Читать книгу Ärzte der Kultur statt Manager in der Kultur - Die heillose Kultur - Band 1.2 - Dr. Phil. Monika Eichenauer - Страница 14

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Fehler? Gibt es nicht!

Das „Über-sich-hinaus-wachsen“ und das „Sich-selbst-in-die-Kultur-hinein-verlängern“ verlangt in jeder Hinsicht die Verantwortlichkeit des Einzelnen. Es ist in jeder Zeit eine wesentliche Eigenschaft des Menschen gewesen, sich über sich hinaus verlängern zu wollen, Grenzen zu überschreiten und Neues zu entwickeln. Soweit Menschen dies gemeinsam im Einvernehmen mit anderen Menschen, Tierwelt und Natur tun und zum Wohle aller handeln, entspricht dies ihrer Menschennatur. Im Laufe der Jahrtausende und Jahrhunderte setzte sich immer wieder diese menschliche Eigenschaft in den verschiedenen Epochen, Kulturen und Gesellschaftsformen trotz aller Bekämpfungen und Grausamkeiten durch. Wäre dies nicht so, gäbe es die Menschheit entweder heute nicht mehr oder wäre die Menschheit nicht da, wohin sie sich bis jetzt entwickelt hat. Heute steht die Menschheit an der Schwelle einer großen Herausforderung. Sie muss sich mit aller Konsequenz mit einem Wirtschaftssystem auseinandersetzen, das diese menschliche Eigenschaft, die allen Menschen gegeben ist, in wesentlichen Lebensbereichen eines Großteils der Menschheit beschneidet.

Nun wird ein großer Teil der Menschheit weltweit von diesem Bedürfnis und den damit einhergehenden Fähigkeiten abgehalten. Sie können sich nicht gemäß dieser menschlichen Wesensquelle in Kontakt mit Natur und Umwelt vergegenständlichen. Ihnen wird ein enges Lebenskorsett mittels Zweiklassengesellschaft oder anderen politischen Systemen, die entweder den Kapitalismus in seiner jetzigen Form erhalten oder neu im eigenen Land einrichten wollen, übergestülpt. Sie erkennen das, woran sie gearbeitet, ihre Zeit, Wissen, Lebenskraft und Fähigkeit hineingesteckt haben, auf dem anonymen Markt des Wettbewerbs nicht wieder. „Das habe ich gemacht“, zu sagen, ist nicht oder kaum möglich. Psychisch ist dies aber als Rückmeldung für die Stärkung und den Aufbau eines stabilen Selbstwertgefühles für Menschen immens wichtig. Wenn Menschen stolz sind, klopfen sie sich aus Überschwang und Freude auf die Brust oder andere Menschen ihnen auf die Schulter. Denn über eine positive Rückmeldung oder das Wiedererkennen des Eigenen, wird Stolz, Zufriedenheit und ein Gefühl von Leichtigkeit vermittelt, die Freude freisetzt. Freude wiederum stärkt gleichzeitig das Immunsystem. Insgesamt und generell wird die Grundstimmung in Menschen in einem derart gestalteten Umfeld und Arbeitsfeld freundlicher. Fühlt ein Mensch sich derart wohlwollend gestärkt, verfügt er über psychophysiologische Reserven. Sie stehen ihm im Falle von Kritik oder Belastungen zur Verfügung. Er kann dann auch mit Kritik oder Fehlern angemessen umgehen ohne am Boden innerlich zerschmettert zu liegen. Stimmt dann die Bezahlung für sein Arbeitsergebnis, kann der Mensch auch nach Feierabend beruhigt sein Leben genießen.

Leider sind die Arbeitswelt und das Privatleben generell für viele Menschen heutzutage so nicht zu beschreiben. Wird jetzt aber generell Wohlgesonnenheit, wie im vorherigen Absatz dargestellt, durch das (negative) Gegenteil ersetzt, kommt man in der Vorstellung exakt im Lebenshintergrund eines Großteils der jetzigen Bevölkerung an. Endresultat ist Unzufriedenheit, Groll und Existenzangst. Werden diese Menschen kritisiert und mit Fehlern konfrontiert, vergrößert sich zum einen Unzufriedenheit und zum anderen Groll und wächst nicht selten zu Wut und Aggression an. Diese Menschen verfügen über keine nennenswerten Reserven, um noch mehr Negatives auffangen zu können. Wut und Aggression münden in Notfallreaktionen: Sie schreien, werden handgreiflich, schmeißen mit Gegenständen, weil sie sich zutiefst hilflos fühlen. Diese Menschen können nicht mehr, wie man so sagt. Sie wissen nicht mehr weiter und versuchen mittels dieser Reaktion, alles Zurückzudrängen, was an sie herangetragen wird. Dieses Wechselspiel der Permanenz verdrängter Gefühle, fehlender Selbstwertbestätigung und positiver Zuwendung, die sich einerseits in Gefühlsleere und andererseits in Aggressionen spiegeln, ist aus depressiven Erkrankungen bekannt. Kommen zusätzlich noch Anforderungen hinzu, kann diesen nicht mehr angemessen begegnet werden.

