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DM: „Ätiologie“
ОглавлениеHinsichtlich der „Ätiologie“ (Ursachen) muss differenziert werden zwischen den unterschiedlichen Diabetes-Typen.
Typ-1-Diabetes:
„Autoimmune Destruktion“
[= autoimmune Vernichtung (Destruktion) der beta-Zellen der Pankreas]
Folgende Argumente sprechen für eine multi-faktorielle Genese, bei der jedoch eine autoimmunologische Endstrecke bei der Entstehung des Typ-1-Diabetes von Bedeutung zu sein scheint:
Genetische Prädisposition beim Typ-1-Diabetes in ca. 30%.
Assoziationen bestehen mit der Repräsentation der Histo-Kompatibilitäts-Komplexe auf dem kurzen Arm des Chromosoms 6 und des Insulin-Gens auf dem Chromosom 11p. Kinder, die HLA DR 3/4 oder DR4/4 [HLA = d.s. spezielle Merkmale auf den weißen Blutkörperchen ()] positiv sind, bekommen bereits vor dem 3. Lebensjahr sehr häufig Insel-Auto-Antikörper.
Es werden vor allem Antikörper (AK) () gegen 3 Auto-Antigene (A-AG) () gebildet, gegen:
a. das Hormon Insulin,
b. das Enzym Glutamatdecarboxylase (GAD)
[GAD = Oberbegriff für Enzyme, die in Eukaryoten (d.s. Lebenwesen mit einem Zellkern) die Reaktion von Glutamat zu Gamma-Amino-Buttersäure (GABA) und Kohlenstoffdioxid (CO2) bewirken] und
c. das Enzym Tyrosin-Phosphatase (A-2-Anti-Körper)
[Protein-Tyrosin-Phosphatase = Enzym, welches Substrat-Proteine an ihren Tyrosin-Resten dephosphoryliert und dadurch deren Aktivität moduliert. Eine Liganden-gesteuerte Tyrosin-Phosphatase stellt u.a. einen Bestandteil des CD-45 (CD-Marker) dar]
Diese haben im Alter von 2-3 Jahren einen hohen Vorhersage-Wert bezüglich eines später auftretenden Typ-1-Diabetes, so dass ein Screening sinnvoll ist.
Auch die Tatsache, dass etwa 5% der Typ-1-Diabetiker gleichzeitig an einer immunologischer Erkrankung des Darmes, eine chronische Darmentzündung/CDE (d.i. eine chronische Erkrankung des Dünndarmes bisher ungeklärter Ursache, die durch in Getreide enthaltenen Proteinen ausgelöst wird, die unter dem Begriff „Gluten“ zusammengefasst werden. Es kommt zu einer Intoleranz der Dünndarmschleimhaut gegenüber de Getreide-Eiweißen. – bei Kindern wird sie bezeichnet als „Zöliakie“) leiden und außerdem gehäuft simultan oftmals vorkommt eine Hashimoto-Thyreoiditis (d.i. eine chronische, entzündliche Autoimmunerkrankung der Schilddrüse), spricht für eine genetische Veranlagung zu einer auto-immunologischen Reaktions-Bereitschaft.
Die Wissenschaftler der Diabetes-Studie „Eurodiab“ vom Juni 2009 – u.a. der ehemalige Chefarzt am Kinderkrankenhaus „Auf der Bult“ in Hannover, Dr. Thomas W. Beushausen – sehen sich „hilflos“ gegenüber einer nahezu ungebremsten Lawine an Neu-Erkrankungen.
Denn die Ursachen für dieses dramatische Ansteigen kennen die Forscher bisher nicht.
Eine Theorie, es liege an der Ernährung der Mutter während der Schwangerschaft, bezieht sich auf den Typ-2-Diabetes.
Übrigens:
Der DM-Typ-2 steigt bei Kindern und Jugendlichen <15 Jahren ebenfalls zuletzt deutlich an!
Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung!
[d.h.: das eigene Immunsystem richtet sich gegen das eigene Gewebe – bisher sind ca. 60 Autoimmunerkrankungen () bekannt, so u.a. Rheumatoide Arthritis/RA, Multiple Sklerose/MS, Psoriasis]
Die Leiterin der Forscher-Gruppe „Diabetes“ am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler (geb. 1958 – Internistin und Diabetologien; Lehrstuhl für Diabetes und Gestations-Diabetes an der Techn. Universität München, Klinikum rechts der Isar), gibt zu, dass die Ursachen, die diesen fatalen Prozess auslösen, nicht bekannt sind.
Auf der Suche nach sogen. „Risiko-Genen“ () wurde die Gruppe um Frau Prof. Dr. med. Anette-Gabriele Ziegler (München) fündig.
Fakt:
„Vererbung spielt (auch) beim Diabetes Typ-1 eine Rolle!“
Beim Typ-1-Diabetes attackiert das körpereigene Abwehrsystem Zellen der Bauchspeicheldrüse, die das lebenswichtige körpereigene Hormon Insulin produzieren und freisetzen.
Die Ursachen hierfür sind bisher nur teilweise geklärt.
Es ist bereits bekannt, dass bei der Fehlsteuerung des Immun-Systems unter anderem verschiedene Erbanlagen eine wichtige Rolle spielen können.
Entsprechend erhöht sich auch die Gefahr eines Typ-1-Diabetes, wenn Eltern oder Geschwister bereits erkrankt sind. Bei rund 90% aller Kinder mit Typ-1-Diabetes sind Verwandte ersten Grades jedoch nicht von der Erkrankung betroffen.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen deshalb zurzeit herausfinden, wie man bei diesen Kindern schon frühzeitig ein erhöhtes Typ-1-Diabetes-Risiko erkennen kann.
Sie haben ein ‚Testverfahren‘ entwickelt, bei dem zahlreiche Erbanlagen mit sogen. ‚Risiko-Genen‘ für DM Typ-1 erfasst werden.
Der Test erkennt bereits bei Säuglingen, ob das Risiko für Typ-1-DM im Verlauf des späteren Lebens erhöht ist-
Die nahezu ‚explosionsartige‘ Zunahme von jugendlichem Typ-1-Diabetes sei nicht alleine durch ‚Vererbung‘ zu erklären, so die renommierten Diabetologen.
