Читать книгу Kreta Reiseführer Michael Müller Verlag - Eberhard Fohrer - Страница 28
ОглавлениеZwischen Tzermiádon und Ágios Geórgios
Kloster Kroustallénias (auch: Kristallénias): Das Kloster steht auf einem niedrigen Hügel direkt an der Straße, kurz vor Ágios Konstantínos. Wie so viele kretische Klöster war es ein Zentrum des Widerstands gegen die Türken, von denen es 1823 und 1867 zerstört wurde. Der deutschen Wehrmacht diente es während der gesamten Besatzungszeit als Gefängnis für lassiothische Gefangene. Das Kloster steht tagsüber offen, hat aber keine besonderen Sehenswürdigkeiten zu bieten. Im Laubengang hängt ein traditionelles byzantinisches Stundenholz. Eine gemütliche Café-Taverne liegt unterhalb an der Straße.
Wasser für die Lassíthi-Hochebene: die Seen von Chavgá
Eine nur anfangs asphaltierte Straße (ausgeschildert mit „Artificial Lake Chavgá“) führt von Ágios Konstantínos hinüber zu den Bergen am Ostrand der Ebene und endet bei einer Kapelle. Hier beginnt der mühsame Aufstieg zur abgelegenen Katháro-Hochebene (→ Link). Im Umkreis der Kapelle wurden zwei große Wasserspeicher gebaut, mit deren Hilfe die Bewässerung der Lassíthi-Hochebene verbessert werden soll.
Ágios Konstantínos
Kleines Dorf mit Webstühlen und Tourist-Shops, spezialisiert auf Pullover, Stickereien, Spitzendecken und Teppiche aus gefärbter Wolle. Die Verkäufer versuchen teils recht offensiv, ihre Stücke loszuwerden. Die Frauen stellen die Farben z. T. selber aus heimischen Pflanzen her, darunter Artischockenblätter, Zwiebeln und Nussschalen.
Übernachten/Essen Vilaeti, von Tzermiádon kommend gleich am Ortseingang. Schöne Taverne und Café im traditionellen Stil, dazu Unterkunft in mehreren stilvoll restaurierten Dorfhäusern mit Natursteinmauern und stilvoll-gemütlicher Einrichtung. Ü/F für bis zu 3 Pers. ca. 65-90 € (große Häuser für bis zu 7 Pers. 150-200 €), zwei Nächte Mindestaufenthalt. Tel. 28440-31983, www.vilaeti.gr.
Mein Tipp Dikti, zentral an der Durchgangsstraße, in der schönen Taverne von Ioannis Verigos und seinem Sohn Manolis gibt es ausgezeichnetes hausgemachtes Essen, es wird Englisch gesprochen. Tel. 28440-31255.
Ágios Geórgios
Größte Sehenswürdigkeit des ruhigen Bauerndorfs ist das Volkskundemuseum, das nur wenige Schritte von der Hauptstraße entfernt liegt, ergänzt durch ein Venizélos-Museum (→ Geschichte) gleich in der Nachbarschaft. Neueste Errungenschaft ist der Lasinthos Eco Park, dessen Hinweisschilder einen schon seit der Küste begleiten.
Volkskundemuseum: Untergebracht ist es in einem der letzten erhaltenen Dorfhäuser aus dem 19. Jh. Wegen der ständigen Türkenbedrohung hatte es keine Fenster, Licht und Luft kommen nur durch Öffnungen in der vom Ofenrauch pechschwarz gefärbten Decke. 1866 brannten die Türken das Haus nieder, man sieht im Hauptraum, dass danach einige Balken ersetzt wurden. Das Innere vermittelt einen hervorragenden Einblick in das alte kretische Dorfleben, das sich bis in die 1950er Jahre nicht wesentlich änderte.
Zunächst betritt man den Hauptraum namens Portego - Wohn-/Schlafzimmer und Küche in einem - mit Webstuhl, Steinbackofen und erhöhtem Bett auf einem Steinfundament. Dahinter schließt sich die Vorratskammer mit Viehfutter und einigen authentischen Utensilien aus Handwerk und Landwirtschaft an. Auch ein Ziegenledersack hängt an der Wand, daraus wird die „Tsamboúna“ gemacht, ein dudelsackähnliches Musikinstrument. Die großen Tonpithoi wurden zum Verwahren von Mais, Bohnen und anderen Hülsenfrüchten genutzt.
Im Raum rechts neben dem Portego ist eine alte Schmiede mit mächtigem Blasebalg untergebracht, links vor dem Portego liegt der Stall.
Neben dem alten Haus kann man auch das klassizistische Haus aus dem 19. Jh. besuchen. Dort gibt es eine Ausstellung von traditionellen Webarbeiten, Schnitzereien von lokalen Künstlern, Militaria des Zweiten Weltkrieges und historische Dokumente.
