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Von zu viel Anspannung und fehlender Entspannung

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Jede Art von Stress hat einen Effekt auf unser Immunsystem. Dieser Einfluss kann sehr unterschiedlich sein: Eustress, die positive Form von Anspannung, erhöht unsere Leistungsbereitschaft und schärft unseren Blick. Sportliche Aktivitäten sind ein gutes Beispiel für die Kraft von Eustress – hier steigert er unsere körperliche und psychische Leistungsfähigkeit, bis das Ziel erreicht ist. Begleitet wird dieser Stress durch die Ausschüttung von Glückshormonen, die dazu führt, dass wir diese »Belastung« als positiv bewerten. Wichtig nach Phasen von Eustress sind jedoch entsprechende Erholungsphasen, um Körper und Geist zu regenerieren.

Distress hingegen, der negative Stress, entsteht meist da, wo wir uns überfordert fühlen, nicht mehr weiterwissen, keine Pausen zulassen. Oft spielt hierbei eine überhöhte Leistungsanforderung, die man an sich selbst stellt (»Ich bin nur dann etwas wert, wenn ich gute Leistung erbringe«), eine entscheidende Rolle – oder auch das Streben nach Perfektion (»Ich darf mir keinen Fehler leisten, ich muss besser sein als die anderen«). Bei dieser Form von Stress kommt es häufig zu Nervosität, Angst und Panik bis hin zu einem Burn-out.

Problematisch sind dabei nicht akute Stresssituationen, sondern chronischer Stress, dessen Folgen gravierend sein können: Länger anhaltender Stress schwächt das Immunsystem, kann sich in Kopf-, Rücken- und Gliederschmerzen äußern oder zu Herz-Kreislauf- bzw. Verdauungsbeschwerden führen. Man spricht hier auch von »schädigendem Stress«. Stress ist also nicht gleich Stress. Jeder von uns hat den Unterschied zwischen angespannter Erfolgserwartung mit positivem Ausgang und depressiver Reaktion bei aktuellem oder ständigem Misslingen schon einmal gespürt.

Wie sich Stress auf Seele, Nervensystem und unsere Immunabwehr auswirkt, haben die Fachleute aus dem Gebiet der Psychoneuroimmunologie inzwischen weitgehend entschlüsselt. Bei gesundem Stress verstärkt unser Immunsystem die unspezifische Abwehr. Unser Körper richtet sich darauf aus, körperliche Schäden wie eine Wunde oder eine Infektion schnellstmöglich zu beheben. Die Zahl der weißen Blutkörperchen, der Fresszellen und der natürlichen Killerzellen steigt. Die natürlichen Killerzellen erhöhen ihre Aktivität, und spezialisierte Immunzellen wie die T-Lymphozyten teilen sich langsamer. Dies alles führt dazu, dass eingedrungene Krankheitserreger schnell eliminiert werden können.

Ganz anders sieht das allerdings bei lang andauerndem, negativ empfundenem Stress aus: Die Zahl der Immunzellen im Blut sinkt. Die natürlichen Killerzellen sind weniger aktiv. Wie beim akuten Stress teilen sich auch hier die T-Lymphozyten langsamer. Das Immunsystem ist gehemmt, sodass Bakterien, Viren, Pilze und andere Krankheitserreger leichtes Spiel haben. Beispielsweise können in stressigen Zeiten die Herpes-Bläschen wiederkehren, die das Immunsystem sonst gut im Griff hat. Wunden heilen langsamer. Sogar Impfungen wirken bei dauerhaft gestressten Menschen schlechter als bei anderen. Wer also unter Dauerstress steht, wird schneller krank und langsamer wieder gesund.

Ob und wann jemand Stress empfindet, ist dabei individuell sehr verschieden. Was der eine als belastend wahrnimmt, kann für den anderen ein positiver Antrieb sein. Umso wichtiger ist es, das eigene Belastungslevel zu kennen. Mit den richtigen mentalen wie physischen Techniken, z. B. Autogenem Training oder Bewegung, kann es dann gelingen, stressige Situationen für sich – so weit wie möglich – ins Positive zu ändern.

Der Immun-Code

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