Es müssen also noch „Umwelt-Faktoren“ hinzukommen.
Reaktionen auf Impfungen scheiden dabei aber aus.
Auf der Suche nach potenziellen zumindest als Co-Risikofaktoren für einen DM Typ-2 infrage kommenden ‚Umwelt-Faktoren‘ haben zu Tage gebracht (Taylor und Francis, 2009), dass eine – entweder langzeitige oder eine höhere bis hohe Exposition – gegenüber Schwermetallen eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung eines DM Typ-2 spielt.
Dies trifft besonders zu auf Cadmium, Arsen, Quecksilber (Amalgam), Blei, Nickel.
Außerdem haben Wissenschaftler herausgefunden, dass ein – entweder länger/lange bestehender oder ein großer – Mangel an Mineralstoffen und Spurenelementen – bes. Magnesium, Kalium, Zink und Chrom – und von einigen Vitaminen – B12 + Folsäure (B9) + Vit. E + Pantothensäure (Vit. B5) – das Entstehen eines Typ-2-DM begünstigen kann.
Insbesondere Vit. E + B12 + Folsäure + Pantothensäure sind von sehr großer Bedeutung für und im Nerven-Stoffwechsel und für den Aufbau von Nervenzellen.
[Meine Anmerkung:
Diesen Erkenntnissen sollte/müsste in der Diagnostik Rechnung getragen werden. Aussagekräftig ist hierbei die „Haar-Elementar-Analyse“; s. Diagnostik]
„Sprengstoff“ enthalten folgende beide potenzielle Krankheits-Auslöser:
Einmal die ‚frühkindliche Ernährung‘ – mit zu früher und intensiver Brei-Kost als Hauptkost anstelle Stillen mit Brei-Kost als Bei-Kost – und dann ‚Schädigung des kindlichen Immunsystems’ durch Aufwachsen in/ unter übertriebenen hygienischen Verhältnissen; ferner drittens der Verdacht auf „Infektions-Erreger“ (s.u.).
! Neu !
„Diabetes mellitus: eine Mitochondriale Krankheit?!“
In der Wissenschaft finden sich seit einiger Zeit immer mehr und weitere Hinweise, dass eine „Mitochondriale Erkrankung“, d.h. Defekte der Mitochondrien i.S.e. Mitochondriopathie [Ursache der Erkrankungen sind Deletionen [d.s. Form der Gen-Mutation; von einer Deletion können nur einzelnen Basen der Desoxyribonukleinsäure/DNA oder größere Basen-Sequenzen – d.h. ganze Abschnitte eines Chromosoms – betroffen sein.
Da das betroffene Chromosom durch Deletion verändert wird, spricht man von einer Chromosomen-Aberration] oder Mutationen [d.s. Veränderungen des Erbguts eines Organismus] in der mitochondrialen DNA (mtDNA) oder chromosomalen DNA (cDNA), welche zu einer Fehlexpression mit Ausfall von Enzymen der Atmungskette und resultierender Störung der mitochondrialen Funktionen führen] zu einer Schädigung bis hin zum Versagen des ‚zellulären Energie-Stoffwechsels‘ führen; also zu Defekten der ‚Atmungs-Kette‘ [Die Atmungskette ist der gemeinsame Weg, über den alle aus den verschiedensten Nährstoffen der Zelle stammenden Elektronen auf Sauerstoff übertragen werden. In der aeroben Zelle ist der molekulare Sauerstoff der letzte Elektronenakzeptor].
Solche Defekte betreffen entweder die Struktur-Untereinheiten der Atmungskette selbst oder übergeordnete Faktoren. Sie bedingen einen primären zellulären Energiemangel (Adenosintriphosphat/ATP-Mangel) und führen dann zu v.a. progredienten Krankheitsbildern.
Außer und neben Erkrankungen an Herz, Gehirn, Skelettmuskulatur kommt es häufig zur Manifestation eines Diabetes mellitus!
Außerdem wird zunehmend darüber diskutiert:
„Diabetes mellitus infolge Stickstoffdioxid (NO 2 )!?“
Ich zitiere nachstehend aus einer Pressemitteilung (06/2018) des Umwelt-Bundes-Amtes (UBA):
… „Die Stickstoffdioxid(NO2)-Konzentrationen in der Außenluft in Deutschland führen zu erheblichen Gesundheitsbelastungen. Dies zeigt eine Studie des Umweltbundesamts (UBA). Demnach lassen sich für das Jahr 2014 statistisch etwa 6.000 vorzeitige Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf die NO2-Hintergrund-Belastung im ländlichen und städtischen Raum zurückführen.“ …
… „Die Studie zeigt außerdem:
Die Belastung mit Stickstoffdioxid steht im Zusammenhang mit Krankheiten wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Schlaganfall, der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) und Asthma.“ …
… „Die Studie zeigt unter anderem, dass acht Prozent der bestehenden Diabetes mellitus-Erkrankungen in Deutschland im Jahr 2014 auf Stickstoffdioxid in der Außenluft zurückzuführen waren. Dies entspricht etwa 437.000 Krankheitsfällen.“ …
(UBA-Präsidentin Maria Krautzberger)
[Anmerkung:
Stickstoffdioxid/NO2 ist eine Vorläufer-Substanz für Feinstaub. Das NO2, das bei Verbrennungsprozessen beispielsweise in Diesel-Motoren entsteht, reagiert mit dem Ammoniak in der Luft. ... Diese Funktion ist für die derzeitige Diskussion um Stickstoffdioxid besonders wichtig.]
Wie ich „es“ sehe:
Fakt ist allemal und unstrittig, dass NO2 ein gesundheitlicher Schadens-Faktor ist!
Soweit, so (un)gut!
Inwieweit NO2 ein ‚Co-Risikofaktor‘ für die Entstehung eines Diabetes mellitus und für welchen Diabetes-Typ ist, das muss wissenschaftlich belastungsfähig untersucht und erforscht werden.
Dann erst kann ein endgültiges ‚ÄUrteil‘ abgegeben werden.