Zusätzlich verdeckt der Bluff vom Perfektionismus heutzutage den Zugang zur wesentlichen und existenziellen Quelle tatsächlicher Verbesserungsmöglichkeiten in menschlichen Gesellschaften. Dies betrifft diejenigen Menschen, die überall in der Gesellschaft und in der Wirtschaft gesagt bekommen, was sie zu tun haben. Der Mensch hat sich dem Produkt und den Produktionsbedingungen und dem, was der (anonyme) Chef sagt, anzupassen. Statt Selbstwertbestätigung gibt es Bestätigungen für das perfekte Produkt, wo keiner der Menschen mehr sagen kann: „Das habe ich gemacht.“ Die Menschen, die sie hergestellt haben, sind die Statisten, die in gleich bleibenden Bewegungen den Produkten Teile anfügen. Menschen werden zu codierten Schablonen mittels Fähigkeiten, die dann ausgetauscht werden, wenn der Firmenchef (oder der Konzern) andere findet, die das Produkt besser und billiger herstellen. Das Produkt ist im Endeffekt toll und wird im Markt gelobt. Dies garantiert den Gewinn für die Firma durch den Verkauf des Produktes. Der Selbstwert fließt anonym in den Mehrwert, der den Teilen durch anonyme Menschen (Schablonen) zugefügt wurden: Menschliche Fähigkeit, Wissen, Lebenskraft und guter Wille gehen unter in ihm. Das Produkt glänzt hinterher auf dem anonymen Markt – aber nicht diejenigen, die es hergestellt haben. Der Mehrwert fließt in den Gewinn für den Unternehmer. Auch er glänzt in der Mitte der Gesellschaft.

Nur ein kleiner Teil von Menschen regiert die Welt und verlängert sich mittels eines Systems, das Menschen sich selbst entfremdet, in die Welt hinein. Es dehnt sich überdimensional aus, beansprucht jeden Platz, jeden Boden und alles Lebendige wie es die übrigen Menschen im gleichen Maße einquetscht in ihre Vorstellungswelt, wie zu leben ist. Das ruft, milde gesagt, Platzangst und Existenzangst bei den künstlich eingepferchten und existenziell reduzierten Menschen wach. Das Kapital wächst und die Besitzer nehmen sich, was sie wollen, weil sie es bezahlen können. Mit dieser aus diesem Wirtschaftssystem entstehenden Angst für diejenigen, die über kein Kapital verfügen, muss man nicht lernen umzugehen, sondern sie muss abgebaut werden durch ein menschengerechtes und kulturell niveauvolles Wirtschafts- und Gesellschaftsleben.

Die vielen Menschen zu verleugnen, ihnen lebenswichtige Bedürfnisse und Notwendigkeiten abzusprechen bzw. sie ihnen zu nehmen, heißt, einen schweren Fehler zu begehen. Sie als Menschen weiter zu demütigen, ist menschheitsgeschichtlich unverantwortlich. Es verstößt gegen die menschliche Natur. Der Mensch muss sich ausdehnen, sich entfalten können, sonst geht er so zugrunde, wie eine Blume, die man in die Besenkammer stellt und erwartet, dass sie blüht. Könnte die Blume sprechen, müsste sie dem Kapitalisten sagen, dass es ihr gut gehe und dass das genau die Bedingungen sind, die sie braucht! Die Blume würde lügen, damit ihr nicht noch das Wasser zusätzlich zum Licht entzogen würde. Daraus lässt sich schließen, dass die Blumen nicht sagen dürfen, dass sie nicht ihrem Wesen gemäß behandelt werden. Denn der Kapitalist will alles im Sinne des Kapitalismus perfekt machen und nicht im Sinne der Blumen. Er will keine Kritik, keine Nörgelei, denn sonst bekommt er Angst. Denn er spürt im Inneren, dass er das, so wie er es tut, eigentlich nicht tun dürfte. Er weiß, dass die Blumen Licht und Wasser brauchen. Er sieht, dass sie nur kurze Zeit blühen und an Kraft verlieren.

Der Punkt ist, Fehler müssen aufgedeckt werden, um ausgemerzt werden zu können. Das liegt nicht im Interesse derjenigen, die aus Fehlern, die vertuscht werden, profitieren. Also wird alles getan, um sie zu verdecken. Dazu greift man zum Mittel der Besprechung des Kapitalismus als prinzipiell gut. Schamanen besingen Menschen, um sie zu heilen. Kapitalistische Ideologie und Selbsterhalt besingen den Kapitalismus, um ihn gut werden zu lassen. Aber er wird dennoch nicht besser.

Im Gegenteil wird mit jeder Verleugnung kapitalistischer Probleme und Fehler, mit jedem neuen Lied, das auf ihn eingestimmt wird, die Quote und Anfälligkeit für Schäden, Verlust und Versagen höher. Also wird lauter gesungen, damit er endlich besser werde. Hilfskonzepte werden ersonnen, um Vorgänge, Schäden und Verluste in der Außenansicht besser erscheinen zu lassen. Die Selbstrettung des Kapitalismus besteht in Selbstbeweihräucherung einerseits und andererseits in Manipulation von Denken und Fühlen derjenigen, die sie glauben sollen. Helfen diese Maßnahmen nicht, treten Kontrollen in Kraft. Bringen diese auch noch nicht das gewünschte Ergebnis, dann werden einzelne Menschen als schädlich dargestellt, die pars pro toto bestraft und verurteilt werden. Hilft diese Maßnahmen nicht, dann..... Ja, was dann?

