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SICH REGEN – VON WEGEN?

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Eine weitere Lebensstilsünde ist der in unserer Gesellschaft stetig fortschreitende Bewegungsmangel. Der Grund dafür ist zum einen die wachsende Technisierung der Arbeitswelt, die dazu geführt hat, dass wir kaum noch körperlich arbeiten (müssen), sondern vornehmlich im Sitzen tätig sind. Zum anderen beherrscht die allseits gegenwärtige Motorisierung des Alltags unser Leben. Bequemlichkeit hat Vorrang: Wir steuern unsere Ziele mit dem Auto an, bevorzugen den Lift statt der Treppen und schreiben im Büro lieber E-Mails, als persönlich mit unserem Gesprächspartner in der anderen Etage zu sprechen. Ganz zu schweigen davon, was zu Hause stattfindet: Wir sitzen, sitzen, sitzen – vor dem Fernseher, vor dem Computer, vor der Playstation.

Genau das wird uns zum gesundheitlichen Verhängnis. Denn mit Bewegungsmangel schreiten Entzündungen im Körper voran und damit geht eine Vielzahl der heute häufigsten chronischen Krankheiten einher: Bluthochdruck, koronare Herzkrankheiten und Diabetes Typ 2. Die weltweite medizinische Statistik zeigt, dass mangelnde Aktivität verantwortlich ist für sechs Prozent der koronaren Herzkrankheiten, sieben Prozent der Typ-2-Diabetes-Erkrankungen, rund zehn Prozent der Brust- und Dickdarmkrebs-Erkrankungen – und für etwa jeden zehnten Todesfall!

Die meisten dieser Erkrankungen werden zusätzlich von Übergewicht gefördert. Das ist die zweite schädliche Konsequenz aus unserem exzessiv bewegungsarmen Alltag, der geprägt ist von bis zu 14 (!) Stunden Sitzen – insbesondere bei den Berufstätigen im Alter zwischen 25 und 55 Jahren.

Diese Risikogruppe sitzt am Frühstückstisch, im Fahrzeug auf dem Weg zur Arbeit, am Schreibtisch, am Mittagstisch, wieder im Büro, auf dem Weg nach Hause, beim Abendessen, vor dem Fernseher – und geht dann ins Bett. Gesunde und ausreichende Bewegung? Fehlanzeige!

Das kann auf die Dauer einfach nicht gut gehen. Schließlich ist der menschliche Körper schon rein physiologisch nicht auf Stillstand ausgerichtet. Der Mensch muss sich in einem Maße bewegen, das seinen Stoffwechsel unterstützt und antreibt, aber auch das seine Muskeln ausreichend trainiert, um seine allgemeine Fitness zu erhalten.

Weniger Muskeln, dafür mehr Fett

Wer seinen Körper auf »inaktive« Weise sträflich vernachlässigt und seinem Organismus die für seine Funktionen so wichtigen (Muskel-)Belastungen verweigert, bekommt früher oder später die gesundheitliche Quittung dafür. Denn eine typische Eigenschaft von Muskeln ist es, zu schrumpfen, wenn sie nicht benutzt werden. Das gilt übrigens auch für den Herzmuskel. Deshalb geht mit einer ausgeprägten körperlichen Untätigkeit nicht nur logischerweise eine abfallende allgemeine Leistungsfähigkeit einher, sondern gleichzeitig sinkt auch der energetische Grundumsatz. Das heißt, wir verbrauchen deutlich weniger Energie als wir für gewöhnlich mit der Nahrung aufnehmen. Mehr zum Thema Energieverbrauch finden Sie ab >.

Die Folge: Übergewicht ist vorprogrammiert. Das liegt jedoch nicht nur daran, dass prinzipiell durch einen geringen Grundumsatz weniger Energie verbraucht wird. Vielmehr schnellt zusätzlich durch die Passivität des Organismus und der Muskeln nach vier Stunden Sitzen am Stück auch der Blutzuckerspiegel in die Höhe. Damit läuft ein regelrechtes »Mastprogramm« der Zellen ab – und zwar ohne, dass wir etwas essen. In einer US-Studie erhöhte sich bei 68 Prozent der Studienteilnehmer nach acht Monaten Dauersitzen das Körpergewicht um durchschnittlich 7,5 Kilogramm!

