Читать книгу Depression. Das Richtige tun - Dr. Christine Hutterer - Страница 20
Was ist, wenn der Betroffene keine Hilfe will?
ОглавлениеSchwierig wird es, wenn die Krankheitssymptome scheinbar offensichtlich sind, der Betroffene sich aber weigert zu erkennen, dass er eine Depression hat. Das setzt Angehörige und Freunde unter Druck, weil sie einerseits sehen, dass es einem nahestehenden Menschen schlecht geht, und wissen, dass ihm mit einer Behandlung geholfen werden könnte, ihnen aber andererseits die Hände gebunden sind. Zugleich wächst die Last der (gefühlten) Verantwortung, weil weiterhin professionelle Unterstützung fehlt.
Die fehlende Einsicht des Betroffenen erscheint Ihnen vielleicht völlig unverständlich. Doch, wie bereits erwähnt, eine Depression verändert das Denken und Fühlen auf eine solche Weise, dass betroffene Menschen daran gehindert werden, sich Hilfe zu suchen. Die negative Sicht auf sich selbst und das Gefühl, schuldig zu sein, führt häufig dazu, dass sie denken und äußern, dass sie es gar nicht verdient hätten, Hilfe zu bekommen. Zu verstehen, dass dies ein Aspekt der Krankheit ist, kann Ihnen bis zu einem gewissen Grad helfen, damit umzugehen.
Das ändert aber natürlich nichts daran, dass diese Situation für Sie sehr schwer zu ertragen ist. Ihr Bedürfnis, Druck auf den Betroffenen auszuüben, kann groß sein. Schließlich möchten Sie nur das Beste, die beste Therapie, und das möglichst schnell. Sie können ihn jedoch nicht dazu zwingen, sondern nur immer wieder Ihre Beobachtung ansprechen und wie es Ihnen damit geht. Wichtig ist, dass Sie nicht ungehalten, vorwurfsvoll oder fordernd werden. Zwar ist die Behandlung leichter, je früher damit begonnen wird, doch in leichteren und mittelschweren Fällen einer Depression ist es besser, dem Patienten die Zeit zu geben, selbst den Wunsch nach Veränderung entwickeln zu lassen, als ihn zu etwas zwingen zu wollen.