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Trust #22 – März 1990

Napoleon wurde wegen seiner großen Kriege als Held gefeiert und man sprach von Ruhmestaten. Hitler wurde wegen seiner großen Kriege als Verrückter bezeichnet und man sprach von Greueltaten. Obwohl beide in etwa dasselbe taten, nämlich Kriege führten und Menschen in den Tod schickten oder umbringen ließen. Nun, wir sollten froh sein, dass Hitler nicht gefeiert wurde und keiner von seinen ›Ruhmestaten‹ schwärmt – das wäre unglaublich. Dass es aber nicht so ist, zeigt ganz einfach, dass die Menscheit doch fähig ist zu lernen und sich weiterzuentwickeln, zwar sehr langsam, aber immerhin. Das ›Problem‹ ist einfach, wie bestimmte Taten oder Begebenheiten von der Gesellschaft oder vielleicht besser von der Masse definiert werden. War es ›gestern‹ für die Masse noch völlig normal ›Hexen‹ zu verbrennen oder Sklaven zu halten, wird es ›morgen‹ vielleicht genauso normal sein, Metzger für pervers zu halten oder es als krimineller Akt gelten, wenn mensch in der Rüstung/Chemieindustrie arbeitet. Heute ist der Masse klar, dass die Inquisitoren damals pervers waren und unrecht hatten. Wird es in einigen Jahrhunderten genauso mit den Metzgern sein? (Für diejenigen, die schon wieder zuviel mitdenken, der Vergleich ist nicht vergleichend in dem Sinne, einfach zwei zufällig gewählte Beispiele, und ist auch nicht so zu verstehen im Kontext Inquisitor-Frau/Metzger-Tier ja, OK danke). Werden heute noch normale und angesehene Berufe oder Tätigkeiten in einigen hundert Jahren als ›Wie konnte so etwas passieren‹-Geschichten abgehandelt. Wenn Atom-, Gen-, Raumforscher, ja vielleicht sogar Wissenschaftler allgemein die Buhmänner sind? Oder von mir aus Raucher oder Sportler als selbstzerstörende, kranke Produkte der damaligen Zeit belächelt werden. Wird Einbrecher dann vielleicht ein anerkannter Spezialistenberuf sein? Weiß keiner, logisch. War dir eh alles klar – gut! Vielleicht war es einigen aber noch nicht klar und sie können jetzt gewisse Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Jeder sollte für sich selbst definieren und nicht die Definition der Masse (egal wie groß oder klein) übernehmen, insofern das bei der heutigen Manipulation überhaupt noch möglich ist.

Entwicklungen gibt es aber in jedem Fall. Hörte ich von demselben älteren Mann vor ein bis zwei Jahren noch Sachen wie »Die Chaoten sollten alle mal arbeiten gehen, Randalierer, Pack usw.« kamen aus demselben Mund doch tatsächlich nach Auseinandersetzungen in der Hafenstr. Worte wie »Die haben schon recht, die sollen sich nur wehren und sich nichts gefallen lassen«. Na also, es geht voran! Könnte man meinen, doch wenn ich da an die vermeintlichen ›Vollkornbrötchen‹, die ich mir neulich holte denke, kommen mir da schon wieder Zweifel. Leicht dunkle, eingefärbte Weißmehlprodukte als Vollkorn zu verkaufen, ist so ziemlich alles, was mir einfällt. Das geht von Sauerei über Volksverarschung zu gesundheitsschädlich, könnte die Liste noch ewig weiterführen. Furchtbar, so was geht mir voll auf den Sack. Tz, tz, es gibt doch wirklich nichts schlimmeres, als mir falsche Vollkornsemmeln zu verkaufen – oder? … doch, alkoholfreies Bier als normales Bier getarnt, da gehts dann wirklich los mit der Ungerechtigkeit dieser Welt … Mist, jetzt hab ich ja garnichts über die Szene geschrieben, muß wohl an meiner kleinen Erkältung liegen. Vielleicht sollte ich ja mal was über die Szene in Augsburg schreiben – na lieber nicht. Gut, abschließend noch ein Gruß an alle Hasis all over. Wie dem auch sei, man sieht sich im Mai.

Got Me? Hardcore-Punk als Lebensentwurf

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