Geht man in der Gesellschaft hin und entstellt Fehler und korrigiert sie nicht an der Stelle, wo sie entstanden sind, ziehen sie sich ins Leben aller anderen gleich einem Webfehler hinein. Für Fehlererkennung in der Gesellschaft braucht man Spezialisten, auch wenn jeder Mensch für sich genommen ein Spezialist in seinem Leben ist. Vorausgesetzt, er traut seinen Gefühlen, seinem Verstand und seinem Denken, Informationen nach Wahrheitsgehalt unterscheiden zu können. Dies ist im Beruf ebenso:

- Ob in der Rechtswissenschaft ein Weg durch das Innere eines Menschen und das Rechtsgefüge gefunden werden muss

- oder ethisch eine doppelte Motivhaltung und -handlung in der Zweiklassengesellschaft mittels Gesetz aufgedeckt werden muss, um Recht und Unrecht von einander zu trennen, um sie für alle als gleichgültig klar zu stellen,

- oder ob in der Psychotherapie exakt der Punkt gefunden werden muss, der Menschen gesunden und wachsen statt in die Krankheit absinken lässt

- oder den Kriminalisten emotional und mental in die Tiefe menschlicher Abgründe führt, um das Motiv zu ergründen, um damit den Täter identifizieren zu können

- oder den Manager und Finanzexperten, die irgendwann sehen, wie vielen Menschen sie geschadet haben:

Überall ist nur derjenige in seinem Beruf richtig gut (geworden), der dieses Zünglein an der Waage, diesen Zwiespalt (Selbstwert oder Mehrwert) in sich, in seiner Seele mittels seines psychischen Verarbeitungssystems spürte und die daraus zu ziehenden Schlüsse in eine Entscheidung münden ließ, für die er verantwortlich zeichnete. Wenn er einen schädlichen Weg nicht eingeschlagen hat, aber die Erkenntnis in sich fand, dass er an der Wegkreuzung stand und realisiert, wie leicht es auch hätte anders kommen können. Dieses Gefühl wird er nicht vergessen. Er ist zum Wissenden geworden.

Erst dieser Mut zur Wahrheit, bis an den Rand des Möglichen gegangen zu sein, bringt zugleich und im selben Augenblick Lösungen an die Oberfläche – für diesen menschlichen Akt bedarf es aller Kraft und Zuversicht. Erst durch diesen Akt kommt einerseits Mitgefühl in Mensch und Welt. Wer diese Stelle in sich selbst kennt, wird andererseits diese Stelle auch in anderen erspüren − und er weiß, wie sehr man bemüht ist, dieser Stelle in seiner Psyche aus dem Weg zu gehen – dafür muss man schon eine gefestigte Persönlichkeit sein!? Dem ist entgegen zu halten: Jeder fängt mal klein an. Denn für diese Stelle ist es im Kleinen wie im Großen, jung oder alt, nie zu früh oder zu spät. Nietzsche sprach in diesen Zusammenhängen davon, „Gleiches erkennt Gleiches.“ Der Mensch nährt und wächst vor allen Dingen aus einem Punkte: Aus der Bereitschaft, zu üben. Menschwerdung steht mit Herzensbildung in Beziehung. Tritt Intelligenz, Neugierde, Lernbereitschaft und generell Bereitschaft, die Gemeinschaft an Nützlichem teilhaben zu lassen, hinzu, kann es mit der Menschheit bergauf gehen. Zur Wirtschaft und Existenzsicherung wird Menschen dann schon das Rechte einfallen. Schließlich lebt eine große Zahl gebildeter, mit unzähligen Fähigkeiten und Wissen gesegneter und sicherlich auch warmherziger Menschen in der heutigen Zeit.

Wird dieser akupunkturnadelgroßen Stelle in der Psyche, wo sich die Geister scheiden, aus dem Weg gegangen und ständig der alte, immer wieder benutzte Trampelpfad im Kapitalismus eingeschlagen, bleibt alles so, wie es ist – oder wird so, wie man es Oben durch einzelne Mitglieder festgelegt wünscht. Dann werden nur Gier und Gewinnsucht oder andere Süchte aus diesem Punkte der Existenz im Menschen zum Leben erweckt. Dann werden unzählige Menschen erkranken und/oder ihnen wird ein freudloses Leben beschert.

