Читать книгу Vom Schatten ins Licht - Dr. Med. Christiane Northrup - Страница 21

Vampire in Ihrem Leben

Оглавление

Schauen Sie sich nun einmal Ihr Leben an. Wie viele ihrer Freunde und schlimmer noch ihrer Familienangehörigen melden sich nur bei Ihnen, wenn sie etwas wollen oder ein Problem haben? Achten Sie einmal darauf, dass diese Menschen nie einfach mal nur anrufen, um zu fragen, wie es Ihnen geht. Die klassische Einbahnstraße, alle Aufmerksamkeit und Energie fließt immer nur zu denen, und nichts kommt bei Ihnen an.

Achten Sie ferner darauf, wer Sie um Rat bittet, sich bei Ihnen beschwert oder einfach nicht mehr aufhört zu reden, während Sie zuhören. Dieses Muster habe ich jahrzehntelang mitgemacht, bis mir irgendwann klar wurde, dass sich diese Leute immer nur dann melden, wenn sie etwas wollen. Hier ein Beispiel. Eine alte Freundin rief bei mir an, und ich dachte schon: Oh, wie schön! Sie meldet sich bei mir, weil es ihr etwas bedeutet und weil sie mich schätzt. Mein inneres Kind war in heller Aufregung: Oh, toll, sie meldet sich, ich bedeute anderen etwas. Doch dann dämmerte es mir, dass der einzige Grund, warum sie mich anrief, der war, dass ich ein Manuskript positiv bewerten, jemanden vorstellen oder mit einem medizinischen Rat herausrücken sollte. Die dünne Schicht des Interesses an mir schwand ziemlich schnell dahin. Und es kam nichts zurück.

Bevor wir richtig merken, was geschieht, und unser Verhalten stoppen, geben wir zumeist ganz selbstlos unser Wissen, unsere Zeit und Kraft für diejenigen hin, die uns nachts, am Wochenende oder wann immer anrufen. So sind wir halt. Wir fördern Talente. Ganz liebevoll. Und wenn sie dann auflegen, fühlen wir uns zunächst gut – auch wenn das eigentlich schon jahrelang so geht –, weil wir eben das Gefühl haben, wertvoll zu sein. Aber dann stellen wir irgendwann fest, dass diese Leute nie für uns da sind. Unserem Rat folgen sie auch nicht. Nichts ändert sich. Alles, was sie wollen, ist unsere Energie und eine Stimme am anderen Ende, die ihnen sagt, was sie bereits wissen. Manchmal wollen sie auch einfach nur, dass wir etwas für sie tun.

Diejenigen, die uns anrufen und doch nie etwas ändern, erleben oft Dramen über Dramen. Weil Sie das am Leben hält, halten sie die Dramen ebenfalls am Laufen. Auf den ersten Blick mag das sogar interessant und aufregend wirken. Ist Ihnen so etwas auch schon mal aufgefallen?

Kürzlich habe ich eine alte Freundin besucht und dabei sprachen wir über eine andere Freundin, die uns vor Jahrzehnten zusammengebracht hatte. Ich nenne sie Joan. Als wir unsere Geschichten über Joan erzählten, stellten wir fest, dass wir beide im Laufe der Jahre Stunde um Stunde damit zugebracht hatten, ihre Dramen anzuhören und ihr bei der Lösung ihrer Probleme zu helfen. Aber geändert hat das nichts. Es ging einfach immer so weiter, während wir versuchten, ihr finanziell und gesellschaftlich unter die Arme zu greifen. Am Ende erkannten wir beide das Muster und zogen uns zurück. Die Durchsicht unserer Notizen hat uns dann beiden die Augen geöffnet. Was, du auch? Ja, ich auch.

Die Sache ist die: Gäbe es kein Drama, dann müssten die Energievampire die spirituelle Seite des Ganzen in Betracht ziehen, aber das wollen sie nicht. Trauma und Drama sind bequem. Deshalb ist auch der Mainstream-Nachrichtenstrom so negativ. Vertraut und bequem. Und gut verkäuflich. Das Ganze hat Suchtpotenzial. Immer gibt es etwas, was getan werden muss. Dinge, die nichts mit einem zu tun haben. Man konzentriert sich auf alles, außer auf das eigene Innere, den Ort unserer wahren Kraft. Und der einzige Ort, an dem niemand anders die Arbeit für uns erledigen kann.

Wenn es nichts mehr zu tun gibt, bleibt nur noch das Göttliche, wie auch immer man es nennt. Doch Vampire wollen das nicht sehen, denn so, wie es läuft, ist es viel bequemer. Was soll mit ihnen nicht stimmen? Wozu auf die eigenen Anteile blicken? Äußerliche Belohnungen gibt es zuhauf: Geld, Sex, Macht. In einem Kapitel seines Klassikers Gewissenlos. Die Psychopathen unter uns schreibt Dr. Robert D. Hare, ein Fachmann, warum bei diesen Menschen nichts anschlägt: „Und hier ist der springende Punkt: Psychopathen haben nicht den Eindruck, dass sie psychisch oder emotional gestört sind, und sie sehen auch keinen Grund, ihr Verhalten so zu ändern, dass es gesellschaftlichen Standards entspräche. Denn von denen halten sie ohnehin nichts.“

Hochsensible empathische Menschen indessen haben zumeist eine gute Verbindung zu Gott und glauben an die Kraft des Göttlichen. Wir haben Mitleid mit denen, die dies nicht können, und setzen viel darauf, uns wechselseitig unseres Glaubens an die göttliche Kraft im Inneren zu versichern. Sie aber wollen es nicht auf sich nehmen, mit dem göttlichen Funken in Kontakt zu treten. Lieber nehmen sie einen Schwung unserer Energie mit, um bis zum nächsten Mal über die Runden zu kommen. Wenn wir in diesem ganzen Drama unseren Anteil nicht begreifen, vielleicht weil wir nur allzu gern selbst Gott spielen, immer verfügbar sind und auf alles eine Antwort haben, dann laufen wir Gefahr, uns zu verlieren und die seelische Stagnation der anderen noch zu befördern. Erkennen Sie sich hier wieder, trifft das Gesagte auch auf Ihre Beziehung zu?

Vom Schatten ins Licht

Подняться наверх