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1.7 DAS GOLDENE ZEITALTER

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Die Spielervereinigung ATP gewann indes immer weiter an Macht. Im August 1973 führte sie die fortan wöchentlich erscheinende Computerweltrangliste ein, nach der die Leistungen der Profis in den jeweils vorangegangenen 52 Kalenderwochen bewertet wurden (die Doppelweltrangliste folgte erst im März 1976). Die Betonung auf Computer lässt heute schmunzeln.

Zuvor wurden die Spieler nur einmal jährlich in diversen Ranglisten von nationalen Verbänden und Medien eingestuft. Als Grundlage dafür dienten ihre Titelgewinne und die persönlichen Bewertungen der Journalisten. Der meiste Wert wurde den Top Ten in den englischen Tageszeitungen Daily Mail und The Daily Telegraph beigemessen. Auch das World Tennis Magazine in den USA und die Herald Sun in Australien stellten Klassements auf. Die erste Nummer eins der ATP-Computerweltrangliste wurde der Rumäne Ilie Năstase, der in diesem Jahr in Roland Garros gewonnen hatte.

Ab 1974 bildeten ATP- und ILTF-Vertreter gemeinsam das Men’s International Professional Tennis Council (MIPTC), das sich fortan um die Organisation des Grand-Prix-Circuits kümmerte. Zwei Jahre später kamen die Turnierveranstalter hinzu. Die immer größer werdende Unzufriedenheit der Profis über die Vermarktung der Turniere und die Verteilung der Erlöse, insbesondere der vier Majors, führte zum Bruch innerhalb des MIPTC.

Ab 1990 stellte die Spielervereinigung in Kooperation mit den Turnierveranstaltern eine eigene Serie auf die Beine: Die ATP Tour, wie man sie heute kennt, löste den Grand-Prix-Circuit ab. Die Profis freuten sich über einen Anstieg der Preisgelder um 50 Prozent und eine mehrwöchige Pause am Jahresende.

Eine kritische Phase musste die ATP kurz nach der Jahrtausendwende überstehen. 1999 hatte sie die Vermarktungsrechte an den Super-9-Turnieren in Indian Wells, Miami, Monte Carlo, Hamburg, Rom, Toronto bzw. Montreal (im jährlichen Wechsel), Cincinnati, Stuttgart und Paris-Bercy sowie den ATP Tour World Championships am Saisonende für 1,2 Milliarden US-Dollar bis 2009 an die Schweizer Sportvermarktungsagentur ISL verkauft. Jedem Turnier wären dadurch über zehn Jahre hinweg in etwa zwölf Millionen US-Dollar per annum garantiert gewesen. Scheinbar ein gigantischer Deal.

Doch die ISL verhob sich mit diesem und anderen Geschäften und musste im Mai 2001 Konkurs anmelden, zahlreiche Turnierveranstalter standen vor einer ungewissen Zukunft. Als Konsequenz wurde die sich rasant nach oben drehende Preisgeldspirale gestoppt, mancherorts sogar zurückgeschraubt.

Bei den German Open in Hamburg etwa sank das Preisgeld von 2,95 Millionen US-Dollar in den Jahren 2000 und 2001 auf 2,58 Millionen im Jahr 2002 und 2,45 Millionen in den Folgejahren. Dem wirtschaftlich ohnehin kränkelnden Turnier in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle versetzte der ISL-Konkurs den endgültigen K.o., die Lizenz wurde nach Madrid verkauft.

Erst seit der Reform des ATP-Kalenders 2009, als die Turniere gemäß ihrer Wertigkeit und der für den Sieger vergebenen Weltranglistenpunkte in die Kategorien ATP Masters 1000, ATP 500 und ATP 250 eingestuft wurden, ist wieder ein Anstieg der Preisgelder festzustellen. Die Reform ging einher mit einem Rückschlag für die deutsche Turnierlandschaft. Die German Open in Hamburg verloren ihren Status in der höchsten Kategorie und ihren Termin im Mai an Madrid.

Die Spanier machten im Gegenzug ihren bisherigen Termin im Herbst frei für das neue ATP-Turnier in Shanghai und kauften noch dazu die WTA-Lizenz der German Open der Damen in Berlin. Die Madrid Open finden seither als kombiniertes ATP- und WTA-Turnier im Mai statt.

2012 sorgten die Spanier für Aufsehen, als sie die Sandplätze blau färbten. Dadurch sollte der gelbe Ball besser sichtbar werden, vor allem für die Zuschauer am TV – es blieb bei einer einmaligen Angelegenheit, nachdem sich die Spieler über die Rutschgefahr auf den Plätzen beschwerten.

Apropos Beläge: Schon mit Beginn des neuen Jahrtausends wurden bei den Hallenturnieren die Teppichböden peu à peu abgeschafft und durch Hartplätze ersetzt, ab 2009 untersagte die ATP den Untergrund wegen zu großer Verletzungsgefahr. Das letzte Teppichturnier auf der ATP-Tour fand im Oktober 2008 in Lyon statt, bei den Damen auf der WTA-Tour knapp zehn Jahre später im September 2018 in Quebec City.

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