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ADAM (1. Mose 3)

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Ich will ein Loblied auf die Schlange singen!

Erkenntnis hat sie gebracht,

das Wissen um Gut und um Böse.

Was wäre Adam, der Mensch,

ohne die Frucht, die sie ihm empfahl?

Wann wurde das Tier zum Menschen

im Laufe der Evolution,

wann dieser aufrechtgehende Allesfresser

zu einem Ebenbild des Höchsten?

Wann unterschied sich die Krone der Schöpfung

von allen Geschöpfen umher?

Wo ist mein Platz in der Kette des Lebens,

wo wollt ihr Adam verorten?

Ich will es euch sagen:

Nicht durch den lebendigen Odem,

den der Schöpfer mir gab -

den haben sie alle,

die andern Geschöpfe.

Gefühle kennen auch Hund und Hase,

Geräte schuf sich auch der Schimpanse,

lernen kann selbst der Regenwurm.

Zum Menschsein reicht das alles nicht.

Intelligenz ist nicht sein Vorrecht

und auch nicht die Seele,

Produkt vielleicht nur

aus Nervenzellen und -bahnen.

Was den Menschen erst menschlich macht,

was mich Adam werden ließ,

ist dieses allein:

Daß er Böses tut und weiß,

es ist böse.

Grausam sind Tiere auch,

töten und quälen andere Kreatur.

Aber daß dies böse ist,

wissen sie nicht.

Das weiß nur Adam, der Mensch.

Und er allein empfindet Freude dabei,

obwohl er es weiß -

oder auch, weil er es weiß.

Ja, ich preise dich, Gott,

daß du die Schlange erschufst,

klüger als alle Tiere des Feldes,

und, wie ich glaube,

allein zu dem Zweck geschaffen,

daß sie die Frucht uns empfahl,

gewachsen am Baum der Erkenntnis.

Du hättest uns nicht vertreiben müssen

aus deinem Garten,

denn den Baum des Lebens

begehre ich nicht.

Daß Mühsal und Schmerz unser Dasein bestimmen,

will ich gerne ertragen.

Daran reifen wir nur und wachsen.

Aber es tröstet, daß dies alles

nicht ewig dauert,

daß im Tod wir versinken

und daß Schmerzen und Mühsal enden

und auch die Bosheit ihre Zeit hat

und mit uns hinsinkt ins Grab.

Nein, dieses Leben würde uns nur

zur unerträglichen Last,

wenn es ewig währte,

wenn die Jahre verfließen

und die Bosheit sich anhäuft unendlich.

Denn wir kennen nicht nur das Böse,

wir wissen ja auch, was gut ist.

Bewußt ist uns Menschen,

uns Menschen allein,

was der Schöpfung nützt.

Wir kennen ihr Ziel,

den Plan ihres Schöpfers.

Wir kennen den Auftrag,

nach ihm zu handeln,

das Gute in Güte zu verwandeln

und die Güte des Schöpfers

zum Guten werden zu lassen

für all seine Schöpfung

durch unser Tun.

Und wir erkennen doch,

wie vergeblich das ist,

weil wir das Böse kennen und tun.

Nicht das Wissen um das Böse

ist unser Verhängnis,

sondern zu wissen,

was gut ist,

bringt uns Verzweiflung,

macht uns die Freiheit zur Last,

zerstört uns das Leben.

Darum ist es Gnade,

daß wir nicht ewig sind,

sondern sterblich.

Ewig zu leben

angesichts des Guten,

das uns nirgends gelingt,

wäre eine Strafe,

nicht zu ertragen.

Darum preise ich auch den Tod,

Gottes gnädige Gabe

für alle Geschöpfe,

auch für mich,

Adam, den Menschen,

denn er erlöst uns

von aller Erkenntnis,

die uns Freiheit schenkte

und zugleich auch versklavte.

Im Tod ist Vergessen,

ist die Rückkehr zur Erde,

aus der wir genommen,

ist auch Rückkehr zur Unschuld,

wie sie war einst am Anfang.

Doch das Leben dazwischen -

was wäre es ohne das Wissen,

was gut ist, was böse?

Nicht menschlich würde ich es nennen,

nur kreatürlicher Traum,

nur tierisches Dasein.

Allein die Erkenntnis -

ob geraubt im Frevel

oder geschenkt durch die Schlange

im Auftrag des Schöpfers -

allein die Erkenntnis

machte Adam zum Menschen,

zum Ebenbild Gottes,

ein wenig niedriger nur

als seine gewaltigen Engel.

Gegen den Strich - was so noch nicht geschrieben steht

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