Читать книгу Ärzte der Kultur statt Manager in der Kultur - Die heillose Kultur - Band 1.2 - Dr. Phil. Monika Eichenauer - Страница 9

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Die Gedanken sind frei! Die Einladung zur kostenlosen Nutzung geisteswissenschaftlichen Gedankengutes

Produkte aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich stehen generell auf einer äußerst niedrigen Honorarstufe – falls überhaupt irgendetwas gezahlt wird. Gedankenklau und Schmücken mit fremdem Gedankengut gehören mittlerweile zu den Selbstverständlichkeiten im Kapitalismus. Wen wundert es da, wenn sich die Studenten ganze wissenschaftliche Arbeiten aus dem Internet down laoden. Plötzlich wird dann doch mal bundesweit überprüft, wer denn eigentlich selbst gedacht, gearbeitet und geschrieben hat. Man fragt sich, ob diese Kontrollen wiederum nur der Legitimation jener gesellschaftlichen Praxis dient, die allerorten unausgesprochen läuft: Klau den Gedanken, das System, die Arbeit, die Idee – wer will schon wissen oder gar sagen, woher sie stammen! Das muss erst mal einer beweisen!

Die Kapitalisten schmückten sich schon immer gern und ausführlich mit hellenischem Gebaren und Gesten in und aus Kunst und Kultur – da nimmt man gern die Produkte der heute mit und aus dem Geist Lebenden hinzu. Man hält sie sich wie die Hofnarren, lässt sie vortragen, singen und malen – und behält schön für sich, was man möchte: oder vermarktet sie kurzer Hand, damit sich auszahlt, wo man großzügig hinein investiert. Schließlich hat diese kreative Gruppe nicht viele Möglichkeiten zu reagieren; denn ohne Geld keine Macht. Das Grundmotiv des Kapitalismus ist, wie der Name schon sagt, Kapital, dass man braucht und haben will, damit dieses System leben kann.

Ohne Moos ist im Kapitalismus nichts los, wie man nun anschaulich in Städten und Leben von Menschen verfolgen kann. Gier ist die substantivierende Triebfeder und Spaltung das passende Werkzeug, um ihn erblühen zu lassen. Manipulation und schöne Worte als Balsam, um ihn, den Kapitalismus, als gut und erstrebenswert mit höheren Werten dekoriert gesellschaftsfähig im Licht erscheinen zu lassen. Wenn man etwas umsonst oder nur für schöne Worte und gute Aussichten haben kann, dann greift man doch zu! Schließlich stehen und hängen die Gedanken und Ideen ja oft einfach so herum, oder man lädt mal eben so einen Vertreter der Geisteswissenschaften zum Interview ein, dann bekommt man frei Haus, was man braucht. Die gesellschaftliche Rangordnung ist damit abermals eingehalten. Kapitalisierung steht an erster Stelle und wird verbissen gehütet. Alles andere ist nachgestellt. Die Geisteswissenschaft ist untergeordnet und hat nach dieser Pfeife zu tanzen. Frei nach dem Motto: „Das Wort will Fleisch uns werden.“

Insbesondere in den vergangenen fünfzehn Jahren hat man sich jedoch anders besonnen und seine eigenen Geisteswissenschaftler herangezüchtet: Journalisten, Medienwissenschaftler, Fernsehmoderatoren, PR-Berater und andere im Bereich „Medien“ Tätige. Ehemals scheu gestreifte existenzielle Ängste eignen sich inzwischen bestens in Form genereller Armutstendenzen und Verarmungswahn zur Grundlage aller möglichen Sendungen des sonntäglichen, mittäglichen oder generell des abendlichen Unterhaltungsprogramms. Probleme, Krisen, Ängste und Nöte degenerieren zum erfolgreichen Broterwerb der Moderatoren, wirken aufgeschäumt wie Milch für den Capuccino und am Ende der Sendung stellt man fest, es handelte sich um kalten Kaffee auf den der Milchschaum gesetzt wurde. Bundesweit wird in 90 Minuten einerseits Elend, Not und andererseits Grandiosität und Luxus variiert und unter verschiedenen Überschriften zusammengefasst in Wort und Bild gesetzt – letztendlich nicht für diejenigen, um die es beim Thema der Sendung geht. Für die Betroffenen ändert sich in der Regel nichts – aber für den Moderator des Themas und den Betreiber der Sendung. Der Beigeschmack „gut, dass man mal drüber gesprochen hat“ konzentriert sich am Ende der Sendung in: „Deutschland kann sagen: Wir verheimlichen nichts, wir decken auf und machen alles besprechbar – wir sind Demokraten und Humanisten. Auf Anhieb gelingt es, Beiläufiges vom Wesentlichen zu trennen – und das Beiläufige im Mittelpunkt des Interesses landen zu lassen. Wäre dem nicht so, würden Konsequenzen folgen, die für alle spürbar wären. Dem ist aber nicht so: Da lässt sich fragen, wofür pseudo-politische Veranstaltungen moderiert werden? Zu welchem Zweck? Sicher können Themen konzentriert und der ein oder andere Politiker oder das Vorstandsmitglied konfrontiert werden: Man übt öffentlich Druck aus, macht „Meinung“ öffentlich – aber ist das Politik? Ist das Aufgabe von Moderatoren? Oder übernehmen Moderatoren inzwischen politische Hilfsfunktionen? Brechen sie gar mit derartigen Sendungen die Spitzen der Brisanz ernster Problembereiche und Krisen? Stehen Moderatoren funktionell als politische Stellvertreter, um Fühlen, Denken und Handeln der Bürger zu prägen? Kanalisieren sie Meinung, Richtung und Politik? Oder wird diese Politik des nicht Durchgreifens und Entscheidens gerade durch diese ewig wiederkehrende Konfrontation ohne Konsequenz ebenso gestützt wie das System des Kapitalismus insgesamt? Spiegeln diese Sendungen eigentlich nur wieder, was Bürger seit Jahren erleben: Sie regen sich über Entscheidungen und Tatbestände auf – aber nichts passiert! Da bietet sich doch an, zu fragen, warum so ein „Korruptionsladen“ wie Siemens nicht kurzerhand geschlossen wird. Etwa weil dann noch weniger Arbeitsplätze in Deutschland da wären? Das Argument kann eigentlich nicht mehr ziehen – weil kein Mensch weiß, wie viele Arbeitsplätze noch eingestrichen werden in den nächsten Jahren, um deshalb auf Konsequenzen hinsichtlich unlauteren Geschäftsgebaren zu verzichten. Firmenenteignung scheint nach Verstaatlichungsabsichten bezüglich der Banken nun nicht mehr fern. So schreibt Mark Schieritz im Rahmen der Bankenkrise: „Das sollten all jene bedenken, die jetzt die Gunst der Stunde nutzen wollen, um die immer schon beabsichtigte Verstaatlichung der Wirtschaft voranzutreiben.“ (2008, Titelseite)

Könnten Arbeiter und Angestellte unter eigener Führung Betriebe leiten? Oder ist neben den Verstaatlichungsabsichten besser zu fragen: „Oder müssten Arbeiter und Angestellte unter eigener Führung Betriebe leiten können?“ Dass Niemand Verstaatlichung will, muss nicht debattiert werden. Offenkundig wird aber beim differenzierten Fragen, dass Richtung und Ziel fehlt. Es fehlt ein neues Modell Zukunft, das in der Gegenwart direkt anfangen müsste. Es fehlt eine Idee von kultureller und wirtschaftlicher Gemeinschaft für Menschen, die nicht bereits hohl und leer wie eine abgestreifte Hülle am Boden liegt und den Erfahrungsschatz von Menschen bezüglich Wirtschaft mit Enttäuschung abgedeckt hätte. Es fehlt Lebendiges, Begeisterndes neben all’ dem Übel, das es zu beklagen gibt.

