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e)Theologie

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Das Verhältnis der Zoi-Bewegung zur wissenschaftlichen Theologie ist zwiespältig. Der Kern der Bewegung ist zunächst eine Theologen-Bruderschaft. Ein abgeschlossenes theologisches Hochschulstudium ist Voraussetzung für die Aufnahme in die Bruderschaft. Aufgrund dieser Tatsache könnte man vermuten, dass die Bewegung ein differenziertes theologisches System für ihr Evangelisierungsprogramm entwickelt oder dass sie als geistliche Bewegung von Theologen auch Akzente in der wissenschaftlichen Theologie setzt. Tatsächlich spielt die Theologie in der Zoi-Bewegung jedoch nur eine sehr untergeordnete Rolle. Abgesehen von Theologen wie Panagiotis Trembelas und Panagiotis Bratsiotis, die als Ausnahmen gelten können, treten kaum Zoi-Mitglieder als universitäre Theologen in Erscheinung. Die wissenschaftliche Theologie erfährt generell in der Bewegung nur eine sehr geringe Wertschätzung. Yannaras wirft ihr sogar »« (Gnosiomachia - »Wissenschaftsfeindlichkeit«) vor.83 »Die Frage des Wissens ist nebensächlich. Von der ganzen Last des theologischen Wissens der Universität ist für uns nur ein Bruchteil von Bedeutung«, heißt es in einem Protokoll der Zoi-Bruderschaft aus dem Jahr 1930.84 Charakteristisch für die Zoi-Bewegung sind denn auch weniger inhaltliche theologische Standpunkte, sondern eher ihr Verhältnis zur und ihr Umgang mit der Theologie. Maczewski beschreibt die Missstände der akademischen Theologie Griechenlands in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und die Theologiefeindlichkeit des Mönchtums. Er kommt dabei zu dem Schluss:

»Durch die Zoi wurde die Theologie aus dieser theoretisierenden Existenz herausgeholt und mitten ins neugriechische Leben hineingestellt. Jetzt hatte sie die Exegese für die Predigt, eine Apologie der orthodoxen Lehre gegenüber den nach Griechenland einströmenden heterodoxen Konfessionen, jetzt hatte sie die Ausarbeitung eines Lehrsystems für die Sonntagsschule bereitzustellen. Sie hatte Richtlinien zu schaffen für die Bibelkreisarbeit und den theologischen Rahmen für die Interpretation der Sakramente und der Liturgie zu setzen. Schließlich kam ihr die Erarbeitung einer ausführlichen Ethik zu, die in der Zoi-Bewegung einen zentralen Rang erhielt. … Nicht mehr Philologie und Philosophie, Historie und Dogmatik, sondern Exegese und Homiletik, Methodik und Pädagogik, Ethik und Liturgik wurden ihr [der Theologie] abverlangt«85

Unter diesen drei Aspekten ändert sich also in der Zoi-Bewegung die Rolle der Theologie gegenüber der Tradition: Ihre Isolierung vom Leben der Gläubigen soll überwunden werden, sie steht in einer Dienstfunktion für die Verkündigung, und sie wird auf die praktische Theologie beschränkt.86 Gegenüber dogmatischen Themen legt die Zoi-Bewegung in ihren Veröffentlichungen und Aktivitäten eine sehr große Zurückhaltung an den Tag. Man hält an den traditionellen Formulierungen fest, auch wenn deren Inhalt durch die einseitige Betonung einer individualistischen Ethik erhebliche Engführungen erleidet.

Geradezu paradox mutet es an, dass es in den 60er Jahren gerade die Zoi-Bewegung war, die durch ihre rege Publikationstätigkeit die Schriften der russischen Diaspora-Theologen wie Lossky, Florovsky, Schmemann, Meyendorff u.a. in Griechenland bekannt machte. Sie trug damit selbst maßgeblich zur Verbreitung des Gedankenguts bei, das die Fragwürdigkeit der Zoi-Bewegung erkennen ließ.

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