Im Volkskundemuseum
Museum Eleftherios Venizelos: Das in einem repräsentativen Bau untergebrachte Einraum-Museum ist nur wenige Meter entfernt. Es zeigt in chronologischer Folge wichtige Lebensstationen des aus Kreta stammenden Ministerpräsidenten Elefthérios Venizélos - seine Jugend, den Thérissos-Aufstand von 1905, die Tätigkeit als Ministerpräsident, Attentatsversuche, Tod und Begräbnis. Ausgestellt sind Fotografien, Zeitungsausschnitte und persönliche Erinnerungsstücke, dazu Postkarten und Briefmarken mit Venizélos' Konterfei, Karikaturen und Bücher.
Lasinthos Eco Park: Dieser „Erlebnispark“ liegt in der Nähe des Ortsausgangs nach Psichró, die meisten Tourbusse halten hier und schleusen ihre Gäste durch die Anlage. Um einen Hof gruppieren sich mehrere Häuser und eine Kapelle. Man kann einen Raum mit Webstuhl besichtigen und danach einem Holzschnitzer bei der Arbeit zusehen. Es folgt eine kleine Fotogalerie mit historischen Fotos zu Landwirtschaft und Handwerk Kretas, danach sind Utensilien zur Honigherstellung und zur Aufbereitung von Kräutern ausgestellt. Ein Keramiker produziert an der Töpferscheibe, die Stücke kann man im benachbarten Shop erwerben, außerdem Olivenöl, Kosmetik, Ikonen, Kräuter etc. Zu guter Letzt kann man noch einen Rundgang zu verschiedenen Tiergehegen unternehmen (u. a. Pferd, Pony und Ziegen).
Zum Park gehören eine große Terrassentaverne mit 800 Plätzen und eine moderne Studio-/Apartmentanlage.
Öffnungszeiten Museen, beide Mai bis Okt. tägl. 10-17 Uhr, Nov. bis März geschl., Eintritt ca. 3 € (gültig für beide Museen). Im Volkskundemuseum nach dem Schlüssel für das Venizélos-Museum fragen. Tel. 6948-501457.
Lasinthos Eco Park, tägl. 10-18.30 Uhr, Nov. bis März geschl., Eintritt ca. 5 €.
Übernachten/Essen **** Lasinthos, Studios und Apts. neben dem Lasinthos Eco Park, gut eingerichtet, schöner Blick über die Ebene, sehr ruhig, großes Restaurant. Studio ca. 40-60 €, Apt. etwas teurer, jeweils mit Frühstück. Tel. 28440-89100-8, www.lasinthos.gr.
Rea, liebevoll ausstaffiertes Lokal im Ortszentrum, darüber einfache Studios. Saubere Zimmer und üppiges Frühstück außerdem im dazugehörigen Hotel Maria, einige hundert Meter entfernt. DZ/F ca. 30-45 €. Tel. 28440-31209.
Dias, mit Familienfotos dekorierte Taverne (seit 1966) schräg gegenüber vom Rea, nette und kontaktfreudige Wirtin Niki. Tel. 28440-31207.
Psichró
Schlichtes Dörfchen mit steil ansteigenden Gassen und bröckligen Steinbehausungen, vor allem im oberen Ortsteil. Wenn abends die klimatisierten Busse der Höhlenbesucher nach Iráklion zurückgekehrt sind, bleiben nur wenige Fremde im Ort und Ruhe kehrt ein.
An der schattigen Hauptstraße mit ihren mächtigen Platanen findet man zwei tagsüber gut besuchte Tavernen, aber auch die schöne Kirche und gleich daneben die Dorfquelle. Nur wenige Meter unterhalb der Hauptstraße von Psichró beginnen die kilometerweiten Obst- und Gemüsefelder der Ebene. Auf den Feldwegen zwischen Windmühlgerüsten, Kürbissen, Apfel- und Birnbäumen lässt es sich geruhsam laufen.
Anfahrt/Verbindungen Psichró ist Endstation der Busse von Iráklion und Ágios Nikólaos.
Übernachten Chronakis Home, vollständig eingerichtetes Haus mit zwei Zimmern und Garten für bis zu 4 Pers. Zu buchen über Airbnb.
* Dionysos, einfaches Hotel mit guter Taverne in Magoulás, etwa 1 km östlich von Psichró, geführt von der netten Familie Manoussakis. Taverne mit großer Terrasse, nach hinten prächtige Aussicht auf die Lassíthi-Ebene. Sechs Zimmer mit Du/WC und Balkon, einfach und teilweise ein wenig eng (es gibt auch Dreibettzimmer), in Zimmer 5 kann man sowohl vom Balkon wie vom Bett aus fast die gesamte Ebene überblicken. DZ/F ca. 45-60 €. Tel. 28440-31672.