Was will man? Wo will man hin? Was kann Orientierung bieten? Wo ist das Geländer, das Menschen zum sicheren Boden ein Geleit gäbe? Menschen sind seelisch angefressen, psychisch fix und fertig zu Recht gestutzt und körperlich der Abwehr beraubt und scheuen so den Blick in den Spiegel. Nach den Ereignissen auf Managementebene, Globalisierungsstrategien und den Konsequenzen für die breite Masse müssten mal völlig neue Maßnahmen angedacht werden – denn die bisherigen Maßnahmen der Bekämpfung von Unrechtverhalten und Förderung von Gerechtigkeit müssen als gescheitert angesehen werden.

Manager und Banker haben keine Verantwortung für Menschen übernommen. Das ist nicht ihr Gebiet, damit haben sie nichts zu tun. Sie sind die Spezialisten, die Fachidioten, die nicht wissen, wie man auf dem Parkplatz am REWE einen Einkaufswagen aus den Ketten befreit. Wie soll man von ihnen verlangen, nun plötzlich zu wissen, wie man Menschen aus Krisen befreit und das menschliche Wesen für ein lebenswertes Leben rettet? Sie haben nicht einmal für die eigene Bank, geschweige denn für andere Banken in der Finanzwelt Verantwortung übernommen oder auch nur ansatzweise Zusammenarbeit geprobt. Nichts! Bei einem Motto wie, Konkurrenz und Wettbewerb belebt den Markt und Leben, erklärt sich dieser Mangel von selbst. Offenbar kennen sie nicht einmal den Boden, auf dem mit Millionen und Milliarden hantiert wird und wurde. Das muss nun mal geglaubt werden! Dann muss aber auch akzeptiert werden, dass es Fachbereiche gibt, die sich diesbezüglich besser auskennen! Denen muss dann gesellschaftlich auch Kompetenz zugesprochen und Handlungsfreiheit wie das notwendige Geld gegeben werden, damit sie notdürftig zumindest schon mal eingreifen und für Schadensbegrenzung sorgen können! Aber da lauert die Angst des Missbrauchs, der durch diese Psychotherapeuten, Sozialarbeiter und Ärzte, denen die bodenlose Gier nachgesagt wird, ungewiss im Bodensatz der Oben- und Politik-Psyche.

Steuerzahler und Mensch hat für Schäden aufzukommen und sie auszubaden, folgt man Politikern. Je mehr wirtschaftlicher und unternehmerischer Schaden und je mehr Schulden desto eher tritt der Staat ein. Diese Entscheidung muss man erst einmal den Bürgern verkaufen. Es funktioniert: Wenn der Staat sagt, es geht nicht anders, dann muss der Bürger dies glauben. Die Banker und Manager haben ihre finanziellen Polster und der Bürger muss auf Jahrzehnte die Schäden abarbeiten und bekommt dann als Belohnung entweder weniger Lohn oder verliert die Arbeit. Das ist verkehrte Welt. Diese Welt bildet sich in der Seele, der Psyche und den Körpern von Menschen ab und wird in Krankheiten eingefroren, weil man nicht mehr weiß, wie damit noch seelisch und psychisch umgegangen werden und was man noch und an Sorgen und Problemen denken und mittels eigener Abwehrstrukturen ablenken soll. Am besten spricht es keiner an oder aber ganz viele. Denn dann strömt langsam die Luft heraus und es geht weiter durch ein Leben wie bisher, das vom Tunnelblick auf Kapitalgewinn einerseits und andererseits Miete und Nahrung bezahlen können, getrimmt ist.

Warum nicht mal völlig gegen den Strom handeln, könnte man doch mal denken: Das, was der Staat den Banken hinterher schmeißen will an Milliarden, an die Bürger verteilen und menschenfeindliche, hochkarätig bezahlte Banker und Manager des Landes verweisen? Wie heißt es so schön: No risk, no fun! Dazu müsste man aber erst mal wissen, was mit „Land“ und „Deutschland“ gemeint ist! Denn Banker und Manager haben nicht nur ein Land, in dem sie leben, so wenig, wie sie nur ein Haus oder ein Auto besitzen.

Kleinfeld meinte, wie Sie sich sicherlich erinnern: „Work hard, win big, have fun.“ Menschen in Deutschland haben immer hart gearbeitet. Aber sie haben keinen Gewinn bekommen und die Freude ist ihnen genommen, ihr Vertrauen missbraucht und ihr Herz gebrochen worden. Sie dürfen nun froh sein, zu behalten, was sie haben: Das Hemd am Körper, ihre menschliche Existenz wird ihnen genommen. Ich finde, nun wäre endlich „mein“ amerikanischer Spruch fällig: „Break the rules, have the fun, stay the pain.“ Die Gegenwart und mit ihr die Pleiten sind keine Interpretationssache mehr. Sie sind Realität. Wird man nun eine Sendung erfinden a lá Monopoly, um den deutschen Bürger aufzuklären, wie es im Bankenleben zugeht? Soll der Bürger, der ständig und stets die Verantwortung zugeschoben bekam, nun dazu lernen und weiter die Schäden bezahlen? So, wie Bildung in allen Variationen im deutschen Fernsehen beinah jeden Abend mit Abfragen von Wissen gestaltet wird, das man für das gegenwärtige Leben in Deutschland mit an statistischer Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht braucht: „Wie schlau ist Deutschland?“ (ZDF, 8.10.2008)

Deutschland scheint „sehr schlau“ zu sein, wenn man sich die neueste Statistik anschaut. Migranten mit Abitur, so die Überschrift: „Kinder von Einwanderern erreichen häufiger das Abitur als deutschstämmige Gymnasiasten. 2006 hatten 21 Prozent der betroffenen Zuwanderer das Abitur, aber nur 18 Prozent der Nicht-Migranten, teilte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler, gestern in Berlin mit. Damit kehre sich der Trend um, dass Kinder nichtdeutscher Herkunft in der Bildung benachteiligt sind.“ (Ruhr Nachrichten, 8.10.2008). Die Migranten lesen vermutlich ihre einheimischen Tageszeitungen und sehen ihre eigenen Fernsehsender über Kabel.

Soll doch mal das Leben der Banker und Manager aus der Anonymität herausgeholt werden und leichtfüßig Darstellung finden. Das Wissen, wie eine Bank Innen funktioniert oder Kapitalismus und gesteigert Globalisierung sollte Darstellung finden - aber bitte, die Betonung liegt auf leichtfüßig und unterhaltsam. Sprich einfach erläutern, damit jeder Mensch versteht, wie was funktioniert und mit welchen negativen Auswirkungen Globalisierung und Kapitalismus gesegnet sind. Das wird aber aus gutem Grund nicht gemacht: Denn dann müsste Darstellung finden, wie die menschlichen Zusammenhänge tatsächlich sind. Das wäre aber eher ein Wachmacher als ein Betthupferl. Man könnte sagen, abends möchten Menschen sich entspannen, wenn sie sich den ganzen Tag mit Problemen und Sorgen abgeplagt haben. Klarstellende Sendungen rauben den Schlaf.