Zuletzt in der Diskussion:
„Kohlenmonoxid“ (CO 2 )
[CO2 (Kohlenmonoxid oder Kohlenstoffmonoxid) ist die chemische Verbindung aus Kuhlenstoff (C) und Sauerstoff (O).
CO [Kohlenmonoxid] ist ein äußerst giftiges farb-, geruch- und geschmack-loses Gas, welches u.a. durch eine Verbrennung von Kohlenstoff-haltigen Stoffen (z.B. Holz, Gas, Benzin oder Öl) unter unzureichender Sauerstoff-Zufuhr entsteht.
Potentielle Gefahrenquellen sind dabei insbesondere unzureichend gewartete oder defekte Gasthermen, Heizungsanlagen oder ein Abgasrückstau durch blockierte Ab-Luft- und Zuluft-Wege, also eine mangelnde Versorgung mit Verbrennungsluft.
CO entsteht unter anderem bei Verbrennungsprozessen ohne ausreichende Sauerstoff-Zufuhr. Die häufigsten Ursachen bzw. Gründe für eine CO-Vergiftung liegen vor allem in defekten oder unzureichend gewartete Heizungsanlagen, Gasthermen oder Abluftwegen.
CO ist ein äußerst gefährliches Atemgift welches durch die Atmung aufgenommen wird. Das eingeatmete CO gelangt über die Lunge in den Blutkreislauf, wo es sich an das Hämoglobin in den roten Blutkörperchen heftet und zwar genau an der Stelle, an der normalerweise Sauerstoff gebunden wird. Da die Bindung von CO an das Hb signifikant stärker ist als die des Sauerstoffs (bis zu 300mal höhere Affinität) führt dies dazu, dass die roten Blutkörperchen nicht mehr ausreichend Sauerstoff transportieren können.
Zudem funktionieren auch die noch freien Sauerstoff-Bindungsstellen des Hb nur noch eingeschränkt. Sie binden zwar noch Sauerstoff, geben den Sauerstoff aber nur mehr erschwert ab.
Eine signifikante Unterversorgung mit Sauerstoff (Hypoxie) führt bei einer starken CO-Intoxiaktion ofmals in sehr kurzer Zeit zur Bewusstlosigkeit und Tod]
Inzwischen sind sich die Diabetologen weltweit darüber einig, dass „Rauchen des Risiko, an Diabetes zu erkranken“, deutlich erhöht.
Dies gilt besonders für Männer, das ist inzwischen sehr gut belegt. Für Frauen ist der Zusammenhang zwischen Rauchen und Typ-2-Diabetes weniger gut belegt.
Warum Rauchen das Diabetes-Risiko erhöht, ist noch nicht genau geklärt. Vermutlich wirken bestimmte Substanzen aus Zigaretten wie Nikotin und Kohlenmonoxid/CO nicht nur negativ auf die Pankreas, sondern schädigen auch die Insulin-Rezeptoren, an denen Insulin in den Körpergeweben seine Wirkung entfaltet.
Hinzu kommt, dass Rauchen die Freisetzung von freien Radikalen erhöht und oxidativen Stress verursacht.
Diese schädliche Wirkung entsteht aber immer dort, wo es zu einer signifikant erhöhten CO-Konzentration kommt:
1. Abgase aus Verkehrsmitteln
2. Abgase durch die Industrie
3. Abgase durch Heizungen in Häusern und Gebäuden
4. Abgase durch Gasheizungen und/oder Gasboiler
5. Abgase durch Kohle-Vergasung.
Insbesondere Menschen, die einer längeren und/oder intensiven CO-Exposition (z.B. während der Arbeit) ausgesetzt sind, tragen – neben weiteren Schädigungen durch das Gift CO – auch ein erhöhtes Risiko mit sich heram, an DM-Typ-2 zu erkranken.
Das definitiv hoch-toxische CO – so vermuten die Wissenschaftler – wirkt sich möglicherweise auf das Fettgewebe einerseits und andererseits unmittelbar auf die Zellen der Bauchspeicheldrüse aus.
Weiter:
In seinem Vortrag beim 3. Patiententag des Diabetes-Informations-Dienstes am Helmholtz Zentrum München gibt Privatdozent Dr. Andreas Lechner (Klinikum der Ludwig-Maximilian-Universität München – Oberarzt, Leitung Diabetes Research Group/KKG/CCG Helmholtz Zentrum München) einen umfassenden Überblick zu Ursachen, Entstehung und Verbreitung von Typ-2-Diabetes und Adipositas (Fettleibigkeit).
Dabei geht er insbesondere auf Fragen des Lebensstils und mögliche genetische bzw. epigenetische Ursachen ein.
Die Kuhmilch-Hypothese …
zur Erklärung des erhöhten Risikos von Kindern mit nur kurzer Stillzeit für die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1:
Serum-Albumin von Kühen hat möglicherweise große Ähnlichkeit mit Inselzell-Proteinen.
Durch eine (zu) frühe Kuhmilch-Ernährung von Säuglingen kann möglicherweise eine autoimmune Destruktion (Zerstörung) von Insel-Zellen in der Pankreas ausgelöst werden.
Neuere Untersuchungen finden jedoch keinen Zusammenhang mit den Stillgewohnheiten
(übrigens: auch nicht mit Impfungen).
Diabetogene Viren …
Coxsackie B-Viren (besonders Coxsackie-B4), intra-uterine Röteln-Infektion (führt in 50% zu Diabetes!), Echoviren, CMV (Cytomegalie-Virus), Herpes-Viren.
Diese Viren können möglicherweise durch Veränderung der immunogenen Oberflächenstruktur der Pankreas-Inselzellen eine autoimmune Destruktion auslösen.
Bei einer solchen Autoimmunreaktion werden Antikörper gegen körpereigenes Gewebe, in diesem Fall gegen die Inselzellen der Bauchspeicheldrüse, gebildet.
Diese Inselzell-Antikörper (ICA) führen schließlich zu einer bis zu vollständigen Zerstörung der Insulin bildenden Zellen in der Pankreas.
Zu beachten:
Erst nachdem etwa 80 Prozent der Inselzellen verschwunden (zerstört) sind, tritt der Diabetes mellitus mit seinen typischen Beschwerden in Erscheinung.