Wird dieser Stelle in der Psyche mit Gleichgültigkeit begegnet und entscheiden Menschen sich für den negativen Weg, brauchen sie innerlich eine Verarbeitungsstation, um sich vor Wirkungen aus ihrer Seele in ihrem eigenen psychischen Haushalt zu schützen. Sie wollen nämlich nicht wissen, dass sie gegen ihre Natur, gegen ihr eigenes menschliches Wesen wie das der andern gehandelt haben. Daraus leiten sich Abwehr- und Verhaltensmuster ab, die sich in Lüge, Verleugnung, Verdrängung, Vergessen und verdeckten Handlungen, aber auch Übersprungshandlungen oder Fluchtwegen äußern können, um vor sich selbst zu beschönigen, worauf die Wahl fiel. Sie konvertieren, verlassen das innere, psychische Feld, den Schauplatz der Entscheidung. Wer diese Weggabelung, die von Gegensatzpaaren wie Gutes/Schlechtes, Böses/Liebes, Wohlwollen oder Missgunst gesäumt ist, jemals bewusst in sich wahrgenommen hat, wird das Wort Gnade und Vergebung verstehen. Ja, er wird noch mehr verstehen: Er weiß um diese Stelle und muss gar nicht mehr darüber nachdenken. Er trägt sie in sich. Auch im Herzen. Er hat eine Grenze gezogen, die zwischen gut und schlecht, Recht und Unrecht, Lüge und Wahrheit unterscheidet. Auch wenn Ausgangslagen schwierig, unübersichtlich und detailliert zu klären sind, wird das Wissen um diese Stelle in Psyche und Seele wie ein Licht in der Nacht oder wie eine Kompassnadel die Richtung angeben, in die Menschen sich bewegen. Der Zwischenraum zwischen den Gegensätzen ist ein schmaler Grad – und flösst Demut ein. Wer an diese haarfeine Gablung gelangt ist, und sich falsch entschieden hat, wird erkennen, wie blind er für sich selbst und für andere war. Umso mehr, wenn er eine schlechte Wahl getroffen hat. Wie viel Scham aus Tiefen aufsteigt, die vorher nicht einmal geahnt wurde, kann nur ermessen, wer diesen Punkt gefühlt hat und sich von diesen Gefühlen (hoffentlich) bekehrt fühlte – dennoch: Scham wandelt sich in dieser Wahl zur Wahrheit und bei Bekenntnis und Eingeständnis des Fehlers zum Charme: Der Mensch wird im Bekenntnis klein und zeigt Größe. Wie jämmerlich wirken dagegen Lüge und Vertuschung, die von anderen Menschen ebenso in der Maskerade der Vertuschung gespürt wird wie Wahrheit in der Aufrichtigkeit und weiter im Tragen von Verantwortung.

Diese in sich selbst zu erringende Grenze gibt Sicherheit und Kraft, sich tagtäglich wieder mit den Handlungen, Symptomen oder Straftaten von Menschen auseinanderzusetzen. Aus diesen fundamentalen Auseinandersetzungen über Moral, Ethik, Recht und Unrecht – zunächst im familiären Milieu, dann im sozialen und gesellschaftlichen Umfeld und schließlich in der gesamten Atmosphäre, die die Welt insgesamt umspannt und prägt – ergibt sich das von Freud benannte und beschriebene „Über-Ich“. Das Über-Ich erzieht und leitet Menschen durch das Leben mittels Verinnerlichung der jeweils vorherrschenden und tradierten Werthaltungen und Wertzusprechungen – und durch die verschiedenen Formen von Wirtschaft in psychosozialer und familiärer Kultur.

Nun stelle man sich einmal vor, ein Mensch hat dieses Tal der Versuchung für sich durchschritten und ist auf einer grünen Wiese gelandet und erlebt im Laufe seines Lebens, dass sich plötzlich völlig andere moralische Gesetze bezüglich Gut/Schlecht, Recht und Unrecht entwickeln und nun derjenige, der mit der größten Kaltblütigkeit gegen seine eigene wie generell gegen die menschliche Natur vorgeht, Anerkennung, Bestätigung und zusätzlich Geld erhält! Und als ob das nicht schon genug wäre, wird denjenigen, die sich innerlich prüfen, gesagt, ihr seid die Dummen, wenn ihr euch so wie bisher entscheidet! Unnötig zu betonen, dass daraus wieder der ursprüngliche Zwiespalt innerlich geweckt wird und darauf lauert, sich diesen inneren Konflikt mit seinen Konsequenzen noch einmal anzusehen. Denn als Krönung wird denjenigen gesagt, die sich im Sinne der Wohlgesonnenheit Menschen gegenüber verhalten, sie sollen den Mund darüber halten, weil sonst das Kapital schmelze! Konsequenz war und ist, dass es nun zwei ethische Ordnungen gibt, die jeweils moralische Handlungen abdecken: Einmal für Menschen mit Kapital und einmal für Menschen ohne Kapital. So einfach ist das, Macht auszubauen. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: a) alle halten sich an diese neue Regel und sehen in der Folge, welche Katastrophen aufgrund dessen passieren und wer Vorteile durch sie erfährt oder b) einige halten sich nicht daran und bekommen Probleme, setzen sich wie auch immer gearteter Kritik von Oben aus. Nachfrager werden klein gehalten. Ihnen wird der Boden entzogen.