Aber statt politischer wurde man in den letzten Jahren in Deutschland familiär. Man fühlt(e) sich langsam wie in einer großen Familie, schaltet man das deutsche Fernsehen ein: Kerner hier, Kerner da, Maybrit Illner, Anne Will, Maischberger, Beckmann; und natürlich werden seit Jahren die gleichen, vermeintlich ulkenden Intellektuellen und Köche in Deutschland gut gesprochen, selbst wenn vor lauter blödsinniger Abgehobenheit und Verstiegenheit der gute Geschmack doch um Klassen verfehlt scheint! Einen Kommentar erlaubte sich Elke Heidenreich in ihrer Literatursendung vom 7.12.2007 bezüglich Herrn Pocher, der von sich behauptet haben soll, kein Buch zu Ende gelesen zu haben. Elke Heidenreich kommentierte sinngemäß: Dann weiß man, wie man so wird. Pocher hat nun den „Preis der beleidigten Zuschauer“, einen Ulkpreis, deren Verleihung er in der Folgesendung präsentiert, bekommen. (Ruhr Nachrichten: „Oliver Pocher ausgezeichnet.“ 7.10.2008) Man findet in Deutschland jahrzehntelang Nacharmer für Originale wie Klaus Kinsky, der anlässlich des Hustenanfalles eines Zuschauers während einer seiner Lesungen wütete: „Wenn du dich ausgekotzt hast, kann ich ja weitermachen.....!“ Klaus Kinsky war dennoch weiterhin Star und wurde ebenso wenig ausquartiert wie seine Nachfolger und sollen sie auch nicht. Sie geben Zeugnis vom allzu Menschlichen? Aber, so ließe sich fragen, es ist etwas anderes, wenn Zuschauer statt Fernsehsender beschimpft und kritisiert werden? Dehnungsfugen hinsichtlich Meinungsäußerungen scheinen aus der unsichtbaren demokratischen Mitte, wie sie für jeden Menschen gelten sollte, verschoben, auf die ich nur kurz eingehen möchte. Die einen dürfen, die anderen dürfen nicht kritisiert oder beschimpft werden, wie Elke Heidenreich es sich erlaubte? Wie man allgemein weiß, meckern Menschen auch mal gerne, sind streitsüchtig und kämpferisch, weil irgendetwas in ihnen bohrt, was mit der Sache, wozu sie sich dann auf diesem emotionalen Hintergrund äußern, nicht in unmittelbarer Beziehung stehen muss. Sie lassen Dampf ab, der aus einem unbestimmten Kessel entweicht. Später tut es ihnen leid! Dann wäre eine Entschuldigung fällig. Entschuldigung ist an dieser Stelle das einzige Mittel, um klar zu stellen, dass etwas aus einem Affekt heraus gesagt wurde, was vielleicht nicht so gemeint war. Menschlich ist es, eine Entschuldigung anzunehmen. Entschuldigungen sind aber nicht in allen Bereichen und im Bereich der Politik und Wirtschaft schon gar nicht, ein angemessenes Universalmittel, das sich ethisch-moralisch allgemeiner Akzeptanz erfreut. Zum Beispiel, wenn es um die jahrelange Praxis der Missachtung von Meinungsfreiheits- und Berufsrechten wie zum Beispiel der Journalisten durch Bespitzelungen des BND geht, wie ich an anderer Stelle aufgreifen werde, scheint Entschuldigung kein probates Mittel zu sein. Hier geht es um politisch geplantes und zielgerichtetes Verhalten, wofür eine Entschuldigung als Ersatz für Erklärung unangemessen ist. In Familien gibt es sehr unterschiedliche Dehnungsfugen, wäre zu diesem Thema vorläufig festzustellen, die atmosphärisch auch auf diejenigen wirken, die gar nicht gemeint sind und auch sie werden durch die ungeschriebenen Gesetze des Clan qua Vorbildwirkung und pars pro toto, also stellvertretend, reglementiert.

Hinsichtlich des Disputs mit Elke Heidenreich, wird sicherlich die Wirkung der Reaktion durch das ZDF auf Leser und Fernsehzuschauer nicht verfehlt worden sein. Irgendwie ist Nervosität in der Luft und reagiert wird mit Basta-Politik statt mit Lässigkeit, die jeglichem Hintergrundswissen den Weg in die Öffentlichkeit abschneidet – vorläufig. Ein nebulöses Klima ist Folge, das sicherlich auch mit Beschneidung von Rechten des Deutschen Fernsehens gegenüber den freien Sendern, die auf Wettbewerb pochen, in der Internet-Repräsentation zu tun haben könnte. Zusätzlich wirkt generell die gesetzlich verordnete Überwachung im Rahmen der Anti-Terror-Gesetze, bei denen Ungewissheit besteht, wann wer überwacht wird. Es wird also zunehmend zu einem Kunststück, sich öffentlich zu äußern, ohne sich in irgendeiner Hinsicht mit einem Bein in einem Gesetz oder einem Meinungsäußerungstrend zu verfangen. Zieht man die politischen Entwicklungen zusätzlich in Betracht, folgt meine Meinung dem Eindruck, deutsches Fernsehen biete ein um Meilen besseres Programm (seit ca. 3 Jahren) auf generell höherem Niveau als die übrigen freien Sender. Aber für ein fundiertes Urteil sehe ich zu wenig fern. Journalisten sind nicht berufen und hoch bezahlt, damit sie ihre (gut bezahlte) Meinung mitteilen, sondern eine Meinungsvielfalt fokussieren, aus der man Schlüsse ziehen kann. Auch dann, wenn es bei einigen Themen richtig schwer fällt, dies zu akzeptieren, und man als Zuschauer doch noch einen Satz, der ungesagt bleibt, sich wünscht, gehört zu haben. An dieser Stelle wäre zu fragen, wie das Klima innerhalb der Sender, also die Arbeitsbedingungen von Journalisten unter den Einflüssen, wie sie auch die Bürger aus eigenen Bezügen kennen und erleben, zu arbeiten ist? Was sie bedenken, wem sie Allem nicht auf die Füße treten dürfen, damit sie auch weiterhin im Fernsehen zu sehen sein werden, muss eine ungeheure Belastung sein und lässt so manche Formulierung aus dem Munde von Nachrichtensprechern und Nachrichtensprecherinnen oder Moderatoren und Moderatorinnen als zeitgenössisches Kunstwerk der Rhetorik im Alltag von Nachrichten und Diskussionsrunden aufscheinen. Sie werden leider nicht gesammelt, die Hintergründe erhellt und zur Diskussion gestellt. In einer parlamentarischen Demokratie hatten sich Menschen der Mehrheit zu beugen, auch wenn sie nur knapp vor der Nase der Verlierer davon zieht. Zu fragen wäre, wie kann man Mehrheiten zu Mehrheiten wachsen und werden lassen?

