Читать книгу Depression. Das Richtige tun - Dr. Christine Hutterer - Страница 6
ОглавлениеEtwas muss geschehen!
Eine Depression verursacht großes Leid, nicht nur bei den Betroffenen selbst, sondern auch bei den Menschen in deren Umfeld. Machen Sie sich klar, dass diese Erkrankung der Seele behandelbar ist. Sie können etwas tun und sollten daher handeln!
Die Krankheit Depression ist sowohl für Betroffene als auch für deren Angehörige schwer zu greifen. Manche Erkrankte können ihrem Alltag weiterhin mit nur einigen, nach außen wenig sichtbaren Einschränkungen nachgehen, andere werden praktisch handlungsunfähig und entwickeln teilweise sogar den Wunsch, nicht mehr leben zu wollen. Diese große Spannweite ist es auch, die alle Beteiligten stark verunsichert. Betroffene beschreiben ihren Zustand und ihre Empfindungen als große Leere, als Verlust aller Gefühle und die Umwelt als weniger farbig. Die Gedanken beißen sich an vermeintlichen Fehlern fest oder deuten Ereignisse im schlechtesten Sinne und als eigenes Versagen. Die meisten Erkrankten werden von irrationalen Schuldgefühlen geplagt und fühlen sich zunehmend minderwertig und wertlos. Alle rationalen Erklärungen und Beteuerungen von Angehörigen und Freunden, dass dem nicht so ist, oder das Aufzeigen von Beispielen, die das Gegenteil beweisen, kommen einfach nicht an. Besonders belastend kann es für Angehörige sein, wenn sie sich fragen, ob sie schuld sind an dem Leiden des anderen. Die Veränderung im Wesen der betroffenen Person und die tiefe Verzweiflung, die zutage tritt, sind häufig nicht nachvollziehbar. Angehörige verstehen nicht, was da vor sich geht, und stehen der Situation früher oder später hilflos gegenüber. Wenn das Schildern der Realität den Betroffenen nicht erreicht, Angebote zu helfen abgelehnt werden, eventuell Vorwürfe und Schuldzuweisungen gemacht werden und alles von Negativität durchdrungen ist, bleiben Ratlosigkeit, Resignation, Enttäuschung und auch Wut zurück. Zunehmend wird die Situation als ausweglos wahrgenommen und die Belastungen sind kaum noch auszuhalten.
Wo stehen Sie?
Je nachdem, in welcher Situation Sie dieses Buch lesen, sind Sie sich vielleicht noch gar nicht sicher, ob die Ihnen nahestehende Person wirklich an einer Depression leidet. Sie nehmen aber eine Veränderung wahr, die Ihnen große Sorgen macht. Diese Sorge sollten Sie unbedingt ernst nehmen! Es kann sein, dass die betroffene Person zurückgezogener oder antriebsloser ist als früher. Wie Sie damit umgehen können, wenn Sie die Krankheit vermuten, sich aber noch nicht sicher sind, erfahren Sie ab S. 11.
Vielleicht haben Sie aber auch längst Gewissheit, dass Ihr Angehöriger an einer Depression leidet. Dennoch oder gerade deshalb kann es sein, dass Sie sich hilflos fühlen und am Ende Ihrer Kräfte sind. Dem Betroffenen geht es während einer depressiven Episode schlecht und die Menschen im Umfeld wissen nicht mehr, was sie praktisch tun können und wie sie auf den Betroffenen reagieren sollen. Häufig fühlen sich Angehörige von Menschen mit schweren Depressionen regelrecht zur Randfigur degradiert. Es scheint eine Spirale ohne Ausgang. Das kränkt und macht wütend.
Möglicherweise versuchen Sie auch schon längere Zeit, den Betroffenen zu unterstützen, und es fühlt sich für Sie so an, als könnten Sie ihm und der Krankheit nicht gerecht werden. Die Situation wird durch Ihren Job, die Familie, den Haushalt, Freunde, Hobbys, eigene Sorgen oder Probleme und sonstige Verpflichtungen noch angespannter. Zugleich wächst Ihre Sorge um den Betroffenen. Sie sehen, wie ihm zunehmend sein Leben entgleitet und wie er leidet. Besonders belastend wird es, wenn Sie befürchten, dass sich der Betroffene etwas antun könnte. Diese Angst nimmt noch zu, wenn es in der Vergangenheit bereits einen Suizidversuch gab oder wenn der Betroffene entsprechende Andeutungen macht. In einer solchen Situation kommen viele Angehörige an ihre Belastungsgrenze und sie wissen nicht, wie es weitergehen soll.
Aber wichtig ist, sich klarzumachen, dass es Wege aus der Depression gibt. Es gibt Hilfe – für den Betroffenen, der unter einer Krankheit leidet, die gut behandelbar ist. Und auch für Sie, denn Sie müssen als Angehöriger nicht die gesamte Last allein tragen.