DM und Aminosäuren
In der letzten Zeit wird immer wieder und vermehrt und auch kontrovers darüber diskutiert welchen Einfluss ein chronischer Mangel an einigen bestimmten Aminosäuren – insbesondere L-Methionin und hier bes. SAM = S-Adenyl-Methionin, L-Cystein + Taurin – für die Myelin-Schutzschicht und den Nerven-Stoffwechsel in toto hat.
L-Methionin
gehört zu den essentiellen (lebensnotwendigen) Aminosäuren und kann vom menschlichen Organismus nicht selbst hergestellt werden. Demnach ist eine ausreichende Zufuhr mit der Nahrung von erheblicher Bedeutung.
Methionin stellt eine wichtige Schwefelquelle in der Nahrung des Menschen dar.
Die Aufnahme des Spurenelements Schwefel erfolgt vorwiegend in Form des S-haltigen Methionins.
Da die Seitengruppe von Methionin weder eine positive noch negative Ladung trägt, ist Methionin eine neutrale, unpolare Aminosäure, die für die endogene Synthese von Proteinen benötigt und aus diesem Grund als proteinogen bezeichnet wird.
Bei der Protein-Biosynthese dient Methionin im Rahmen der Translation (d.i. in der Biochemie ein Teilprozess der Protein-Biosynthese. Sie bezeichnet die Übersetzung von Informationen, die in der Basensequenz der mRNA (= messenger RNS) enthalten sind, in die Aminosäuresequenz der Proteine. Die mRNA vereinigt sich im Zytoplasma mit den Ribosomen, an denen das Polypeptid gebildet wird. Während die Ribosomen an der mRNA entlanggleiten, wird deren genetische Information in die Aminosäuresequenz des zu bildenden Protein-Moleküles übersetzt. Die im Zytoplasma befindlichen, freien Aminosäuren werden an das 3'-Ende einer tRNA (transfer RNA) gebunden, welche sie zum Ribosom transportiert) als Starter-Aminosäure.
Neben weiteren Aufgaben und Wirkungen ist L-Methionin unersätzlich für den Aufbau von Myelin-Scheiden.
Im Umkehrschluss läßt das die Folgerung zu, dass bei einem zumal chronischen Mangel an L-Methionin es zu Schädigungen der Myelin-Schicht um die Nervenfasern kommt.
SAM/S-Adenyl-Methionin
Auch AdoMet genannt.
d.i. ein aktiviertes Methionin und der wichtigste Merthylgruppen-Spender im Stoffwechsel.
SAM wird aus ATP (Adenoisintrriphosphat) und der essentiellen Aminosäure L-Methionin unter Abspaltung von Pyrophosphat und Phosphat gebildet.
SAM beeinflusst als wichtiger Methylgruppen-Donator:
a. den Adrenenalin-Stoffwechsel
b. den Serotonin-Stoffwechsel
c. den Histaminstoffwechsel
d. den Enzym-Stoffwechsel
e. den Lipid-Stoffwechsel (Verarbeitung von fetten)
und von signifikanter Bedeutung:
f. den Nervenstoffwechsel (Verabreitung und Weiterleitung von Nervensignalen = Funktion als Neurotransmitter) …
Fakten:
1. Ohne ausreichendes Vorkommen von SAM folgen unausweichlich ‚Störungen‘
in den o.gen. Stoffwechseln.
Für und bei Diabetes besonders von Bedeutung:
2. „SAM ist die Schlüsselsubstanz des gesamten Nerven-Stoffwechsels!“
L-Cystein
d.i. eine nicht-essentielle (nicht-lebensnotwendige) – semi-essentielle –schwefelhaltige Aminosäuren. Übrigens gemeinsam mit L-Mathionin + L-Glutathion (= Tripeptid).
L-Cystein ist die lenkende Aminosäure im Aufbau von L-Glutathion, einem Tripeptid aus den drei Aminosäuren (L-Cystein, Glycin und L-Glutamin).
L-Glutathion ist eines der allerwichtigsten Antioxidantien der Natur.
Die Bedeutung von L-Cystein steht in engem Zusammenhang mit L-Glutathion.
L-Cystein: die zentrale Verbindung des Schwefelstoffwechsels im Körper
Es ist instabil und kann leicht in Cystin umgewandelt werden.
Cystin ist ein Dimer bestehend aus zwei Molekülen L-Cystein, die über eine Schwefelbrücke mit einander verbunden sind. L-Cystein ist besser wasserlöslich als Cystin und wird daher vom Körper schneller und besser aufgenommen und zeigt gewöhnlich bessere Wirkungen als Cystin.
L-Cystein wird aus der essentiellen schwefelhaltigen Aminosäure L-Methionin gebildet, deren ausreichendes Vorhandensein ein äußerst wichtiger Faktor für die Versorgung des Körpers mit L-Cystein ist und oft ein limitierender Faktor ist.
Deshalb wird es mittlerweile auch zu den semiessentiellen Aminosäuren gerechnet.
Es wird unter anderem auch benötigt für die Synthese von Insulin und Verdauungs-Enzymen.
Es ist zusammen mit Panthothensäure(Vit. B5) an der Synthese von Fettsäuren beteiligt, die für Aufbau und Erhalt von Nervenzellen gebraucht werden.
L-Cystein kann in die Aminosäure Taurin umgewandelt werden, die für Nerven-, Verdauung- und Herz- Kreislauf-System bedeutsam ist.
L-Cystein kann Schwermetalle über Schwefelbrücken komplexieren und diese ausleiten helfen. Es trägt zur Entgiftung bei, indem es mit eingelagerten Schwermetallen in unseren Zellen, besonders Kupfer, Verbindungen eingeht und diese damit ausscheiden hilft.
L-Cystein ist für die Funktion der Zellen des Immun-Systems von besonderer Bedeutung. Oxidativer Stress aktiviert pro-inflammatorische Prozesse die dann langfristig die Ursache für die Entwicklung verschiedener degenerativer Erkrankungen sind.
Man geht heute davon aus, dass die Reduktion reaktiver Radikale auch die Entzündungsreaktionen im Körper senkt, und dass dies sowohl präventiv als auch bei bestehenden Erkrankungen von Nutzen ist.