Demokratisch wird (immer) auch das Gegenteil des aufgedeckten Negativ-Kandidaten oder des sich ideologisch eignenden Pappkameraden gefunden – und prompt präsentiert. Die Stilmittelliste des Medienbereiches ließe sich fortführen, aber sie wird dadurch nicht ergiebiger. Unter dem Strich bleiben neuerdings sinngemäß Statements wie:

Wir sind demokratisch. Wir senden alles. Alles wird aufgegriffen, schließlich stimmen wir ja ab, aber ändern, tut sich nichts.

Da braucht also kein Reicher, kein Kapitalist und kein Politiker Angst haben: es dient nur zu seinem und ihrem Besten. Und das Volk schaut fern, wie es immer in die Röhre schaut: Es ändert sich nichts. Das einzige, was etwas ändern kann, ist, über die Bedingungen zu sprechen, wie etwas zustande kommt. Hier liegt die Hemmung trotz besseren Wissens, wie Ergebnisse in der Vergangenheit zustande kamen, tief begraben. Da muss der einzelne Mensch sein Dasein als Individuum, das plötzlich klein und nichtig ist, zugunsten der Allgemeinheit aufgeben und unterordnen. Dennoch ist in der Demokratie zu fragen und offen zu legen, wem sich jeder unterzuordnen hat und ob er bereit ist dazu. Dann kann von Demokratie gesprochen werden. Es ist also weniger darüber zu streiten, ob eine Sendung gut oder schlecht ist und wie viele Menschen sie sehen oder nicht sehen, sondern darüber, inwiefern die Rahmenbedingungen deutlich werden, die sie bedingen und letztlich steuern. Auf gut deutsch: es ist eine weitere Ebene der Betrachtung in Deutschland zu etablieren, die hilft, zu verstehen, warum etwas so ist, wie es ist. Ein Doppelsehen und Doppelhören, die Anschluss an politisch und wirtschaftlich initiierte Doppelmoral finden und damit fortsetzen, was debattiert und dargestellt gehört, ist klar zustellen, besser aufzuklären. Dann ist nachvollziehbar, wer eine bestimmte Äußerung auf welchem Hintergrund und zu welchem Zweck öffentlich kundtut.

Berufsgruppen, die auf die eine oder andere Art und Weise ihr Lebenselixier aus psychologischer Grundlagenwissenschaft beziehen, sollten sich der Zerbrechlichkeit wie Manipulierbarkeit des menschlichen Wesens bewusst sein und verantwortlich damit umgehen. Einige von ihnen bauen es aus, um für die Allgemeinheit überraschend aufklärend und kompetent erscheinend tätig zu werden. Zum Beispiel Eva-Maria Zurhorst: „Liebe dich selbst – und es ist egal, wen du heiratest“ (2004). Mir als durch die Kassenärztliche Vereinigung zugelassene Psychotherapeutin im deutschen Gesundheitswesen ist diese Grundaussage neu, erklärt sich aber nach einem Abstecher in das Buch. Gemeint ist: Wenn Sie mit sich selbst klar kommen, ist es egal, wen Sie heiraten! Nun gut, das sei mal dahingestellt. Man könnte ja in gegenwärtigen Pleitezeiten analog auf den verlängerten Gedanken kommen: „Liebe dich selbst – und es ist egal, wie der Kapitalismus dich kaputt macht!“

Das Motto klärt sich mit Blick auf den Film „Besser geht’s nicht“ und hilft zur Erläuterung. Jack Nicholson sagt in einer Anfangsszene zu dem Hund, den er in den Müllcontainer steckt: „Wenn du hier durchkommst, kommst du überall durch!“

In unserer Gesellschaft scheint es allerdings wichtiger zu werden, genau zu schauen, wen man heiratet. Denn man bleibt unter sich. Eva-Maria Zurhorst liegt realiter hinter den politischen Bergen und zieht spirituell mittels rosa Wolken über alle Existenz hinweg. Sie erinnern sich, was Vince Ebert sagte? „Wenn ich nachgucke, nix finde und trotzdem behaupte: ‚Es ist Bier da’, dann bin ich Esoteriker.“ (Vgl. Band 1.1)

Aber sei es drum. Offensichtlich stand eine philosophische, aber unbenannte und damit unbestimmte östliche Quelle Pate. Um Missverständnissen vorzubeugen, sei gesagt, dass ich gegen östliche Weisheit gar nichts habe – aber man sollte die sprudelnden Quellen benennen. Eva-Maria Zurhorst ist Journalistin, Autorin und – nach einer Zusatzausbildung (?) – Psychotherapeutin. Inzwischen nennt sie sich Paartherapeutin. Der Titel „Paartherapeut“ ist meines Wissens nicht geschützt. Er setzt kein Studium in Diplom-Psychologie und schon gar nicht das arbeitsintensive und teure Ausbildungsprozedere zur Erlangung einer Kassenärztlichen Zulassung als Psychologischer Psychotherapeut voraus. Dennoch: Der Titel Psychotherapeut ist geschützt. Umso erstaunlicher ist es, dass Frau Zurhorst – eine sympathische, offene Frau, die es mit Sicherheit gut meint – auf diese Weise im Fernsehen vorgestellt wurde. Es belegt, was im Band 2 noch etwas ausführlicher folgen wird: Man fühlt sich kompetent, psychologisch tätig zu werden, weil man selbst eine Psyche und eine gute Idee hat. Soviel Autonomie und Unabhängigkeit, wie notwendig ist, um „jeden heiraten zu können, den man will“, rückt in Erleuchtungssphären, die sich im Alltag über Jahre erweisen müssen und wissenschaftlich begleitet sein sollten. Damit soll kein Glück zwischen zwei Menschen geschmälert werden, sondern lediglich diejenigen, die sich mit ihrem Selbstwert und Selbstwertproblemen abmühen, um sich eine Idealisierung in Form einer rosa getönten Brille auf die Nase setzen, um endlich auch auf diesem Pfad wandeln zu können, gestärkt werden. Denn es könnte sein, sie haben sich selbst irgendwo unterwegs auf diesem Weg stehengelassen und müssen sich nun selbst wieder finden oder geknickt abholen. Sie müssen sich eingestehen, welche Brille sie auf die Nase setzten, und wem diese Brille diente. Sie fragen sich, warum es offenbar nur anderen gelingt, einen liebenswerten und netten Partner zu haben und sie selbst mühen sich ab und haben ihn nicht!

Nun werden Ideen und geisteswissenschaftliches Material nicht wahllos geklaut. Nein, man nimmt nur das, was sich direkt in bare Münze umsetzen lässt. Flüssiges. Nur Lebendiges ist formbar und zu Handlungen zu bewegen, die wiederum Leben im Sinne der Wirtschaft erzeugen und im Endresultat Geld hervorbringen. Das heißt, diesem Gebaren ist nur zu begegnen, indem alles, was an Gedankengut von anderen stammt, auch namentlich als Quelle angegeben wird – egal, wie vermeintlich und unterstellt, es als bekannt gilt.

