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Keith hatte von seinem Jet aus noch eine Video-Konferenz mit Neu-Mumbai abgewickelt. Als der Screen dunkel wurde, waren sie noch immer nicht in der Luft. Er drückte den Knopf, der ihn mit dem Cockpit verband. »Gibt es ein Problem?«

»Ja, Sir. Wir erhalten keine Starterlaubnis.«

»Warum nicht?«

»Ich bekommen keine Informationen, Sir. Vielleicht können Sie was ausrichten.«

Er wählte Wang an, aber auf dem Screen erschien nur das Bild von dessen Sekretär. »Sir?«

»Wo ist Wang?«

Dem jungen Mann war sichtlich unwohl in seiner Haut. »Mister Wang ist leider gerade nicht …«

»Dann holen Sie mir jemand anderen an den Schirm, der mir sagen kann, warum ich noch nicht in der Luft bin. Oder Sie können heute Abend Bewerbungen schreiben.«

»Natürlich, Sir. Sofort, Sir.« Der Sekretär begann mit hektischer Tätigkeit, während Keith ungeduldig auf das lackierte Wurzelholz der Vertäfelung trommelte. Erdimport, natürlich.

»Sir«, meldete sich der Sekretär erneut. »Ich verbinde Sie mit Colonel Trakev.«

»Aber ein bisschen plötzlich.«

Das Bild sprang zu dem Colonel, von dem im Wesentlichen das kantige Kinn zu sehen war. Vermutlich sprach er in seinen Armband-Screen. »Sir?«

»Ich will wissen, warum wir keine Starterlaubnis bekommen.«

»Der Luftraum ist blockiert, Sir.«

»Blockiert? Von wem?«

»Mantis, Sir.«

Keith zögerte nur einen Herzschlag lang. »Schicken Sie mir einen Wagen, ich komme wieder rein. Und dann will ich Einzelheiten hören.«

Die fünf Schritte vom Wagen zum Eingang des klimatisierten Haupthauses der Niederlassung waren wie der Gang durch einen Backofen. Im Foyer erwartete ihn Wang.

»Ich entschuldige mich für diese …«

»Wo ist Trakev?«

»Er ist im Einsatz, Mister Kendrick, aber wir haben eine Liveschaltung in den Konferenzraum hier im Erdgeschoss.«

Auch dort gab es zwei Screens, und beide zeigten den gleichen Film. Offenbar das, was Trakev durch seine Helmkamera sah. Das Bild hüpfte, während er auf die wartenden Helikopter zurannte. Aus den Lautsprechern drang sein Brüllen: »Staffeln sechs und sieben in die ’Kopter, los, los!«

Männer in schwarzen Uniformen und Helmen rannten vorbei.

Keith zeigte auf den Screen. »Warum tragen sie keine Wüstentarnung?«

»Die schwarze ist die Kampfmontur. Mit FRT.«

Sehr gut. Dann würden sie auch die neuen Modelle gleich testen können. »Wie kann ich mit ihm sprechen?«

»Die blaue Taste vor Ihnen.«

Keith drückte sie. »Trakev, Hören Sie mich? Kendrick hier.«

»Ich höre Sie, Sir.«

»Was ist passiert?«

»Ein großer Schwarm, Sir, an die siebentausend Tiere.«

»Und was ist ihr Ziel?«

»Green Sands, Sir.«

Keith sah zu Wang hinüber, der bleich auf den Schirm starrte. Green Sands war keine kleine Wüstensiedlung. Es war eine Stadt, in der mindestens drei Konzerne Villages unterhielten.

Wieder drückte er den Knopf. »Können wir sie rechtzeitig abfangen?«

»Unklar, Sir. Die Scanner haben sie sehr spät entdeckt.«

»Wie kann das sein?«

»Wir vermuten, dass sie gelaufen sind und erst in Zielnähe aufgestiegen.«

Diese Biester waren tatsächlich erstaunlich raffiniert.