Taurin
Bei Taurin, bzw. 2-Aminoethansulfonsäure, handelt es sich um ein Abbauprodukt der schwefelhaltigen Aminosäuren L-Cystein und L-Methionin. Taurin wird den bedingt essentiellen Aminosäuren zugeordnet, da es im menschlichen Körper nicht am Aufbau von Strukturproteinen beteiligt ist. Dort kommt Taurin überwiegend in freier, ungebundener Form vor. Die höchste Konzentration an Taurin liegt im zentralen Nervensystem, im Herzen und den Skelettmuskeln, den weißen Blutkörperchen und Thrombozyten sowie in der Netzhaut des Auges vor.
Taurin ist ein wichtiges Antioxidans mit zellschützenden (Netzhaut und Nerven-Zellen), osmoregulierenden, entzündungshemmenden und entgiftenden Eigenschaften und ist maßgeblich an der intestinalen Fettverdauung beteiligt.
Taurin verbessert die Neurogenese und hat hinsichtlich der Neurotransmission als Neuromodulator, wahrscheinlich wegen seiner strukturellen Ähnlichkeit mit der gamma-Aminobuttersäure (GABA), dämpfende Neurotransmitterwirkung durch die Aktivierung von GABA-Rezeptoren.
Taurin erhöht die Durchlässigkeit der Nervenzellen für Chlorid-Ionen. Durch die Ladungsveränderung (Hyperpolarisation) in den Zellmembranen der Synapsen (Verbindungsstellen der Nerven) kommt es zu einer Senkung des sogen. Aktionspotenzials und letztlich zu einer Dämpfung der Reizübertragung.
Im zentralen Nervensystem wirkt Taurin synergistisch mit Glycin, wirkt beruhigend, entspannend und hilft dabei, hohe Adrenalinspiegel zu senken. Zudem hemmt Taurin die Wirksamkeit der stimulatorischen Aminosäure N-Methyl-D-Aspartat am Glutamat (NMDA)-Rezeptor bei Stress und Angstzuständen.
Zwischen dem Beginn der Erkrankung und dem Auftreten der ersten Symptome können Wochen, Monate oder auch Jahre vergehen.
Eine Ausnahme:
Die Anzeichen, die bei Kindern und Teenies auf einen Diabetes hinweisen, sind unübersehbar und setzen nachgerade schlagartig ein:
„Ganz viel Durst und ganz viel Wasser-Lassen“!
Wie eine Granate schlägt die Krankheit Diabetes-Typ-1 in den Körper der Kinder und Jugendlichen ein!
Häufig kommt es nach Beginn der Insulin-Therapie zu einer erheblichen Besserung des Zustands. Der Betroffene befindet sich dann in der sogen. Remissionsphase, in der nur wenig Insulin von außen benötigt wird.
Tatsächlich schreitet der Krankheits-Prozess aber fort, bis schließlich alle Inselzellen zerstört sind und kein eigenes Insulin mehr gebildet wird.
Fazit:
Beim Typ-1-Diabetes liegt von Anfang an ein primärer und
absoluter Insulin-Mangel vor.
Daher ist die Insulin-Gabe die einzige Therapie, die zu einer (Ver-) Besserung der Beschwerden führt.
Der Typ-1-Diabetes mellitus wird mit einer Wahrscheinlichkeit von drei bis fünf Prozent von der Mutter oder dem Vater auf die nachfolgende Generation vererbt.
Sind beide Eltern Typ-1-Diabetiker, steigt das Risiko auf etwa 20%.
Geschwister von diabetischen Kindern haben ein eigenes DM-Erkrankungsrisiko von mindestens 10%.
Bei eineiigen Zwillingen liegt das Risiko für das Geschwister eines Betroffenen bei 35%.
Typ-2-Diabetes:
„Genetische Disposition“
Beim Typ-2-Diabetes – früher: Altersdiabetes – steht zunächst kein Insulin-Mangel im Vordergrund, sondern die Unfähigkeit der Körper-Zellen, Insulin aufzunehmen und der Unfähigkeit der Pankreas-Zellen, Insulin bedarfsgerecht bereit zustellen.
Dieser Zustand heißt Insulin-Resistenz/IR [s. später unten ()].
Wenn sich die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) nach Jahren der Überproduktion erschöpft, bricht die Krankheit sichtbar aus.
Der DM-Typ-2 stellt eine äußerst ungünstige Risikofaktoren-Kombination – ein „Gesamt-Gesundheits-Risiko-Cluster“ – dar für raschen Gefäßverschleiß, weil mehrheitlich noch Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung und Übergewicht dazu kommen.
Typ-2-DM ist ein „Gefäß-Hochrisiko-Cluster!“
Diabetes mellitus Typ-2 ist eine polygene Erkrankung (polygen = mehrere Gene sind an der Ausbildung eines Diabetes beteiligt).
Bisher wurden in der Literatur eine Vielzahl von potenziellen „Kandidaten-Genen“ und deren Assoziation zu Stoffwechsel-Parametern bzw. mikro- und makrovaskulären Folge-Erkrankungen beschrieben.
So wurde von Wissenschaftlern in den Jahren 2000-2004 Poly-Morphismen [mit Poly-Morphismus bezeichnet man im Fachgebiet Genetik das Auftreten einer Genvariante (das heißt: eines Allels) in einer Population ...] in den Genen für PAI-1 (Plasminogen-Aktivator-Inhibitor-1 / Gewebe-Plasminogen-Aktivator-Hemmer / Seine Hauptfunktion besteht darin, die beiden Plasminogen-Aktivatoren tPA (Gewebe-Plasminogen-Aktivator) und uPA (Urokinase-Plasminogen-Aktivator) zu hemmen und so die Fibrinolyse zu verlangsamen. Eine erhöhte PAI-1-Aktivität im Blutplasma hat daher eine verminderte fibrinolytische Aktivität zur Folge), PPAR-gamma („peroxisome proliferator-activated receptor gamma“ = Peroxisom-Proliferator-aktivierter Rezeptor-gama; d.i. ein als Transkriptionsfaktor wirkender Rezeptor, der in Zytosol und Zellkern von Adipozyten vorliegt und an deren Differenzierung beteiligt ist), UCP-1 („uncoupling protein-1“ / Thermogenin oder „entkoppelndes Protein“ ist ein Transmembran-Protein, das sich in der Mitochondrien-Membran des braunen Fettgewebes findet. Durch seine Funktion kann Wärme ohne Muskel-Aktivität wie etwa Zittern generiert werden) und Adiponektin (d.i. ein „Adipokin“, das von Adipozyten [= ‚Fettzellen‘, d.s. Fett speichernde Zellen des weißen und braunen Fettgewebes] sezerniert wird. Adiponektin = ein „Gewebs-Hormon“ kommt in verschiedenen oliomeren [d.h.: aufgebaut aus mehreren strukturell gleichen bzw. ähnlichen Einheiten] Formen; die unterschiedliche Wirkungen entfalten können), sowie deren Assoziation zu Parametern des Fett-Stoffwechsels sowie mikro- und makro-vaskulären diabetischen Folge-Erkrankungen.
