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Die Wunden, die zu heilen wir gekommen sind

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Vor Kurzem war ich auf dem Flughafen LaGuardia in New York und musste durch die Sicherheitskontrolle. Die Beamtin, eine junge blonde Frau, war wie in einer Art wütenden Trance – sie nahm nicht einmal Augenkontakt mit den Leuten auf, deren Ausweise und Bordkarten sie scannte. Der Beamte neben ihr wirkte ebenfalls völlig abwesend. Ich war mir nicht mal sicher, ob er im Dienst war oder seine Station unbesetzt war. Er war wie abgeschaltet. Ich reise viel, und diese beiden waren mit Abstand die nicht mit der Gegenwart verbundensten Menschen, mit denen ich seit Langem zu tun hatte. Total mechanisch.

In meiner Jugend hätte ich mich durch diese Begegnung schlecht gefühlt – zumindest für einen Moment – und mich gefragt, wie ich diese Menschen irgendwie ermutigen oder die Situation verändern könnte. Heutzutage bin ich klüger, meistens jedenfalls.

Ich kann mich noch erinnern, wie ich damals, als ich noch eine niedergelassene Praxis hatte – lange vor den sozialen Medien – manchmal böse Briefe von Patienten bekam, deren Bedürfnisse ich nicht erfüllt hatte.

Ich bekam sogar einen von einer Mutter, die mir die Schuld für den Selbstmord ihrer Tochter gab, weil ich sie Jahre zuvor nicht als Patientin akzeptiert hatte. Jedes Mal, wenn ich so einen Brief bekam, war ich am Boden zerstört. Doch nie wäre es mir in den Sinn gekommen, dass es unmöglich ist, für alle Menschen alles zu sein. Oder dass die Person, die den Brief schrieb, einen Plan hatte, auf der mein Wohlbefinden nicht vorkam. Ich war schließlich darauf aus, die Frauen zu retten, und die Briefe bedeuteten, dass ich versagt hatte. Das ließ sich nicht wiedergutmachen. Und so verbrachte ich Tage damit, mich selbst für meinen Mangel an Mitgefühl, Geschicklichkeit, Liebe, Verständnis usw. zu kasteien. Was hatte ich falsch gemacht? Waren sie im Recht? Was könnte ich besser machen? Und wie?

Dasselbe gilt für die schriftlichen Feedback-Formulare, die mir oft nach Weiterbildungsvorträgen zukamen. Obwohl ich vielleicht 100 Kommentare darüber zugeschickt bekam, wie sehr die Leute von meiner Präsentation angetan und von ihr profitiert hatten, musste ich mich natürlich auf den einen negativen Kommentar konzentrieren, der besagte, was für eine Zeitverschwendung mein Vortrag doch gewesen war. Oder wie unmöglich man meine Stimme oder mein Outfit gefunden hatte. Dieser eine negative Kommentar saß dann wie ein Stachel in meinem Fleisch.

Während der allergrößte Teil des Feedbacks, das ich bekommen habe und immer noch bekomme, positiv ist, zieht es mich zu den ein, zwei negativen Kritiken wie die Motte zum Licht. Auch wenn viele Menschen dieses Verhalten kennen, ist es doch bei hochsensiblen Persönlichkeiten besonders ausgeprägt.

Das liegt an den Verletzungen und Missverständnissen in puncto unserer Ausstrahlung, die wir in diesem Leben schon erlebt haben – und, was alte Seelen betrifft, in vielen Leben zuvor.

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