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2.1.5 Stress durch Informationsüberflutung – News/Fake News

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Heutzutage werden wir von Informationen, meist als News verpackt, überschwemmt. Das Wesentliche herauszufiltern, weiterhin die Nachrichten auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen, das hat niemand gelernt und aktuell hat auch niemand dafür Zeit, weil ja schon die News und ihre Wirkung zusätzlich zur knappen Zeit den Rest der Zeit aufsaugen. Im Übrigen bräuchte man auch dringend Zeit zur Verarbeitung der Resonanz auf die massenhaften Inhalte ohne klaren Kontext.

Facebook gibt es seit 2004, Twitter seit 2006, WhatsApp seit 2009, Instagram seit 2010. Die massenhafte Zunahme erfolgte seitdem exponentiell, sodass die Social-Media-Kanäle der Hauptverbreitungsweg von Online-Nachrichten geworden sind.

Zeitungen werden dabei rasch immer unwichtiger, Fernsehen ist für die Alten und Abgehängten, Streaming-Plattformen und Social-Media-Kanäle sind bereits die Norm, aber niemand hat gelernt, damit umzugehen. Unsere Welt ist also eine Medienwelt ohne Bodenkontakt und ist dazu geeignet, die Menschheit zu desorientieren, weil die News nichts miteinander und ebenfalls nichts mit den Menschen zu tun haben. Vielmehr transportieren sie nebenbei unbemerkt Werbung. Desorientierung bedeutet immer starken Stress, das Gehirn wird in einen Alarmzustand versetzt, weil solche Desorientierung als Bedrohung empfunden wird.

Gleichzeitig sinkt aber auch die Verfügbarkeit der direkt angezeigten Infos rapide, bei Twitter z. B. aktuell nur noch 30 Minuten, sodass ein Nutzer ständig dranbleiben muss, um nichts „Wichtiges“ zu verpassen. Zum späteren Nacharbeiten bleibt sowieso keine Zeit, weil es ja rasend schnell weitergeht.

Viele Menschen versuchen da hinterherzukommen. Das ist aber auch mit mehrstündiger Online-Präsenz nicht zu schaffen, man ist also immer auf der Verliererstraße und arbeitet sich ggf. ins Burn-out.

Das Gehirn braucht also eine andere Lösung für diesen Zustand:

Die vorläufige, oberflächliche, aber dysfunktionale Lösung ist für viele, sich dauerhaft auf einige Kanäle zu beschränken, deren Botschaften sie verstehen und alles andere versuchen auszublenden. Die Fütterung des Gehirns mit von den inhaltlichen Haltungen und Einstellungen her immer gleichen Informationen spiegelt mittlerweile bei vielen Menschen eine zunehmend von der Realität abgekoppelte Welt vor, wirkt insofern manipulativ. Das fordert keinen Dialog mit Menschen anderer Einstellung an, sondern eher Abgrenzung, um nicht unsicher zu werden, mehr noch Abstumpfung, Desinteresse an gesellschaftlicher Aktivität und Entwicklung und resignativem Abtauchen in Social-Media-Kanäle und andere virtuelle Welten. Die großen Internet-Konzerne fördern dies ja geradezu als Geschäftsmodell.

Bei den kommenden Herausforderungen des gesellschaftlichen und klimabedingten Wandels folgt daraus eher Ohnmacht, Krankheit oder Aggressivität bis hin zum Extremismus.

Durch diese Pseudolösung gewinnt man also doch keine Zeit und bleibt überflutet, aber von nun schon bekanntem Wasser. So entsteht eine Parallel-Community, die dauernd die selben Fernsehsender sieht, die selben Streaming-Dienste nutzt und die selben Internetplattformen, die im Weiteren über ihre Algorithmen garantieren, dass keine verunsichernden Nebenthemen auftreten.

Das fördert dann auch den Boden für Verschwörungserzählungen, weil andere Erzählungen als mögliches Korrektiv aus dem Blick sind.

Allerdings kennt wohl jeder den Wunsch für ihre/seine Meinungen und Sicht der Welt Bestätigung in seiner Umgebung zu bekommen. Aber es bleibt ja doch bei den meisten eine Offenheit und auch Interesse für Anregungen durch anderslautende Meinungen und Informationen. Problematisch wird es jedoch wie gerade beschrieben, wenn sich der Fokus immer weiter einengt und andere Informationen als die für sich „festgestellten“ ausgeblendet werden.

Dann steuert ein Mensch auf einen Kipp-Punkt zu, der eine Rückkehr zu einer offeneren Haltung stark erschwert. Es ist also im demokratischen Gemeinwohlwesen sehr wichtig, in Gesprächen und Kontakten mit diesen Menschen zu bleiben und zu sein, bevor solche Kipp-Punkte auftreten.

Dabei ist es nicht unbedingt erforderlich, Menschen argumentativ umzustimmen – das fördert oft eher eine Abwehrhaltung – vielmehr dreht es sich um ein Zusammensein, das den anderen wertschätzt und eine z. B. vorhandene Sympathie mitteilt und austauschen kann. Dann kann auch das eine oder andere Argument gewechselt werden und wenn das freundlich geschieht, mag es immer wieder den Charakter einer Brücke haben, die beizeiten genutzt werden kann.

Eltern haben also mit dieser Lösung durch Einengung auf immer gleiche Informationskanäle für den Umgang mit News letztlich immer noch keine Zeit für ihre Kinder und können kein Vorbild für sie sein.

EINSICHT in UNerhörtes

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