In der Arbeit werden die Ergebnisse dieser Teiluntersuchungen unter der Fragestellung untersucht, ob die Kombination mehrerer SNP‘s („single nucleotide polymorphisms“) das atherogene Risiko der Patienten erhöht und ob sich eine Assoziation zwischen der Anzahl kombinierter, seltener Genotyp-Konstellationen und dem Vorhandensein mikro- oder makro-vaskulärer diabetischer Folge-Erkrankungen herstellen lässt.
Resultat:
Eine signifikante Assoziation zwischen der Anzahl der jeweils selten vorkommenden Genotyp-Kombinationen ließ sich zu folgenden untersuchten Parametern darstellen:
Diastolischer Blutdruck, Gesamt-, HDL- und LDL-Cholesterin, Triglyzeride und Schweregrad der diabetischen Retinopathie.
Fakt ist:
Die genetische Disposition (Veranlagung) ist beim Typ-2 der alles
entscheidende Faktor.
Umweltfaktoren sind von nachrangiger Bedeutung.
Wahrscheinlich sind multiple Gene beteiligt (heterogene Erkrankung; s.o.).
Bis heute sind insgesamt mehr als 30 Gene bekannt, die mit dem Risiko für eine Typ-2-DM verbunden sind.
Die unterschiedliche Genetik ist wahrscheinlich der Grund für die vielen bekannten unterschiedlichen Verlaufsformen.
Die Annahme liegt also nahe, dass Mutationen solcher Gene auch etwas mit der Reaktion auf Antidiabetika zu tun haben!
Im Vorgriff auf die (hoffentlich baldige) Zukunft:
So ist es vorstellbar, dass künftig mit Hilfe von ‚Geno-Typisierung‘ das individuelle Ansprechen von Typ-2-Diabetikern auf orale Anti-Diabetika (OAD) vor der Therapie geklärt werden kann und wird (Zitat: Z. Schrader „Nutzen von Sulfonylharnstoffen bei Typ-2-Diabetikern“ / Diabetes Obes Metab 13, 2011).
Neben der Prädisposition ist das zunehmende relative Körper-Gewicht (Anstieg des Body-Mass-Index/BMI (), Entwicklung von Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit mit Fettstoffwechselstörung) der Bevölkerung durch unausgewogene Ernährung („fast food“ mit vielen Kalorien, vielen Fetten (insbes. mehrfach gesättigte Fettsäuren/FS), viel Zucker und wenig Ballaststoffen sowie nicht ausreichende Versorgung mit den Stoffwechsel-anregenden wie den Fettabbau-forcierenden Proteinen [besonders pflanzl. ‚Power-Proteine‘]) der Hauptgrund für die steigende Prävalenz des Typ-2-Diabetes (derzeit etwa 10% der mitteleuropäischen Bevölkerung).
Gemeinsam sind 3 pathophysiologische Mechanismen:
1. Verminderte Insulin-Empfindlichkeit
(Insulin-Resistenz/IR) der peripheren Zellen; sie geht der Manifestation eines Diabetes unter Umständen bis zu 20 Jahre voraus.
Unterscheidung von Rezeptor-Defekten (selten, oft kombiniert mit Acathosis nigricans und zystischen Ovarien) und Postrezeptor-Defekten.
2. Relativer Insulin-Mangel
Bei Funktionsstörung der beta-Zellen (dieses Phänomen kommt direkt vor der Manifestation des Diabetes bzw. führt zu ihm); zuerst fällt der erste Insulin-Sekretionspeak weg (pulsatile Sekretion) und es bleibt nur die langsame Phase der Insulinfreisetzung nach Glukose-Reiz;
3. Erhöhte hepatische Glukoneogenese ()
durch Hyper-Glukagonämie bei relativem Insulinmangel (verminderter Insulin-Glukagon-Quotient ()); die Glykolyse ist demgegenüber vermindert (Folge: Glykogen-Einlagerung in die Hepatozyten = Leberzellen).
Diabetes-Typ-3:
„MODY“
Der Name/Begriff „MODY“ steht für Maturity Onset Diabetes of the Young (= „Erwachsenen-Diabetes, der bei Jugendlichen auftritt“).
Ein seltener Typ des Diabetes bei Jugendlichen, der klinisch wie ein Typ-2-Diabetes wirkt, beruht auf einer autosomal-dominanten Störung der Insulin-Sekretion – nicht der Insulin-Wirkung!!! –.
Sechs genetische Typen sind bekannt (s. später).
Eine genetische Testung wird empfohlen, wenn folgende Konstellation vorliegt:
1. Diabetes mellitus nach den ADA-Kriterien (ADA = American Diabetes Association) oder ein Gestations-Diabetes (Schwangerschafts-Diabetes) in mindestens zwei Generationen einer Familie,
2. Manifestation beim Indexfall vor dem 35. Lebensjahr,
3. Glutamatdecarboxylase-/GAD-Antikörper negativ,
4. BMI unter 30 kg/m² ()
Mody-Typ-1 (HNF4a-Gen-Defekt)
[HNF-4 (Hepatocyte Nuclear Factor-4) d.i. ein Kernrezeptor-Protein hauptsächlich in der exprimierten Leber, Darm, Niere und Pankreas (Beta-Zellen), die für die Leber-Entwicklung kritisch ist. Beim Menschen gibt es zwei Isoformen von HNF-4, HNF4alpha und HNF4gamma, die von zwei getrennten Genen HNF4A bzw. HNF4G codiert werden]
Hier kommt es – im Gegensatz zu den Typen 2 und 3, die mild verlaufen – zu einem progredienten Verlauf und mit der Entwicklung von Komplikationen ist zu rechnen.
