Читать книгу Got Me? Hardcore-Punk als Lebensentwurf - Dolf Hermannstädter - Страница 30
ОглавлениеTrust #18 – Mai 1989
Holländer sind dumm. Belgier sind dumm. Österreicher sind dumm. Deutsche sind dumm. Italiener sind dumm. Europa ‘89, die Grenzen sind noch nicht offen, doch die Dummheit kennt keine Grenzen. Sie ist überall in ganz Europa, auf jedem Kontinent, in der ganzen Welt. Unabhängig von Rasse oder Geschlecht. Wen wunderts, wenn dann einige besonders dumme in ihrer Dummheit meinen, Menschen einer anderen Nationalität sind dumm – was ja an sich richtig ist, nur liegt das eben nicht an deren Herkunft, sondern besonders daran, dass sie einfach dumme Menschen sind. So hat eben jedes Volk seine ganz spezifischen dummen Menschen. Von Land zu Land verschieden und doch immer gleich dumm. Der Beweis wie dumm Rassisten sind und als ob das was neues ist. Ich mag allgemein keine dummen Menschen. Keine Italiener, keine Deutschen, keine Österreicher, keine Belgier und keine Holländer. Das heißt noch lange nicht, dass ich Türken oder Spanier mag. Wenn dumm dann dumm, egal woher oder ob Mann oder Frau – es gibt keine Ausnahmen. Nationalität ist kein Grund und erst recht keine Entschuldigung für Dummheit. Bevor ich jetzt auch noch als Rassist verschrien werde, zum Abschluß noch einmal das ganze andersrum. Ich mag Holländer, Belgier, Italiener, Deutsche, Türken, Männer, Frauen – nur eben dumm sollten sie nicht sein.
Würde ich mich als Außenstehender die letzten fünf Tage beobachtet haben, würde ich diesen Dolf wohl auch für dumm halten. Natürlich nicht weil ich Deutscher bin, sondern aufgrund der Sachen die ich mache. Mache ich dumme Sachen? Nein, keineswegs, es sind nur einfach zuviele Dinge auf einmal. Nicht dass ich was gegen arbeiten hätte, aber zwölf Stunden und mehr am Tag? Und warum? Und warum mache ich so viele ›Überstunden‹? Damit ich mehr Geld verdiene um mir einen Hubschrauber kaufen zu können (den ich übrigens sehr gut gebrauchen könnte, mit Pilot aufgrund nicht vorhandenen Flugkentnisse meinerseits). Nein, nix Geldscheffeln, ich arbeite für die ›Szene‹ könnte man sagen. In Wahrheit will ich natürlich nur dieses Heft fertigmachen und noch einiges anderes auf die Reihe bringen. Quengel, quengel, beschwer, beschwer. Nein ich beschwere mich ja gar nicht, bin ja selbst schuld, hab mir das ja selbst ausgesucht, oder? – Ja. Zumindest weiß ich was ich tue, obwohl ich mich in gewissen Situationen schon ernsthaft Frage, warum ich das mache. Egal, weiter.
Momentan weiß ich nicht wann dieses Heft rauskommen wird. Ich weiß auch nicht ob wir eine Sommerpause machen werden und das nächste TRUST erst wieder im September bringen werden. Ich weiß aber sehr gut, dass uns noch Sachen fehlen, da der gute Thomasso wieder als Auslandskorrospondent in San Francisco sitzt und die Dinge noch nicht hier sind. Viel schlimmer – er wird auch noch einige Zeit dort bleiben. Ich weiß auch, dass ich den letzten Monat unterwegs war und deshalb jetzt so brutal ranklotzen muß. Der liebe Julian wurde auch noch an die Ostküste der USA verschlagen, war/ist also auch nicht zugegen. Die Stellung haben hier nur tapfer Mitch und Alex gehalten. Außerdem weiß ich auch, dass ich in ein paar Tagen wieder einige Wochen unterwegs sein werde. Mittlerweile frag ich mich manchmal schon selbst, wie es immer wieder klappt das Heft doch noch fertigzustellen. Aber wie ihr seht, es klappt. Damit kein falscher Eindruck entsteht und die Leute meinen, dass es kein Wunder ist, dass alles so stressig ist, wenn ich die ganze Zeit im Urlaub bin. Bin ich nicht.
Do what you want to do. Ich mach eh was ich will. Man sieht sich.