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1.2 DAS MODERNE TENNIS

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Als Erfinder des Tennisspiels, wie wir es heute kennen, gilt der Waliser Walter Clopton Wingfield. Nach seinem Militärdienst für die britische Armee, der ihn unter anderem nach Indien und China geführt hatte, ließ er sich Ende der 1860er-Jahre in London nieder, wo er als Major in Diensten von Queen Victoria und König Edward VII. arbeitete. Nebenher entwickelte er ein neues Spiel, das als Freizeitvergnügen für den Landadel dienen sollte.

Wingfield kombinierte die Regeln des bis dahin in Ballhäusern ausgeübten Tennisspiels mit dem seinerzeit auf der Insel populären Croquet, einer nicht mit Cricket zu verwechselnden Präzisionssportart, bei der auf einer kurz getrimmten Rasenfläche farblich markierte Holzkugeln mit einem hammerförmigen Schläger durch gebogene Drahtbügel gestoßen wurden.

Sein neues Spiel ließ sich Wingfield 1874 als „Lawn Tennis“ patentieren. Rasch erfreuten sich seine in Zeitungsannoncen beworbenen Lawn-Tennis-Sets großer Beliebtheit in der Bevölkerung. Diese bestanden aus Schlägern, Gummibällen, einem Netz, den dazugehörigen Pfosten, Kreide zur Feldmarkierung sowie einer achtseitigen Broschüre, in der die Spielregeln erklärt wurden. Die vulkanisierten Gummibälle, die eine deutlich bessere Sprungeigenschaft besaßen als die bis dahin in den Ballhäusern verwendeten Lederkugeln, ließ Wingfield aus Deutschland importieren.

Der sportliche Charakter des Lawn Tennis war zunächst noch gering. Vielmehr diente es für Damen wie Herren als „Zeitvertreib, mit dem sich der auf der Insel unumgängliche Fünfuhrtee unterhaltsamer gestalten ließ“, wie Sporthistoriker Gillmeister berichtet. „Obendrein bot es die Gelegenheit, die Tochter aus gutem Hause mit dem vermögenden und vielleicht sogar gutaussehenden jungen Mann aus der Nachbarschaft zu verbandeln. Im Kaiserreich sprach man später vom Verlobungstennis.“

Wer sich heute fragt, weshalb im Englischen der Spielstand 0 (null) nicht etwa mit dem gängigen Wort „Zero“ bezeichnet wird, sondern mit „Love“ (Liebe) – hier hat er die Antwort erhalten.

Mehr sportlicher Charakter hielt erst Einzug durch Henry Jones, einen Londoner Mediziner und Mitglied des All England Croquet Clubs in Wimbledon. Auf Jones’ Initiative wurde das neue Spiel ins Vereinsprogramm aufgenommen und der Name in All England Croquet and Lawn Tennis Club umbenannt. Weil der Verein im Sommer 1877 dringend Geld für die Reparatur einer gebrochenen Achse seiner einzigen Rasenwalze benötigte, kam Jones auf die Idee, ein Turnier zu veranstalten – es war die Geburtsstunde des heutigen Grand-Slam-Turniers im Süden Londons.

Hierfür entwickelte der Mediziner gemeinsam mit Julian Marshall und John Moyer Heathcote, einem Kunstsammler und einem Rechtsanwalt, die Wingfieldschen Regeln weiter. Unter anderem wurde das bis dahin sanduhrförmige Spielfeld, das an der Grundlinie breiter war als am Netz, einem Rechteck angepasst. Die Gummibälle wurden mit einer Flannelschicht überzogen.

Das erste Wimbledonturnier spülte dem damals klammen Club durch die Startgebühren der Teilnehmer und die Eintrittsgelder der Zuschauer umgerechnet 350 Euro in die Kasse. Die defekte Rasenwalze konnte repariert werden. Und Jones blieb bis 1885 Oberschiedsrichter des Turniers.

Rasch verbreitete sich Lawn Tennis in den 1870er-Jahren auch in den britischen Überseegebieten, etwa auf Bermuda. Dort fand die junge New Yorkerin Mary Outerbridge während eines Verwandtenbesuchs Gefallen an der Sportart, als sie englischen Soldaten beim Spielen zusah. Zurück in der Heimat überredete sie ihren älteren Bruder August Emilius Outerbridge, den Präsidenten des Staten Island Cricket Clubs, auf dem Vereinsgelände ein Tennisfeld abzustecken. 1880 wurde hier das erste Turnier in den USA ausgerichtet.

In Windeseile verbreitete sich Tennis an der Ostküste, bereits im Mai 1881 wurde im Fifth Avenue Hotel in New York der Verband United States National Lawn Tennis Association (USNLTA) gegründet. Der amerikanische Verband, der seinen Namen im Laufe der Jahre in United States Tennis Association (USTA) verschlankt hat, ist damit der älteste der Welt. Nur drei Monate nach seiner Gründung führte er auf den Rasenplätzen des Newport Casinos auf Rhode Island die ersten US National Singles Championships for Men durch, den Vorläufer der heutigen US Open.

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