Wenn das Ich gesellschaftlich nicht lernen kann, weil Fehler verdeckt bleiben sollen, wird sich das Über-Ich der Menschen entweder sehr genau und streng verhalten, dass das Ich sich ihm gemäß verhält. Entweder der Mensch wird schweigen, weil das Ich beschließt, „das scheint der Realität angemessen zu sein und sichert mein Leben oder Überleben.“ Dieser Mensch hat Angst vor Auseinandersetzungen und verhält sich angepasst. Das mildert einerseits die Angst, die ausgelöst würde, wenn er sich zur Wehr setzte oder sich zu Wort meldete. Er zieht sich zurück in der Gesellschaft und wartet auf bessere Zeiten. Andererseits bedeutet es oftmals, dass diese Menschen Gefahr laufen, krank zu werden. Sie realisieren nicht, dass sie selbst eingewilligt haben, Selbst und Existenz zu schmälern. Sie reduzieren sich freiwillig. Täten sie es nicht, wäre die Angst vor Sanktionen größer. Der Körper drückt dennoch in Symptomen aus, was das Ich des Menschen sich selbst verheimlichen möchte.

Oder das Ich wird sich zu Wort melden, weil es spürt, es kommt innerlich mit seinen Grundsätzen des Über-Ichs in Konflikt. Dieser Mensch fühlt, er kann so nicht vor sich selbst bestehen, kann sich nicht mehr im Spiegel anschauen. Alles was zu seinem Leben gehört erscheint ihm nicht so wichtig, wie dieser Punkt in seiner Psyche, den es in einer Gruppe oder Gesellschaft zu klären gilt.

Natürlich gibt es gleichfalls Abwehrstrukturen, die streng aufpassen, dass das Ich nicht zur Erkenntnis kommt, dass das Ich gegen das Über-Ich handelt. Es muss also demgemäß etwas dazwischen geschaltet werden. Ein Polster, das den Konflikt zwischen,

der Verstand sagt, das habe ich gemacht und

das Gewissen sagt, dass kann ich nicht gemacht haben“

besänftigt. Nietzsche ließ diesen Konflikt so ausgehen, dass er sagte: Endlich gab das Gewissen nach. Weil oftmals Konflikte in Menschen so ausgehen, dass man es nicht gemacht hat, werden Fehler nicht entdeckt. Sie verschwinden irgendwo in der Psyche in vielfältigen Variationen der Abwehr von Über-Ich-Ansprüchen.

Eine beliebte Abwehr ist die Umdeutung der Realität. Dasjenige, was eigentlich schlecht ist, sich ungünstig auf den Menschen auswirkt, wird als gut gedeutet. In dieser Hinsicht greift nun die Ideologie des Kapitalismus ein und hilft nach. Es werden Interpretationsvorlagen gegeben, die geschickt Fakten und Informationen umdeuten. Oder es wird ein breites Meinungsspektrum dargelegt, wo Menschen dann abwinken und sagen: „Wenn das so komplex und unübersichtlich ist, glaube ich mal, dass in dieser Hinsicht keine klare oder wahre Aussage gemacht werden kann. Da halt ich mich raus!“ Sie nehmen an, dass sie selbst nicht in der Lage sind, zu beurteilen, was richtig oder falsch, wahr oder unwahr ist. Der Verstand des Kapitalismus, die Ideologie, zeigt ihm, wie er entweder selbst gar nicht mehr darüber nachdenkt oder die Meinung des Kapitalismus und seiner Stellvertreter annimmt.

Der Mensch glaubt es dann einfach, dass es so ist, wie man es offiziell verlautbaren lässt.

Der Mensch glaubt dann auch nicht mehr seinen Gefühlen, die ihm sagen, „Oh, oh, da muss ich aber schön aufpassen!“

Das menschliche Gefühl wird zweifach zum schweigen gebracht: Einmal durch den Verstand des Kapitalismus, durch sein Ich in Form von Manipulationen, Verdrehungen und Halbwahrheiten. Zusätzlich mit der beliebten Aussage, Gefühle seien trügerisch und Frauensache. Frauen haben trotz anders lautender Statements nicht wirklich politische Relevanz. (Diese Aussage kann auf dieser Ebene jederzeit durch das Ich des Kapitalismus widerlegt werden, weil man auf Vorzeigefrauen verweisen kann). Diese Maßnahmen des kapitalistischen Egos unterstützen den Menschen Unten, für richtig zu befinden, was eigentlich nicht richtig im Sinne des Menschen ist.

Wenn Fehler nicht entdeckt werden, kann der Mensch und die Welt sich nicht ändern. Fehler sind das Salz in der Suppe und werden es bleiben. Werden sie nicht nur nicht entdeckt, sondern zusätzlich als nicht vorhanden deklariert, wird es gefährlich. Denn mit jedem Fehler, der vorsätzlich zugedeckt und verleugnet wird, mehrt sich Schädlichkeit für Menschen. Der einzelne Mensch oder Gruppe oder Gesellschaft ist dann nicht mehr auf dem Stand seiner Zeit, nämlich da, wo er MENSCHLICH sein könnte. Zugedeckte Fehler werden dann also einer anderen Funktion zugeführt, als sie vom sachlichen Zusammenhang her tatsächlich haben. Dies bedeutet, wenn es einem Menschen nur und ausschließlich primär um Mehrwert, Kapital und Gewinn geht, verleugnet er Interessen des menschlichen Wesens als Gemeinschaft.

