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2.1.4 Stress-Faktor permanente online-Einbindung

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Es werden in der Digitalisierung zunehmend gesundheitlich bedenkliche Entwicklungen bei einer gesellschaftlich relevanten Zahl von Menschen identifiziert, bei der die Art der digitalen Nutzung eine Rolle spielt, wie Stresszunahme durch permanente Smartphone-Erreichbarkeit oder wie die Zunahme der stressbasierten Adipositas, die aber u. a. auch direkt als weitere Folge des Bewegungsrückgangs z. B. bei vielstündigem Gebrauch digitaler Medien am Tag gesehen wird.

Die Bedeutung ständiger Erreichbarkeit durch Smartphones als Stresswirkung fordert insofern vom Einzelnen hohe Kompetenzen in der vegetativen Balancierung, u. a. durch ausreichende Pausen und guten Schlaf. Im klinischen Kontext sehen wir dies bei den meisten unserer Burn-out-Patienten als eines der gravierenden Themen.

Durch die enorme Beschleunigung digitaler Technologien (rasche Innovationsschübe, kurzfristig aufeinanderfolgende Restrukturierungen in Unternehmen) mit zunehmender Eroberung aller gesellschaftlichen Bereiche (z. B. smarte Technologien wie „Smarthome“, Internet der Dinge, Robotik) und einem bereits schon hohen Stresslevel in der Bevölkerung gelingt die Bewältigung der sich ständig ändernden Anforderungen vielen Menschen oft nicht mehr.

Ältere Menschen hatten ihre Kompetenzen für andere, vielfach analoge Prozesse in der Gesellschaft erworben, jüngere Menschen haben ihre Alltagskompetenzen oft nur fragil oder nicht ausreichend ausgebildet.

Die digitalen Anforderungen wirken insofern dabei vielfach als zusätzlicher Stressfaktor. Hat der Betroffene dafür keine ausreichende Bewältigungs-Kompetenz, ist Krankheit die häufige Folge, insbesondere im Rahmen von Burn-out-Prozessen und anderen Stressfolge-Erkrankungen.

Wir wissen, dass Menschen in Burn-out-Prozessen ihre Souveränität in vielen Belangen des Alltags und der Anforderungserfüllung am Arbeitsplatz verlieren. Dies gilt insbesondere, wenn der Anforderungsdruck zunimmt, wie es durch z. B. Alleinerziehung, Pflege von Angehörigen, Mehrfachbelastung von Frauen, aber auch Arbeitsverdichtung, Restrukturierung und Personalverringerung häufig der Fall ist. Dabei werden Arbeitsplätze flexibilisiert, gehen gewohnte Kollegenkontakte verloren und das dauernde Erlernen neuer digitaler Techniken überfordert viele, da sie in kürzester Zeit beherrscht werden müssen. Hier ist die Steuerungskompetenz der Gesellschaft mit der Politik gefragt, die sie allerdings bisher nicht ausreichend wirksam erfüllt.

Stressrelevante Einflüsse in der Digitalisierung (Beispiele):

•ständige Erreichbarkeit (verordnet oder selbstinitiiert, „Revierstress“)

•mehrstündige Bildschirmpräsenz (Computerarbeit, Online- oder Smartphone-Nutzung) ohne Pausen

•Ängste vor Verlusten und dem Vergessenwerden bei Social-Media-Kontakten

•Missbrauch von mitgeteilten intimen Daten, Texten, Bildern, Videos, also soziale Nötigung und Cybermobbing

•Ängste vor Ausspähen der Privatsphäre

•Unterbrechungs-Stress durch Smartphone-Kontrolle (100-mal +/- täglich)

•Schlafstörungen durch Fehlnutzung (Überdosis, Online am Bett etc.)

Wie man heute krankheitsförderlichen Dauer-Stress diagnostizieren kann, dazu Kapitel 5, S. 420.

EINSICHT in UNerhörtes

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