Mody-Typ-2 (Glukokinase-Defekt)
[Glucokinase/GCK oder Hexokinase IV; d.i. ein Enyzm, das D-Glucose zu Glucose-6-Phosphat phosphoryliert]
Bei dieser Variante ist der Zuckerspiegel meist diätetisch oder mit oralen Antidiabetika einstellbar.
Bei einer Schwangerschaft kann sich eine Foetopathie (= Erkrankung/ Schädigung des ungeborenen Kindes) entwickeln.
Ein bei der Geburt untergewichtiges Kind bei einer nicht diabetischen Mutter kann einen Mody-Typ-2 haben!
Mody-Typ-3
[HNF-1-Homöobox A (Hepatozyten-Kernfaktor-1-Homöobox A) = ein menschl. Gen auf Chromosom 12. Es wird in vielen Geweben und Zelltypen allgegenwärtig exprimiert. Das Protein, das dieses Gen kodiert, ist ein Transkriptionsfaktor, der v.a. in der Leber exprimiert wird. HNF-1a st an der Regulation der Expression mehrerer Leber-spezifischer Gene beteiligt. Es ist heute bekannt, dass Mutationen im HNF1A- Gen Diabetesverursachen.
Das HNF1A- Gen enthält auch eines von 27 SNPs, verbunden mit einem erhöhten Risiko für eine Erkrankung der Herzkranzgefäße.
Hier besteht eine Überempfindlichkeit gegenüber Sulfonyl-Harnstoffen, daher Vorsicht:
Hypoglykämien unter Therapie-Beginn!
Einschleichender Therapie-Beginn!
Metformin wirkt meist schlechter.
Diabetes-Typ-1a-Subtyp:
„LADA“
[d.h. Late Autoimmune Diabetes with onset in Adult (= spät im Erwachsenenalter sich manifestierender Autoimmun-Diabetes)]
D.i. eine Sonderform des Typ1-Diabetes, der sich beim Erwachsenen (später als beim üblichen Typ-1) manifestiert.
Es finden sich Auto-Antikörper gegen Inselzellen der Pankreas.
Die Patienten sind schlank im Gegensatz zu Patienten, die eine frühe Erscheinungsform eines Typ-2-Diabetes haben und die meist übergewichtig sind.
Diabetes bei Pankreas-Erkrankungen
Bei Zerstörung von 80-90% der Inselzellen durch Pankreas-Erkrankungen (akute Pankreatitis, chronische Pankreatitis, Pankreas-Tumor) oder Operationen (z.B. wegen Pankreas-Carcinom) wird ein Diabetes mellitus manifest.
Diabetes bei Endokrinopathien
Bei „Hormon-Störungen bzw. manifesten Erkrankungen im endokrinen System“ kommt es v.a. zum Auftreten eines Diabetes mellitus.
So bei:
a. Phäochromozytom (75%),
[maligne Erkrankung der chromaffinen Zellen des Nebennierenmarks]
b. Conn-Syndrom (50%),
[Erkrankung der Nebennieren, bei der eine Überproduktion des Hormons Aldosteron vorliegt]
c. Akromegalie (30%),
[abnormes Wachstum der Akren (z. B. Nase, Ohren, Zunge, Gliedmaßen), bedingt durch eine zu hohe Ausschüttung eines Wachstumshormons]
d. Cushing-Syndrom (20%),
[Erkrankung, die durch eine erhöhte Konzentration des Steroidhormons Kortisol (Glukokortikoid) verursacht wird, das normalerweise in den Nebennieren gebildet wird]
e. Addison-Syndrom (20%) u.a.m.
[Erkrankung der Nebennierenrinde, die zu einem Mangel an den von ihr produzierten Hormonen (Botenstoffe) führt. Sie wird auch als primäre Nebennierenrinden-Insuffizienz bezeichnet]
Diabetes bei Hämochromatose
Bei fortgeschrittener Hämochromatose (Primäre Siderose, Eisen-Speicherkrankheit: = Gruppe autosomal-rezessiver Erbkrankheiten, von der Männer wesentlich häufiger betroffen sind als Frauen) kommt es zu einer erhöhten Aufnahme von Eisen im oberen. Dünndarm Der Gesamt-Körpereisengehalt steigt dadurch von ca. 3–5g auf bis zu 80g.
Diese Überladung führt im Laufe der Jahre zu Organ-Schädigungen – insbesondere von Leber, Pankreas, Niere, Herz, Milz, Hirnanhangdrüse (Hypophyse), Schilddrüse und Haut, dazu nach wiederholten Blut-Transfusionen (z.B. bei der Thalassämie = „Mittelmeer-Anaemie“ = genetisch bedintgte Störung der Hämoglobin-Bildung, bei der es zum Mangel bestimmter Protein-Ketten des Hämoglobin-Moleküls kommt) tritt eine zunehmende Glucose-Toleranz-Störung bis hin zum manifesten Diabetes auf.
Ursache ist eine zunehmende Hämosiderose der Insel-Zellen, nicht dagegen eine genetische Prädisposition zum Diabetes mellitus.
Die Eisenablagerungen in der Pankreas betreffen überwiegend die Azinuszellen und die Beta-Zellen des Inselapparates, nicht die Alpha-, D- und PP-Zellen.
Die Glukagon-Sekretion ist daher ungestört.
Nach Eisen-Entspeicherung bessert sich die anfangs oft schwierige Insulin-Einstellbarkeit; der Diabetes verschwindet jedoch nicht.
„Doppel-Diabetes“
Recht neu in der Diskussion, der sogen. „Doppel-Diabetes“.