Wird ein Mensch getroffen, werden alle getroffen. Wird ein Mensch stellvertretend für eine unbekannte Menge anderer Menschen bestraft, werden die anderen sich daran orientieren. Der Mensch ist ein Herdentier. Im Oktober 2008 ist diese Aussage, „der Mensch ist ein Herdentier“ wieder interessant geworden. Denn unzählige Menschen müssen nun Glauben, was über die Gegenmaßnahmen zu den negativen Auswirkungen der amerikanischen Börsen gesagt wird.

Das Geld der Sparer ist angeblich dreifach gesichert in Deutschland. Aber die „kleinen Sparer“ stellen nur 1% des ersparten Geldes in der Gesamtbevölkerung – der größte Batzen betrifft Menschen, die viel Geld und Kapital haben. Dass wird nun gesichert. Es geht nicht um die kleinen Sparer, es geht um die Kapitalbesitzer, die beruhigt werden sollen und die das Geld nicht außer Landes bringen sollen.

Festzuhalten ist, das Aufdecken von Fehlern ist existenziell wichtig, egal „wie blöd die Frage eines Unwissenden ist, um zu verstehen, was vor sich geht!“

Insofern ist wahrheitsgemäße Bestandsaufnahme Voraussetzung für das Finden von Fehlern und der dann anschließend notwendig durchzuführenden Korrektur. Hierbei ist wiederum existenziell wichtig, was der wichtigste Wert einer Gesellschaft ist. Handelt ein Mensch aus Eigeninteresse und verkauft im großen Maßstab Gammelfleisch, um aus wenig Qualität maximalen Gewinn zu erzielen, wird er im Falle des Auffliegens seiner Absichten, darauf bedacht sein, herauszufinden, welchen Fehler er gemacht hat, dass das aufliegen konnte! Das ist nun aber nicht als Fehler im Sinne derjenigen zu verstehen, die an dem Fleisch erkrankt und geschädigt worden sind! Die Schädigung geht tiefer, als die TATSACHE, Gammelfleisch gegessen zu haben. Sie geht direkt in die Tiefe des Kapitalismus und zeigt, dass Gewinn mehr bedeutet und wert ist, als Menschen. Der Körper und die Psyche dieser Menschen werden geschädigt, wie das individuelle menschliche Wesen insgesamt gedemütigt ist und zusätzlich alle Menschen, die davon erfahren. Es resultiert Misstrauen aus dieser Tat, und das für viele und nicht nur für die Opfer.

Will man positive Veränderung, muss eine Bestandsaufnahme mit analog passenden und sensiblen Werkzeugen her. Will man dann auch noch aussortieren und reinigen, sind einwandfreie und passende Ordnungsraster und Reinigungsmittel absolut notwendig. Denn: Einen Teppich mit Glasreiniger zu behandeln, zerstört den Teppich, wie Teppichschaum die Fensterscheiben verschmiert. Kenntnisse zu Material und Eigenschaften sind unabdingbar. In den vorliegenden Zusammenhängen heißt dies: Was in einem Bereich zu diskutieren ist, um zu guten Lösungen zu gelangen, verbietet sich völlig in einem anderen. Beispiel: Wenn die Mehrzahl der Menschen ein kapitalistisches Wirtschaftssystem in der Demokratie wünschen, ist das eine Sache, die diskutiert werden kann unter der Perspektive, ihn menschenfreundlich, so weit dies möglich ist, umzubauen. Wenn aber die gleichen (kapitalistischen) Prinzipien auf das Gesundheitswesen angewandt werden, um sie in eine Gesundheitswirtschaft umzuwandeln, ist dies eine völlig andere.

Im Falle, positive Veränderungen für Menschen herbeiführen zu wollen, müssen Bestand, Fehler und Reinigungsmittel zusammenpassen, sonst gibt es Murks.

Menschen sind nicht wie tote Gegenstände zu codieren und irgendwo hin zu stufen, und wieder herauszuholen, wenn man sie wieder braucht. Menschen sind keine Waren und folgerichtig menschlich zu behandeln. Dafür muss man wissen, wie Menschen funktionieren.

Menschen funktionieren über Gefühl und Denken. Nimmt in einer Kultur ein Teil der Menschen, zum Beispiel Politiker oder Wirtschaft, die Notwendigkeit von Denken ab und denkt für diese Menschen und sagt ihnen, was sie denken sollen, wird das Denken, Verantwortungsnahme und Gefühl abgeschafft. Ein Mensch kann für einen anderen Menschen nur in eng umschriebenen Grenzen Verantwortung übernehmen, aber nicht generell und schon gar nicht für sein gesamtes Leben. Denn jeder Mensch hat in sich eine eigene kleine Welt, die auf Fühlen, Denken und Verantwortungsnahme aufgebaut ist, wie ich oben anhand von Ich und Über-Ich aufzeigte.

Sagt man Menschen, das, was du fühlst ist nicht richtig, obwohl es richtig ist, werden sie langsam aber sicher verrückt werden und/oder sich nichts mehr zutrauen. Wie gut kennt man dieses Verhalten Kindern gegenüber, die Situationen beobachten oder mitbekommen, und die Erwachsenen deuten den Kindern dann die Situation und das Wahrgenommene um. Oder Erwachsene erpressen Kinder.