Andererseits, man erinnere sich an die fehlende Differenzierung und Gleichmacherei, ist folgendes Verhalten bei Politikern ein Massenphänomen. Einerseits arbeiten Diplom-Psychologen und Psychologische Psychotherapeuten emsig wie die Bienen und bringen neues Wissen, Untersuchungsergebnisse und Therapieformen hervor – andererseits wird dieses Wissen aber nicht offiziell anerkannt und werden Psychologische Psychotherapeuten, Kassenärztlich zugelassene Diplom-Psychologen mit Zusatzausbildung in anerkannter Richtlinien-Psychotherapie, als Berufsgruppe weiterhin gesellschaftlich unterminiert: Man ruft dieses Wissen politisch ab, wenn man es haben will – und ignoriert diese Berufsfachgruppe dennoch politisch so gut es geht in jeder Hinsicht. Fast überflüssig hinzuzusetzen ist notorische und sture Unterfinanzierung dieser Berufsgruppe in Deutschland seit Jahrzehnten. Man tut etwas mit diesem Fachwissen und dieser Berufsgruppe, wenn man es will, wenn es passt. Man gebraucht sie politisch so, als wären sie das Selbstverständlichste von der Welt: schließlich hat man auch Psychologische Psychotherapeuten im Lande. Dabei, und das darzulegen gebe ich mir in diesen vorliegenden Büchern die größte Mühe zu belegen, gibt es bergeweise in unserer Kultur Bedarf an psychologisch-psychotherapeutischem Basiswissen. Dieses Bedürfnis wird aber vorwiegend von einem pseudopsychologischen Marktinteresse bedient und befriedigt: man wundert sich aus meinem Fachbereich heraus also nicht, dass weniger studierte Psychologische Psychotherapeuten unter den Autoren zu finden sind, sondern ein Schwarm von Autoren, die „irgendwie“ einen Zugang zur Psychologie haben und „psychologische Bücher“ schreiben. Dass ich überhaupt auf Eva-Maria Zurhorst zu sprechen komme, liegt darin begründet, dass meine Patienten danach fragten, ob ich das Buch kennen würde....

Ein Versäumnis nach dem anderen wird politisch unter Ausblendung psychoanalytischer Erkenntnisse und psychologischen Fachwissens offenbar: Ob bezüglich der bereits genannten Gewaltdarstellungen in Medien, die in Entwicklungsverzögerungen und Fehlsteuerungen der Wahrnehmung bei Kindern offenbar werden, in Nachahmungsverhalten von Kindern bezüglich der Vorbilder in Filmen und Gesellschaft – Politiker ignorierten jahrelang diese Entwicklungen. Ebenso interessierte nicht, welche Motive des Handelns sich in Extremsituationen wie einem Krieg in Männern Bahn brechen oder welche psychischen Verarbeitungsmechanismen sich ungut kundtun, wie zum Beispiel in Traumatisierungen von Soldaten. Nun aber drängen sie sich auch ins Bewusstsein des letzten Politikers und Bürgers.

Das Wissen um solche psychischen Reaktionen liegt seit Jahrzehnten vor: Es ist nichts grundsätzlich Neues – aber man interessierte sich nicht dafür. Die Frage ist also, warum wurde und wird es nicht genutzt, bevor sich Folgen von unsäglichem menschlichen Leid auftun? Man muss nicht weitere Kriege führen um zu wissen, dass daraus Schäden in einzelnen Menschen wie in ganzen Völkern entstehen. Würde dezidiert und offiziell psychologisches Wissen Eingang in politische Ebenen bekommen, wären völlig neue Entscheidungskriterien vorhanden. Das setzte voraus, dass Psychologie und Psychotherapie offiziell einen neuen anerkannten Platz in der Gesellschaft über die jeweils täglich individuell zu leistende Psychotherapiearbeit hinaus fänden. Aber die Deutschen Oben sind ja schlau, sie haben dafür gesorgt, dass derartiges Wissen nicht breitflächig in Deutschland publik wird!

Im Gegenzug setzte es aber auch voraus, Politiker zu prüfen, bevor sie ein Amt im Lande einnähmen, um ein Volk zu regieren! Wie sähe unsere Demokratie aus, wenn es eine Politikerprüfung gebe: Allgemeinbildung und Fachwissen? Fähigkeiten, interdisziplinär zu denken und sich neueste Informationen zu bestimmten Fragen zu beschaffen und diese als Grundlage für Entscheidungen zu berücksichtigen – und nicht, um sich beliebt zu machen und Wählerstimmen zu ergattern.

Wäre es jetzt nicht an der Zeit, dass sich Fachleute wie Psychologische Psychotherapeuten mit eindeutigen Statements, und zwar nicht nur wissenschaftlichen, aus der deutschen Abstellkammer, in die sie samt ihren Patienten mit entwertenden Vorurteilen von Beginn ihrer Fachtätigkeit an vom fachlichen wie fachlich übergreifenden gesellschaftlichen Diskurs gepfercht wurden, verabschieden? Diese Facharztgruppe wurde nach der Integration in die Kassenärztliche Vereinigung bis in die Gegenwart hinein finanziell nieder honoriert – und wird trotz offizieller Zulassung gesellschaftspolitisch weiterhin (entsprechend des Honorars!) klein gehalten! Psychotherapeutische Arbeit wird ebenso wie deren wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse politisch solange völlig ignoriert, bis man sie vielleicht doch braucht – und sich dann besorgt oder anfordert! Dieses Vorgehen kennen Diplom-Psychologen aus dem klinischen Alltag oder der täglichen Praxistätigkeit: Sie werden dann angefragt, wenn alle anderen nicht weiter wissen: „Schauen Sie doch mal nach, was dem fehlt! Der hat nichts Körperliches!“ Natürlich genießen es Ärzte, dem Psychologen mal eben eine Anweisung zu geben. Das sind sie als „Götter in Weiß“ schließlich so gewohnt. Aber manch einer hat den Bezug zur Gegenwart verloren und seinen neuen Status als weißer Sklave in der Gesundheitswirtschaft noch nicht erkannt. Um den Ärzten − trotz Honorareinbußen mal ein bisschen was zu „gönnen“, hat man sich in der KV wieder etwas ausgedacht. Damit wir nicht vergessen, wer der Herr im Hause ist:

Ob Ärzte, Sachbearbeiter bei Krankenkassen, ob die allgemeine Politik oder die Kassenärztliche Vereinigung, alle versuchen, Psychotherapeuten einen Kopf kürzer zu machen, sie in die Knie zu zwingen und in eine Zuarbeiterfunktion von Medizin und Politik zu bringen. So hat man sich Anfang 2007 Folgendes überlegt: Sollen die Psychotherapeuten doch den Ärzten jedes Quartal einen Bericht über den Stand der psychotherapeutischen Behandlung zusenden. (Siehe ausführlich in Band 2)

Die Sicht aus der vermeintlichen Höhe von Rundfunk- und Fernsehanstalten herab auf die Psychotherapeuten ist noch besser. Die Medien rufen in Praxen an, um sofortige, honorar- wie spesenfreie Stellungnahmen zu bestimmten Themen an beliebigen Standorten zu vereinbaren. So erreichte mich am 5. September 2006 gegen 22.10 Uhr eine E-Mail in Begleitung der Frage, wer von den Kollegen die Abgeordneten aufklärt! (E-Mail-Verteiler Michaela Huber, 5.9.2006) Dann folgte die Pressemitteilung „Heute im Bundestag/Der deutsche Pressedienst Berlin“, aus dem ich nachstehend zitiere:

„Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe, hat nach Darstellung der Linksfraktion kürzlich in einem Zeitungsinterview darauf hingewiesen, dass die Einsatzsoldaten in Afghanistan wegen der permanenten Bedrohung durch Selbstmordanschläge und Terrorakte mit einem Problem neuer Qualität konfrontiert seien, auf das seiner Ansicht nach verstärkt reagiert werden müsse.

