi-Regime verletzte diese Autonomie schon bald auf rücksichtslose Art, und auch hierauf reagierten sie ungewöhnlich heftig.“

Nach der Schule kickt Cruyff auf den Straßen Betondorps und den Bolzplätzen rund um das Ajax-Stadion. Oder er geht dem Ajax-Platzwart Henk Angel zur Hand. 1996 erzählt Cruyff den Journalisten Frits Barend und Henk van Dorp: „Als ich in der Ersten debütierte, hatte ich bereits ein ganzes Fußballleben in De Meer hinter mir. Ich habe nur gute Erinnerungen an De Meer. Ich kannte jeden Winkel. Ich war siebzehn, als ich debütierte, aber damals lief ich dort bereits seit zehn Jahren herum. Ich habe Eckfahnen gesetzt, Schuhe geputzt, Stollen eingeschraubt, Gänge gestrichen, Sand in die Tore gestreut; bei allem half ich Onkel Henk, soweit ich das als Kind konnte. Wir haben Schnee geräumt, Rasen gemäht, haben Netze aufgehängt, Linien gezogen, am Sonntag auf dem Tribünendach die Flaggen aufgehängt. Ich war Tag und Nacht da.“

Am 25. April 1957, seinem zehnten Geburtstag, wird Cruyff in die Jugendmannschaft von Ajax aufgenommen. Als Mitglied hat ihn sein Vater bereits 1952 einschreiben lassen. Cruyff muss kein Probetraining absolvieren. Der Jugendtrainer Jany van der Veen, der später u. a. auch Clerence Seedorf für Ajax entdeckt, hat das Talent häufig genug auf den Straßen Betondorps spielen sehen. Jany van der Veen widmet sich dem Nachwuchs mit einer Intensität, als trainiere er eine Profielf. Cruyff hat das große Glück, dass der Klub bereits zu dieser Zeit mit den Jugendlichen auch individuell trainiert.

Der König und sein Spiel

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