Beispiel:

Da klettern einige kleine Mädchen über den Zaun ins Freibad. Der Wärter beobachtet dies und schnappt sie sich. Er nimmt sie mit in sein Wärterhäuschen und fordert sie auf, die Höschen auszuziehen, betatscht sie unsittlich, haut ihnen auf den Popo und schärft ihnen ein, keinem Erwachsenen etwas davon zu erzählen. Denn, wenn sie dies täten, dann würde er die Polizei holen und dann würden sie hart bestraft werden. Eines der betroffenen Mädchen begegnete diesem Mann in späteren Jahren wieder, als sie schon eine hohe Position bekleidete. Der ehemalige Wärter war nun Portier. Sie nahm immer einen Weg, der sicherstellte, ihm nicht zu begegnen. Emotional war sie immer noch auf dem Niveau des kleinen Mädchens, hatte immer noch Angst, erwischt und bestraft zu werden. Hätte sie ihrem Chef gesagt, er solle diesen Mann entfernen, hätte er dies sicherlich getan. Aber sie sagte kein Sterbenswörtchen, weil die Scham über das, was ihr widerfahren ist in ihrem Inneren ihren Mund verschloss. Das ist bis heute so geblieben. Anderes Beispiel: Erwachsene verführen Kinder. Ein Kind bekommt immer wieder kleine Geschenke und Süßigkeiten von einem Onkel. Das kleine Mädchen hat sich diese Süßigkeiten stets selbst aus den Hosentaschen des Mannes herauszufischen. Das ist dem Mädchen, ca. 5 Jahre alt, widerlich, aber natürlich möchte sie auch die Überraschungen... Dieser Spagat zwischen Anziehung der Überraschung und Abstoßung, um an die Überraschung heranzukommen, dauert vielleicht ein Jahr. Dann endlich erzählt sie dies der Mutter, die dann Gott sei Dank den gleichen Entschluss gefasst hat: „Nein, mit dem Onkel wollen wir nichts mehr zu tun haben...!“ Die Mutter klärt aber die Zusammenhänge nicht auf und stellt auch keine Anzeige gegen den Mann.

Oder Menschen, die sich nicht mehr zu Wehr setzen, äußern sich nicht, was sie zu einer Sache denken und fühlen, weil sie schon im Vorhinein wissen, dass sie nichts damit erreichen. Wie zum Beispiel, Kinder, die in der Schule durch Lehrer nicht gut behandelt wurden und die Eltern hörten ihren Kindern nicht zu und bestätigten durch ihre Ignoranz das Fehlverhalten anderer Erwachsener, worüber die Kinder sich beklagten. Kinder erlebten dies nicht selten so, dass es sowieso keinen Zweck hat, etwas zu sagen. Erlebten zu Demütigung, Schlägen und Missbrauch auch noch den Vertrauensverlust in ihre Eltern.

Dennoch werden Kinder immer wieder anfangen, Fragen zu stellen. Da ergibt sich dann eine andere Frage: Gibt es dann in Familien und der Gesellschaft auch jemanden, der wahrheitsgemäß antwortet?

Dass ich diese Beispiele aus der Kinderzeit nehme folgt dem Ausspruch: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr!“ Es geht hier um Unterordnung, die mittels unterschiedlicher Mittel in Kindern Angst erzeugt, und die bis ins Erwachsenenalter wirkt. Die Missbrauchsdebatte setzte eine Welle von weiteren Missbrauchsanzeigen, die mit der Anzeige des Schulleiters des Canisius Kollegs in Berlin begann, in Deutschland frei. Diese Menschen werden in unterschiedlichem Ausmaß unter dem, was ihnen geschehen ist, leiden und – haben geschwiegen. Dieses Schweigen hat Gründe. Je jünger die Kinder sind, die Missbrauch, Gewalt und Vergewaltigung erlebt haben, desto besser lassen sie sich leiten und führen. Sie werden gehorsam. Sie tun, was man von ihnen verlangt – zu groß ist die Angst vor Bestrafung: und das, bis ins Erwachsenenalter hinein. Die Angst hört nicht auf, auch wenn sie älter sind und sich in völlig anderen Situationen befinden und ihr Kopf ihnen sagt, dass ihnen das, was ihnen widerfahren ist, nicht mehr widerfahren wird!

Bläut man Menschen ein, sie seien dumm, werden diese nicht mehr fragen, weil es dumm sein könnte, Fragen zu stellen. Sie werden so tun, als wüssten sie und wissen dennoch nicht.

Diese Unart, zu behaupten, man denke für andere Menschen, wisse, was sie wollen und fühlen, sind schwere Fehler, die korrigiert werden müssen! Eine Gesellschaft funktioniert nur solange einwandfrei, wie jeder Mensch in ihr frei denken, fühlen und sprechen sowie Fragen stellen kann, die nach Sach- und Kenntnisstand ordentlich, angemessen und wohlwollend beantwortet werden. Denn die Antworter sind sich bewusst darüber, dass eine Gesellschaft nur dann menschlich Fortschritte machen kann, wenn realisiert wird, dass die oberflächlichste und dümmste Frage ausgerechnet zu einer Stelle führen kann, die der Korrektur bedarf. Ich weiß wovon ich spreche.