Nach Darstellung der Fraktion in einer Kleinen Anfrage (16/2482) hat Robbe zugleich eine stärkere Konzentration der Wehrmedizin auf die Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS) gefordert. Die Abgeordneten wollen unter anderem wissen, wie sich PTBS definieren und wie sie sich von anderen, mit Stress in Verbindung stehenden psychischen Erkrankungen abgrenzen lassen. Sie wollen auch erfahren, wie lange die durchschnittliche Behandlungszeit dauert. (Herausgeber: Deutscher Bundestag, Pressezentrum, Platz der Republik 1. Verantwortlich: Uta Martensen).“

Allein: Es ist löblich, dass Politiker derartige Fragen formulieren und sich sachkundig machen wollen. Zeigt dieser Informations- und Aufklärungsbedarf doch auf, welch wichtige Forschungszweige, Tätigkeitsfelder und psychotherapeutische Methoden in den Händen der Psychologischen Psychotherapeuten liegen − und zwar offiziell. Dennoch bleiben sie in der Öffentlichkeit unbenannt – Informationen werden hinter den gesellschaftlichen Kulissen eingeholt und dann in der Öffentlichkeit anonymisiert als Fachwissen vorgestellt – es fragt sich dann, als wessen Fachwissen es in der Öffentlichkeit erscheint und woher es stammt. Nein, wir brauchen gänzlich andere Strukturen, um als Berufsfachbereich wirkungsvoll im Sinne von Menschen arbeiten zu können und unser Fachwissen in der Öffentlichkeit auch als unser Fachwissenwissen kund zu tun. Sie, lieber Leser, werden vermutlich an dieser Stelle noch nicht die Tiefe dieser Aussage nachvollziehen können: Sie können nicht ahnen, welche Knüppel uns zwischen die Beine geworfen wurden und werden – und welche noch im Anmarsch derer sind, die unsere Kunst für sich wirken lassen und daran verdienen. Ich verspreche Ihnen aber, diese Berufssituation zumindest ansatzweise und redlich im Band 2 darzulegen.

Ergänzt sei, wenn ein Wehrbeauftragter, wie Herr Robbe, gern Auskunft hätte und diese Anfrage dann prompt über ein Psychotherapeuten-Netz oder einem E-Mail-Verteiler wie von Michaela Huber vorangetrieben und (vermutlich) kostenlos erledigt wird, dann ist die Welt in Ordnung! Wenn wir als Psychologische Psychothrpeuten ein Anliegen in der Presse veröffntlichen wollen, dann kann das dauern.... oder eine Veröffentlichung findet überhaupt nicht statt!

Aber alles ist steigerungsfähig – auch die so eben beschriebene politische Ignoranz zum Zwecke der Entwertung unseres Berufsstandes und die folgerichtige Anonymisierung der Erkenntnisse und Ergebnisse aus dem psychotherapeutischen Fachbereich. Die jüngste Anfrage lief von SAT.1 am 22. September 2008 in meinem Sekretariat ein. Zwischen den Sitzungen erzählte mir meine Sekretärin, SAT.1 möchte gern ein Interview anlässlich desjenigen Menschen, der sich auf einem Campingplatz mit einer Gasflasche am Wochenende in die Luft gesprengt hat, senden. Weiter sollte analysiert werden, weshalb ein Mensch andere Menschen mit in den Tod reißt. Ich rief an und fragte nach. Ich kannte zum einen weder die Meldung, noch Hintergründe und sollte „etwas Allgemeines zu Terroristen und terroristischen Anschlägen erzählen.“ Nach einigen Nachfragen und Abklärungen der völlig schwammigen Ausgangslage, die der Moderator mitteilte, vertröstete ich ihn nochmals mit dem Hinweis, dass ich dieses Anliegen für sehr undurchsichtig halten würde und er solle sich schon mal umtun, andere Kollegen zu fragen, ob sie dazu bereit wären. Auf gut deutsch, ich lehnte ab. Diesen Vorgang klärte ich zeitgleich mit einer privaten Medienagentur ab, die zum gleichen Ergebnis kam. Man weiß nicht, in welchen Kontext was gesetzt wird. Man weiß nicht einmal die realiter vorliegenden Fakten noch Hintergründe und soll sich über Terrorismus auslassen, und wie jemand generell dazu käme, Unbeteiligte mit in den Tod zu reißen.

Ein weiteres, konkretes und ganz alltägliches Beispiel: In 2006 hatte ich ein Telefonat mit einer anderen Redakteurin von Sat.1. Vorweg geschickt sei, dass ich dieses Gespräch äußerst humorvoll und energetisch auf einem hohem Niveau geführt habe und an Klarheit nichts zu wünschen übrig ließ, was bei der Anruferin ebenso viel Spaß und Humor freisetzte, wie bei mir. Wir verabschiedeten uns lachend, und sie wollte die fehlenden Infos einholen, die ihr aufgrund ihrer Position nicht gegeben seien – was damit gemeint ist, wird sich Ihnen gleich erschließen.

Grund des Anrufes: Man suchte eine weitere Psychologin neben Frau Kallwas, wollte mich in die nähere Auswahl nehmen und zu Probeaufnahmen einladen. Ich fragte nach, wie das gemeint sei und erfuhr, dass fünf Drehtermine wöchentlich anstünden, was aus Sat.1-Sicht kein Problem darstelle, da diese innerhalb von zwei Tagen auch an meinem Wohnort abgedreht werden könnten. Also fragte ich weiter, wie ich mir das organisatorisch vorzustellen habe. Ich führe schließlich eine Kassenarztpraxis, und da wir nicht gut bezahlt würden und ich deshalb viel arbeiten müsse, wüsste ich auch gern, wie das finanziell aussähe. Zudem sei zu berücksichtigen, dass ich meine Patienten nicht mal eben auf drei Tage in der Woche zusammenstreichen kann. Dass ich nach Honorar fragte, verblüffte die Redakteurin! Aber da ich schon etliche Fernsehauftritte mit immer dem gleichen Manko hinter mich gebracht habe, wusste ich sehr genau, warum ich nachfragte. Niemals habe ich auch nur eine Mark oder einen Euro dafür bekommen, stattdessen habe ich meine Sitzungen umorganisiert, um „mal eben“ ins Hilton oder ins Studio zu fahren oder meine Praxis mit Kameraleuten bevölkern zu lassen. Und ich war verblüfft zu hören: „Das hat noch keiner gefragt.“ Deshalb fragte ich dann die Anruferin weiter, was sie glaube, was genau ich in meiner Praxis tue? Ob sie glaube, dass ich in meiner Praxis sitze und nur darauf wartete, dass Sat.1 anrufe, um mich dann schleunigst auf den öffentlichen Laufsteg bei ihnen zu begeben. Könnte ja sein, dass ich nichts zu tun oder ein narzisstisches Problem hätte? Nein, versicherte die Sat.1-Anruferin, so sei das nicht gemeint gewesen. „Oh, dann klären Sie mich bitte auf, wie genau das gemeint ist, und klären Sie mit ihrer Chefin, wie viel Honorar gezahlt wird.“