Essen & Trinken Platanos (Tel. 28440-31668, beim letzten Check geschl.) und Stavros (Tel. 28440-31453) liegen zentral bei den Platanen an der Hauptstraße von Psichró und sind beliebte Anlaufpunkte.
Dionysos → Übernachten.
Einige weitere Lokale, die hauptsächlich von Passagieren der Ausflugsbusse besucht werden, gruppieren sich um den Parkplatz am Fuß der Diktéon-Höhle, meist mit Panoramaterrassen und herrlichem Blick auf die gesamte Ebene.
Amalthea, Café-Bar am Beginn des Fußwegs zur Höhle, kein Panoramablick, aber gepflegte Einrichtung und nette Bedienung.
Mehrere Tavernen gibt es außerdem am Ortsausgang in Richtung Pláti. Alle haben viel Platz zum Sitzen im Freien, besitzen pittoreske Windräder und einen offenen Grill. Die Erfahrungen unserer Leser sind allerdings recht unterschiedlich ausgefallen, Empfehlung für Zeus Garden (Tel. 698-2147454).
Dionysos, nette Taverne im Nachbarort Magoulás (→ Übernachten).
Diktéon Ándron - die Höhle von Psichró
Die berühmteste Höhle Kretas und neben den Windrädern der zweite große Anziehungspunkt der Lassíthi-Ebene, denn hier wurde der mächtige Göttervater Zeus geboren.
Ganz sicher ist man sich allerdings nicht, denn eine zweite Höhle im Ída-Gebirge erhebt denselben Anspruch. So hat man das Problem salomonisch bzw. ganz im Sinne kretischer Geschäftstüchtigkeit gelöst - hier in der Díkti-Höhle ist Zeus geboren, in der Idéon-Höhle im Ída-Gebirge wurde er großgezogen.
Auf jeden Fall ist die Höhle bei Psichró die eindrucksvollere, denn wenn man in das tiefe Loch hinunterblickt (oder noch besser, aus der schwarzen Tiefe heraus!), kommt es einem durchaus wahrscheinlich vor, dass der gewaltige Zeus hier unten mit Donnergrollen, Feuer, Qualm und Gestank das Licht der Welt erblickt hat. Tatsächlich hat man in der Höhle von Psichró eine riesige Menge von Weihgeschenken und Opfergaben gefunden (heute im Arch. Museum von Iráklion und im Ashmolean Museum von Oxford), sie muss eins der wichtigsten Heiligtümer der Minoer gewesen sein.
Die Entdeckung des Zeus-Heiligtums
Kronos, der Herrscher der Welt, wird von seinem Vorgänger Uranos gewarnt: Sein Sohn wird ihn einst entthronen und die Macht an sich reißen. Der verstörte Kronos weiß sich keinen anderen Rat und verschlingt alle seine Kinder. Als seine schwangere Gattin Rhea entsetzt die Tragödie entdeckt, versteckt sie sich in einer Höhle auf Kreta und gebiert ein weiteres Kind namens Zeus. Ihrem Göttergatten Kronos gibt sie einen in Windeln gehüllten Steinbrocken zu schlucken. Zeus wird heimlich in der Idéon-Höhle im Ída-Gebirge großgezogen und reißt, wie prophezeit, die Weltherrschaft an sich. Er empfängt seinen Sohn Mínos in seiner einstigen Geburtshöhle, unterrichtet ihn neun Jahre in der Kunst des Regierens und macht ihn zum Herrscher über Kreta. Soweit der Ausschnitt aus dem Urmythos.
Aufstieg zur Höhle
3000-4000 Jahre später: Seit Jahrhunderten ist die Höhle nur den Hirten der Umgebung bekannt. Bei Unwettern übernachten sie hier manchmal und treiben ihre Herden in den Schutz der Felsen. 1866 entdeckt einer der Hirten glänzende Gegenstände in den Ritzen der Stalagmiten - minoische Opfergaben, wie sich bald herausstellt. Noch im selben Jahr untersucht der italienische Archäologe Federico Halbherr die Höhle. Er kann aber nichts ausrichten, weil die obere Hälfte fast völlig von Geröll versperrt ist. Zudem verbieten die türkischen Behörden, die damals die Insel besetzt halten, alle Ausgrabungen. 1898 ist die Insel endlich befreit und zwei Jahre später betritt D. G. Hogarth, der Direktor der Britischen Schule für Ausgrabungen in Athen, den Schauplatz. Die Pulverladungen seiner Sprengarbeiter machen „kurzen Prozess“ mit dem Geröll. Jetzt können die eigentlichen Ausgrabungen beginnen. Die kleine, obere Grotte ist schon teilweise ausgeplündert, trotzdem finden die Ausgräber noch kleine Bronzegegenstände, Messer, Armbänder, aber auch Keramik sowie eine Art Heiligtum mit gepflastertem Boden und einen Altar. Interessanter und erfolgversprechender scheint die tiefe Kluft zur Linken. Zufällig steckt ein Arbeiter seine Kerze in einen von der Decke hängenden Stalaktiten - da sieht er die Schneide eines Bronzeschwertes darin eingekeilt. Nach sofortiger Untersuchung wird sie als mykenisch (also nach-minoisch) erkannt. Jetzt wühlen die Ausgräber nicht mehr im Schlamm, sondern blicken nach oben - und entdecken in den Ritzen der herabhängenden Tropfsteine eine atemberaubende Menge von unzweifelhaft minoischen Opfergaben: Miniatur-Doppeläxte, Messer, Schmuck, Statuetten. Das innerste Heiligtum des Zeus ist entdeckt!