Meine aus meiner Sicht „dümmsten“ Fragen haben nicht wenige Menschen immer wieder in Bedrängnis gebracht. Zum Beispiel meine Rechtsanwältin, die einen Prüfauftrag zur Gründung meiner GmbH erstellte. Da ich nun von diesen Dingen überhaupt keine Ahnung hatte, ging ich also völlig unbelastet in einen Buchladen und fragte die nächst beste Verkäuferin: „Ich suche ein Buch zu dem Thema ‚GmbH-Gründung für Dumme’!“ Sie schaute mich verdutzt an und sagte: „Moment mal!“ In der Tat konnte sie mir ein einfach aufgebautes und leserliches Buch diesbezüglich verkaufen. Ich arbeitete mich also ein, um irgendeinen Wissensstand zu haben, der Fragen zu stellen überhaupt erst einmal erlaubte. Die Antworten meiner Rechtsanwältin waren oftmals sehr unbefriedigend und sie musste mal genauer hinsehen, wie die Gründung, gestützt auf geltendes Recht, aussehen musste.

Zum Abschluss dieses Kapitels ist also festzuhalten: Verlässt du dich auf andere, bist zu verlassen. Daraus ist zu lernen. Eine Gesellschaftsform oder ein politisches System ist demgemäß demokratisch so aufzubauen, dass Menschen lernen können und wertgeschätzt werden. Aktuelles Beispiel für das hier Gemeinte bietet der fürchterliche und grauenvolle Ausgang der Love-Parade am 24.7.2010 in Duisburg: Es gab im Vorfeld der Veranstaltung von vielen Seiten Kritik an der Wahl des Ortes und vor allen Dingen des Zugangs zum Gelände der Love-Parade. Veranstalter und Oberbürgermeister haben Kritik im Vorfeld bezüglich der Veranstaltung in den Wind geschlagen. Heute (26.7.2010) teilt die Staatsanwaltschaft Duisburg mit, dass die Zahl der Verletzten deutlich gestiegen sei:

„Nach neuen Erkenntnissen wurden 511 Menschen verletzt, wie der Sprecher der Duisburger Staatsanwaltschaft, Rolf Haferkamp, mitteilte. 42 Menschen wurden demnach auch zu Wochenbeginn weiter in Kliniken behandelt, ein Opfer schwebte in Lebensgefahr.

Die neuen Verletztenzahlen beziehen sich nach Angaben der Duisburger Polizei auf die gesamte Dauer der Loveparade vom Samstag. Bei einer Massenpanik während der Techno-Parade waren 19 Menschen getötet worden. Die Zahl der Verletzten hatten die Behörden am Wochenende noch mit mehr als 340 angegeben. Auch hatte es am Montag zunächst geheißen, keiner der Verletzten schwebe mehr in Lebensgefahr. Zudem sind offiziell noch 1138 Menschen als vermisst gemeldet. Die Polizei habe erst die Hälfte der 2367 gesuchten Personen ermitteln können, teilte die Pressestelle mit. 40 Beamte seien damit beschäftigt, die Vermisstenanzeigen abzuarbeiten.“ (t-online.de: „So kam es zur Katastrophe im Tunnel.“)

Vom Gefühl her hatten viele Menschen im Voraus geahnt, dass dieser Ort Tote bringen wird. Nun soll es Monate dauern bis die Hintergründe und Umstände mittels Zeugenbefragungen geklärt sein werden: bis Verantwortlichkeit, die bisher niemand von den Verantwortlichen zeigte und übernahm, sich im Wind zerstreut hat? Die Frage ist doch, was das Motiv war, die Veranstaltung trotz massiver Kritik von Expertenseite stattfinden zu lassen: Geld? Ruhm?

Weiter ist festzustellen, dass die Kritik aus dem Vorfeld doch bei den Besuchern zu der Annahme führen musste, Veranstalter, Stadt und Sicherheitskräfte hätten sich verschärft dem Thema Sicherheit zugewandt und es könne letztendlich dann doch gut verlaufen – das aber war ein Irrtum. Man setzte offenbar ganz bewusst darauf, dass es trotz Kritik doch gut gehen wird: also a là „weil es geht...weil die Menschen ja trotzdem kommen....“ Von Interesse wären an dieser Stelle noch die Gewinne des Veranstalters... Der Ruhm für den Oberbürgermeister ist (vorläufig) dahin...

Selbstwertgefühl ist weder wirtschaftlich anonym weiter durch Mehrwerterschaffung abzubauen, noch sind Menschen zu missbrauchen, ob als Kinder oder später in Arbeitsverhältnissen, noch durch Politik und wirtschaftliche Einflüsse (und Macht) oder kulturellen Veranstaltungen in ihren psychischen Funktionen so zu manipulieren, dass sie in die Irre geführt werden. Sprich, ihnen selbst als erwachsene Menschen werden eigene Erfahrungen und/oder Situationen anders interpretiert und erläutert, als sie tatsächlich erfahren werden und sind. Dies gilt nochmals auch für den Ablauf der Love-Parade 2010! Die Toten sind zum Mahnmal geworden. Den betroffenen Familien gilt meine tiefe Anteilnahme.

Ärzte der Kultur statt Manager in der Kultur - Die heillose Kultur - Band 1.2

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