Читать книгу Depression. Das Richtige tun - Dr. Christine Hutterer - Страница 11
Depressionen bei Männern
ОглавлениеEinerseits belegen Zahlen immer wieder, dass Frauen etwa doppelt so häufig an Depressionen erkranken wie Männer. Andererseits stellen neuere Untersuchungen auch fest, dass Depressionen bei Männern häufig nicht oder erst spät erkannt werden. Möglicherweise erkranken Männer daher gar nicht so viel seltener, sondern anders. Die Gründe dafür scheinen zu sein, dass die markantesten Anzeichen von Depressionen – die Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit und Freudlosigkeit – zwar auch bei Männern vorhanden sind, doch nicht so deutlich im Vordergrund stehen. Dagegen zeigen sich bei Männern nicht selten Symptome, die nicht in der Liste der typischen Anzeichen zu finden sind.
Viele an einer Depression erkrankte Männer reagieren gereizter und aufbrausender als üblich, neigen zu aggressivem Verhalten und Wutanfällen, sind gewaltbereiter oder reagieren auf eine Art, wie sie für die Situation und sozial als unangemessen empfunden wird. Dazu gehört auch, dass betroffene Männer häufiger zu Suchtverhalten, insbesondere zu vermehrtem Alkoholoder Drogenkonsum, neigen. Eine Suchterkrankung ist, insbesondere bei Männern, häufige Begleiterkrankung einer Depression. Körperliche Symptome treten hingegen häufiger bei Frauen auf.
Die biologischen Ursachen dafür sind noch nicht abschließend geklärt. Vermutet wird aber, dass Männer aufgrund ihrer evolutionsbiologischen Rolle und durch die Sozialisation in den westlichen Gesellschaften als Ernährer, Beschützer und „Macher“ unbewusst eine stärkere Gegenreaktion hervorbringen, wenn sie ihren sozialen Status bedroht sehen oder fürchten, beruflich, privat oder sozial als Versager gesehen zu werden. Daher ziehen sie eine psychische Erkrankung seltener in Betracht oder verdrängen die Möglichkeit, erkrankt zu sein. Weil sie sich nicht krank fühlen, projizieren sie ihre Probleme eher auf ihre Umwelt. In der Folge suchen Männer aufgrund ihrer Beschwerden seltener Hilfe und gehen weniger zum Arzt – und leiden daher länger an der Erkrankung, bis sie erkannt wird und behandelt werden kann.