D.i. ganz allgemein das zeitlich versetzte Manifestieren beim Patienten von sowohl Diabetes-Typ-1 – tritt weit überwiegend zuerst auf – und nachgehend dazu noch von Diabetes-Typ-2.
Diese ‚DM-Kombination‘ kommt insbesondere vor beim übergewichtigen und bes. beim fettleibigen Diabetiker.
Für einen Typ-1-DM
sprechen mehrheitlich das zumeist in jungen/jüngeren Jahren Manifestieren des DM, die ‚typische Symptomatik‘, sowie bei der Laboruntersuchung die positiven Werte für GAD-Auto-Antikörper (Glutamat-Decarboxylase-Auto-Antikörper) und für IA2-Auto-Antikörper (Insulin-AAK = Auto-Antikörper gegen das Enzym Tyrosinphosphatase IA-2) sowie eine Erniedrigung für C-Peptid (Connecting Peptide = Teil des Pro-Insulins).
Auffallend ist der zumeist deutlich erhöhte Wert für HbA1c.
Hinweis:
Ist lediglich ein AAK positiv – meistens GAD – beweist dies nicht, dass es sich zweifelsfrei um einen DM-Typ-1 handelt!
Für einen Typ-2-DM
sprechen folgende Risikofaktoren (singulär wie multipel) wie Übergewicht/Adipositas, Hypertonie sowie eine evtl. familiäre (genetische) Disposition und insbesondere bei länger bestehendem DM eine erhaltene Insulin-Restsekretion auf relativ hohem Niveau und in der Laboruntersuchung finden sich mehrheitlich die Werte für GAD-AAK und die IA2-AAK negativ, sowie C-Peptid im Normbereich.
Hinweis:
Je mehr AAK beim DM-Typ-2 nachweisbar sind [neben IA2-, GAD auch als Marker noch Zinktransporter [ZnT8)], umso rascher werden die Betroffenen ‚Insulin-pflichtig‘.
Übrigens:
Bei ca. 10% der Typ-2-Diabetiker handelt es sich um einen „LADA“ (Latent Autoimmune Diabetes of Adult); d.i. ein sich über Jahre schleichend entwickelnder „Diabetes-Typ-1 beim Erwachsenen“, bei dem die Klinik eher der beim Typ-2 ähnelt, die Patienten aber zumeist schlanker/normalgewichtiger sind als die meisten Typ-2-DM und auffallend ist der zumeist höhere Wert für HbA1c gegenüber Typ-2.
Bleibt noch der …
„Brittle-Diabetes“
[engl. brittle = schwankend]
Kurz und knapp:
Es handelt sich dabei nicht um eine weitere bzw. „neue“ Diabetes-Variante!
Hierbei handelt es sich um einen
Typ-1-Diabetes mit einer extrem schwankenden Stoffwechsel-Lage.
(binnen kurzer Zeit Hypoglycämie/Unterzuckerung im Wechsel mit Hyperglycämie/ zu hoher Blutzucker-Spiegel)
Gehäufte Entgleisungen und Krankenhausaufenthalte verhindern ein geordnetes Schul-/Studium-, Berufs- und Privat-Leben.
Mögliche organische Auslöser können eine gestörte Magen-Entleerung bei diabetischer Neuropathie, eine subkutane Insulin-Resistenz, hormonelle Umstellungen in der Pubertät oder die totale Entfernung der Pankreas (z.B. nach Pankreas-Krebs) sein.
Vielmals findet sich diese DM-Form aber auch beim Down-Syndrom (Trisomie 21 = Chromosomenanomalie mit 3-fachem Vorkommen von Chromosom 21) – übrigens: Down/Trisomie-Kranke erkranken weit häufiger an Diabetes Typ1 als nicht Trisomie-Kranke! –.
An nicht-organischen Auslösern sind zu nennen:
Ständige massive Therapiefehler wie unterlassenes Aufmischen trüber Insulinlösungen, falsche Injektionstechnik oder überhöhte Insulindosen können genauso zu chaotischen Blutzucker-Verläufen führen wie unzureichende Injektions-Tiefe, Verunreinigungen der Haut an der Injektionsstelle, zu seltenes Wechseln der Injektions-Stelle, veränderte Haut-Temperatur.
Dazu kommen Auslöser im psychischen Bereich wie unruhige Lebensphasen (Pubertät, Stress, Ess-Störungen).
Was ist zu tun?
Unverzichtbar sind eine minitiöse/akribische Dokumentation des gesamten Tagesablaufs mit den Diabetes-relevanten Abläufen und Maßnahmen (u.a. Injektionstechnik), eine eingehende körperliche Untersuchung mit einer zumindest orientierender neurologischen Untersuchung und psychischen/psychosomatischen Exploration – bei Kindern unbedingt Eltern bzw. sonstige Erziehungsberechtigte mit einbeziehen – und dazu ein sogen. „24-Stunden-Blutzucker-Profil“ – z.B. via CGMS (Continuous Glucose Monitoring System) i.d.R.über 6 Tage –.
In Ergänzung zu den Fallzahlen-Angaben zu DM Typ-1 und Typ-2 noch ein paar Daten und Fakten:
1. Bis zur Diagnose-Stellung „DM“ leben Betroffene ungefähr 8 Jahre
lang mit einem „unentdeckten“ Diabetes.
2. Die Erhebung der Universitätsklinik Tübingen aus dem Jahr 2016 hat zutage gebracht, dass im Mittel 22% aller Klinik-Patienten mit der Nebendiagnose DM ins Krankenhaus kommen.
3. Bei der Erkrankungshäufigkeit an DM gibt es ein deutliches „Ost-
West-Gefälle“: In den neuen/östlichen Bundesländern leidet bereits jeder 6. Erwachsene an DM, in den alten/westlichen nur jeder zehnte bis elfte.
4. Die Rate der Typ-1-Diabetes-Neuerkrankungen steigt derzeit jährlich um 3-5% an!
[Quelle: ärztliches journal reise & medizin – 7/2020]
Meine Meinung:
Diese „Zahlen“ müssten/sollten allen Leserinnen und Lesern zu denken geben mit der Konsequenz, sich regelmäßig auf einen evtl. bereits manifesten bzw. einen latenten Diabetes mellitus untersuchen lassen!