RISIKOFAKTOR SITZEN

Langes Sitzen ist pures Gift für den Organismus! In der Bewegungsmedizin gilt stundenlanges Sitzen am Stück als ernstzunehmender, vom Bewegungsmangel unabhängiger, also eigenständiger Risikofaktor. Auch mit umfassender oder intensiver sportlicher Aktivität lässt sich das Gesundheitsrisiko durch zu langes tägliches Sitzen nicht kompensieren. Hier gilt es, im Rahmen eines förderlichen Lebensstils entgegenzusteuern. Welche Möglichkeiten es gibt, lesen Sie im nächsten Kapitel (siehe ab >).

Schädliche Folgen von langem Sitzen

Die Sporthochschule Köln wollte anhand einer Studie herausfinden, ob pausenloses Sitzen auch einen gesunden Körper krank macht. Dafür simulierten zwei Personen einen ganz normalen Büroalltag mit fünf Stunden »Dauersitzen« ohne große Unterbrechung. Ein Tag lang wurde beobachtet, wie sich unter diesen Umständen ihr Blutzuckerspiegel verhielt.

Dazu wurde bei beiden Probanden morgens das erste Mal der Blutzuckerwert gemessen. Dieser gibt Auskunft darüber, wie gut der Körper die über die Mahlzeiten aufgenommene Energie verwertet, und lag bei beiden Personen bei »normalen« 102 mg / dl (Milligramm pro Deziliter). Dann wurde im während Tages, in dessen Verlauf der Sitzmarathon nur durch das Aufstehen zur Toilette und zum Mittagessen unterbrochen war, fünf Mal der Wert gemessen.

Das Ergebnis zeigte, dass sich nach dem langen, ununterbrochenen Sitzen die Blutzuckerwerte bis maximal 150 mg / dl erhöht hatten. Anders ausgedrückt: Der Organismus der beiden hatte das Essen nicht ausreichend verarbeitet. Das bedeutet, dass nach einem einzigen Tag ohne Bewegung bereits Werte entstehen, die das Risiko für eine Diabeteserkrankung stark erhöhen. Hinzu kommt bei einem dauerhaften solchen Zustand die Gefahr, einen Herzinfarkt zu erleiden oder an Herz-Kreislauf-Problemen und sogar Krebs zu erkranken.

Das Fazit: Mangelnde Bewegung belastet den Organismus enorm und behindert den Stoffwechsel. Jede Stunde ohne Sitzen entlastet den Körper.

Die Forscher aus Köln wollten auch wissen, wie viel Bewegung es sein muss, um trotz Büroalltag, Computer und Auto gesund zu bleiben. Dafür wurden die beiden Testpersonen noch einmal zum Dauersitzen eingeladen, doch dieses Mal mit Unterbrechungen: Alle 60 Minuten mussten sie die Treppen von fünf Stockwerken laufen – mit dem bemerkenswerten Ergebnis, dass an diesem aktiven Tag die Werte bis zu einem Drittel niedriger ausfielen.

Leider ist es nicht nur der Arbeitsalltag, der uns zu Marathonsitzern macht. Vielmehr verbringen viele Deutsche auch ihre Freizeit bevorzugt im Sitzen, sei es zum Bücherlesen (41,7 Prozent), zum Musikhören (37,8 Prozent) oder zum Zeitunglesen (29,8 Prozent). Allerdings sind Spazierengehen (32,4 Prozent) oder Sport treiben (26,2 Prozent) sowie Gartenarbeit (24,5 Prozent) erfreulicherweise auch dabei.

TIPP

Als Minimalaktivität empfehlen die Mediziner den Dauersitzern: Nach 30 Minuten sitzender Tätigkeit sollten Sie vier Etagen Treppen steigen. Wenn Sie das konsequent beherzigen, schützen Sie ohne großen Aufwand höchst effektiv Ihre Gesundheit.

Bewegungsmangel als gesellschaftliches Phänomen

Der Zusammenhang von Bewegungsmangel und körperlichen Beschwerden wie Kurzatmigkeit, Schwitzen, Kreuz- und Gelenkschmerzen oder gar schweren Erkrankungen scheint den meisten Menschen gar nicht bewusst zu sein: So treiben 45 Prozent der deutschen Erwachsenen gar keinen Sport!

Doch Bewegungsmangel schädigt die Gesundheit ähnlich stark wie das Rauchen! Wer hätte das gedacht? Er ist der wichtigste veränderbare (!) Risikofaktor für koronare Herzkrankheiten.

Die aktuellen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation für ausreichend körperliche Aktivität – nämlich pro Woche etwa 2,5 Stunden – erreicht nur jeder Achte. Gleichzeitig aber fühlen sich viele Menschen dem Alltagsstress nicht mehr gewachsen. Sie möchten fit, gesund und schlank sein. Wie das gelingen kann, erfahren Sie ab >.

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