Nebenbei hatte ich übrigens erfahren, dass ich ein Drehbuch bekäme. Ich müsse mir also keine Sorgen über den Inhalt der Interventionen machen! Dies sollte bedeuten: Mir würde gesagt, was ich zu sagen und vor der Kamera mit welchem Ergebnis zu erarbeiten hätte. PsychologInnen präsentieren demnach fremdes Wissen vor der Kamera. Wie man die Konflikte zweier Parteien oder auch mehrerer zu bearbeiten und welche Lösungen man dann wie ein Schauspieler auf der Bühne zu präsentieren hat, folgt einem Drehbuch! Ja, Sie haben richtig gelesen: Die Drehbücher werden geschrieben. Der Psychologe hat sie dann vermutlich wortgetreu oder zumindest sinngemäß zu „spielen“. Er muss gar nicht selbst denken und fühlen! Entschuldigen Sie, lieber Leser die folgende Generalisierung, aber sie erscheint mir sehr angebracht in diesen Zusammenhängen: In Deutschland ist alles gebahnt, da denken andere für mich und wie für die Bürger! Da wundert es doch niemanden, dass in Deutschland immer nur das gleiche zu sehen, zu hören und zu lesen ist. Oder?

Das was offiziell benötigt wird, ist der Fachausweis, ein Titel, der zeigt, wer und was ich bin − oder in unserer Gesellschaft nicht sein darf bzw. zu sein habe! Ein Clown, der spielt, was von ihm verlangt wird! Man möchte das, was Experten durch Studium, Titel und Fachqualifikation erworben haben, besitzen und für eigene Zwecke, Meinung und Inhalte benutzen. Wie Probleme und Konflikte in der Praxis gelöst werden, interessiert die Medien nicht. Selbst bei den Psychotherapeuten wird auf Selbstdarstellungsbedürfnisse gebaut und Fachwissen mal eben „abgerufen“ und „abgespult“ – und das bevorzugt kostenfrei. Wie in der Fernsehserie „Bloch“ dürfte wohl kein Psychotherapeut in Deutschland arbeiten. Man fragt sich, warum der Wissenschaftsrat, in dem die höchsten, ältesten und anerkanntesten Geister über kassenärztlich zugelassene Psychotherapie bescheiden, sich hierzu noch nicht öffentlich geäußert hat. (Nur nebenbei: Psychologische Psychotherapeuten haben in diesem Gremium keine Stimme bei Abstimmungen.) Das Fehlen einer offiziellen Intervention lässt sich nur so erklären, dass die psychotherapeutische Methode entweder nicht genannt wird oder wie in einer anderen Sendung Gestalttherapie als nicht-anerkannte Therapieform die psychotherapeutische Basis im „Spielfilm“ bildet. Der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie und die Medien kommen sich nicht in die Quere.

Insofern ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass man ein Drehbuch in die Hand gedrückt bekommt, um psychotherapeutische Tätigkeit in der Öffentlichkeit völlig verquer darzustellen. Diese Präsentation psychologischer und psychotherapeutischer Arbeit − auch wenn sie gut gemeint ist und Konfliktlösungen auf Basis verhaltenstherapeutischer Bedingungsgefüge mit teilweise psychodynamischem Tiefgang dank Einflechtung länger zurückliegender Verletzungen aufzeigt − würde mit Medizinern nicht gelingen, weil fast jeder Mensch schon einmal beim Arzt war. Der Psychotherapeut hingegen ist exotisch, weshalb sich diese Sendungen auch so großer Beliebtheit erfreuen. Dann kann nämlich jeder gleich mitreden und „erklären“ wie es in Psychotherapien so zugeht. Nur müsste dann auch jedem Bürger gesagt werden, dass das, was dort als Psychologie, Psychotherapie und Konfliktlösung vorgestellt wird, von den Krankenkassen auf gar keinen Fall bezahlt würde. Es werden quasi pseudopsychotherapeutische Vorstellungen produziert, die interessant und spannend gestaltet werden – und der Zuschauer glaubt, das ist Psychotherapie. Menschen kommen dann in die Praxis und erwarten allen Ernstes, man „wisse, was ihnen fehlt“, wenn sie ein paar Sätzchen erzählt haben und man zeige ihnen dann auf, was getan werden muss! Das Verständnis von Psychotherapie und demgemäß, was hilft und heilt, liegt an anderen Stellen, als es glauben gemacht wird. Man stelle sich vor, man könnte alle an einem Konflikt beteiligten Personen in die Praxis einladen und die Therapie bei der Krankenkasse abrechnen! Oder, nehmen wir Bloch, der in das Leben seiner Patienten „einsteigt“, sie sogar zu Hause wohnen lässt oder eigene Nachforschungen anstellt! Täte das ein KV zugelassener Psychotherapeut, wäre er seine Zulassung schneller los als er gucken könnte. Wie schwierig es als Psychotherapeut ist, auch nur Hausbesuche für psychotherapeutische Behandlungen von der Krankenkasse bezahlt zu bekommen, mag ich Ihnen gar nicht erzählen. Aber mitteilen kann ich Ihnen die psychische Wirkung auf Behandler auf derartige Ideen: Sie lösen geradezu nur im Gedanken an die vielen zu führenden Telefonate mit Krankenkassen bezüglich des bürokratischen Inhaltes Alpträume aus: Bei Behandlern und Sachbearbeitern – denn dann wird mit Ausschlussparagrafen gefochten. Die eine begründet die Notwendigkeit dieser Maßnahme und die andere, warum es nicht geht! Deutschland, wie es leibt und lebt!

Umgekehrt wäre es wohl auch äußerst schwierig, einen Sender zu finden, der bereit wäre, Probleme, die in der Berufsgruppe der Psychotherapeuten vorhanden sind, in Form eines Fernsehspiels ins Programm aufzunehmen. Von einer derartigen Anfrage habe ich noch niemals gehört!

An diesem Sat.1-Beispiel wird die Entwertung deutlich, die in der Annahme von selbstverständlicher Verfügbarkeit von Fachwissen liegt, unter der Prämisse der Verkleidung des authentischen Menschen, der Inanspruchnahme des Aushängeschildes, des Titels, als Marke − und mit dem zusätzlichen Sahnehäubchen “Null Honorar“. Genau an diesen Stellen, die verführerisch wirken und erstrebenswert erscheinen, krankt unsere Gesellschaft. Man stelle sich vor, ich hätte mich an Sat.1 verkauft, meine Berufsidentität an der Türe des Studios abgegeben und mich dann überraschen lassen, ob überhaupt ein Honorar gezahlt würde – und schriebe nun dieses Buch! Da würde doch etwas nicht zusammenpassen! Zu Ihrer Information: Die Anruferin von Sat.1 hat sich nicht wieder bei mir gemeldet, um mich bezüglich des Honorars aufzuklären.