Doch vom geheimnisvollen Kult der minoischen Palastzeit kann man heute nur noch einen schwachen Schimmer erhaschen, wenn man auf der modernen Betontreppe den fast senkrecht abstürzenden, aber gut beleuchteten Schlund in das Innere der Erde hinuntersteigt. Die pralle Sonnenhitze lässt sofort nach, feuchte Kühle umfängt einen (ca. 13 Grad Celsius). Überall an den nassen, moosüberwachsenen Felsen quellen bizarre Stalagmiten und Stalaktiten, leider sind viele beschädigt. Im oberen Bereich der Höhle leben Fledermäuse und verschiedene Vogelarten, die Ihnen vielleicht zu Gesicht und Gehör kommen werden. Man klettert bis zum Höhlengrund hinunter, der fast das ganze Jahr über unter Wasser steht. Falls Sie einen Führer haben, wird er Ihnen sicher die verschiedenen skurrilen Felsformationen zeigen - den jungen Zeus in Windeln, seine Wiege, den Mantel des Zeus etc.
Öffnungszeiten April bis Okt. 8-20, übrige Zeit 8.30-15 Uhr. Eintritt ca. 6 €, Nicht-EU-Stud. und über 65 J. 3 €, bis 18 J. sowie EU-Stud. frei. Es herrscht Maskenpflicht, Masken kann man am Parkplatz erwerben (Stand 2020).
Weg zur Höhle Man fährt durch Psichró und anschließend zu einem hoch gelegenen Parkplatz unterhalb der in 1025 m Höhe gelegenen Höhle. Parkgebühren: Pkw 2,50 €, Motorrad 0,80 €. Weiter unten an der Straße kann man versuchen, kostenlos zu parken (allerdings Halteverbot).
Vom Platz führt neben der Taverne „Chalavro“ ein gepflasterter Serpentinenweg zur Höhle hinauf - sehr bequem zu gehen und auch für Fahrräder geeignet, zu Fuß sind es ca. 15 Min. bis zum Eingang der Höhle.
Außerdem kann man sich auch auf dem Rücken von Mauleseln gemächlich hinaufkutschieren lassen, das kostet allerdings mind. 15 € „one way“, 20 € hin und zurück.
Weiterfahrt von Psichró
Über die drei Dörfer Pláti, Ágios Charalámbos und Káto Metóchi gelangt man schnell bis Pinakianó, wo man die Ebene wieder Richtung Nordküste verlassen kann.
Essen & Trinken Good Morning Lassíthi, blumenüberrankte Taverne in Ágios Charalámbos direkt an der Straße - optisch sehr schön, das Essen wird dagegen nicht so gelobt. Tel. 698-3066487.
To Metochi, am Dorfplatz von Káto Metóchi, gute und authentische Küche, man kann man dem Koch zusehen. Tel. 2844-031654.
Kloster Vidianís (Moní Vidianís): Das letzte Ziel einer Rundfahrt um die Ebene stammt aus der Mitte des 19. Jh., wurde 1867 von den Türken zerstört, danach wieder aufgebaut. Sein Abt wurde im Zweiten Weltkrieg wegen Kollaboration mit den Alliierten von den Deutschen hingerichtet. 1968 wurde das Kloster aufgegeben.
Hinter der mit Rosen üppig garnierten Mauer sprudelt ein Brunnen. Die Kirche dahinter steht unter hohen, Schatten spendenden Zypressen, ihr Inneres ist liebevoll eingerichtet. Es gibt einen Souvenirshop mit Gewürzen, Honig und selbst gemachten Salben, eine Ikonenwerkstatt und eine kleine Ausstellung zur Olivenölherstellung.
Was haben Sie entdeckt?
Wenn Sie Ergänzungen, Verbesserungen oder Tipps zum Buch haben, lassen Sie es uns bitte wissen!
Schreiben Sie an: Eberhard Fohrer, Stichwort „Kreta“
c/o Michael Müller Verlag GmbH | Gerberei 19, D - 91054 Erlangen