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Cremor wurde der irischen Brigade zugeteilt, in der sich hauptsächlich Iren, aber auch Schotten tummelten. Er bezog eine Militärbaracke, die aus einem Behandlungsraum und einem Schlafsaal für die Kranken bestand. Er behandelte kleine Blessuren, Blasen an den Füßen der Soldaten oder Sonnenstiche, und er langweilte sich. Um seine medizinischen Fähigkeiten zu üben, hätte er sich eine herausfordernde Schlacht oder mindestens ein Scharmützel gewünscht. Aber Frankreich befand sich in einer Phase des Friedens.

Als Feldarzt hatte er zwar keinen offiziellen Rang, galt aber als einem Hauptmann gleichgestellt, trug die rote Uniform mit gelben Einfassungen und hatte Zugang zur Offiziersmesse. Bald lernte Cremor die übrigen Offiziere kennen. Allen gemeinsam war, dass sie gegen England und für die Unabhängigkeit von Irland und Schottland eintraten, und alle waren katholisch.

Obwohl die irische Brigade in die französische Armee eingegliedert war, zählte sie zur Exilarmee des Anwärters auf den englischen und schottischen Thron, Prinz James Francis Stuart, der sich samt Hofstaat in Rom aufhielt. Dort genoss er das Wohlwollen des Papstes, Benedict XIV.

Die Offiziere langweilten sich ebenfalls und vertrieben sich die Zeit mit Karten- und Würfelspielen, Fechtübungen und nicht selten mit Trinkgelagen. Dabei störte sie die Kritik des Feldgeistlichen wenig, denn der hielt sich zwar vom Kartenspiel und vom Fechten fern, war aber bei den anderen Anlässen ein umso eifrigerer Teilnehmer.

Der Kommandant tauchte nur selten auf. Pflichtsprache war Irisch, was für die gälisch sprechenden Schotten kein Problem war.

Die Unteroffiziere erhielten abends den Tagesbefehl für den nächsten Tag, der vorwiegend exerzieren und Märsche mit den Truppen beinhaltete. Ein Tagesoffizier hatte die einzelnen Gruppen zu inspizieren und die Wachen zu kontrollieren. Meistens wurde der Verlierer des Kartenspiels dazu verdonnert, und einer der häufig verlor — und manchmal mit Absicht – war Humphredus, der jüngste Leutnant.

Humphredus hatte eine Vorliebe für bunte und reich verzierte Uniformen. Diese kosteten ihn den Hauptteil seines Soldes, denn Humphredus war übergroß und dünn wie eine Fahnenstange, und seine Schneider labten sich an ihm. Im Drill seiner Soldaten war er unnachgiebig. Cremor fühlte sich von ihm angezogen, weil er ihm so gegensätzlich zu sich selbst erschien. Humphredus kam ihm einsam vor. Bald hatte er sich mit ihm angefreundet, nannte ihn Humph und begleitete ihn auf den Inspektionsrunden.

Humphredus ließ sich jeweils vom Unteroffizier die Übungen zeigen, deren Hauptaugenmerk auf dem Kampf gegen die Kavallerie lag. Die Soldaten verfügten über Streitäxte mit langen Stielen, die sie entweder im Boden verankerten, um Pferde zu stoppen, oder mit denen sie zustießen, um die Reiter von den Pferden zu reißen. Auch mussten sie in Linie mit wildem Geschrei auf einen Gegner einstürmen, der so imaginär war wie die Pferde. Eine andere Gruppe wurde mit Aufstellungen zum Gefecht gedrillt. Auf das Signal eines Trommlers formierten sie sich in Linien hintereinander oder in Blöcken. Humph konnte ziemlich ungehalten werden, wenn ihm etwas nicht passte, und seine Stimme schallte dann umso lauter über das Feld, bis sie jeden erreichte und auf seinen Platz wies.

Cremor fiel auf, dass sie wenig Zeit darauf verwendeten, den Einsatz des Säbels zu üben, von denen doch jeder Soldat einen trug: „Warum macht ihr keine Fechtübungen?“

„Sie üben es nicht, weil auch ihre Führer es schlecht beherrschen.“

„Also, Humph, was hältst du davon, wenn wir zuerst die Leutnants ausbilden? Dir selbst würde es übrigens auch nicht schaden.“

Humph hatte nichts dagegen und den anderen Offizieren war es durchaus recht, wenn Cremor die niederen Dienstgrade schulte.

Cremor hatte sein Ziel erreicht, er war Fechtlehrer geworden.

Seine Schüler lernten rasch und machten große Augen, als er ihnen erklärte, wo ihre Hiebe und Stiche beim Gegner den größten Schaden anrichten konnten und warum. Auf einem Feld hatte er eine Linie von fünfzig Strohpuppen aufrichten lassen, an denen sie üben konnten. Anfangs schlugen sie einfach drauflos, doch bald lernten sie, ihre Aktionen zielgerichtet und aggressiv durchzuführen.

Mittlerweile hatten sich seine Fähigkeiten herumgesprochen. Etliche Einheiten der Armee sandten ihre Kaderleute zu ihm, auch höhere Offiziere, und bald administrierte er eine formelle Fechtschule. Die Verbindung der Fechtkunst mit seinen Kenntnissen der menschlichen Anatomie war für alle neu. Dankbar erinnerte sich Cremor an den Fleischer in seinem Heimatdorf und seine Zeit als Assistent an der Universität Aberdeen.

Die Frauen von Schloss Blackhill

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