Die Repräsentanten von Psychologie und Psychotherapie müssen aufhören, barmherzige Ritter zu spielen und ständig die Schicht „Ehrenamtlichkeit“ zu übernehmen. Ebenso sollten die Bürger aufhören, permanent die Defizite im Staate auszubügeln und sich Gesetze, die reine soziale wie wirtschaftliche Benachteiligungen beinhalten, aufbürden zu lassen. Dass wiederum ist leichter gesagt als getan, muss ich gestehen. Denn man hat keine Wahl in Deutschland: Entweder man hält sich an die vorgegebene Bürokratie und kommt keinen Meter vorwärts, oder man muss aussteigen. Man steigt meist nicht aus, sondern bleibt im System drin und landet da und bleibt auch da, wo man ist. Das gilt für das Gesundheitswesen wie allgemein.

Bislang haben Diplom-Psychologen und -Psychotherapeuten immer bereitwillig ihr Wissen abgegeben. Schamlos wurde es von vielen Wissenschaften und Wissenschaftlern einverleibt und dann als ihre eignen Erkenntnisse verkauft. Die einen sind die produzierenden Arbeiter, die anderen kassier(t)en ab. Goldenes Kapitalismusprinzip. So liegt diversen Marketingstrategien in weiten Teilen psychologisches Basiswissen der Wahrnehmungspsychologie zugrunde. Ungebremst wurde es gegen Menschen eingesetzt. Gegen diesen Missbrauch und die darin gipfelnde Abwertung des Berufsstandes der Psychotherapeuten muss Stellung bezogen werden.

Auch in einem anderen Tätigkeitsfeld, dem der Gesundheitswirtschaft, werden Psychologischen Psychotherapeuten ebenso wie Medizinern übrigens Drehbücher geschrieben und jedes Jahr wieder neu in die Hand gedrückt. Die höchste zu erringende Position von Psychologischen Psychotherapeuten im deutschen Gesundheitswesen ist die Mitarbeit in der Kassenärztlichen Vereinigung. Für den Alltag bedeutet dies Einwilligung in bürokratische Abläufe, Vorschriften und einen freiberuflichen Status mit gleichzeitiger Entmündigung wie Tragen jeglichen Risikos, Unkosten für die Praxis, keine Urlaubs- oder Krankheitsvertretungen. Wenn ein Kollege sich mal nach zwanzig Jahren eine Auszeit von ein paar Monaten nehmen will, sei es aus familiären oder einfach privaten Gründen, wird dem vom Fachausschuss nicht stattgegeben: Man muss sich krankschreiben lassen, wie ich an anderer Stelle ausführe! Gespräche mit entsprechendem Fachpersonal aus der KV zeigen bei Zuwiderhandlungen auf, dass man seine Kassenzulassung schneller, sozusagen im Handumdrehen, los sein kann, ohne das überhaupt zu wollen! Diejenigen, die von unseren Prozenten der Honorare als Psychotherapeut und Arzt bezahlt werden und für uns quasi arbeiten sollten, verbreiten Unsicherheit, Angst und Druck – so ein Gespräch hat die Wirkung, als hätte man sich die Finger verbrannt: Man zieht sofort alles zurück, was man auch nur fragen wollte. Es wird sozusagen aufgrund eines entsprechenden Berufsrechtes von Behandlern gefordert, sich „altmodisch“ krankschreiben zu lassen, wenn man für seine körperliche und psychische Gesundheit Vorsorge treffen will: Nebenbei bemerkt, würde kein Behandler den Verdienstausfall bezahlt bekommen: Weder im Krankheits- noch im Urlaubsfalle – als Freiberuflicher finanzieren wir alles selbst. Mit den Patienten bespricht man lang und breit Vorsorgemaßnahmen, damit sie gesund und munter werden und bleiben – und man selbst wird in alten Strukturen gefangen gehalten. Diejenigen, die für diese Auskunftsdienste innerhalb der KV arbeiten, können sich jederzeit krankschreiben lassen, beziehen ihre Einkünfte ohne Probleme weiter und stehen bei solchen Auskünften quasi über uns und werden von uns dafür bezahlt! Ebenso stellen sich die Initiatoren der Gesundheitswirtschaft über uns Behandler: Politiker, Wirtschaftswissenschaftler und mit anderen Berufsgruppen in deren Schlepptau: Sie sagen uns, den Psychologischen Psychotherapeuten und Medizinern, wie und was wir zu tun haben – Dienstvorschriften, Durchführungsbestimmungen, Behandlungsmethoden, Inhalte, Medikamente, Behandlungsdauer – Honorareinschränkung und Honorarverzicht inklusive. Am 5. Dezember 2007 heißt es, dass die Krankenkassen trotz steigender Überschüsse die Beiträge für Mitglieder nicht senken wollen: „Ich gehe davon aus, dass die Kassen Ende 2008 ihre Schulden abgebaut haben.“ (WR, 5.12.2007) Auf Kosten von Patienten und Behandlern. Freundlicherweise wollen die Krankenkassenchefs die Beiträge stabil halten und nicht anheben!!! Die Frage ist dann: Wer übernimmt unsere Schulden? Die Mehrkosten für Patienten und Honorardefizite? Also auch hier ein Drehbuch, in dem festgelegt wird, wer was zu tun und zu bezahlen hat – ohne Möglichkeit des nennenswerten Einspruchs von Patienten oder Behandlern. Im Gesundheitswesen wird die Erfahrung, die Kenntnisse, das Wissen oder auch die Kunst von Behandlern durch den Staat, durch Standesorganisationen und nun auch noch durch die Gesundheitswirtschaft vermarktet – ein sehr lohnenswertes Geschäft, wie in Band 3 ausführlicher dargelegt wird.

Die in weiße Handschuhe verpackte Geistestätigkeit, die sich in angeblich objektiven, ökonomisch unabhängigen und moralisch wie ethisch mit Abstinenz durchdrungenen Ergebnissen niederschlägt und feiern lässt, ist mit einer der größten Illusionen über heutige Wissenschaftlichkeit belegt. Nichtsdestotrotz wird immer noch darauf beharrt, Wissenschaft sei unparteiisch und objektiv – das mag in dem einen oder anderen Falle auch zutreffen.

Aber, wie bereits gesagt, „das Wort, die Idee soll uns Fleisch werden“ und darauf versteht sich das kapitalistische System auf’s Beste: Gut und richtig ist demnach, was Geld bringt. Gut und richtig ist Funktionalisierung derjenigen, die das Wissen haben und die in Abhängigkeiten durch Gesetze getrieben werden und woraus andere ihre Schulden bezahlen, ihre Gewinne ziehen. Objektive Untersuchungsergebnisse und Wissenschaftlichkeit? Schon aus erkenntnistheoretischer Sicht stimmt diese Aussage nicht, aus sozialpolitischer und wirtschaftlicher Perspektive noch viel weniger. Denn gewünschte sozialpolitische Konsequenzen werden in den Fragestellungen vorformuliert und berücksichtigt. Folglich wirken Forschungsdesigns selektiv und fördern die Ergebnisse zutage, die dem eigenen Argument am besten dient. Am vorteilhaftesten ist dabei ein Wissen, dass man Freihaus, kostenlos und einfach, unkompliziert bekommen kann – und zu Geld machen kann.

Ärzte der Kultur statt Manager in der Kultur - Die heillose Kultur - Band 1.2

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