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EVA (1. Mose 2+3; 1.Timotheus 2, 12-15)

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Warum schiebt ihr nur mir alle Schuld zu,

macht nur mich zur Urheberin

von Verdammnis und Sünde?

Was habe ich denn getan?

Und was haben die andern getan -

die Schlange und Adam, der Mann,

und - ja, auch ER, der lebensspendende Schöpfer?

Ich will mich nicht entschuldigen, nein,

ich stehe dazu, was ich tat.

Aber ich fordere Gerechtigkeit ein

für das Weib und das Weibliche.

Allein schon dieses merkwürdige Bild

von der Frau aus der Rippe des Mannes!

Daß es bloß Fantasie ist,

das wißt ihr modernen Menschen seit langem.

Aber was soll sie bedeuten?

Macht sie die Frau zum bloßen Produkt

aus männlichem Sein?

Setzt sie die Rangfolge fest,

die der Frau auf ewig die zweite,

die nachgeordnete Stellung nur zuspricht?

Oder steckt eine andre Absicht dahinter?

Warum denn braucht Adam mich,

die andre und doch die gleiche?

Weil er einsam ist, ja mehr:

weil er hilflos ist alleine.

Und das in jeder Beziehung:

Es mangelt ihm an der Partnerschaft,

denn er braucht das Gespräch.

Reden kann er auch mit den Tieren,

die Gott ihm anbot als seine Gefährten,

und sie antworten auch auf ihre Weise.

Aber sie führen seine Gedanken nicht fort,

sie setzen ihm nichts entgegen,

an dem er sich reiben könnte,

womit er sich auseinandersetzen müßte.

Denn es ist der Widerspruch,

der das Denken erst denkbar macht,

es ist, so wird ein Späterer es einmal sagen,

allein die Antithese, die erst die Synthese schafft:

das Weiterführende, Neue, die höhere Erkenntnis.

Daß Mann und Frau streiten, ist also nichts Böses,

ist keine Niedertracht von diesem und jener,

kein Aufgebot von Verachtung und Haß -

es ist das Zusammenspiel zweier Welten,

die erst im Einswerden Fortschritt erbringen.

Aber auch sonst ist der Mensch hilflos,

wenn er für sich ist:

Adams Kraft allein mag den Acker bezwingen,

die Herde bewachen vor Feinden und Raubzeug.

Aber die Kräfte der Kräuter erkennt er nicht,

die heilende Hand, das tröstende Wort -

sie sind ihm meistens verschlossen.

Doch nur wo sich beides vereint,

wird das Leben in Fülle ermöglicht.

Ich will nicht das eine dem Manne zuordnen

und das andre dem Weibe -

auch Eva kann pflügen und jagen,

kann Häuser bauen und Mauern errichten,

und auch Adam mag lernen,

welch geheime Kräfte diese Welt ihm bereithält.

Das Zusammenspiel ist es auch hier,

das das Leben erst lebenswert macht.

Und - das Zusammenspiel ihrer Körper,

der Drang, sich zu lieben,

das Verschmelzen von Same und Ei -

das erst macht das Leben zum Leben.

Nein, hilflos wäre Adam, der Mensch,

ohne die andre - Eva, das Leben.

So sind wir geschaffen, beide, einander zu helfen,

zusammen nur können wir menschlich erst sein.

Und so haben wir beide, jeder in freier Entscheidung,

die Frucht gegessen von jenem Wunderbaum,

der im Garten Gottes stand.

Warum haben sie allein mir die Schuld zugeschoben,

die Priester und Theologen, all diese Männer,

die glaubten, das Geheimnis zu wissen?

Ich will es euch sagen:

Ich war die erste, die aß.

Ich war es allein, die diese Entscheidung traf,

die den Baum mit anderen Augen ansah,

die Früchte prüfte, ihre Qualität bestimmte,

ihre Schönheit erkannte.

Erst weil ich so entschied,

nahm auch Adam Teil am Geschehen.

Können Männer das nicht ertragen,

daß die Frau voranging, urteilte, wählte,

daß sie allein etwas Neues begann?

Es ist ihr Stolz, den das verletzte,

ihre Eitelkeit, die das verbot.

Darum mußte es falsch sein und Sünde, was Eva tat.

Darum war sie auf ewig schuldig,

weil ein Experiment nicht gelang,

das doch beide wollten.

Nur so blieb der Mann Gott näher, war weniger sündig,

war Mitläufer nur, nie der eigentlich Böse.

Das sollte allein meine Rolle sein - die große Sünderin,

die Verführerin, die den andern hineinzog ins Elend,

die ihn trennte von Gott.

Ja, ich hab es getan,

habe die Frucht gepflückt und gegessen.

Aber ich - ich tat es bewußt,

ich habe - der Schlange sei Dank -

die Konsequenzen gekannt, bedacht und geprüft.

Und ich habe entschieden, das Wagnis zu wagen.

Der Mann aber aß nur, weil ich es ihm gab,

gehorsam und willig und ohne zu denken.

Mit Gott will ich streiten,

ob es unrecht war oder nicht,

ob Vertrauen wichtiger war als Erkennnen,

ob Gehorsam sich für die Menschheit gehörte.

Nur ihm will ich mich beugen,

wenn er mein Tun verdammt.

Aber das Urteil der Männer ist wertlos, ist feige.

Warum hat Adam nicht Nein gesagt,

wo ich ihm die Wahl ließ?

Warum hat er nicht verzichtet,

wo ich mir nahm, was ich wollte?

Warum hat er nur nachgeäfft,

statt selbst zu entscheiden?

Nein - seine Rolle war kläglich

in diesem Spiel um die Macht.

Und das wissen die Männer!

Darum will ich stolz sein auf meine Rolle.

Eva war ich - die erste,

die selbstbewußt war und entschied,

auch wenn es falsch war nach göttlichem Urteil,

und als Mirjam empfing ich das Heil,

um diese Welt wieder zu heilen.

Und auch da - so jedenfalls

behaupten es ja diese Männer,

tat ich es allein, ohne sie - ohne Josef,

den Adam von damals.

Nur der Geist Gottes war mit mir,

so wie er einst schwebte über der Urflut.

Denn ich bin Leben, und in Gottes Auftrag

schenke ich Leben den Männern, den Frauen.

Adam aber ist Erde, und das ist schon alles.

Darum auch will ich nicht schweigen in der Gemeinde,

will ich aufstehn und lehren.

Denn Adam ist gleichfalls der Verführung erlegen,

ist nicht besser als Eva,

ist nicht als erster gemacht,

sondern ist nichts ohne mich.

Nur da, wo wir gemeinsam reden und handeln,

redet und handelt der Mensch,

sind wir Geschöpfe nach göttlichem Willen,

männlich und weiblich

und beide nach seinem Bilde.

Gegen den Strich - was so noch nicht geschrieben steht

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