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1.5 DIE WILDEN JAHRE

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Bereits im Vorfeld der Olympischen Spiele 1928 in Amsterdam hatte das IOC die Sportart Tennis aus dem Programm gestrichen, weil einige Spieler nachweislich für Geld angetreten waren – ein Verstoß gegen die IOC-Richtlinien. 60 Jahre lang sollte der Ausschluss anhalten. 1934 wurde mit den Wembley Championships in London ein weiteres Profiturnier ins Leben gerufen. Auf dem Holzboden der Wembley Arena landete US-Profi Ellsworth Vines bei der im Format jeder-gegen-jeden ausgetragenen Premierenveranstaltung mit 5:0-Siegen vor dem Nürnberger Hans Nüsslein (4:1) auf Platz eins.

Die US Pro Tennis Championships, die French Pro Championships und die Wembley Championships galten bis zum Beginn der Open Era im April 1968 als die Pro Slams, also die Majors oder die Grand-Slam-Turniere der Profis.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die weltweite Tennisszene geradezu groteske Züge an. Auf der einen Seite der Weltverband ILTF mit den prestigeträchtigen Majorturnieren in Australien, Paris, Wimbledon und New York. Stur hielt der Verband an der Amateurregelung fest und verweigerte die Ausschüttung von Preisgeldern. Auf der anderen Seite das Profilager, in das immer mehr bekannte Spieler wechselten.

Auch der US-Amerikaner Jack Kramer schloss sich wenige Wochen nach seinem Wimbledonsieg 1947 den Profis an. Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn 1954 stellte er selbst eine weltweite Showkampfserie auf die Beine, die über Jahre hinweg zum Synonym für das Profitennis werden sollte. Auch in Deutschland machte der sogenannte Kramer-Zirkus mehrfach Station und lockte tausende Zuschauer auf die Anlagen oder in die Hallen.

Vom mehrmaligen Majorsieger Ken Rosewall (Australien), der sich 1957 dem Kramer-Zirkus anschloss, ist das Zitat überliefert: „Ich brauchte Dollars und keine Pokale.“ 1962 folgte ihm sein Landsmann Rod Laver ins Profilager, wenige Wochen nachdem er als erst zweiter Spieler nach Don Budge den Grand Slam gewinnen konnte.

Viele Jahre später gab Kramer in einem Interview zu, dass es bei den Showkämpfen nicht immer ehrlich und nicht immer mit vollem Einsatz zugegangen sei.

Bei den Turnierveranstaltern indes machte sich immer mehr Unzufriedenheit breit über das Abwandern der Spitzenspieler und den entsprechenden Qualitätsverlust. Eine Kampfabstimmung über das Ende der Aussperrung der Profis scheiterte. Neben der Übernahme der Reisekosten, der Unterkunft und der Verpflegung während des Turniers durften die Amateure fortan immerhin an 210 Tagen im Jahr Aufwandsentschädigungen annehmen – eine Regelung, die von den Turnierveranstaltern großzügig interpretiert wurde, um die Stars bei Laune zu halten. Die Aufwandsentschädigungen glichen eher Gagen, von Scheinamateuren war nun die Rede.

Wie groß der Leistungsunterschied zwischen beiden Lagern war, zeigt das Beispiel Roy Emerson. Der Australier war mit zwölf Grand-Slam-Titeln zwischen 1961 und 1967 der herausragende Spieler bei den Amateuren. Als später auch Profis zu diesen Turnieren zugelassen waren, kam er – obwohl mit 31 Jahren auf dem Zenit seiner Schaffenskraft – nie mehr über das Viertelfinale hinaus.

In der zweiten Jahreshälfte 1967 überschlugen sich die Ereignisse. Herman David, einst Kapitän des britischen Davis-Cup-Teams und danach Präsident des All England Lawn Tennis and Croquet Clubs, dem Ausrichter des Wimbledonturniers, organisierte auf der Anlage an der Church Road ein weiteres Event für Profis, das zum vollen Erfolg wurde. Unter anderem nutzte es die BBC zur Einführung des Farbfernsehens auf der Insel.

In Übersee gründeten Sportpromoter David Dixon und der texanische Ölmilliardär Lamar Hunt die Profiturnierserie World Championship Tennis (WCT), für die sie Stars wie den amtierenden Wimbledonsieger John Newcombe (Australien) oder den späteren deutschen Davis-Cup-Teamchef Nikola Pilić (Jugoslawien) gewinnen konnten. Newcombe boten sie ein Grundgehalt von 55.000 US-Dollar, viermal so viel wie seine Aufwandsentschädigungen als Amateur – hinzu kamen weitere Handgelder.

George Russell MacCall, der ehemalige Kapitän des US-amerikanischen Davis-Cup-Teams, rief die National Tennis League (NTL) ins Leben, der sich unter anderem Rod Laver, Roy Emerson, Ken Rosewall, Arthur Ashe, Stan Smith und Starspielerin Billie Jean King anschlossen. Dem Weltverband und seinen Turnieren drohte über kurz oder lang der sportliche Bankrott.

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