»Sir?«, fragte Trakev. »Was ist Ihre Anweisung, falls sie Green Sands erreichen? Es gibt dort ein MinerVa-Village.« Dann brüllte er: »Staffeln acht und neun, kommt in die Hufe, Mädels! Sonst kommt ihr zu spät zum Ball!«

Keith sah zu Wang hinüber. »Wie groß ist Green Sands? Viele Villages?«

»Nur zwei.« Wang wandte die Augen nicht vom Screen. »MinerVa, und eins, das von MediCare und Bahi-A gemeinschaftlich genutzt wird.«

»Dann kann die Stadt so groß nicht sein.«

»Achtzig Prozent der Bevölkerung lebt in der City.« Wang warf ihm einen kurzen Blick zu. »Hier draußen haben die Villages nicht die gleiche Bedeutung wie im Kernland der Dämmerungszone.«

Natürlich nicht. Am Wüstenrand sammelten sich die Weltfremden, diejenigen, die sich nicht einfügen konnten, die dem Druck nicht gewachsen waren, die Verlierer. City-Material. Wie Phil.

»Kontaktieren Sie sofort MediCare und Bahi-A. Handeln Sie einen Preis für den Schutz ihrer Villages aus.«

Wang nickte. »Auch für das Krankenhaus? Es ist eine MediCare-Einrichtung.«

»Auch dafür.«

Wang nickte und ging, Keith drückte wieder auf den Knopf. »Trakev, konzentrieren Sie den Einsatz auf den Schutz der Villages und des Krankenhauses!«

»Verstanden, Sir.«

»Und ich will im Anschluss eine Evaluierung, wie sich die neue FRT-Panzerung macht.« Er lehnte sich zurück und beobachtete, wie der Heli abhob.

Er verstand noch immer nicht, warum Vater so zurückhaltend war. Sah er denn nicht die unglaubliche Möglichkeit, die sich hier bot? Endlich ergab sich die Chance, die Gesellschaft auf Deuteragäa in so etwas wie ein echtes Staatswesen zu führen.

Nicht wie auf der Erde, natürlich. Sein Urgroßvater hatte sich dort noch den sogenannten Politikern anbiedern müssen. Lobbyarbeit hatte man das genannt. Dabei hatte auch damals schon jedes Kind gewusst, dass die eigentliche Macht von den Konzernen ausging, von den großen Wirtschaftslenkern und Visionären, den eigentlichen Leistungsträgern. Auf Deuteragäa hatte man den Irrweg Politik vermieden, schon deswegen, weil die ersten Expeditionen und die Besiedelung natürlich durch Großkonzerne finanziert worden war. Wer zahlt, bestimmt.

Auf Deuteragäa wurden nur die Cities von Bürgergewerkschaften regiert und finanzierten sich aus den Steuergeldern ihrer Bewohner und der klein- und mittelständischen Unternehmen. Entsprechend sah es dort aus: schmutzig und chaotisch, voll dunkler Clubs, Drogen und Glücksspiel. Prostitution auf offener Straße. Ein Sumpf, in dem auch Phil versunken war.

Phil hatte sich nicht nur dem ständigen Wettstreit entzogen. Er hatte sich allem entzogen, das für vernünftige Menschen wertvoll war. Er hatte ihr Haus, ihre ganze Familie in einen Ort des Wahnsinns verwandelt. In einen Ort, an dem nachts die Polizei klingelte – ohne Blaulicht, weil man den vollgedröhnten Sohn des großen Mannes diskret abliefern wollte.

Keith atmete tief ein. So vieles würde er ändern. Alles, was er dazu brauchte, hatte er auf Noshades – oder er würde es bald haben, sobald Tau einsatzbereit und Phi ausgereift war – und dann würde er sich nicht scheuen, diese Aufgabe anzugehen. Gleichgültig, was Vater dazu sagte.

***

Rho

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